VCV Rack, die kostenlose Eurorack-Simulation auf Open-Source-Basis, hat sich in den vergangenen Jahren langsam, aber sicher zur führenden digitalen Eurorack-Simulation gemausert. Im Vergleich zu Konkurrenten wie Softube Modular oder Voltage Modular ist das Angebot an virtuellen Modulen bei VCV Rack größer, die Community aktiver und die Entwicklungsplattform beliebter.
Optimal war das Ganze aber bislang trotzdem noch nicht: VCV Rack arbeitete mit DAWs wie Ableton Live oder Bitwig bisher nur auf Krücken zusammen. Bis jetzt: Denn mit Version 2 wird das virtuelle Eurorack-System erwachsen – und kostenpflichtig, zumindest die in der neuen VST-Version.
Details
Systemvoraussetzungen
Für die Nutzung von VCV Rack 2 werden Windows 7 bis 11, macOS 10.9 bis 12.0 oder Linux auf dem Level von Ubuntu 16.04 und höher verlangt; außerdem eine 64-Bit CPU, mindestens 1 GB RAM, 1 GB Festplattenspeicherplatz und eine dedizierte Grafikkarte von 2013 oder neuer. Auf Intel-Chips mit integrierten Grafikeinheiten, wie sie viele MacBooks und Mac minis der letzten Jahre vor der M1-Einführung hatten, läuft VCV Rack 2 nur bedingt, da die Visuals zu aufwendig dafür sind.
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Das neue Design
Damit genug der Vorrede, steigen wir ein und starten beim neuen Look – der durchaus polarisiert: VCV Rack 2 ist deutlich „skeuomorphischer“ als die erste Version: Buttons, Fader, Drehgeber und Steckpunkte der Basis-Module aus der Reihe „VCV Fundamentals“ sind dreidimensionaler gestaltet.
Hellere Leuchten, bessere Kabel
Definitiv übersichtlicher und flexibler ist das neue Kabelsystem. Nicht nur die Farben sind nun knalliger und dadurch einfacher zu erkennen, auch die Auswahl der Kabel fällt per Rechtsklick auf Patchpunkte jetzt leichter. Das ist sehr hilfreich, wenn man beispielsweise rote Kabel für Audio- und blaue für CV-Signale verwenden möchte.
Neue und verbesserte Module
Zusätzlich zur neuen Designsprache haben die Macher den Modulen der „VCV Fundamentals“-Reihe ein substantielles Update verpasst. Einige der wichtigen Basismodule haben neue Features erhalten: Das Delay kann jetzt (endlich!) via Clock synchronisiert werden, der Quantisierer bietet per Rechtsklick Preset-Skalen, die ADSR-Hüllkurve wird im Modul visualisiert und das Oszilloskop färbt Signaldarstellungen passend zur Kabelfarbe ein.
Wavetable-Oszillatoren: Doppelt hält besser
Zudem gibt es einige neue Module. Die besten sind eindeutig der neue Wavetable-VCO und der neue Wavetable-LFO, die den VCO 2 und den LFO 2 aus VCV Rack 1 ersetzen. Beide sind mit einer „Basic“-Tabelle für Standardwellenformen ausgestattet, die über das Kontextmenü der Module durch eigene Wavetables ersetzt werden kann. Weil sie zudem polyphon arbeiten, sind sie eine tolle tonale Ergänzung des Basis-Arsenals von VCV Rack.
Weitere neue Funktionen
Die Liste neuer Features ist immer noch nicht zu Ende. Hier gibt es deshalb noch einen Schnelldurchlauf über die wichtigsten Detailverbesserungen, bevor wir dann endlich zum VST-Plugin kommen. Man kann in VCV Rack 2 jetzt auch:
- Mehrere Module markieren, gemeinsam verschieben und duplizieren
- Vorlagen für Module speichern
- Module wie Effekte, Filter und Modulationsquellen in einen „Bypass“-Modus schalten, um ihre Auswirkung auf den Signalweg nachzuvollziehen
- Werte mittels Scrollen des Mausrads verändern
- Einen „Dark Room“-Modus mit leuchtenden Lämpchen konfigurieren – allerdings sehr zu Lasten der GPU
Neben diesen Verbesserungen sticht außerdem noch der neue Modulbrowser hervor. Er macht es einfacher, bestimmte Module auszuwählen und in Patches zu integrieren. So kann nicht nur in der Ansicht gezoomt werden, etwa um schmale Geräte schneller anzuklicken, sondern es gibt auch Tags und Sortieroptionen. Besonders geniale Module können als Favoriten markiert werden und stechen dann gelb umrandet aus der Menge heraus – alles sehr komfortabel und durchdacht.
Das VST-Plugin
Highlight des neuen Releases ist allerdings die VST-Version: VCV Rack 2 Pro. Von ihr werden nach dem Download zwei Fassungen in die DAW der Wahl installiert: VCV Rack 2 und VCV Rack 2 FX – eine Audioquelle und ein Effekt-Plugin.
Beide integrieren sich über die erwähnten Interface-Module in die Audio-Workstation: Es gibt ein MIDI-to-CV-Modul für den Transfer zwischen MIDI und VCV-Signalen und ein CV-to-MIDI-Modul für den umgekehrten Weg. Für den Einsatz von VCV Rack als Drummachine kann man alternativ auch ein MIDI-to-Gate-Modul nutzen. Die Ein- und Ausgänge dieser Module werden in der VST-Version direkt auf „DAW“ gesetzt. Für die Verbindung mit Ableton und Co. muss daher nichts zusätzlich gepatcht werden, sondern man kann direkt loslegen.