Valiant Guitars ging aus einem kleinen Custom Shop hervor, der vor über 30 Jahren von den Brüdern Vadim und Dima Gavrilenko in der Ukraine gegründet wurde. Mit wachsendem Erfolg ist Valiant Guitars mittlerweile zu einem größeren Betrieb herangewachsen und beschäftigt ein kleines Team von erfahrenen Gitarrenbauern, das hochwertige Gitarren und Bässe komplett in Handarbeit fertigt. Hierzulande ist Valiant Guitars zwar noch kein geläufiger Name, das kann sich jedoch schnell ändern: Das Musikhaus Thomann ist nämlich vor einiger Zeit auf die Firma aufmerksam geworden und hat eine kleine Auswahl der edlen Intrumente aus der Ukraine in sein Programm aufgenommen. Für diesen Test steht uns ein olivegrüner Valiant Guitars Jupiter 4-Saiter zur Verfügung, der einen Split-Coil-Pickup an Bord hat und einer heftigen Aging-Behandlung unterzogen wurde.
Valiant Guitars Jupiter Bass – das Wichtigste in Kürze
- Custom-Shop Viersaiter im Jaguar-Stil
- Aged Finish
- Erlekorpus, Ahornhals
- Valiant Custom-P Spilt-Coil
- sehr niedriges Gewicht
- in der Ukraine hergestellt
Details
Auch wenn der viersaitige Valiant Guitars Jupiter Bass auf den ersten Blick wie ein abgerockter Vintage-Bass aussieht, handelt es sich doch um einen nagelneuen Boutique-Bass, der zudem nicht ganz günstig zu haben ist. Bei so einem Schätzchen darf man erwarten, dass ein Koffer oder eine hochwertige Gigbag zum Lieferumfang gehört, und Valiant enttäuscht hier erfreulicherweise nicht: Der Bass kommt in einem sehr schweren und stabilen Koffer, der das Instrument hervorragend beim Transport schützt.
Das Interieur besteht nicht aus der üblichen, leicht gepolsterten Samtauskleidung, sondern aus festem Schaumstoff, der exakt in der Form des Basses ausgeschnitten wurde. Auch bei heftigeren Stößen wird sich der Bass also nicht im Koffer bewegen und dementsprechend auch nicht beschädigt werden.
Leichtgewicht!
Als ich den Valiant Guitars Jupiter Bass aus dem Koffer holte, fiel mir zum einen das sehr niedrige Gewicht auf – der Bass zählt mit 3,5kg ohne Frage zur Leichtgewichtsklasse – und zum anderen war ich sehr beeindruckt vom überaus realistisch wirkenden Aging. Das Team von Valiant Guitars versteht offenbar sein Handwerk! Man hat sowohl optisch als auch haptisch den Eindruck, dass der Bass über Jahrzehnte gespielt wurde.
Mit Blick auf die Korpusform wird dem Fender-Fan schnell klar, welcher Klassiker für den Boutique-Bass aus der Urkaine Pate stand: Richtig, der Valiant Guitars Jupiter kommt im Stil des Fender Jaguar und besitzt dementsprechend einen relativ kompakten Offset-Korpus mit den typischen kurzen Korpushörnern.
Auch beim Material für den Korpus geht Valiant den traditionellen Weg und setzt auf bewährte Erle, die in der Regel für einen warmen und vollen Ton sorgt. Der Korpus wurde schließlich mit einer Lackierung in der Farbe „Olive-Mash“ und einem schwarzen Pickguard versehen.
Bemerkenswerte Custom-Brücke
Bei der Brücke setzt Valiant auf eine eigene Entwicklung, die sogar im Hause hergestellt wird und sowohl konstruktionstechnisch, als auch hinsichtlich des Materials mit einer Vintage-Brücke kaum noch Gemeinsamkeiten hat. Der massive Steg besteht aus einer sehr festen und harten Aluminiumlegierung und besitzt quaderförmige Reiter, die aus Messing gefertigt wurden.
Die Saiten werden hier nicht etwa – wie bei modernen Brücken üblich – im hinteren Teil der Brücke eingehängt, sondern in Ausfräsungen auf der Bodenplatte. Ähnlich wie bei einer String-Trough-Body-Bridge wird durch den starken Winkel der Saitendruck auf die Reiter erhöht, sodass die Schwingungen effektiver in den Korpus übertragen werden können. Das habe ich in dieser Art noch bei keinem Modell gesehen – ein wirklich cooles und sinnvolles Feature, wie ich finde!
