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Universal Audio UAD Chandler Limited Curve Bender Test

Universal Audios neuestes EQ-Plug-In basiert wieder einmal auf historischer Hardware. Urahn ist das legendäre Mischpult EMI TG12345 aus den Abbey Road Studios, welches der Hardware-Variante unseres Testobjekts als Inspirationsquelle diente – und somit auch der Software.

UAD_Chandler_Limited_Curve_Bender_B01_Aufmacher Bild



Der Chandler Limited EMI TG 12345 Curve Bender wird heute noch gebaut und kostet derzeit mehr als 6000 Euro. Wie gut, dass es den als Plug-In gibt. Aber hat man eigentlich nicht schon genug gute EQs für Mix und Mastering auf dem Rechner? 

Details

Collaboration

Beim UAD Chandler Limited Curve Bender, einer erneuten Kooperation mit dem schwedischen Plug-In Hersteller Softube, handelt es sich nicht um eine hundertprozentige Nachbildung des Hardwaregeräts. Dies zeigt sich an zusätzlichen Funktionen, auf die ich nachfolgend eingehen werde, sowie einer geringeren Anhebungs- und Absenkungsmöglichkeit der einzelnen Frequenzbänder. Bei der Hardware kann für jedes Frequenzband ein Cut/Boost von bis zu +- 15 dB eingestellt werden, beim Plug-In lediglich +- 5 dB. Vermutlich wird der UAD Curve Bender unter anderem aus diesem Grund als Mastering-EQ beworben, weil man mit dem Plug-In (auf den ersten Blick) nicht ganz so dramatische Klangverbiegungen auf Einzelspuren durchführen kann.

Parameter des EQ-Plug-Ins

In der folgenden Abbildung sehen wir die weitgehend selbsterklärenden Parameter des UAD Curve Bender. Die sich außerhalb der Abbildung befindenden Bedienelemente der rechten Seite sind identisch mit den abgebildeten.
 

Bei den gelb beschrifteten Parametern handelt es sich um Neuerungen des Chandler EQs gegenüber dem historischen EMI-Mischpult
Bei den gelb beschrifteten Parametern handelt es sich um Neuerungen des Chandler EQs gegenüber dem historischen EMI-Mischpult

Eine detaillierte Liste der Funktionen und Parameter findet ihr am Ende des Testberichts unter Features. Erwähnenswert ist der jedem Frequenzband zugehörige Kippschalter, mit welchen sich das Band deaktivieren oder in den „X1“- beziehungsweise „X1.5“-Modus versetzen lässt. Letzterer bewirkt eine anderthalbfache Verstärkung oder Absenkung sowie einen schmaleren Q-Faktor und korrespondiert mit der gelben Skalierung der mittigen Drehregler. Ist dagegen „X1“ angewählt, hat man einen maximalen Cut/Boost von lediglich 3 1/3 dB. Das klingt erst einmal nicht nach viel, aber bei Bedarf könnte man die in den Bändern teilweise doppelt bis dreifach zu Verfügung stehenden Center-Frequenzen zu einer höheren Verstärkung oder Absenkung nutzen. Weiterhin habe ich erstaunt festgestellt, dass beim Verwenden des EQs auf einer Monospur alle acht Frequenzbänder (und auch Filter) nutzbar sind. Somit ist der Chandler Limited Curve Bender flexibler, als es zunächst den Anschein hat.

UAD_Chandler_Limited_Curve_Bender_B03_MS_Processing-1036165 Bild

Dass sich der Curve Bender als Mastering-Equalizer empfiehlt, liegt mit Sicherheit auch an der Möglichkeit der getrennten Bearbeitung von Mitten- und Seitensignal, was zumindest unter Vintage-EQs nicht alltäglich ist.

GUI des PlugIn

Top! Im krassen Gegensatz zum hauseigenen Konkurrenten UAD Massive Passive EQ habe ich fast das Gefühl, ein echtes Gerät zu bedienen. Zum einen liegt das am meines Erachtens viel übersichtlicher gestalteten Hardware-Vorbild, zum anderen an einem deutlich größeren Plug-In-Fenster. Es gibt durchaus gut klingende Plug-Ins, die man einfach nicht oder kaum benutzt, weil die Bedienung frickelig ist. Hier ist das Gegenteil der Fall!

Die GUI sieht sehr gut aus!
Die GUI sieht sehr gut aus!

Klang

Die Arbeit mit EQs ist nicht selten von feinfühliger Natur, wobei sich der Charakter vieler Dinge (inklusive Lebewesen) erst in extremen Situationen zeigt. Dementsprechend habe ich in vielen der folgenden Audiobeispiele den „Hahn“ ganz weit aufgedreht, was musikalisch und tontechnisch nicht immer sinnvoll ist, den organischen und verzeihenden Charakter des Curve Bender aber sehr schön offenbart. Ton ab:
Zunächst hören wir einen kurzen Mix ohne EQ und dann mit verschiedenen Low Pass und High Pass-Einstellungen. Die Frequenzen sind jeweils den Namen der Audiofiles zu entnehmen.

