PRAXIS – Universal Audio UAD Ultimate 12 Bundle Test – Installation
Nach dem Kauf lohnt es sich, die aktuelle Version des Softwarepaketes herunterzuladen und zu installieren. Das beansprucht rund 16 GB Speicher. Nach einer gewöhnlichen Installationsroutine sind dann alle Plugins installiert – leider auch die Plugins, für die man keine Lizenz hat.
Das kann man im Installationsprozess leider nicht manuell anpassen, sodass der Plugin-Ordner unnötig vollgestopft ist. Auf der anderen Seite könnt ihr so auch jedes Plugin einfach mal 14 Tage lang testen, ohne es nachträglich installieren zu müssen. Nach einer kurzen Autorisierung im UAD Control Panel sind alle Plugins einsatzbereit. Die Instrumente und nativen Effekt-Plugins hingegen müsst ihr über die Software UA Connect installieren.
UAD2 vs. native Plugins
Als UAD-User der ersten Stunde ist es mir nicht ganz ersichtlich, nach welchem Prinzip der Hersteller bei der Plugin-Einteilung nach DSP-powered (Apollo/Satellite) und nativ vorgegangen ist. Aktuell scheint man nativen Varianten den Vorzug zu geben, vermutlich damit sich der potenziell größere Kundenkreis nicht auf Besitzer von UAD-Hardware beschränkt.
So gibt es die neuen Effekt-Plugins des Bundles bisher ausschließlich als native Variante, was im Übrigen auch auf alle virtuellen Instrumente des Herstellers zutrifft. Man darf gespannt sein, ob Universal Audio die UAD2-Varianten im Zuge von Updates nachreichen wird. Trotzdem sehe ich hierin keinen wirklichen Grund zur Kritik, da quasi alle Effekte als UAD2-Plugin vorliegen, die für das Recording sinnvoll sind. Und sie stehen damit auch zum Tracking in der Universal Audio-Monitoring-Software Console zur Verfügung.
Nicht ganz glücklich bin bei den nativen Plugins mit der Wahl ihres Kopierschutzes. Um sie nutzen zu können, braucht man einen iLok-Account und einen iLok 2/3 – oder optional einen Zugang zur iLok Cloud. Mit beiden Varianten habe ich bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Und laut sozialer Medien bin ich offenbar kein Einzelfall.
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Wie klingen die Klangerzeuger?
Die insgesamt sechs Software-Instrumente decken von „vintage“ bis modern unterschiedliche Klangwelten ab. Allesamt punkten mit ihrem hochwertigen, zumeist produktionsfertigen Sound und einer guten Durchsetzungsfähigkeit im Mix. Obwohl Software-Instrumente noch zu den neueren Disziplinen von Universal Audio zählen, ist die Praxistauglichkeit und Inspirationskraft über jeden Zweifel erhaben. Einige der Instrumenten-Plugins konnten sich so mittlerweile einen Stammplatz bei meinen Produktionen erkämpfen.
Neu im 12er-Bundle ist das Electra 88 Vintage Keyboard Studio, das wir bereits getestet haben. Einen entsprechenden Test zum PolyMAX Synth findet ihr übrigens HIER.
Die folgenden Audiobeispiele geben euch einen ersten, wenn auch groben Überblick über die Klangeigenschaften der einzelnen Instrumente:
Wie klingen die Effekt-Plugins?
Würden wir hier alle Effekt-Plugins von Ultimate 12 zu beleuchten, würden wir den Rahmen eines Testberichts massiv sprengen. Konzentrieren wir uns also auf die Neuzugänge: Neu im Bunde sind die Plugins Capitol Mastering Compressor, Waterfall Rotary Speaker und UAD Sound City Studios.
Letzteres ist eine komplette Neuerscheinung, die sich als Emulation eines mikrofonierten realen Studioraums zu ähnlichen UAD-Produkten wie Capitol Chambers und Hitsville Reverb Chambers gesellt.
