Praxis
Das Pultec-Territorium gehört zu den gut kartierten Arealen der Audiowelt. Vermutlich sind die meisten Leser dieser Zeilen auch mit dem speziellen „Pultec-Prinzip“ vertraut, das bei simultanem Boost und Cut im Bass-Band für den charakteristischen „Dip“ oberhalb der Grenzfrequenz sorgt, welcher die Tiefmitten schön aufräumt und den Bass trotzdem sagenhaft aufbläst.
Die neuen Pultec-Plug-Ins (mit Ausnahme des HLF-3C) fügen dem alten Pultec Pro praktisch keine Funktionalität hinzu. Wer mit Original-Pultecs, den alten UAD-Emulationen oder sonstigen Plug-In- bzw. Hardware-Clones vertraut ist, der wird sich hier auf Anhieb zurecht finden. Eine nützliche Erweiterung findet sich aber doch: Mit dem Bedienelement, welches bei der Hardware und der alten Emulation als Betriebsschalter dient, lässt sich nun auch stufenlos der Ausgangspegel anpassen – was gerade bei stärkeren Bass-Boosts durchaus von Vorteil sein kann.
Auch der neue Pultec EQP-1A boostet das Signal beim Einsetzen um knapp 1,5 dB. Das ist kein Problem, man sollte es nur wissen, um einen „fairen“ A/B-Vergleich zu ermöglichen, denn ein lauteres Signal wird bekanntlich auch ohne eigentliche Klangänderung als „besser“ wahrgenommen. Sollte dies ein billiger Trick sein, so haben die neuen Pultec-Plug-Ins diesen definitiv nicht nötig! Insbesondere der Bassbereich kann mit einem dicken, sämigen Fundament überzeugen, der lange als Spezialität guter analoger Tools (wie eben des Hardware-Pultecs) gelten musste. Hier lässt sich einiges an Fundament herauskitzeln, und im Unterschied zu manch anderem Plug-In hat man auch das Gefühl, dass gerade bei stärkeren Anhebungen wirklich noch etwas passiert. Viele EQ-Plug-Ins klingen ja bei kräftigen Bassboosts irgendwann wummerig und etwas hohl, es klingt dann aufgeblasen, aber eben wenig konturiert. Nicht so der neue EQP-1A von Universal Audio: Hier kann man kräftig reindrehen, ohne dass der Sound zu schnell flatterig wird, das ist schon eine besondere Qualität.
Sogar in den Höhen haben mich die Plug-Ins überzeugt. „Weich“ beschreibt den Klangeffekt tatsächlich sehr gut, und das wird erst recht im Direktvergleich mit dem „alten“ Pultec-Plug-In deutlich. Hält man beide Varianten nebeneinander, dann wirkt der Sound des alten Plug-Ins harscher und drahtiger, beinahe unangenehm. Dagegen ist das Signal des neuen Plug-Ins smoother, aufgeräumter, es wirkt greifbarer und bei gleichem Pegel subjektiv auch lauter.
Dieser Eindruck setzt sich auch beim HF-3C fort. Ich habe selbst einmal zwei Hardware-Exemplare dieses Filters besessen und habe mich bei der Bedienung des Plug-Ins sofort an die seidigen Cuts dieses Filters erinnert. Auch dieses Gerät hat das aktuelle UA-Modell hervorragend eingefangen. Fast bin ich etwas wehmütig, vermisse das satte Klacken der Drehschalter. Aber auf der anderen Seite klingt das Plug-In so gut, dass ich in diesem Hinblick die Hardware kaum vermisse. Man sollte dieses Plug-In keinesfalls unterschätzen: es kann tolle Dienste als Trittschallfilter bei Vocals leisten, aber es bietet sich beispielsweise auch an, um Gitarren ultraweich in den Mix einzubetten.
Daniel sagt:
#1 - 31.01.2014 um 15:12 Uhr
Erst einmal ein Lob an den Autor. Toller Artikel, ebenso der Fairchild Bericht, bin wirklich begeistert über das Hintergrund Wissen. Bin schon ein langjähriger UAD Pultec User, jedoch sind mir die Unterschiede von Legacy und dem Update zu gering. Hätte mir hier von UAD mal ein kostenloses Update für alle treuen UAD Benutzer gewünscht. Der Fairchild passt für mich auf heutige Summenbearbeitung gar nicht, dass ändert auch kein Sidechain Update und für eine Stimme reicht mir ebenso die Legacy Version. Zudem gibt es ja noch weitere Schätzchen von UAD wie den Massiv Passive, welche wirklich ein Traum sind! :)