Praxis
Installation
Vor der Inbetriebnahme muss man sich von der Homepage des Herstellers die USER VOICE-Daten im „.vce“-Format herunterladen. Diese werden auf einen USB-Stick kopiert, den man dann in das Keyboard steckt. Nun wird das Netzteil an den Yammex angeschlossen. Ein MIDI-Kabel wird benötigt, um den MIDI-OUT-Port des Keybords mit dem MIDI-IN-Anschluss des Yammex zu verbinden. Man kann auch ein USB-Kabel für die MIDI-Kommunikation zwischen Keyboard und Expander verwenden. Schließlich müssen zwei Klinkenkabel an die Audio-Ausgänge des Yammex angeschlossen und in die Aux-Eingänge des Keyboards gesteckt werden. So wird der Sound des Yammex direkt in das Keyboard geleitet. Der Expander könnte theoretisch auch direkt mit einem Mischpult oder einem Verstärker verbunden werden. Um loszulegen müssen die MIDI-Sendekanäle des Yamaha-Keyboards richtig eingestellt werden: Right1 = Kanal 1, Right2 = Kanal 2, Right3 = Kanal 4 und Left = Kanal 5. Wenn das betreffende Keyboard nur über zwei Upper-Parts verfügt, bleibt Right 3 einfach unberücksichtigt.
Die Anwahl der Klänge kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: Im Grunde genügt es, wenn die Yammex User Voices auf einem USB-Stick vorliegen. Man kann sie aber auch in den User Speicher kopieren, dann sind sie immer da, auch wenn der Stick abgezogen wird. Die letzte und komplizierteste Möglichkeit besteht darin, die Klänge in Form von Expansion-Packs in den „Expansion“-Bereich zu packen, das geht aber nur mit dem YEM (Yamaha Expansion Manager). Diese Software für Mac oder PC, verwaltet alle zusätzlich von Yamaha oder von externen Anbietern erworbenen Klänge des Yamaha Keyboards und sendet die Daten zum Instrument. Dabei muss jede Klangkategorie im „.ppf“-Format einzeln importiert werden. Anschließend ist es erforderlich die vom YEM vergebene LSB-Bank zu ändern und zwar in die Bank-Nummer, die für die Klangkategorie vorgesehen ist. Zum Beispiel müssen die Pianos (V3 80 Piano) die Bank-Nummer 80 erhalten, damit die Sounds im Yammex später richtig ausgewählt werden. Die Installation mit dem YEM ist nicht zwingend notwendig, die dafür benötigten „.ppf“-Dateien finden sich ebenfalls auf der V3 Sound Homepage.
Klang-Anwahl und Editierung
Je nachdem, wo man die Yammex Voices im Keyboard untergebracht hat, wählt man den Sound für den gewünschten Part einfach dort aus. Werden die Voices des Yammex im User-Speicher oder auf einem Stick abgelegt, werden die Program Change Nummern des Sounds im Display mit angezeigt. Werden sie mit dem YEM als Expansion Sounds gespeichert, sind diese Nummern nicht sichtbar und es steht ein „V3“ vor dem eigentlichen Namen.
Im Laufe dieses Tests hatte ich die Voices zunächst nur in den User-Speicher kopiert. Dabei stellte sich heraus, dass beim erneuten Aufrufen einer Registration mit Yammex-Sounds die Klänge zwar korrekt angewählt und spielbar wurden, allerdings wurden sie nicht mehr im Display angezeigt und man wusste daher nicht mehr, welcher Klang es eigentlich war. Anstelle der Voice-Namen wurden nur Striche angezeigt.
Nach der Installation mit dem YEM tauchte dieser Fehler nicht mehr auf. Daher empfehle ich, die YEM-Installation in jedem Fall durchzuführen. Die Sounds sind in 17 Kategorien unterteilt, von „Piano“ mit der LSB Bank Nummer 80 über Saxophon“ mit der Nummer 89 bis zu den „Classic Orchestra Woodwinds“ mit der Nummer 96.
Die Yammex Voices beanspruchen im Speicher des Keyboards kaum Platz und verringern beim Spielen nicht die Polyphonie des Instruments, weil die Samples der Klänge im Speicher des Yammex liegen und die Stimmen auch dort erzeugt werden. Die Voices können aber im Keyboard in Registrationen oder Styles und Songs zusammen mit Werksounds kombiniert und abgelegt werden.
Einige Parameter der Yammex Voices wie Panorama, Lautstärke und der Reverb- und Chorus-Anteil werden mit der Registration abgespeichert. Man kann auch weitere Parameter ändern, wie Cutoff, Attack, Decay, Release oder Portamento und diesen veränderten Sound in einer neuen User Voice ablegen. Durch die geringen DSP-Möglichkeiten des Yammex gibt es eine wichtige Einschränkung: Den Yammex-Sounds können zwar Reverb- und Chorus-Effekt hinzugefügt werden, aber keine weiteren DSP-Effekte, wie es für die internen Klänge der Keyboards möglich ist. Aus diesem Grund liegen die Orgel-Sounds des Yammex beispielsweise meistens in zwei Variationen vor: Ein Sample mit langsamem und eines mit schnellem Leslie-Effekt. Die Sounds im Yammex wurden also, wenn nötig, mit ihrem charakteristischen Effekt gesampelt. Auch EQ-Einstellungen können nicht angepasst werden.
