ANZEIGE

Universal Audio UAD-2 Satellite TB Octo und Quad Test

Praxis

Die Installation inklusive Download klappte hervorragend einfach, man muss sich eben nur zwangsweise auf der englischsprachigen UA-Website registrieren. Logisch, denn nur hier kann man weitere PlugIns hinzukaufen.

Eine Abwahl von einzelnen PlugIns ist nicht möglich, sodass man sich immer die vollen 1,6 GB auf die Platte schaufeln muss.

Grundsätzlich finde ich es schön gelöst, dass man alle PlugIns jeweils einmal für bis zu 14 Tage testen kann. Allerdings finde ich den „gratis Zeitraum“ auch ein wenig knausrig bemessen – ein Monat würde dem amerikanischen Kapitalismus sicherlich nicht schaden. Selbst eine absolute Nutzungsdauer wäre für mich denkbar gewesen und hätte sicherlich das Vertrauen des Herstellers in die Qualität der eigenen PlugIns unterstrichen. Nicht jeder Anwender ist so „professionell“ oder hat die Zeit, ein PlugIn in zwei Wochen am Stück zu testen. Man sollte sich also Zeit lassen und in Geduld üben sowie am besten die Demo-PlugIns nur nacheinander freischalten. Hier nun aber endlich Audio-Beispiele der ersten, mitgelieferten PlugIns:

Audio Samples
0:00
Bass – Dry Bass – 1176 und LA-2A Western – Dry Western – UA601 Preamp und EQ + EMT140

Das mitgelieferte „Analog Classics Plus PlugIn Bundle“ ist zwar schon etwas in die Tage gekommen, aber dennoch okay. Es bietet für die klassische Musikproduktion alle notwendigen Tools und hinterlässt damit einen stimmigen Gesamteindruck, der keineswegs lieblos „zusammengewürfelt“ wurde. Ganz im Gegenteil: Der 1176 beispielsweise ist DER (FET-) Kompressor schlechthin, und es gibt Meinungen, die beziffern den Wert eines Studios nur nach der Anzahl an verfügbaren 1176-Kompressoren. Vor allem auf Gitarren, Vocals, Snares, Kicks und Bass angewandt, sorgt er seit 1968 für den nötigen Rotz, von dem nun vor allem Computerproduktionen profitieren können. Der LA-2A Opto-Kompressor hingegen ist aufgrund seines musikalischen Regelverhaltens einer DER Vocal-Kompressoren schlechthin. Und um die Superlative perfekt zu machen, bilden ein 1176 und ein LA-2A zusammen wiederum DIE Vocal-Super-Chain. Beide Geräte gibt es übrigens auch als Hardware-Reissue von Universal Audio und wurden wie auch die vielen anderen UAD2-PlugIns bereits von meinem Kollegen Hannes Bieger ausgiebig getestet, sodass ich an dieser Stelle gern auf seine detaillierteren Testberichte verweisen möchte. 
Geht man noch mal gute 20 Jahre zurück, findet man den Über-Röhrenboliden Fairchild 670 vor, ein „Vari-Mu“ Kompressor, dessen 14 Transformatoren und 20 Röhren auf 6 HE heutzutage vor allem für unglaubliches Prestige sorgen und deshalb Preise aufrufen, die jenseits von Gut und Böse sind. Selbst die Wurzeln des passiven Pultec Programm EQs – der erst vor kurzem wieder neu aufgelegt wurde und dessen Mono-Variante mal eben 6000 Euro kostet – reichen bis in die 1950er Jahre zurück. Auch diese PlugIns hat bereits mein Kollege Hannes Bieger untersucht, ihr findet die Tests, wenn ihr entsprechend auf die roten Links klickt. 
Hinzukommt der ziemlich coole UA Precission Enhancer Hz zur Subbass-Generierung, der hilfreiche UA 610-B Preamp und EQ sowie der komplexe CS-1 Precision Channel und der RealVerb Pro, welche mir zwar ein paar Audiobeispiele, aber nicht unbedingt mehr Text wert waren. Im Großen und Ganzen kann man den üppigen Preis der UAD-Hardware also schon fast mit dem mitgelieferten Bundle rechtfertigen, richtig interessant wird es allerdings erst bei den vielen weiteren, exklusiven und aufpreispflichtigen Emulationen. Diese hier alle vorzustellen, würde allerdings den Rahmen bei Weitem sprengen. 