Audio Samples
0:00
A01_Mix_Bypass A02_Mix_High_Pass_320_160_100 A03_Mix_Low_Pass_20k_10k

In den beiden folgenden Audiobeispielen hört man den maximalen Boost (X1.5) verschiedener Frequenzen:

Audio Samples
0:00
A04_Mix_max_Boost_X1.5_1.2k_1.8k_2.8k A05_Mix_max_Boost_X1.5_3.6k_4.2k_6.5k

Es fällt auf, dass der Curve Bender einen gutmütigen Analogcharakter hat und es gar nicht so leicht ist, etwas wirklich Schlechtklingendes zu produzieren. Vielleicht klappt es ja jetzt. Voller Shelf-Boost auf verschiedenen hohen Frequenzen:

Audio Samples
0:00
A06_Mix_Treble_Boost_Shelve_X1_8.1k_10k_12k_16k_20k

Nun hört ihr einen Bass Boost (150, 70, 50 Hz / Shelf / X1.5) von jeweils 3 dB auf einem Drum Beat. Das File beginnt mit dem unbearbeiteten Beat. 

Audio Samples
0:00
A07_Beat_+3dB_X1.5_150_70_50

Nun folgen verschiedene Anhebungen des Höhenbands auf einem kurzen Gesangsausschnitt. In den bearbeiteten Files folgt jeweils die intensivere Einstellung X1.5 auf X1, doch zunächst das unbehandelte Audiofile.

Audio Samples
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A08_Vocal_Bypass A09_Vocal_Boost_Shelving_10k A10_Vocal_Boost_Shelving_12k A11_Vocal_Boost_Shelving_16k A12_Vocal_Boost_Shelving_20k

Zum Abschluss folgt ein kurzer Demo-Ausschnitt, bei dem in der Wiederholung der Gesang durch die getrennte Bearbeitung von Mitten- und Seitenband etwas mehr in den Raum und das Playback eingebettet ist.

Audio Samples
0:00
A13_Vocal_M/S_eingebettet

Die immer wiederkehrende „Emulationsfrage“, wie das Plug-In denn nun im Vergleich zum Vorbild klingt, kann ich nicht beantworten und ist mir, wie auch bei anderen Emulationen, relativ egal, wenn es mir zu gut klingenden Ergebnissen verhilft und mich inspiriert. Genau das trifft hier zu! Im direkten Vergleich zum UAD Massive Passive EQ entspricht der Chandler Limited Curve Bender eher meinem Geschmack. Er klingt noch etwas direkter, transparenter und frischer. 

FAZIT

Der UAD Chandler Limited Curve Bender ist in meinen Augen (und Ohren) ein richtiger „Feel-Good-Reindreh“-EQ zur Klangverschönerung von Einzelspuren, Bussen und kompletten Mischungen. Frequenzen absenken ist natürlich nicht komplett verboten und ebenfalls sinnvoll, besonders mit den toll klingenden Low- und High Pass-Filtern. Für problematischen Korrekturen würde ich allerdings anderen, analytischeren Tools den Vorzug geben. Die Möglichkeit der getrennten Bearbeitung von Mitten- und Seitensignal ist ein elementarer Vorteil gegenüber dem Hardwaregerät und vergleichbaren Emulationen von Vintage-EQs und wird mit Sicherheit viele Mastering-Menschen erfreuen. Der UAD Chandler Limited Curve Bender ist ohne Vorbehalt zu empfehlen!

PRO
  • fantastischer, lebendiger und musikalischer Sound
  • „gutmütiger“ Analog-Charakter
  • M/S-Bearbeitung
  • gut einsetzbare Low- und High Pass Filter
  • übersichtliche Bedienung
CONTRA
    UAD_Chandler_Limited_Curve_Bender_B01_Aufmacher Bild
    FEATURES
    • Stereo EQ PlugIn
    • wahlweise Stereo (gelinkt / separat) oder M/S-Bearbeitung
    • Low Pass (6dB/oct.): 2, 3, 5, 8.1, 10, 12, 14, 18, 20, 30 kHz
    • High Pass (6dB/oct.): 20, 30, 40, 50, 60, 80, 100, 160, 200, 320 Hz
    • 4 Bänder (+- 5dB in 0.5 dB-Schritten)
    • Bass EQ (Bell, Shelf): 35, 50, 70, 91, 150, 200, 300 Hz
    • Presence 2 (Bell): 0.3, 0.4, 0.5, 0.8, 1.2, 1.8, 2.8, 3.6 kHz
    • Presence 1 (Bell): 0.8, 1.2, 1.8, 2.8, 3.6, 4.2, 6.5, 8.1 kHz
    • Treble EQ (Bell, Shelf): 3.6, 4.2, 6.5, 8.1, 10, 12, 16, 20 kHz
    Preis
    • 299,- € im UAD Online Store
    Unser Fazit:
    4,5 / 5
    Pro
    • fantastischer, lebendiger und musikalischer Sound
    • „gutmütiger“ Analog-Charakter
    • M/S-Bearbeitung
    • gut einsetzbare Low- und High Pass Filter
    • übersichtliche Bedienung
    Contra
    • hoher Preis
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    Universal Audio UAD Chandler Limited Curve Bender Test
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