Varia Instruments RDM40 Rotary-Mixer Test

Praxis

Trotz der extravaganten Form präsentiert sich der RDM40 als hochwertiges Arbeitsgerät ohne Starallüren. Nach kurzer Eingewöhnungszeit freut man sich über die sehr aufgeräumte und praxisnahe Einteilung der beiden Bedienfelder. Die Regler vermitteln einen angenehmen Widerstand. Die Volume-Regler fühlen sich leichtgängiger an als bei anderen Rotary-Mixern, aber das Drehgefühl passt gut zum nüchternen Design des Mischpults.
Die steile Stirnseite streckt sich dabei fast wie ein Flugzeug-Cockpit Richtung DJ: Die VU-Meter und die Ausgangslautstärkeregler sind perfekt im Blick, die Umschalter für Phono- und Line können nicht versehentlich angestoßen werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Einschalten und loslegen!

Der Klang

Das Labortechnik-Gehäuse verleiht dem RDM40 ein nerdiges Understatement ohne viel Bling-Bling. Der Goldstaub entfaltet sich im Sound. Und der ist ein Erlebnis. Warm, weich, kraftvoll, das sind die Attribute, die mir zuerst einfallen. 
Die Höhen klingen, auch extrem reingedreht, niemals unangenehm. Beide Bass-Isolatoren voll reingedreht erzeugen zwar übertrieben viel Pegel, bringen den Mixer selbst aber nicht aus der Ruhe. Hier profitiert der Varia Instruments von seinem großen Headroom. Während Bässe und Höhen den Sound eher aufwerten als entscheidend, wirken die Mitten deutlich klangverändernd. Hiermit können je nach Material und eingesetzten Isolator die musikalischen Elemente eines Tracks entscheidend geformt werden.
(Musik: Machomovers – Jägermeister (Oliver Dollar Remix) – Flaneur Recordings, Robin Masters Orchestra – Dänzmuv (Kobold’s Maxi Verson) – Flaneur Recordings mit freundlicher Genehmigung von Oliver Marquardt)

Audio Samples
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Kanalisolator, alle drei Frequenzbereiche Summenisolator, alle drei Frequenzbereiche Vergleich Bässe, Kanalisolator und Summenisolator Vergleich Mitten, Kanalisolator und Summenisolator Vergleich Höhen, Kanalisolator und Summenisolator

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Isolator Double Action

Die Kombination der beiden Isolatoren ergibt komplett Sinn, es ist wie das Malen mit einem feinen und einem groben Pinsel. Die Kanalisolatoren geben mit einer Flankensteilheit von 12 dB vor allem sanfte Kontrolle über Bässe und Höhen. Dank der Basstrennfrequenzen von 20 – 125 Hz kriegen Platten mit wenig Wumms deutlich mehr Schub mit spürbarer Verstärkung im Bassbereich. Der Höhenregler verleiht mit einer Trennfrequenz von 4 – 20 kHz matten Pressungen mehr Glanz. Während ich diese beiden Regler also eher als Korrektiv eingesetzt habe, diente mir der Mittenregler meist dazu, um Gesang, Melodien und Akkorde kreativ zu betonen oder zu unterdrücken.
Die drei großen Summenisolatoren wiederum streichen sehr breitbandig mit einer Flankensteilheit von 24 dB durchs Frequenzspektrum, packen mehr zu und bieten sich für das temporäre kreative Betonen von Bässen, Mitten oder Höhen an. Gerade die Bass-Trennfrequenzen zwischen 20 – 280 Hz reichen sehr viel weiter ins tiefe Mittenspektrum hinein als die der Kanal-Bass-Isolatoren.
Dass beide Isolatoren auf Links-Stellung das Signal komplett stummschalten können, ist keine Überraschung. Wohl aber das saubere Klangverhalten beider Isolatoren bei komplettem Boost mehrerer Frequenzbereiche. Natürlich wird das Signal lauter, aber unangenehme Verzerrungen bleiben aus. Das ermöglicht, den Mixer auch mal „heiß“ zu fahren.

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Das Rauschverhalten ist ebenfalls vorbildlich. Viele Hersteller hochwertiger Mischpulte arbeiten mit externem Netzteil, um eine mögliche Störungsquelle aus dem Gehäuse zu verbannen. Der RDM40 kommt mit breiter Brust und gut abgeschirmtem internen Netzteil daher. Kein dicker, nerviger Netzteilklotz, sondern ein simples Kaltgerätenetzkabel reicht aus, um den Mixer mit Strom zu versorgen. Auch eine Form von Eleganz 
Übrigens Vorsicht beim Vorhören: Der Kopfhörerausgang ist richtig laut. Ich denke, ich habe noch nie einen lauteren Kopfhörerausgang erlebt. 