Unterscheidungsmerkmale von UAD Sound City Studios sind unter anderem die hinzugekommenen Master Effects (Chamber, Dynamics, Equalizer) zur weiteren Bearbeitung des Ausgangssignals. Genau wie ähnliche Effekte eignet sich auch das UAD Sound City Studios perfekt, um Einzelspuren und Instrumentengruppen organisch-kreativen in den Gesamtmix einzufügen. Hören wir doch mal rein:
Zwar keine komplexe Studio-Emulation, dafür aber einem äußerst legendären Studio entliehen, ist der Capitol Mastering Compressor. Mehr über die UAD Plugin-Variante des seltenen Hardware-Kompressors erfahrt ihr in unserem Review. Er eignet sich neben dem Mastering-Einsatz auch zur Bearbeitung von Subgruppen und Einzelspuren – und so klingt er:
Als letzten Ultimate 12 Bundle-Zuwachs sehen wir uns das Plugin Waterfall Rotary Speaker an. Den Rotary Speaker kennt man primär als Orgelzubehör. Dass ihm keine kreativen Grenzen gesetzt sind, hört ihr bei folgendem E-Piano Sample:
Wir kommen jetzt zu den (immer noch) ziemlich „frischen“ Plugins, die in Ultimate 11 erst kürzlich hinzugekommen sind:
Hitsville Studio EQ
Neu im Bundle sind die EQ Collection und die Chambers aus dem Hause Hitsville. Das Hitsville Studio U.S.A. in Detroit hat den weltbekannten Motown-Sound der 60er- und 70er-Jahre maßgeblich geprägt. Energetische Basslinien, Gospel Handclaps, melodische Tracks, ein höhenreicher, satter Funky-Sound: Sie dienten als Bausteine für Evergreen-Songs von den Funk-Brothers, den Jackson 5, Marvin Gaye und vielen mehr, dienten, die wir alle kennen.
Zwei Geräte, die zu diesem Sound beigetragen haben, waren die legendären EQs des Hitsville Studios, die auf die schlichten Namen Studio EQ und Stereo Disk Mastering Equalizer hören. So schlicht ihr Name, so rar ihre Auflage: Der Studio EQ wurde nur 46-mal und der Mastering Equalizer sogar nur fünfmal! Diese waschechten Raritäten liefert uns Universal Audio nun als Emulation.
Wie klingt der Hitsville Studio EQ?
Der Studio EQ ist ein 7-Band-Equalizer, ursprünglich in Mono, der mit nur drei Settings auskommt: IN aktiviert den EQ, OUT ist ein „weicher“ Bypass, bei dem das Signal dennoch durch die Schaltkreise läuft, und OFF beudetet „komplett ohne Bearbeitung“.
Sogar die OUT-Einstellung verschafft dem Signal Obertöne. Diese kommen aber – anders als man vielleicht vermuten würde – nicht durch eine Röhre. Der EQ war seinerzeit ein Solid-State-EQ, der auf Basis von UTC-Transformatoren arbeitete. Die Bedienung ist einfach: Es gibt sieben feste Frequenzbänder mit jeweils 1 dB Rasterung und einem Gain-Regler.
Wie klingt der Hitsville Stereo Disk Mastering Equalizer?
Der Stereo Disk Mastering Equalizer ist ein echter „Aufräum-EQ“, bei dem man ohne Rücksicht auf Verluste rein- oder rausdrehen kann. Und man findet in Sekunden passende Sweetspots, die den Master (oder auch Einzelspuren bzw. Subgruppen) sauberer, aber bei Bedarf auch offener klingen lassen.
Der EQ ist ein Soundmacher, da er über feste Bänder verfügt. Wie sein Name bereits verrät, war er ursprünglich zum Bearbeiten von Masterings für Platten gedacht. Dementsprechend kommt noch ein Half-Speed-Schalter hinzu, der die Bandfrequenzen halbiert.
Dieses Feature diente seinerzeit zum Disk-Mastering für Aufnahmeverfahren in Half Speed. Im Plugin verschafft uns dieser Schalter einen erweiterten Frequenzbandumfang. Mit diesem Schmuckstück räumt man in wenigen Handgriffen einen Mix auf, wie ihr in den Klangbeispielen unten hört. Beide Hitsville EQs wird man in meinen Produktionen künftig sehr oft hören, da bin ich mir sicher.
