Praxis
Inbetriebnahme
Der Sonority XXL ist nach dem Einschalten innerhalb weniger Sekunden einsatzbereit. Die Anbindung an die MIDI-Quelle mittels eines MIDI-Kabels klappt ohne Probleme.
Erster Eindruck
Hier ein MIDI-File, dass ich von Logic aus an den Sonority XXL geschickt habe. Dieses MIDI-File hat mir der Lieferant des Sonority zur Verfügung gestellt und ist an das Gerät angepasst worden.
Man hört, dass der Klangvorrat des Sonority XXL qualitativ hochwertig ist. Der Gesamtklang ist recht ausgewogen und die einzelnen Instrumente sind gut aufeinander abgestimmt. Im Audiobeispiel ist auf dem Saxophon auch ein Insert-Effekt in Form eines Delays zu hören, den man über einen besonderen SysEx-Befehl aktivieren kann. Neben den üblichen Reverb- und Chorus-Effekten besitzt der Sonority also auch zwei zusätzliche Multieffekt-Blöcke, zu denen ich später noch kommen werde.
Das letzte Audiobeispiel verdeutlicht die Wirkung des Reverb-Reglers, der den Hallanteil auf das Summensignal verteilt: Der Sound wird durch die Erhöhung des Hall-Anteils räumlicher, aber auch diffuser.
Auch als zusätzliche Soundquelle für ein vorhandenes Masterkeyboard ist der Sonority XXL nicht einfach ohne Vorkenntnisse zu verwenden. Man muss sich mit dem Protokoll der Bank-Nummern und Program-Change-Befehlen auseinandersetzen, danach ist es dann kein großes Thema mehr.
Ich habe im Test den Sonority XXL mit einem Yamaha Motif XF gekoppelt, der auf der MASTER-Ebene auch externe MIDI-Geräte entsprechend ansteuern kann. Im Fall des Motif ist es möglich z. B. acht Zonen mit verschiedenen Sounds des Sonority XXL zu layern oder zu splitten. In einem Untermenü des Masters können dann für jede Zone Bank MSB, Bank LSB, Program Change, Volumen und Panorama festgelegt werden.
Zusätzliche Parameter wie Reverb- oder Chorus-Anteil, Release, Attack, Filter Cutoff, Filter Resonance usw. empfängt der Sonority XXL über MIDI-Controller-Daten, die der Motif über seine Drehregler sendet, oder die z. B. in einem MIDI-File gespeichert sind.
Klangvorrat
Der Sonority XXL verfügt zunächst über eine GM-Bank mit den üblichen 128 Sounds, die für MIDI-Files genutzt werden. Diese Sounds belegen zwei, des vier Gigabyte großen Flash Speichers. Hier eine Auswahl einiger der GM-Sounds, bei denen ich teilweise auch mit den Reglern des Motif bestimmte MIDI-Controller beeinflusst habe, wie Filter Cutoff und Resonance oder das Release der Hüllkurve:
Für dich ausgesucht
Die Sounds sind hochwertig und dürften für die meisten MIDI-File Anwendungen mehr als ausreichen. Sollte man allerdings mit dem ein oder anderen Sound nicht ganz zufrieden sein, so kommen die restlichen ca. 870 Klänge ins Spiel: Die andere Hälfte des Samplespeichers wird nämlich für zahlreiche Variationen der wichtigsten Klänge verwendet. Man kann auf 21 weitere Bänke zugreifen, die alle wichtigen Kategorien abdecken:
Piano | E-Piano |
Organ | Organ-Drawbar Registrations |
Perc Tuned Instruments | String Instruments |
Guitar, Accordion | Full Strings |
Disco Strings | String Ensemble Classic |
Solo Strings | Synth Strings |
Brass Solo | Brass Section |
Classic Brass | Saxophon |
Winds | Classic Winds |
Choir | Bass |
Synthesizer & Syn. Bass | FX & Percussion |
58 Drum Kits (MIDI-Kanal 10) |
Man erkennt deutlich, dass der Schwerpunkt eindeutig auf Naturinstrumente gelegt wurde. Aber auch einige gute Synthesizer-Klänge sind vorhanden.