Audio Samples
0:00
N-Drums – Dry N-Drums – Precision Enhance E-Drums – Dry E-Drums – Precision Enhance E-Drums – CS1 EQ und Heavy Comp.

Ich habe es mir trotzdem nicht nehmen lassen, ein paar besondere Kandidaten herauszupicken, die ich für besonders gelungen halte und deshalb im Folgenden gerne, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, präsentieren möchte. Den Anfang mach dabei der Manley Massive Passive, welchen ich in der Mastering-Version sogar als Original besitze. Vorab allerdings noch etwas Geschichte. Der Manley Vari-Mu, selbst ein Klassiker für sich, basiert auf dem Fairchild 670, der Manley Massive Passive wiederum auf dem Pultec EQ, wie grundsätzlich auch der Tube-Tech PE-1C. Und um die Geschichtsstunde vollständig abzuschließen: Der Tube-Tech CL1B basiert wiederum auch auf dem LA2A, ist allerdings nicht für UAD2 verfügbar.

Audio Samples
0:00
UAD Massive Passive Mastering Manley Massive Passive Mastering UAD mit Kabeln und RME ADI-8 DS Wandler Original File ohne EQ und Wandler

Na wenn das mal nicht ziemlich gleich und doch komplett anders klingt! Der Massive Passive ist wirklich ein sehr musikalischer EQ und lässt sich dementsprechend wirklich einfach nutzen, sprich bedienen, um einzelne Instrumente anstatt „Frequenzen“ nach vorne oder hinten holen zu können.
Beim vorliegendem Beispiel habe ich übrigens nicht versucht, besonders schön zu EQen, sondern etwas drastischere, vergleichbare Einstellungen zu finden, damit man Unterschiede zwischen den verschiedenen Varianten besser heraushören kann, wobei ich alle Gerätschaften weitestgehend gleich einzustellen versuchte, insofern es denn möglich war. Ich würde nicht soweit gehen, zu sagen, dass eine Variante besser oder schlechter ist, dennoch hat „das Original“ das bessere Sustain-Verhalten im Bass und auch die cremigsten Höhen, was man vor allem wunderbar an der Snare hören kann – allerdings kann dies in einem Mix auch schnell zu „old school“ wirken! Die UAD-Variante hingegen klingt „moderner“ und durch die fehlenden, echten Übertrager auch etwas schneller, jedoch auch nicht ganz so breit und “dreidimensional”. Weiterhin klingt der ziemlich kurze Loop dank der “echten Kiste” auch weniger “statisch”. Um den Einfluss von meinen Kabeln und dem RME-Wandlern einschätzen bzw. ausschließen zu können, hab ich die digitale Varianten zusätzlich auch noch mal durch meinen ausgeschalteten Manley geroutet.

Fotostrecke: 2 Bilder Dieser Manley kostet pro Stereo-Instanz 5199 EUR …

Hinzufügen sollte man auch noch, dass die Emulation von digitalen Effekten naturgemäß am besten gelingt bzw. dass das komplexe elektro-magnetische Verhalten eines Übertragers eher relativ schwer zu emulieren ist und dies auch in Zukunft so sein wird. Zumal all die „besonders dicken, analogen Gerätschaften“ in UAD2 für meinen Geschmack eh etwas zu viel Ressourcen fressen, sodass ich persönlich die Plattform vor allem wegen der vielen, originalgetreuen, wunderschönen Delays und Reverbs, wie dem EMT 140 Plate-, Roland RE-210 Tape- und Lexicon 224 Digital-Reverb, schätze. Und da das AMS RMX16 Digital Reverb gänzlich neu ist, hören wir uns das einmal stellvertretend an.

Beispieleinstellungen für die verwendeten Vocals
Audio Samples
0:00
Nylon – Dry Nylon – 1176/LA2A (-5dB Peak) + AMS RMX16 Chorus Vox – Dry Vox – 1176/LA2A + Pultec EQ + AMS RMX16 Dark Plate Vox – 1176/LA2A + Pultec EQ + AMS RMX16 Wet Room