Davon abgesehen bietet die Valiant-Brücke natürlich die üblichen Einstellmöglichkeiten für Saitenlage und Intonation. Passend zur Vintage-Optik des Basses kommt die Brücke mit einem matten Aged-Nickel-Look.
Valiant Guitars Jupiter Bass: Buchenholz für das Griffbrett!
Der an vier Punkten mit dem Korpus verschraubte Hals besteht aus Ahorn und als Griffbrett kommt geröstete Buche zum Einsatz. Buche ist in der Härte und Dichte mit Ahorn vergleichbar und dementsprechend sicherlich eine gute Wahl für das Griffbrett, auch wenn die Holzart im Gitarrenbau bislang noch eher stiefmütterlich behandelt wird.
Im dunkelbraunen Buche-Griffbrett parken 20 erstklassig abgerichtete und auf Hochglanz polierte Bünde. Darüber hinaus finden wir markante Lagenmarkierungen in dreieckiger Form, die wohl das Firmen-Logo von Valiant Guitars symbolisieren sollen. Am ersten Bund finden wir in der Tat dann auch das komplette, dreieckige VG-Logo von Valiant Guitars.
Halskrümmung einstellen per Speichenrädchen
Die Halskrümmung wird beim Jupiter übrigens mit einem praktischen Einstellrad justiert, wie wir es beispielsweise von Sadowsky oder Music Man kennen. Die lästige Suche nach dem passenden Inbusschlüssel entfällt also, denn irgendein Schraubenzieher oder ein spitzes Werkzeug funktioniert mit den sogenannten Spoke-Wheels ja bekanntermaßen bestens.
Ein weiteres modernes Feature finden wir am anderen Ende des Halses – genauer: Beim Sattel! Er besteht aus Glockenmessing und verfügt über kleine Schräubchen, mit denen die Saitenhöhe exakt justiert werden kann. Man kennt ähnliche Sättel beispielsweise auch vom deutschen Hersteller Warwick, und tatsächlich frage ich mich schon lange, warum nicht jeder Hersteller auf diese extrem praktische Feature setzt. Hier gibt es nämlich kein nerviges Gefeile und vor allem keine zu tief gefeilten Sattelkerben mehr!
Die Kopfplatte des Valiant Guitars Jupiter Basses besitzt eine traditionelle Form mit leichten Designänderungen und wurde für einen einheitlichen Look in der Korpusfarbe lackiert. Auf der Kopfplatte finden wir einen Saitenhalter für die drei hohen Saiten und vier gekapselten Mechaniken von der Firma Gotoh. Zum Einsatz kommen die bewährten GB707-Modelle, die zweifellos zum Besten gehören, was der Markt zu bieten hat. Müßig zu erwähnen, dass die japanischen Präzisions-Mechaniken super geschmeidig laufen und die Stimmung zuverlässig halten.
Auch der Split-Coil-Pickup ist eine Eigenentwicklung
Damit sind wir auch schon beim Thema Tonabnehmer und Elektronik angelangt. Valiant Guitars setzt hier abermals auf eine Eigenentwicklung und verbaut einen im Hause gefertigten Split-Coil-Tonabnehmer, der in der typischen Precision-Bass-Position (29,5cm vom 12. Bund) installiert wurde. Geregelt wird auf traditionelle Art mit einem Lautstärkeregler und einer passiven Tonblende, die mitsamt der Elektronik auf eine große und markant geformte Kontrollplatte geschraubt wurden.
Bemerkenswert sind die schönen Potiknöpfe im Aged-Look, die auf der Oberseite Holzeinlagen tragen. Damit bei der Bedienung keine Unklarheiten aufkommen, wurden die Holzeinlagen sogar beschriftet („V“ für Volume, „T“ für Tone) und zum Ablesen der Stellung mit Markierungen versehen. Solche kleinen Details tragen einen guten Teil zum durchaus eigenwilligen, aber aus meiner Ansicht absolut gelungenen Design des 4-Saiters bei – der Jupiter ist eine kreative Interpretation eines Klassikers, wie ich finde!
Hinsichtlich der Verarbeitungsqualität sollte man bei einem handgefertigten Instrument dieser Preisklasse natürlich höchste Maßstäbe ansetzen. Diese erfüllt mein Testexemplar tatsächlich auf ganzer Linie! Angefangen bei den Holzarbeiten, über die erstklassige Bundierung, bis hin zu den im Hause gefertigten Hardware-Komponenten und dem aufwändigen und realistisch wirkenden Aging-Job sehe ich Perfektion, wohin ich auch blicke! Das ist Handwerk auf höchstem Niveau – Chapeau!