Praxis
Bevor wir uns an Effektkombinationen machen, werden die einzelnen Sektionen begutachtet. Der Dapper hängt vor meinem clean eingestellten Sovtek MIG-50H, der bisher bei allen bonedo Effektpedal-Tests im Einsatz war.
Overdrive
Der Hersteller hat sich klanglich bei der Overdrive-Sektion vom Tube Screamer inspirieren lassen, wobei der Dapper schon etwas mehr Gain bietet als das Original. Ich habe einen kleinen AB-Vergleich gemacht, den ihr in den ersten beiden Beispielen hören könnt. Den Tube Screamer habe ich mit allen Reglern in der mittleren Position aufgenommen. Um einen ähnlichen Zerrgrad vom Dapper zu erhalten, ist etwas weniger Gain notwendig. Der Overdrive im Dapper liefert außerdem etwas weniger Höhen. Aber prinzipiell ist die Charakteristik gut getroffen, das Pedal generiert einen angenehmen Crunchsound. Lediglich in der dynamischen Ansprache zeigt es sich etwas schwächer, auch leicht angeschlagene Töne sind noch höher verzerrt, eine Disziplin, in der der Tube Screamer etwas sensibler reagiert. Ihr hört das jeweils am Ende von Beispiel 1 und 2. Der Tone-Regler hat keinen riesigen Wirkungsgrad, agiert aber sehr harmonisch und zeigt sich nur in der letzten Umdrehung von 16 auf 17 Uhr von seiner etwas giftigeren Seite. Mit ihm kann der Klang gut an die verwendete Gitarre angepasst werden. Über den Volume-Regler an der Gitarre lässt sich der Sound entsprechend entzerren, dabei geht allerdings auch die Lautstärke etwas zurück (Bsp. 4), ein ähnliches Verhalten zeigt aber auch der Tube Screamer.
SOUNDBEISPIEL | Vol | Tone | Gain |
---|---|---|---|
Bsp. 1: Ibanez Tube Screamer (Jaguar P90) | 12 | 12 | 12 |
Bsp. 2: Valeton Dapper Overdrive (Jaguar P90) | 12 | 14 | 10 |
Bsp. 3: Crunch Sound mit wenig Gain (Strat) | 12 | 16 | 9 |
Bsp. 4: Max. Gain – zuerst Git-Volume auf 7, dann auf 10 (Strat) | 12 | 14 | 17 |
Bsp. 5: Max. Gain (Les Paul) | 12 | 9 | 17 |
Distortion
Die Distortion-Einheit geht beherzter zur Sache und steht mit einem höheren Zerrfaktor, etwas mehr Kompression und Sustain zur Verfügung. Bei niedrigem Zerrgrad ist mit Humbuckergitarren ein amtliches Brett im Anmarsch, der Sound kommt definiert aus den Speakern (Bsp. 6). Definition und Saitentrennung bleiben auch bei höheren Gain-Einstellungen recht gut erhalten, wie in Beispiel 7 zu hören ist, wo ich Akkorde über vier Saiten spiele und die Töne auf der G-Saite trotz Zerrgewitter noch gut zu orten sind. Förderlich ist auch dabei die Arbeit mit dem EQ, der beim Distortion etwas stärker ins Geschehen eingreift, was auch extremere Zerrsounds möglich macht. Die grobe Bandbreite hört ihr in den Beispielen 8 und 9. Einmal mit weit zurückgenommenem Treble-Regler (Bsp. 8) und dann mit Treble und Bässen weit aufgedreht für einen sehr bissigen High-Gain-Sound (Bsp. 9).