Hitsville Reverb Chambers
Ebenfalls neu (seit Ultimate 11) sind die Hitsville Reverb Chambers, die die Chambers Plugins um zwei Hallräume der Hitsville Studios erweitern, was ebenfalls zum typischen Sound der Motown-Platten gehört. Auf der Bedienoberfläche hat man pro Chamber eine Auswahl aus verschiedenen Speakern und Mikrofonen, die man in der Distanz zum Speaker verändern kann. Zusätzlich gibt es einen Pre-Delay-Regler und zwei Lo-/Hi-EQs sowie eine anpassbare Nachhallzeit. Ein Width-Regler zum Justieren der Stereobreite des Halls rundet das GUI ab.
nspiriert von den heiligen Hallen der legendären „Motown-Hit-Fabrik“, schaffen die Reverb Chambers eine authentische Tiefe, die den Mix-Elementen eine charaktervolle Dimension verleiht. Der Vintage-Charme des Hall-Plugins macht auch in moderner Musik eine gute Figur. Wer noch einen Hall mit Vintage-Sound sucht, ist bei den UAD Hitsville Chambers genau richtig!
Neues von Universal Audio: Das Software-Update 10.2 enthält neue Plugins. Unter anderem buhlen ein VA-Synth und ein „Motown-Reverb“ diesmal um die Gunst der UAD-User. Wir haben beide Plugins für euch gecheckt!
Performance
Wie viel DSP-Last ein UAD-Plugin verbraucht, könnt ihr an einer Tabelle des Herstellers ablesen. Und je nachdem, welche UAD-Hardware man besitzt, ist diese Info auch nicht ganz uninteressant. Selbst der Hexa-Prozessor meiner Apollo X6 kommt mit seinen sechs DSP-Chips nach wenigen Hitsville Chamber-Instanzen ins Schwitzen. Die sind mit 74% DSP-Last doch recht „intense” – vereinzelnd als Send-Effekt eingesetzt aber noch vertretbar.
Bei aktuellen Rechenleistungen von M1-, M2- und vergleichbaren Prozessoren darf man infrage stellen, inwiefern die Auslagerung auf ein UAD-System noch Sinn macht. Die meisten UAD-Plugins, wie etwa die komplette Softube- und Brainworx-Palette, gibt es bei den entsprechenden Herstellern zudem auch als native Plugins. Außerdem kosten sie dort für gewöhnlich auch weniger.
Trotzdem lohnt es sich in vielen Fällen, die Berechnung CPU-hungriger Plugins auszulagern – zumal sich das UAD-Hardware-Setup auch problemlos um bis zu sechs Geräte erweitern lässt, die alle dieselben Plugin-Lizenzen nutzen können. So stockt man seine Rechenpower schnell mal auf, ohne sich einen neuen Rechner anschaffen zu müssen.
UAD Ultimate Bundle oder UAD Complete Bundle?
Die große Frage ist, ob man direkt zum Complete Bundle greifen sollte oder ob das deutlich günstigere UAD Ultimate Bundle ausreicht. Das kommt letztlich darauf an, was ihr damit machen möchtet. Das Ultimate Bundle deckt einen sehr großen Bereich ab, das euch für die meisten Aufgaben mit ausreichend hochwertigen Prozessoren ausrüstet.
Wie ihr an der üppigen Plugin-Liste erkennen könnt, enthält UAD Ultimate sehr viele Klassiker mit großen Namen, wie etwa Neve, Pultec, SSL, Manley, API, Universal Audio und Co. Damit könne ihr so ziemlich jedes Signal auf verschiedenste Art und Weise veredeln – viele Plugins sind sogar ohne UAD-Hardware einsetzbar. Besonders für die Hauptaufgaben im Recording und Mixing, sprich dem Entzerren und Komprimieren, sind viele High-End-Klassiker am Start, auf die man in so ziemlich jedem Song und Musikgenre zurückgreifen kann.