Der Vahlbruch Kaluna Röhrenverzerrer überzeugt in der Praxis
Auch wenn es sich beim Kaluna um eine außergewöhnliche Röhrenkonstruktion handelt, lässt sich das Pedal ganz einfach bedienen. Wie bei allen Verzerrer-, Distortion-, Overdrive- und Fuzz-Pedalen spielt aber auch hier der verwendete Amp eine gewisse Rolle. Ich habe das Pedal im Vorfeld mit verschiedenen Gitarrenamps ausprobiert, einschließlich des Kemper-Amps, und bin immer zu sehr guten Ergebnissen gekommen. Letztendlich hat es mir jedoch mit meinem alten JMP Marshall am besten gefallen. Der Verstärker ist zugegebenermaßen nicht glasklar eingestellt, denn er ist bereits leicht am „Köcheln“ bzw. am Zerren, auch wenn man die Verzerrung kaum hören kann. Dieses weiche und organische Klangverhalten bekommt man mit digitalen Kisten, wie dem Kemper, in dieser unperfekten Perfektion bei aller Liebe nicht hin. In dieser leicht angezerrten Einstellung geht die Röhrenschaltung des Kaluna mit den Vorstufenröhren im Verstärker eine klangliche Symbiose ein und ich finde das Ergebnis wirklich herausragend. Zu viel Ampzerre empfiehlt sich hier aber nicht, denn sie würde die Dynamik des Kaluna weitestgehend zunichtemachen. Also den Amp im Zweifelsfall lieber zu clean einstellen als mit zu viel Eigenzerre. Bevor wir zu den Soundbeispielen kommen, hier noch der Signalweg: Die verwendete Gitarre ist eine Gibson SG mit Medium-Output-Humbuckern. Der Amp ist mein alter Marshall JMP aus den 70er-Jahren ohne Mastervolumen und als Box verwende ich eine Marshall 1960 mit Greenbacks. Als Mikros kommen dieses Mal ein SM57 in Kombination mit einem U87 zum Einsatz. Hier zuerst der Amp ohne Pedal.
Viele Verzerrer benötigen einen gewissen Zerrgrad, um überhaupt aus den Pötten zu kommen. Nicht so beim Kaluna. Hier lassen sich auch leichte silbrige Verzerrungen einstellen, die weder stumpf noch kraftlos klingen. Dabei tendiert der Sound aber eindeutig in Richtung Marshall. Die Zerrstruktur ist also rauer und nicht so feinzeichnend, wie man es vom Vox AC 30 kennt. Hier das Pedal mit dem Gainregler auf 9 Uhr.
Auch wenn mir die dezenten Einstellungen gut gefallen, beginnt der Sweetspot des Kaluna für meinen Geschmack erst ab 12-Uhr-Gain. Hier bringt das Pedal einen sehr überzeugenden Blues/Rock-Sound, der sich bestens für kantige Riffs und schmatzende Soli eignet. Die Klangregelung habe ich in den Soundbeispielen folgendermaßen eingestellt: Treble und Bass 12 Uhr, Middle 11 Uhr.
Wenn man den Gainregler komplett aufdreht, klingt das Pedal fett und rund. Auch wenn hier die Kompression „naturgemäß“ höher ist als bei Halbgas-Gain, klingt es weder überbraten noch tendiert das Pedal zu einem Gleichmachersound. Die Saitentrennung und das dynamische Verhalten haben weitaus mehr Ähnlichkeit mit einem leicht frisierten und weit aufgerissenen JCM 800 als mit einem Verzerrerpedal. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Spielgefühl, denn die Röhrenschaltung im Kaluna reagiert sehr sensibel auf den Anschlag und die jeweilige Gitarre.
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Beim Herumprobieren mit verschiedenen Gitarrenamps hat mir die Klangregelung des Kaluna um die 12-Uhr-Position am besten gefallen. Trotzdem möchte ich euch die Wirkungsweise der Treble-, Middle- und Bassregler nicht vorenthalten. Je weiter man die einzelnen Potis aufdreht, umso mehr Ausgangspegel erhält man. Und weil die Unterschiede teilweise drastisch sind, habe ich die entsprechenden Audiofiles normalisiert. Die Audiobeispiele bestehen jeweils aus drei Einstellungen: 9 Uhr, 12 Uhr und 16 Uhr.