Universal Audios neues Limiter Plug-In basiert auf dem begehrten Hardwaregerät Chandler Limited Zener Limiter, welcher 2006 anlässlich des 75. Geburtstages der Abbey Road Studios auf dem Markt erschien. Die Hardware-Variante unseres Testobjekts vereint das technische Know-how, welches seit den Sechzigerjahren in diversen Konsolen und Limitern der Abbey Road Studios zum Einsatz kam, mit den flexibleren Einstellmöglichkeiten der Neuzeit.
Im Vergleich zum „echten“ Zener Limiter (UVP: 6425 Euro!) ist das Plug-In für Nutzer von UAD-2-Hardware deutlich erschwinglicher. Aber kann die Emulation aber auch vom Klang her überzeugen?
Details und Praxis
Bekannte Collabo
Wie beim bereits getesteten UAD Chandler Limited Curve Bender handelt es sich auch beim Zener Limiter um eine Kooperation mit dem schwedischen Plug-In Hersteller Softube. Die Unterschiede zwischen Soft- und Hardware-Variante beschränken sich in diesem Fall auf die getrennte Bearbeitungsmöglichkeit des Mitten- und Seitensignals beim Plug-In, welche beim realen Vorbild nicht direkt verfügbar ist. Was gibt es sonst zu berichten?
Parameter
In der folgenden Abbildung (linker Kanal / rechter Kanal identisch) sehen wir die weitgehend selbsterklärenden Parameter des UAD Zener Limiter.
Jeder Kanal kann in den Modi Limit oder THD betrieben werden. Letzterer nimmt den Limiter/Kompressor aus dem Signalweg und sorgt für eine per Input-Regler fein dosierbare, harmonische Verzerrung. Der Input Gain-Umschalter emuliert die beiden Eingangsstufen des RS 168 Zener Limiter von 1968 (high: +12 dB / 300 Ohm) und der EMI TG 123456 Konsole (1200 Ohm).
Ist „Limit“ als Kanal-Modus eingestellt, hat man die Wahl zwischen drei unterschiedlichen Arten der Kompression: Comp 1, Comp 2 und Limit. Comp 1 hat eine feste Ratio von 2:1 mit etwas trägeren Regelzeiten. Im Limiter-Modus sind diese den schnellern Regelzeiten des Fairchild 660 nachempfunden. Mit schnellem Regelverhalten und einer Ratio von 2:1 bildet Comp 2 genau die Schnittmenge aus Comp 1 und Limit.
GUI
Wie auch beim Curve Bender profitiert die Bedienoberfläche des Plug-Ins von der übersichtlich gestalteten Hardware. Aufgrund des großzügig bemessenen Plug-In-Fensters sind alle Bedienelemente komfortabel und präzise bedienbar. Absolut top ist die Koppelung von Input und Output bei gedrückter Shift Taste, welche die objektive Beurteilung bei pegelabhängigen Eingriffen enorm erleichtert. Die Metering-Anzeige visualisiert wie bei der Hardware-Variante lediglich die Gain Reduction, sodass Ein- und Ausgangspegel rein nach Gehör und mit im Signalfluss folgenden Anzeigen angepasst werden müssen.
Klang
Der Sound des UAD Zener Limiter ist durchweg edel und ermöglicht aufgrund seiner umfangreichen Möglichkeiten vielfältige Spielarten der Dynamikbearbeitung in Einzelspuren, Bussen und auch auf der Stereosumme. Von unauffälliger Verdichtung bis hin zum knackigen Limiting ist eigentlich alles möglich und sehr gut dosierbar. Auch in beherzten Einstellungen agiert er noch musikalisch und etwas weniger plakativ oder färbend als manch anderer (Vintage-)Vertreter dieser Gerätegattung. Wer auf Einzelspuren wie Gesang den Wunsch nach intensiverer Klangfärbung hat, der kann sich einer beim Hardwaregerät etablierten Vorgehensweise bedienen und im Dual Mono Modus einen Kanal zur Kompression und den verbleibenden zum Hinzufügen harmonischer Verzerrungen nutzen. In der Software-Variante muss man hierzu zwei Plug-In-Instanzen öffnen, was aber kein großes Problem darstellt: Im Gegensatz zu vielen anderen UAD-Plug-Ins fordert der Zener Limiter in seiner Mono-Variante deutlich weniger Resourcen als in Stereo, wodurch dieses Vorgehen keine nennenswerten Nachteile bezüglich der DSP-Auslastung mit sich bringt und positiv zu bewerten ist. Genug der langen Vorrede, wie klingt er denn nun?
Im ersten Audiobeispiel hören wir den Zener Limiter auf einem Drum Bus im Limiter Mode und einer Side Chain Frequenz von 150 Hz, mit dem Ziel einen übermäßigen Pump-Effekt bei Schlägen der Bassdrum zu verhindern.
Nun hören wir eine dezente Parallelkompression auf programmierten Sample Drums, die dem fiesen 80er-Beat quasi das Sahnehäubchen aufsetzt:
Im nächsten Audiobeispiel habe ich auf einem Instrumental den THD-Modus zum „Sättigen“ verwendet. Außerdem habe ich das Seitensignal etwas angehoben:
Eine noch kreativere Verwendung des Mid/Side Processing hören wir im folgenden Beispiel:
Im Vergleich zum unbearbeiteten Signal (Bypass) bleibt sowohl bei der Hard- als auch der Software ein großer Wow-Effekt aus- trotz THD. Das spricht für den Zener Limiter, denn eine effektive Kompression hat stattgefunden, ohne dass plakative Klangveränderungen stattfinden. Den etwas mutwilligeren THD-Kreativeinsatz (Eingangspegel auf Anschlag) hören wir im folgenden Audiobeispiel, das mit dem Plug-In erzeugt wurde.
Fazit
Sowohl in der Hardware-Version als auch als UAD Plug-In ist der Chandler Zener Limiter ein äußerst flexibles und fein dosierbares Profiwerkzeug. Der Sound, die vorbildliche Bedienbarkeit und das, ausschließlich in der Software-Variante vorhandene Mid/Side Processing machen den UAD Chandler Limited Zener Limiter zur einer ganz klaren Empfehlung für Tonschaffende!
PRO- edler Klangcharakter
- vielseitig einsetzbar
- In- und Output per Shift-Taste verlinkbar
- flexible Side Chain Frequenzen
- M/S-Bearbeitung
- übersichtliche Bedienung
- kein Wet-/Dry-Regler für Parallelkompression (auch nicht bei der Hardware)
- Wahlweise Stereo (link), Dual Mono oder M/S-Bearbeitung
- drei Kompressor-Modi (Comp1, Comp2, Limit)
- THD Modus
- Side Chain Kompression (30 / 50 / 90 / 150 / 300 Hz)
- Attack (11 Settings)
- Release (21 Settings)
- EUR 299,- (UVP)
- edler Klangcharakter
- vielseitig einsetzbar
- In- und Output per Shift-Taste verlinkbar
- flexible Side Chain Frequenzen
- M/S-Bearbeitung
- übersichtliche Bedienung
- kein Wet-/Dry-Regler für Parallelkompression (auch nicht bei der Hardware)