Das Einzige, was ich immer noch wirklich vermisse, ist eine Art Antares Autotune bzw. Celemony Melodyne, was zugegebenermaßen doch etwas schade ist. Für verbesserungswürdig halte ich im Übrigen auch die Größe der PlugIns, deren GUIs teilweise wirklich sehr klein sind und damit zumindest auf meinem Apple 30“ schlecht lesbar sind. 
Die Sache, welche mich allerdings am meisten stört, ist eine gewisse Problematik beim Freezen von Tracks, die UAD2-PlugIns beinhalten, da diese nicht von den DSPs entladen werden. Das zwingt einen, die Session neu zu starten, um so wieder die Leistungsreserven auf der Karte für weitere PlugIns frei zu machen. Dieses Problem ist leider schon recht alt und immer noch nicht behoben. Es betrifft Ableton Live, wie ich selber feststellen musste, sowie laut Forum auch Apples Logic. Cubase und Pro Tools hingegen scheinen diesem Problem nicht zu unterliegen.
Und damit wir den Praxis-Teil nicht mit Genörgel verlassen wollen, sollen die letzten Audiobeispiele den simplen Weg zu einem kleinen Mix zeigen, den ich ausschließlich mit UAD-2 PlugIns realisiert habe.

Audio Samples
0:00
Bass – Dry Bass – LA2A + Pultec EQ + Neve 1073 Drums – Dry Drums – Fairchild 670 + Pultec EQ + SPL Transient + Cambridge EQ Git – Dry Git – 1176 + Manley Massive Passive + Moog Filter Solo – Dry Solo – Shadow Hills MComp + Neve 1073 + SPL Vitalizer + bx refinement Mix – Dry Mix – All FX + AMS RMX16 u0026 EMT-140 u0026 Ocean Way MASTER – SPL Vitalizer + SSL G-Comp + Manley MP + Oxford EQ + Precision Limiter
Kommentieren
Profilbild von Martin

Martin sagt:

#1 - 29.10.2014 um 13:11 Uhr

0

Schöner Test, danke dafür... mich würde allerdings noch interessieren wie es mit der Latenz aussieht. Geht das mit der TB Satellite nun in Richtung "Echtzeit"-Berechnung wie bei den Apollos?

Profilbild von Tomi

Tomi sagt:

#2 - 06.11.2014 um 00:34 Uhr

0

@Martin
Du musst dir das mit den Schnittstellen anders vorstellen, eher wie Flüsse. Thunderbolt fliesst nicht schneller als USB oder Firewire (zumindest nicht relevant), aber er ist viel breiter, und kann daher viel mehr Kanäle gleichzeitig übertragen. Das ist mitunter ein Grund weshalb viele renomierte Hersteller (RME z.B.) noch keine Thunderbolt Interfaces im Programm haben. Ihre USB Lösung kann schlicht alle benötigten Kanäle gleichzeitig übertragen, und Thunderbolt wäre nur teurer ohne einen wirklichen Nutzen zu haben.
Die Apollos sind auch nur dann fast "Echtzeit" wenn du keine Daten von Interface zu Computer übertragen musst. Bei den Apollos konkret wenn du direkt nach dem Analog-In einen Effekt lädst und dann grad wieder aus einem Analog-Out raus gehst. Sobald du das Signal aber in deine DAW routest, hast du auch dort mit USB vergleichbare Latenzen.

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#3 - 06.11.2014 um 02:59 Uhr

0

Hi Martin, Tomi hat recht! Hinzufügen möchte ich nur noch, dass es auch drauf ankommt, wie man PlugIn Reihenfolgen gestaltet. Wenn man native PlugIns und DSP-Effekte viel und abwechselnd nutzt, so muss das Signal entsprechend oft zwischen CPU und DSP ausgetauscht werden, was die Latenz erhöht.

Profilbild von Markus Galla

Markus Galla sagt:

#4 - 10.11.2014 um 00:59 Uhr

0

Kann es sein, dass die Hörbeispiele teils falsch beschriftet sind? So kommt mir Mix Dry doch sehr wie der bearbeitete Mix vor, vor allem im direkten Vergleich mit dem Master. Es wäre doch sonst sehr erstaunlich, wenn der als bearbeitet gekennzeichnete Mix so viel schlechter ist als der Dry Mix und durch das Master dann wieder auf das Niveau des Dry Mix gehoben wurde ;-)

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#5 - 14.11.2014 um 03:47 Uhr

0

Halllo Markus,
das hat schon Alles so seine Richtigkeit. Allerdings gebe ich dir recht, die Lautstärke des Dry Mixes irritiert ein wenig - so habe ich ihn aber angeliefert bekommen. In meinem Mix bin ich dann in der Tat mit dem Pegel etwas nach unten, auch weil ich mehr Transienten brauchte, um in der Summe besser verdichten zu können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.