Universal Audios Plug-in-Umsetzungen legendärer Studiogeräte genießen einen ausgezeichneten Ruf. Mit dem H910 Harmonizer von Eventide hat es nun ein weiterer Klassiker auf die DSP-Plattform geschafft.
Das Gerät stammt aus dem Jahr 1975 und gilt als erstes digitales Studio-Effektgerät, obwohl lediglich das Delay auf digitalem Weg erzeugt wurde. Macht nichts, stilprägend war dieser damals ebenso sensationelle wie einzigartig Effekt in jedem Fall. Mal sehen, welche Strahlkraft heute von UADs Plug-in ausgeht.
Details und Praxis
Allgemeines
Eine typische Eigenart der UAD Plug-ins ist deren fotorealistische Bedienoberfläche. Die wirkt beim Eventide H910 zwar aufgeräumt, offenbart allerdings eine ungewöhnliche Bedienlogik, die sich zum Teil erst nach Lektüre der englischsprachigen Bedienunganleitung erschließt. Zum Beispiel addieren sich die per Button anwählbaren Delay-Zeiten. Man kennt so etwas auch von der Kompressionsrate einiger Vintage-Verdichter. Wem die einfache Addition Schwierigkeiten bereitet, kann sich beispielsweise mit der alternativen GUI-Ansicht in Logic Pro X behelfen, die in der folgenden Abbildung zu sehen ist:
Parameter
Unterhalb der beiden Drehregler für Input und Feedback befinden sich vier Buttons zur Anwahl der Verzögerungszeit des Haupt-Delays. Im Modus „Delay Only“ gelten die unteren Werte, während sich im Harmonizer-Betrieb nur über die beiden rechten Buttons ein Delay von 30 oder 60 ms erzeugen lässt. Dessen Pegel wird per Schiebregler „Main“ eingestellt. Rechts davon (Output 2) lässt sich ein weiteres Delay erzeugen, in der Lautstärke von Schieberegler „Out 2“ gesteuert. Den Effektanteil (dry/wet) bestimmt der Mix-Regler, so ist der Einsatz im Insert- und Send-Weg möglich.
Das für damalige Verhältnisse moderne LED-Display „Pitch Ratio“ zeigt im Harmonizer-Betrieb den Wert der Tonhöhenänderung. Dieser schwankt selbsttätig, was der unpräzisen Clock des Originals geschuldet ist – ein „Feature‟, das ganz wesentlich zum typischen Charakter des H910 beiträgt. Möchte der Anwender die Tonhöhe bewusst modulieren, bedient er sich des Pitch-Control-Buttons.
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Klang
In den ersten beiden Audiobeispielen hören wir das subtile Andicken einer Drumloop durch Zumischen heruntergestimmter Signalanteile. Zunächst erklingt das unbehandelte Signal, gefolgt von zwei Effekteinstellungen:
Nun zwei Sprachsamples erst mit Delays und dann mit Harmonizer-Effekten. Zu Beginn hört ihr immer das trockene Signal.
Die Pitch-Modulation des folgenden Synth-Arpeggios wurde per MIDI gesteuert. Zunächst das unbearbeitete Audiofile:
Zum Abschluss habe ich versucht, ein Apple-Loop-Arrangement mit Effekten aus dem Eventide H910 etwas lebendiger und wärmer zu gestalten.
Was gefällt?
Obwohl ich nie das Vergnügen hatte, mit dem Original zu arbeiten, sind mir diverse Nachfolgemodelle von Eventide vertraut. Das UAD-Plug-in trifft für meinen Geschmack den Klangcharakter punktgenau und klingt noch organischer und gefälliger. Vielleicht ein Resultat der von UAD gut umgesetzten Analogtechnik im H910.
Was gefällt nicht?
Die Klangqualität spiegelt sich im DSP-Hunger wider. Mit einer DSP Auslastung von 44,3 Prozent (stereo und 23,7 Prozent Mono bei einer UAD Solo) sollte man das Plug-in mit Bedacht einsetzen.
- authentischer, organischer Sound
- vielseitiger Einsatz von subtilem „Andicken“ bis zu abgefahrenen Effekten
- Pitch Control per MIDI steuerbar
- relativ hohe CPU-Auslastung der UAD-Hardware