Mikrofoneingang

Last but not least müssen wir einen Blick auf den Mikrofoneingang werfen. Da der RDM40 keine Phantom-Power bereitstellt, habe ich ein Røde Pod Mic angeschlossen, ein Kondensator-Mikrofon, das einiges an Vorverstärkung benötigt.
Auch diese Aufgabe löst der Varia problemlos. Gain auf 2-Uhr-Stellung reicht aus, um ein gut ans Musikprogramm angepasstes Signal zu erhalten. Der Kanalisolator mit seiner tief angesetzten Trennfrequenz bei 125 Hz erfüllt seine Aufgabe absolut zufriedenstellend 

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Für wen ist das?

Der RMD40 ist nicht einfach nur ein DJ-Mischpult, sondern ein deutliches Statement. Unübersehbar reckt der Mixer seine dezent beleuchteten VU-Meter weit über die Turntables hinweg und ignoriert die üblichen Bauhöhen (Turntable-Niveau) anderer Pulte komplett.
Dank seiner Vollausstattung ist das Mischpult von Varia Instruments exzellent als Installationsmixer für Clubs oder Bars geeignet. Wahrscheinlich wird man ihn aber meistens in anspruchsvollen Musikliebhaberhaushalten antreffen, wo er Nutzgegenstand und Designobjekt zugleich ist. Und trotz des hohen Preises auch eine Wertanlage, denn aufgrund der Handfertigung und der hohen Qualität der Komponenten darf man diesem Mixer ein langes Leben voraussagen.

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Alternativen

Technisch gesehen bieten auch Condesa (aus Australien), Resør Electronics (aus Berlin), MasterSounds und Superstereo (aus England) oder Electronic Spectacle (aus Frankreich)  hervorragende Rotary-Mixer mit jeweils ganz eigener Ausstattung und Philosophie.
Hier entscheiden für mich die persönlichen DJ-Bedürftnisse. Als Travelling-Mixer bieten sich die kompakten Electronic Spectacle und Resor Electronics an. Letzterer wird ebenso wie der Stereosound-Mixer im eigenen Hartschalenkoffer geliefert.
Wer mit Filtern mixen möchte, findet im MasterSounds einen perfekten Partner. Rein von der Aufteilung der Mixoberfläche ähnelt der Varia Instruments Mixer der Condesa Carmen V mit ihrer triangelförmigen Kanal-EQ-Anordnung und dem darüberliegenden Dreiband-Isolator. Der RDM40 hat ihr gegenüber sein Alleinstellungsmerkmal mit den beiden Isolatoren, die in verschiedene Frequenzbereiche eingreifen, den fein justierbaren Send-Return-Wegen und dem großzügigen Design, die den RDM40 zu einem hervorragenden Installationsmixer machen. Das einzige, was mir beim Schweizer Mixer als Installationsmixer fehlt, wäre die Option, alle fünf Isolatoren per Bypass-Schaltung umgehen zu können.
Möchte man nur zwei Quellen gleichzeitig mixen und benötigt keinen Mikrofoneingang, ist der kompaktere RDM20 womöglich die passendere Alternative, zumal er auch bis zu sechs Klangquellen verwalten kann. Dieser wird seit 2016 in Kleinserie gebaut und kostet rund 1.000,- Euro weniger als der RDM40.
Last but not least hebt sich der spröde Laborcharme der Varia Instruments deutlich von anderen Luxusmixern ab, die ihre Kunden mit edlen Holzgehäusen umschmeicheln. Das ist Geschmackssache, aber ich kenne einige DJs, die mehr auf Full-Metal-Jacket statt auf Woodwork stehen.

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Schließlich wäre da ja auch noch der Preis: Es gibt durchaus günstigere Rotary-Mixer, die hochwertig verarbeitet sind und ebenfalls klasse klingen. Wer sich für einen Varia Instruments Mixer entscheidet, erwirbt ein absolutes Liebhaberstück mit einzigartiger Aura und perfektem Sound und investiert in einen teuren Traum, den nicht viele DJs besitzen. Eben auch, weil man den nicht mal so eben im Vorbeisurfen kauft. Allein die Fertigung dauert derzeit ca. 10 Wochen. Die Anzahlung beträgt 1.000 Schweizer Franken, der Rest ist bei Lieferung fällig.
Trotzdem ist der RDM40 kein reines Prestigeobjekt, sondern vor allem erst einmal ein Klangwerkzeug, das sehr viel Spaß macht. Und wer dem großzügigen Handling und dem nüchternen Industrielook der Varia Instruments Mixer einmal verfallen ist, wird schwerlich eine Alternative finden.

Die Macher

Varia Instruments wird seit 2016 von den beiden Schweizern Simon Schär und Marcel Schneider betrieben. Beide sind selbst gestandene DJs und Produzenten. Während Marcel auch als Mixing- und Mastering-Engineer arbeitet, ist Simon als Teil des Duos Frank Spirit tätig. Varia Instruments Mixer sind ausschließlich über die Firmen-Website erhältlich und werden nach Bestellung gebaut.

Marcel Schneider und Simon Schär betreiben Varia Instruments in Bern/Schweiz (Bild: mit freundlicher Genehmigung von Varia Instruments)
Marcel Schneider und Simon Schär betreiben Varia Instruments in Bern/Schweiz (Bild: mit freundlicher Genehmigung von Varia Instruments)
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