Sound
Kommen wir zum wichtigsten Punkt: Wie klingen die Voices des Yammex? Laut Hersteller kommen im Yammex viele Note-Off-Samples zum Einsatz, sodass auch das Loslassen einer Taste charakteristische Klangeffekte erzeugt. Die ebenfalls bei vielen Klängen eingesetzte „Round-Robin-Technologie“ entspricht dem Wave-Cycling-Prinzip von Yamaha, bei dem die Sounds lebendiger klingen, weil automatisch nacheinander verschiedene Samples abgefeuert werden, wenn eine Taste mehrmals angeschlagen wird. Ich konnte die Sounds des Yammex im Genos testen und so bei vielen Sounds einen A/B-Vergleich durchführen.
Zunächst zu den akustischen Pianos. Das im Yammex vorhandene Flügel-Sample stellt eine gute Abwechslung zum CFX-Piano oder C7-Piano des Genos dar. In den folgenden Audiobeispielen hört man im A/B-Vergleich den Unterschied der Samples heraus. Ich würde das Yammex-Piano als etwas drahtiger als die beiden Yamaha-Flügel bezeichnen.
Die E-Pianos stellen keine wirkliche Bereicherung zu denen in den Yamaha Keyboards dar, deshalb habe ich sie hier nicht angespielt. Die Orgeln sind in zahlreichen Variationen vertreten. Viele davon bieten einen ausdrucksstarken Sound, der mehr Charakter hat als die Zugriegel-Simulation im Genos. Ich habe immer beide Leslie-Versionen angespielt.
Der V3 Sound Yammex kommt aus Österreich. Kein Wunder also, wenn er im Bereich Akkordeon viel zu bieten hat.
Viele Sounds des Yammex bieten keine wirkliche Neuerung, da die Klänge im Yamaha-Keyboard schon sehr hochwertig sind. Man kann sie deshalb eher als Ergänzung betrachten, um einen anderen Klangcharakter zu erhalten. Einige Yammex-Voices gefallen mir aber tatsächlich besser, als die vergleichbaren Presets des Genos. Hier fielen mir die Mandoline, das Banjo und auch die Pizzicato-Strings auf. Zuerst hört man immer die Yammex Sounds.
Im Bereich Strings und Brass bietet der Yammex eine gute Ergänzung zum Genos. Die Strings sind in vielen verschiedenen Variationen vorhanden und lassen sich auch gut layern, um beispielsweise den harten Attack beim Anstrich mit einem weichen Streicherteppich zu kombinieren.
Von den Synthesizer-Klängen des Yammex hatte ich mir mehr erhofft. Da sind leider keine Innovationen zu finden. Der Sinn eines Expanders ist es ja, Klänge zu liefern, die über das Alltägliche hinausgehen, um neue Inspiration zu bieten. Die Synth-Lead-Sektion des Yammex beinhaltet nur Hausmannskost. Bei den Synth-Pads hingegen sind einige schöne Flächen dabei, die man im Genos nicht findet.
Die letzten Klang-Kategorien im Yammex beinhalten das Kürzel „CO“, das für „Classic Orchestra“ steht. Hier findet man nochmals gut gesampelte Streicher und Bläser. Gerade wenn man mehrere Sounds geschickt in einer Registration übereinander legt, entstehen fette Orchester-Klänge. Es gibt ein paar Sounds im Yammex, die im Genos eigentlich überhaupt nicht adäquat vorhanden sind. So zum Beispiel ein gut gesampelter Dudelsack.
Sonstiges
Auf der V3 Sound Internetseite wird eine Beschreibung geboten, wie man den Kopfhörer-Ausgang des Yammex (Stereo Miniklinke) zu einem separaten Audio-Ausgang umfunktionieren kann. Dadurch ist es möglich, die Voice eines bestimmten MIDI-Kanals auf diesen separaten Ausgang zu routen. Um das zu erreichen, muss man das Gerät öffnen und fünf kleine DIP-Schalter auf der Platine nach Anleitung umstellen. Anschließend muss beim Betrieb des Yammex ein bestimmter Midi-Befehl an das Gerät geschickt werden. Das könnte vielleicht durch einmaliges Senden des Befehls in Form eines Midi-Songs geschehen. Durch die L/R-Einstellung des Panorama-Parameters könnten sogar zwei Mono-Signale rechts und links separiert werden. So wäre es möglich, bestimmte Klänge wie z. B. den Bass über den separaten Ausgang zum Mischpult zu schicken, um ihn und besser zu kontrollieren.