ANZEIGE

Varia Instruments RDM40 Rotary-Mixer Test

Varia Instruments aus Bern bauen edle Rotary-Mischpulte und Schallplattengewichte. Mehr nicht. Der RDM40 ist die vierkanalige Version des RDM20, der bereits seit 2016 in Kleinauflage angeboten wird. Was bei Varia-Mixern als erstes auffällt, ist natürlich die extravagante Optik, die eher an Fritz Langs monochromen Filmklassiker „Metropolis“ als an einen schwitzigen Hip-Hop Battle-Jam aus der Bronx erinnert. Hätte Q für Sean Connery als James Bond ein Rotary-Mischpult gebaut, so würde es wohl aussehen: elegant und effektiv.

01_Varia-Instruments_RDM40
Schweizer Qualität, handgefertigt: Varia Instruments RDM40 Rotary-Mixer


Tatsächlich steckt der zweikanalige erste Mixer der Schweizer in einem Gehäuse, das ursprünglich für Laborgeräte entwickelt und für den RDM20 angepasst wurde. Die Gestaltung des hier getesteten vierkanaligen großen Bruder ist daran angelehnt. Ob sich der dezente industrielle Charme auch in klanglicher Präzision offenbart, soll dieser ausführliche Test zeigen.

Details

Da war es also, das Testexemplar des RDM40, das im schlichten, handsiebbedruckten Pappkarton anreiste. Schon beim Auspacken konnte ich mich eines Grinsens nicht erwehren, als mich die beiden VU-Meter aus hoch aufgereckter Position durch die Plastikhülle anblinzelten.

Fotostrecke: 5 Bilder Imposantes Gerät: Der Varia Instruments RDM40 hebt sich schon rein optisch deutlich von den meisten anderen DJ-Mischpulten ab

Denn dies ist ein „Misch! Pult!“ Ja wirklich, ein richtiges Pult, ach was, eine Landschaft! Fast so steil wie die Eiger-Nordwand erhebt sich die Master- und Monitorsektion mit den beiden großen imposanten VU-Metern über den Potentiometer-Mischwald auf der Schrägebene.
Reminiszenzen an pultförmige Synthesizer wie den klassischen Korg MS-20 kommen sofort in den Sinn. Oder Erinnerungen an die Bedienkonsole im alten Kontrollraum des Berliner E-Werks, wo ich 1991 einer legendären Party beiwohnen durfte. Genau dieses Pult hätte dort perfekt gepasst (siehe Bild). Auch weil jegliche Holzarbeiten fehlen. Wo andere Boutique-Hersteller ihre edlen Mixer in warme Holzrahmen einhüllen, setzen die Schweizer Hersteller Simon Schär und Marcel Schneider mit pulverbeschichtetem Metall und blankem Blech auf industriellen Charme.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Varia Instruments RDM40 aus der Vogelperspektive

Sieben große und zwanzig kleinere glockenförmige Potiknöpfe sind auf der Mixeroberfläche auf den ersten Blick anscheinend etwas wahllos verteilt, aber nach einem zweiten Blick identifiziert man schnell eine gut übersichtliche vierkanalige Struktur mit Reglern für Lautstärke, drei Frequenzbänder, Gain und Effekt-Send. Darüber befinden sich vier grün hintergrundbeleuchtete Cue-Buttons und die drei einladend großen Regler für den Master-Isolator. Die dreieckige Anordnung der Kanal-Potis für Bässe, Mitten und Höhen erinnert an den Condesa Carmen V, den wir ebenfalls bereits im Bonedo-Test hatten.
Bei Varia Instruments handelt es sich jedoch um Isolatoren. Denn die Schweizer verbauen Isolatoren in der Summe UND in den Kanälen, die sich durch verschieden gewählte Flankensteilheiten (24 dB in der Summe, 12 dB in den Kanälen) und Einsatzfrequenzen wunderbar ergänzen.