SOUNDBEISPIEL | Vol | Bass | Treb | Gain |
---|---|---|---|---|
Bsp. 6: Niedrige Gain Einstellung (Les Paul) | 13 | 12 | 13 | 9 |
Bsp. 7: Hohe Gain Einstellung (ES-335) | 13 | 11 | 13 | 15 |
Bsp. 8: Max. Gain, Treble Regler weit zurück gedreht (SG) | 12 | 11 | 9 | 17 |
Bsp. 9: Max. Gain, Treble und Bass weit aufgedreht (SG) | 12 | 15 | 15 | 17 |
Delay
Das Delay kommt im Vintage-Gewand, die Echowiederholungen sind in den Höhen leicht abgesenkt. Modulation oder eine leichte Übersteuerung bei mehreren Echowiederholungen gibt es nicht, das Delay bleibt in einer einheitlichen Klangqualität. Ich persönlich finde es absolut sinnvoll, wenn es nur einen Grundsound gibt. Auch die Lautstärke der Wiederholungen nimmt angenehm gleichmäßig und organisch ab. Die maximale Verzögerungszeit beträgt 1000 ms bei Rechtsanschlag des Time-Reglers (Bsp. 10), auf der anderen Seite sind bei geringen Einstellungen sehr kurze Echos möglich. Der typische Slapback Echo Sound (Bsp. 11) ist etwas schwierig einzustellen, denn die dafür benötigten ca. 100 ms liegen zwischen 7 und 8 Uhr. Das ist mit den kleinen Reglern etwas Fummelei, denn dort landet man schnell schon mit einer kleinen Drehung bei einer zu langen Verzögerungszeit für ein Slapback-Echo. Da wäre eine etwas feinfühligere Kurve für die kurzen Echos auf der ersten Hälfte des Regelweges besser. Die langen Echos kann man schließlich bequem per Tap-Funktion einstellen. Ansonsten macht das Delay einen guten Job und tut, was es soll, dezent und ohne Schnickschnack.
Für dich ausgesucht
SOUNDBEISPIEL | Mix | Regen | Time |
---|---|---|---|
Bsp. 10: Max. Verzögerungszeit, Max. Effektanteil (Jaguar P90) | 17 | 12 | 17 |
Bsp. 11: Slapback Echo mit Overdrive (Gretsch) | 16 | 9 | 7,5 |
Bsp. 12: Lead Sound mit Distortion & Delay (Les Paul) | 12 | 11 | 9 |
Speaker Simulation
Die Speaker Simulation hat mich ehrlich gesagt positiv überrascht. Wer mal keine Lust hat, seinen Amp zur Probe mitzuschleppen, schnappt sich Gitarre und den kleinen Multi-Effekt-Riegel und spielt direkt ins Mischpult. Klanglich ist das Ganze absolut in Ordnung und für so einen Einsatz tauglich. Bei Gigs oder Aufnahmen würde ich das Pedal nicht als erste Wahl für die Direktabnahme wählen, aber im Notfall kann es den Gig retten, falls der Amp abrauchen sollte. Das Pedal ist nun direkt ans Audio-Interface angeschlossen, Distortion und Delay sind aktiviert.
SOUNDBEISPIEL | Vol | Bass | Treble | Gain | Mix | Regen | Time |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Bsp. 13: Speaker Simulator (Les Paul) | 13 | 12 | 16 | 13 | 10 | 11 | 10 |
roseblood11 sagt:
#1 - 06.10.2019 um 23:05 Uhr
Leider gibt es keinen schaltbaren Tap Divider (Viertel, Achtel, punktierte Achtel). Damit ist Tap Tempo ziemlich nutzlos.Ein Schalter, um die Position der Loop zu verschieben, wäre auch sinnvoll (vor/hinter Distortion).
Ascherbachloewe007 sagt:
#2 - 31.01.2020 um 17:27 Uhr
Frage: direkt in den effect return eines amps geht auch ? Oder beinhaltet das geraet keine preamp funktionalitaet ?
Thomas Dill - bonedo sagt:
#3 - 31.01.2020 um 18:54 Uhr
Der Dapper ist prinzipiell für die Benutzung mit (unverzerrter) Amp Vorstufe gedacht. Als Preamp würde ich das Gerät nicht bezeichnen, aber ausprobieren kann man es schon mal ihn vor die Endstufe zu schalten.