Praxis
Sound/Bedienung:
Für die folgenden Audiofiles verwende ich unterschiedliche Gitarren und diverse Röhrenverstärker, die ich direkt über die OX Amp Top Box laufen lasse und klanglich nicht weiter bearbeite. Ich nutze die beiden Line Outs auf der Rückseite und gehe damit direkt in einen AVID HD i/o Wandler in mein Pro-Tools-System.
Da beim Wechsel von einem Rig zum anderen eine leichte Verzögerung auftritt, ist der Live-Einsatz bedingt zu empfehlen. Ich bin aber sehr gespannt, was Universal Audio in den nächsten Updates an Optimierungen vornimmt, denn immerhin findet man an der Rückseite Fußschalter und USB-Anschlüsse, die ebenfalls noch freigeschaltet werden müssen.
Ich werde ausgesuchte Konstellationen aufnehmen und versuche so, die klangliche Bandbreite abzudecken.
Los geht es mit einem Marshall JTM 45 HW und meiner Fender Nocaster aus dem Custom Shop. Dabei verändere ich die Position des Volume-Reglers der Gitarre. Zuerst ist eine 4×12″ Box von einem 421 und einem Ribbon 160 abgenommen zu hören. Als Raummikro verwende ich ein Ribbon 160.
Es fällt direkt die räumliche Abbildung des Signals auf, dabei reagiert die OX Box ausgesprochen sensibel auf die Position des Volume-Reglers der Gitarre und die Spieldynamik.
Heraus kommt der bekannt bissige Sound der Amp-/Box-/Gitarren-Kombination.
Es folgt ein Beispiel mit einer 2×12″ (Vox) Box, die von einem Ribbon 160, Condenser 67 und Condenser 67 im Raum abgenommen wird.
Beide Aufnahmen wurden mit demselben Amp und derselben Gitarre aufgenommen, unterschiedlicher könnten die Sounds aber kaum ausfallen. Das zeigt wieder einmal, wie elementar wichtig die Box bzw. der verwendete Speaker im Gesamtsound ist.
Als nächstes kommt ein Marshall JCM 800 Silver Jubilee zum Einsatz. Als Gitarre verwende ich eine Gibson Les Paul. Wieder kommt die 4×12″ Box mit Greenbacks zum Einsatz. Ein dynamisches 421 und ein Ribbon 160 an den Speakern und ein Ribbon 160 im Raum sorgen für die Abnahme.
Hier lässt sich sehr schön heraushören, wie knackig und bissig der Amp ans Werk geht. Das Klangbild ist frisch und gibt den Amp so wieder, wie ich ihn kenne.
Und nun die klassische Kombination aus JCM 800 und einer 4×12″ Box mit Creamback 75 Watt Speakern. Als Mikros kommen hier ein C414, ein Ribbon 121 und ein Stereo Condenser für den Raum zum Einsatz.
Der typisch nasale und in den oberen Mitten fokussierte Sound wird sehr schön dargestellt. Man beachte die Attacks, die dem Ton eine schöne Definition verleihen.
Mit dem jetzt angeschlossenen 50 Watt Fender Bassmann geht es nun in die amerikanische Klangwelt. Für das folgende Beispiel kommen passenderweise eine 4×10″ Bassman, ein C414, ein Condenser 67 und für den Raum ein Stereo Condenser zum Einsatz. Wieder ist die Tele zu hören.
Für dich ausgesucht
Da ich den Amp recht weit aufgerissen habe, beginnt er ganz wunderbar zu zerren und verleiht dem Sound eine gewisse Portion Schmutz. Auch hier fällt die Übertragung der Attacks positiv auf.
Weiter geht es mit einem Fender Blues Deluxe Combo. Hier habe ich eine 1×12″ Box angewählt, in der ein Jensen Speaker seinen Dienst verrichtet. Als Mikros gibt es ein MD421, ein Condenser 67 und für den Raum ebenfalls ein Condenser 67.
Die Box überträgt den glasklaren Sound des cleanen Kanals sehr authentisch und gibt selbst feinste Nuancen wieder.
Wie der Amp mit einer 4×10″ Bassmann Box klingt, kann man im nächsten Beispiel hören. Dabei sorgen ein C414, ein Condenser 67 und ein Stereo Condenser im Raum für die Abnahme.
Die offenen Höhen des Amps werden auch hier deutlich übertragen, sogar ein bißchen mehr als im Beispiel zuvor. Dabei kommt der Klang direkt und mit Punch aus meinen Studiomonitoren.
So weit die “klassischen” Amps.
Die folgenden Beispiele nehme ich mit “moderneren” Amps auf, die oft in aktuellen Rock-und Metal-Produktionen zu hören sind.