Klarheit auf den zweiten Blick: die vier Kanäle mit den drei Isolatoren, Gain, Send und grünem PFL-Schalter
Klarheit auf den zweiten Blick: die vier Kanäle mit den drei Isolatoren, Gain, Send und grünem PFL-Schalter

Keine Lightshow

Der RDM40 betreibt keine große Lightshow. Neben den deutlich grünen Cue-Buttons gibt es pro Kanal noch eine kleine LED, die bei anliegendem Signal grün und bei Übersteuerung rot leuchtet und auf der Stirnseite noch die sehr dezenten amberfarbigen VU-Meter im gerundeten Oldschool-Style. Der kleine Metallkippschalter zum Umschalten zwischen PFL und Summen-Anzeige sitzt direkt zwischen den VUs.Per kurzem Drücken können einer oder mehrere Cues angewählt werden, um in mehrere Signale gleichzeitig reinzuhören.
Wird ein Button etwas längerer gedrückt, fungiert er als „,temporary cue“, also nur so lange, wie der grüne Schalter gehalten wird. Smart. Links und rechts der VU-Meter befinden sich auch alle Elemente, die nicht direkt zum Mixen benötigt werden: Lautstärkeregler für die Master-Lautstärke („House“), die Monitorlautstärke („Booth“) und die Lautstärke des Record-Outs, der natürlich auch für andere Ausspielungen genutzt werden kann.
Auch die Kopfhörerlautstärke und das Mischverhältnis zwischen Cue- und Summensignal wird hier geregelt. Dazu kommt ein Poti für die Eingangslautstärke des Send/Return-Effektweges, der theoretisch auch als weiterer Line-Eingang ohne Klangregelung zur Verfügung steht. Mit kleinen Metallkippschaltern wird hier pro Kanal zwischen dem jeweiligen Phono- und Line-Eingängen umgeschaltet. Eine Ausnahme bildet Kanal 4, hier kann vom Line- auf den Mikrofon-Eingang geschaltet werden.

Die Summensektion des RDM40 mit dreifacher Dreifaltigkeit: links die Ausgangslautstärken, rechts Return und Kopfhörer, darunter die drei großen Summenisolator-Potentiometer
Die Summensektion des RDM40 mit dreifacher Dreifaltigkeit: links die Ausgangslautstärken, rechts Return und Kopfhörer, darunter die drei großen Summenisolator-Potentiometer

Der Blick zurück

Rückseitig finden wir von rechts nach links sieben Cinch-Anschlusspärchen für dreimal Phono und viermal Line, drei große Masseschräubchen, einen Mikrofoneingang, sechs Klinkenanschlüsse für Stereo-Send/Return und Booth-Out, zwei XLR-Anschlüsse für die PA und ein weiteres Cinch-Pärchen für den Record-Out.
Der Mikrofoneingang verfügt über keine Phantomspeisung. Die Trittschalldämpfung in Form eines High Pass Filters 12dB/Oct bei 100Hz kann nach Bedarf intern deaktiviert werden. Da es sich um einen XLR-Eingang handelt, kann man auch keinen Kopfhörer als „Ersatz-Mikrofon“ anschließen und ist somit auf ein ganz normales Kondensatormikrofon angewiesen.
Ganz links außen sitzen dann der Netzschalter und Anschluss für das Kaltgerätenetzkabel, das wirklich mit Nachdruck in den Mixer geschoben werden muss und dann auch bombenfest hält. Die nackte Metallplatte, die darunter angebrachte Leiste mit der Beschriftung und die fast schon überdimensionierte Seriennummerntafel unterstreichen den industriellen Chic des Mixers.

Fotostrecke: 3 Bilder Eingänge für drei Plattenspieler und vier Line-Signale und ein Mikrofon

Das Innenleben

Hebt man den Mixer an, überrascht das moderate Gewicht. Er sieht einfach schwerer aus, aber dank des stabilen pulverbeschichteten Gehäuses wiegt der RDM40 nur knapp über 5 kg. Dies wird von einer Partnerfirma in Bern gefertigt, die untereloxal beschichteten Frontplatten kommen aus Zürich.
Überhaupt nutzt Varia Instruments nach eigener Aussage wann immer möglich Komponenten und Dienstleister aus der Schweiz oder dem europäischen Ausland. So stammen die Wima Kondensatoren aus Deutschland, die Leiterplatten aus Belgien, weitere Bauteile kommen aus Schweden und England. Den weitesten Weg haben die VU-Meter aus Taiwan (wegen der schönen Lichttemperatur) und die japanischen ALPS-Potis. Im RDM40 werden ausschließlich ALPS RK27 verbaut. Als ICs werden THAT1646 verwendet, welche stabiler und weniger empfindlich gegenüber Komponententoleranzen oder Erdströmen sind als herkömmliche kreuzgekoppelte Operationsverstärker. Und so schreiten wir nach eingehender Bewunderung dieser wunderschönen Technikskulptur endlich zum Praxistest und legen die erste Platte auf.

Fotostrecke: 3 Bilder Die wunderbar dezent amberbeleuchteten VU-Meter werden aus Taiwan bezogen
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.