Klang
Pianos
Ein akustischer Flügel ist mit sieben Dynamikstufen und 300 MB Samplespeicher einer der aufwändigsten Klänge im Sonority XXL: „Grand Piano“. Ich habe einmal das bonedo-Vergleichs-MIDI-File für Digitalpianos auf diesen Sound losgelassen. Das Ergebnis ist durchaus beeindruckend. Ihn findet man auch in der GM-Bank. In der „Piano-Bank“ finden sich noch weitere Variationen, wie ein drahtigeres Rock-Piano und Layer-Kombinationen mit Strings oder Pads. Es sind auch Versionen der Pianos mit Saiten-Resonanz vorhanden. Bei einem direkten Vergleich der Sounds „Grand Piano“ und „Grand Piano & Pedal down Resonance“ konnte ich allerdings keinen Unterschied hören. Die E-Pianos sind insgesamt gut, das so wichtige Rhodes klingt etwas leblos.
Organ und Akkordion
Die Auswahl an Orgeln ist beachtlich. Die ersten Presets der Bank bestehen aus Klängen, bei denen die Orgeln mit Effekt komplett gesampelt wurden. Dabei gibt es immer eine Version mit slow und eine mit fast Rotary. Das ist natürlich löblich, allerdings ist dadurch der Übergang von langsam auf schnell nicht stufenlos wie beim Original, sondern nur abrupt möglich. Die Qualität der Samples ist aber sehr gut. Ansonsten gibt es eine Fülle von Theater-Orgeln und eine Gruppe von Drawbar-Registrierungen, die ganz auf Effekte verzichten.
Hier ist die Stellung der Zugriegel gut dokumentiert und es sind auch die einzelnen Drawbars als Sample vorhanden, inklusive Key-Click und Percussion, sodass man sich theoretisch eine eigene Zugriegel-Simulation bauen könnte, denn der Sonority XXL ist ja 16-fach multitimbral. Dazu bräuchte man dann allerdings ein externes Effektgerät wie den Neo Ventilator II. Auch die Akkordeons können auf ganzer Linie überzeugen. Da merkt man, woher der Sonority XXL kommt!
Strings und Bläser
Ein großer Bereich mit über 320 Sounds ist für Streicher, Bläser und Wind-Instrumente reserviert. Dabei werden viele Sounds in verschiedenen Artikulationen angeboten. Wie im Audio-Beispiel „Violin Ensemble Mix“ zu hören ist, sind auf verschiedenen Preset-Plätzen unterschiedliche Spielarten desselben Instruments abgelegt: Hier z. B. normal, detache, tremolo und pizzicato. Gerade für die Erstellung einer Partitur für Naturinstrumente ist diese Vielfalt der gesampelten Spielweisen sehr nützlich.
Man kann dann beim Komponieren oder Arrangieren mit einem Notensatzprogramm direkt die Wirkung einer bestimmten Spieltechnik hörbar machen. Bei einigen Instrumenten sind es bis zu zehn verschiedene Variationen. Auch die Synth-Strings sind mit vielen Sounds aus legendären Synthesizern u. a. von Solina, Oberheim oder Roland vertreten. Die folgenden Klangbeispiele geben die Qualität dieser Sounds eindrucksvoll wieder:
Synthesizer
Auch in dieser Kategorie sind viele gute Samples am Start, V3 Sound gibt folgende bekannte Synthesizer als Quellen an: Jupiter 8, CS80, OBX, OB8, Matrix 12, Prophet 5, MKS80, Moog 55, Chroma Polaris, ergänzt durch digitale Instrumente wie z. B. Acxel, DX1, Fairlight oder PPG 2.3. Oft kann man den Klang auch durch die Filter-Parameter wirksam beeinflussen. Ich habe einmal verschiedene Presets schnell hintereinander angespielt, sodass man die Vielfalt und Qualität der Sounds erkennen kann:
Weitere Sounds
Hier noch ein paar Klänge des Sonority XXL, die mir aufgefallen sind. Die Highland Pipers kommen schon sehr authentisch rüber, da sie auch die Bordunpfeifen (Drones) in der linken Hand wiedergeben. Auch die Chöre sind gelungen.