Beginnen möchte ich mit einem EVH 5150 und einer Music Man Reflex in Standardstimmung.
Als Speaker verwende ich eine 4×12″ Box mit 75 Watt Speakern und einem deutlichen Raumanteil. Mikros: Ribbon 160, Condenser 67 und ein Stereo Condenser im Raum.
Das zweite Beispiel dann mit verringertem Raumanteil.
Gerade bei Crunch und höheren Gain-Settings trennt sich nach meiner Erfahrung die Spreu vom Weizen und zeigt eventuelle Schwächen in Sachen Dynamik und Sound deutlich auf. Aber auch diese Disziplin meistert die OX Box mit Bravour! Es ist wirklich sehr beeindruckend, wie natürlich sich der Sound darstellt und dank des Raummikrofons feinfühlig an die persönlichen Belange anpassen lässt.
Und nun dasselbe Setup, jetzt aber mit einer Cyan Hellcaster Bariton.
Auch mit tieferen Stimmungen lässt sich die OX Box nicht aus der Ruhe bringen und liefert überzeugende Resultate. Der Sound ist knackig, frisch und mächtig. Beeindruckend!
Soweit die Boxen-Simulationen.
Im nächsten Abschnitt schaue ich mir die Onboard Effekte einmal genauer an, wozu ich meinen Marshall JVM 410 in Kombination mit einer Tom Anderson Drop Top verwende. Beginnen möchte ich mit dem EQ, den ich im zweiten Durchgang aktiviere und die 400 Hz, 1kHz und 7KHz ordentlich reinschiebe.
Sehr schön, wie der EQ den Grundsound beibehält und seinen Stempel nicht zu dick aufträgt. Somit fällt er in die Kategorie “unauffällig, aber effektiv”.
Als nächstes kommt der 1176 Kompressor dran. Wieder erst ohne, dann mit dem Studio-Klassiker.
Es dürfte sicherlich niemanden verwundern, dass diese Universal-Audio-Emulation des 1176 ganz hervorragend klingt. Der Kompressor verdichtet das Signal und verleiht ihm eine ganz persönliche Note, die man von unzähligen Albumproduktionen der letzten Jahrzehnte kennt.
Weiter geht es mit der Delay-Abteilung. Hier sind eine ganze Reihe unterschiedlicher Delay- und Modulationseffekte möglich, die ich in den nächsten Beispielen anspielen werde.
Los geht es mit den unterschiedlichen Delays.
Hier das Dual Delay:
Es folgt ein Beispiel mit dem XOVR Delay samt einer leichten Modulation:
Als nächstes kommt ein Ping-Pong-Delay, ebenfalls mit leichter Modulation:
Es sind aber auch abgefahrene Delay-Effekte möglich:
Die Delays erfüllen ihre Aufgaben sehr gut und zeigen sich direkt und schnörkellos.
Mit Delays lassen sich bekanntlich aber auch Modulationseffekte realisieren, die ich im Folgenden kurz anspielen möchte.
Hier eine kleine Auswahl:
Auch hier kommen authentische und sehr gut klingende Effekte in Studioqualität zustande mit jeder Menge Einstellmöglichkeiten.
Hier einige Beispiele mit dem Plate Reverb:
Das Plate Reverb gefällt mir ausgesprochen gut, denn es besitzt eine wirklich tolle räumliche Tiefe, die man nur von hochwertiger Soft- und Hardware kennt. Dabei zeigt es sich dicht in der Wolke, trotzdem nie vordergründig, und es umschmeichelt das Gitarrensignal.
Und als letztes Beispiel nehme ich einen Crunchsound mit Reverb und Delay auf.
Die Software lädt zum Experimentieren oder einfach nur Durchschalten der voreingestellten Presets ein und ich muss zugeben, dass ich in keinem Moment das Gefühl hatte, nicht über eine abgenommene Box zu spielen. Die Onboard-Effekte bieten eine riesige Auswahl unterschiedlichster Effektsounds, die allesamt ausgesprochen hochwertig klingen. Universal Audio hat in der Tat nicht zu viel versprochen, es werden wirklich Gitarrensounds in Studioqualität geboten.
Musell sagt:
#1 - 25.03.2022 um 09:29 Uhr
Hallo liebes Bonedo Team, vielen lieben Dank für den tollen Artikel! Als Windows 10 User möchte ich ergänzen, dass mit der aktuellen Firmware die Anbindung via WLan an mein Notebook ohne Probleme funktionierte. Und ja, alle meine AMPS, Gladius, Mesa Boogie, H&K etc. liefern einen rauschfreien Studio Sound. Für mich, ist der OX perfekt für jede Produktion und alternativlos! Man hört die Engel im Wohnzimmer.