Sonstiges
Wie schon oben erwähnt besitzt der Sonority XXL zwei Insert-Effekte MFX1 und MFX2. Über einen SysEx-Befehl kann man einen oder mehrere MIDI-Parts auf einen dieses Insert-Effekte routen. Anschließend können mit sogenannten NRPN-Controller-Daten die MFX-Parameter eingestellt werden. NRPN steht für „Non-Registered Parameter Number“ und diese NPRNs bestehen immer aus drei speziellen MIDI-Controller-Daten. Mit diesen Werten wird nicht nur der gewünschte Effekt aktiviert, sondern es werden mit weiteren NRPNs auch alle Parameter eingestellt, die diesen Effekt betreffen.
Also bei einem Delay wären das Werte für Delay Time, Feedback, Delay Level, etc. V3 Sound haben soeben ein zusätzliches 40-seitiges (!) Manual* bereitgestellt, in dem diese recht komplexen Einstellungen beschrieben werden. Zusätzlich gibt es ein MIDI-File mit kleinen MIDI-Schnipseln für spezielle Einstellungen, die voll sind mit diesen SysEx- bzw. NRPN-Befehlen. Man kann sich diese Parts in sein eigenes MIDI-File kopieren, und so den gewünschten Effekt einbauen.
Ich habe das mit Logic Pro X einmal ausprobiert und das Saxophon im Test-MIDI-File nacheinander mit verschiedenen Effekten belegt. Zunächst ein Flanger (roter Part), dann dazu ein Delay (lila), danach habe ich den Effekt wieder deaktiviert (blau). Nach einem Rotary Effekt (gelb) wurde der Effekt wieder deaktiviert (blau), und schließlich ein Delay eingeschaltet, bei dem ich das Feedback auf den maximalen Wert eingestellt habe.
* Das 40-seitige Manual kann hier eingesehen werden.
Die Einbindung dieser Effekt-Sektion ist natürlich nichts für Anfänger. Man muss sich schon mit der Bearbeitung von MIDI-Files auskennen und auch das Editieren dieser Dateien auf unterster Parameter-Ebene sollte man schon einmal gemacht haben!
Bei den gebotenen Effekten hatte ich persönlich höhere Erwartungen, was deren Klangqualität betrifft. Während das Delay o.k. ist, wirkt der Rotary Effekt mehr wie ein Chorus. Reverb und Chorus sind allerdings schon als globale Effekte vorhanden.
Mit den beiden Multieffekten kann man sich darüber hinaus besondere Wünsche erfüllen. Möchte man ein Delay in sein MIDI-File einbauen, so gelingt das mit der Anleitung, einer gehörigen Portion Fachwissen und Geduld. Immerhin können auch Effekte in einem solchen MFX-Block hintereinander geschaltet werden.
Auf der Produktseite empfiehlt V3 Sound den „MIDI-File Optimizer X“ aus dem Hause MIDILAND für PC und MacOS, in dessen aktuelle Version die Soundliste des Sonority XXL integriert wurde. Das ist natürlich sehr praktisch, wenn man MIDI-Files schnell an den Klangvorrat des Sonority XXL anpassen möchte. Die Software kostet ca. 200 €. Eine Demo-Version kann man sich kostenlos unter diesem Link herunterladen.
Für ein erleichterndes Aufrufen von Sounds des Sonorty XXL am Rechner ist die Windows-App „MIDIToolEx“ (Rapsoft) zu empfehlen, die mit den folgenden V3 Sound Expandern zusammenarbeitet:
- Sonority XXL
- Sonority XL
- Sonority & Classic
- Grand Piano XXL
- Grand Piano
- Accordion Master XL
Übrigens können Besitzer der Vorgängermodelle „Sonority & Classic“ und „Sonority XL“ ihre Geräte auf das XXL-Modell updaten! Dazu müssen sie Ihren kleinen Kasten nach Österreich zu V3 Sound schicken. Das Upgrade vom XL auf den XXL ist kostenlos, während für das Upgrade vom älteren Sonority & Classic 60 € gezahlt werden müssen. Das Upgrade erhöht den Klangvorrat auf den des Sonority XXL.
Auf der V3 Sound Webseite gibt es eine Beschreibung, die erklärt, wie man den Kopfhörer-Ausgang des Sonority XXL (Stereo-Miniklinke) zu einem separaten Audio-Ausgang umfunktionieren kann. Dadurch ist es möglich, das Audiosignal eines bestimmten MIDI-Kanals auf diesen separaten Ausgang zu routen. Um das zu erreichen, muss man das Gerät öffnen und fünf kleine DIP-Schalter auf der Platine nach Anleitung umstellen.
Anschließend muss beim Betrieb des Sonority XXL Moduls ein bestimmter MIDI-Befehl an das Gerät geschickt werden. Das könnte vielleicht durch einmaliges Senden des Befehls in Form eines MIDI-Songs geschehen. Durch die L/R-Einstellung des Panorama-Parameters könnten sogar zwei Mono-Signale rechts und links separiert werden. So wäre es möglich, bestimmte Klänge, wie z. B. den Bass über den separaten Ausgang zum Mischpult zu schicken, um ihn besser kontrollieren zu können. Diese Art der Einstellung ist allerdings recht umständlich.
Klaus sagt:
#1 - 25.06.2019 um 08:58 Uhr
MIDI-FILE BEARBEITEN
Die Software Midifile Optimizer bietet eine spezielle Anpassung an die SONORITY XXL Sounds. Man wählt also keine Nummern in der Software, sondern direkt die Sounds aus den Instrumentengruppen. Für MIDI-File Bearbeitung sehr zu empfehlen.
Michael Geisel sagt:
#1.1 - 25.06.2019 um 13:55 Uhr
Hallo Klaus, vielen Dank für deinen Hinweis. (Die Redaktion)
Antwort auf #1 von Klaus
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenHans-Theo sagt:
#2 - 26.06.2019 um 07:37 Uhr
und noch ein Tipp:
MiditoolEx ist eine maßgeschneiderte Controller-Software, die speziell für V3 Expander entwickelt wurde und mit der man alle Sounds und Parameter völlig problemlos, übersichtlich und super einfach steuern kann. Sollte man auf jeden Fall mal ausprobieren - und kostet die Hälfte.
Michael Geisel sagt:
#2.1 - 26.06.2019 um 13:22 Uhr
Hallo Hans-Theo, die MiditoolEx-Software werden wir in Kürze in einem Test beleuchten. (Die Redaktion)
Antwort auf #2 von Hans-Theo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAlfred sagt:
#3 - 21.08.2019 um 10:01 Uhr
Das Sonority XXL ist schon der Hammer. So klein und preiswert und doch so viele super Sounds und Möglichkeiten. Manche Leute beklagen, dass die Bedienung ohne Display und Knöpfchen Probleme macht, aber das kann ich nicht bestätigen.
Ich nutze auch die neue Steuerungssoftware „MidiToolEx“, die für V3 Expander konzipiert wurde und dazu ein kleines Windows Tablet. Damit kann ich nicht nur alle Instrumente bequem auswählen, sondern auch Effektparameter steuern, Layers und Splits erstellen und so meine ganz eigenen Sounds basteln und speichern. Zusätzlich lassen sich auch noch Midifiles abspielen. Das ist für mich wirklich eine super Lösung, da ich dann mit jeder vernünftigen Midi-Tastatur und mit kleinstem Aufwand praktisch überall meine Musik machen kann. Ich habe oft nur noch ein kleines Alu-Köfferchen mit Expander, Tablet und Kabel dabei, weil die Anlage und eine vernünftige Tastatur schon am Einsatzort vorhanden sind. Da macht Musikmachen echt Spaß, wenn der Sound so gut und der Aufwand so klein ist.
Jack Fisher sagt:
#4 - 09.04.2020 um 22:10 Uhr
Crystal clear sound. Works great with Fishman TriplePlay guitar midi pickup. Big range of great sounding instruments and synths in a small unit. Just what I needed for my midi guitar pickup. It is small and fits inside gigbag. it is fast to set up.