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Vergleichstest Telecaster Bridges

Praxis

Praxis und Sound

Der Tausch einer Telecasterbrücke ist zwar keine Raketentechnologie, er gestaltet sich aber aufwendiger als das einfache “Aufsetzen” einer ABR 1 Brücke bei einer Les Paul. Neben den Schrauben, mit denen die Grundplatte auf der Decke befestigt ist, muss auch der Stegtonabnehmer vor dem Tausch abgeschraubt werden. Danach stehen Einstellarbeiten für den Pickup, die Saitenhöhe und die Intonation an. Um bei jeder Brücke mit den gleichen Voraussetzungen in den Test zu starten, haben wir bei jedem Wechsel einen frischer Satz .010 – .046 Elixir-Saiten aufgezogen, um neben der identischen Einstellung des Gitarrenamps und des Mikrofon-Vorverstärkers eine weitere Konstante zu haben. Da die Standardbrücke als Referenz verwendet wird, gibt es pro Einstellung immer vier identische Licks zum Vergleich. Um die feinen Unterschiede heraushören zu können, solltet ihr eine anständige Abhöre oder einen guten Kopfhörer verwenden. Wer es genau wissen möchte, kann sich alle Audiofiles als WAV-Dateien herunterladen und in Ruhe miteinander vergleichen.
Bei den Soundbeispielen steht A für die Werksbrücke, B für die Fender AM Vintage HoT Rod Tele Bridge, C für die ABM 3455 Tele Bridge und D für die Babicz FCH Tele Bridge.

Jetzt aber ran an den Speck. Für einen grundsätzlichen Eindruck, wie sich der Klang rein akustisch verändert, habe ich die Gitarre bei den ersten beiden Soundbeispielen mit einem Neumann KM 184 in Höhe des Halspickups in etwa 10 cm Entfernung aufgenommen. Ähnlich wie beim Vergleich der ABR-1 Brücken fällt auch hier das eher spröde Klangverhalten der Werksbrücke mit den Gussreitern auf, die dem Instrument einen recht harschen Sound verleiht. Zuerst nun jeweils ein Audiobeispiel mit dem Mikro und den freischwingenden Saiten.
WICHTIG: Da alle Soundbeispiele in den Audioplayern im MP3 Format vorliegen, sind subtile Unterschiede in den Sounds mitunter etwas schlechter auszumachen. Aus diesem Grund haben wir euch die hier verwendeten Audios als Wavs in vier Zips zusammengepackt . Die Download-Möglichkeit findet ihr am Ende des Praxis-Teils!

Soundbeispiel 1: Mikrofonierte Gitarre – alle Saiten freischwingend

Audio Samples
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1A: Fender Werksbrücke American Standard 1995 1B: Fender Hot Rod 52 Tele Bridge 1C: ABM 3455 Tele-Bridge 1D: Babicz FCH Tele Bridge C

Im nächsten Soundbeispiel habe ich einige Akkorde in den unteren Lagen angespielt und ausklingen lassen. Achtet hier bitte nicht nur auf das Sustain, sondern auch auf den Attack, denn dort liegt oft der Hund begraben, wenn eine Gitarre zu harsch klingt. Die Werksbrücke liefert in den oberen Mitten den stärksten Schub, wogegen speziell der Steg von ABM einen wesentlich wärmeren und insgesamt aufgeräumteren Ton bietet. Auch die Alubrücke von Babicz bietet einen erstaunlich offenen und recht lauten Sound, der jegliche Giftigkeit gekonnt umschifft. 

Soundbeispiel 2: Mikrofonierte Gitarre – Akkordspiel

Audio Samples
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2A: Fender Werksbrücke American Standard 1995 2B: Fender Hot Rod 52 Tele Bridge 2C: ABM 3455 Tele-Bridge 2D: Babicz FCH Tele Bridge C

Kommen wir zu den Klangunterschieden am cleanen Gitarrenverstärker im Zusammenspiel mit dem Steg-Pickup. Hier lassen alle Replacement-Modelle die Werksbrücke weit hinter sich. Obwohl die ABM den insgesamt ausgeglichensten Ton bietet, werden manche den etwas knackigeren Sound der Fender Hot Rod 52 Tele Bridge bevorzugen. Sie bietet im Gegensatz zum ABM-Modell einen etwas schlankeren Bassbereich und einen besseren Twäng. Wenn der Primärsound einer Gitarre zu viele harsche Klanganteile mitbringt, könnte die Alubrücke von Babicz eine Offenbarung sein, denn speziell im Zusammenspiel mit dem Stegpickup umschifft sie alle harschen Untertöne, ohne dem Ton seine Knackigkeit zu nehmen.

Soundbeispiel 3: Clean Amp – Bridge Pickup

Audio Samples
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3A: Fender Werksbrücke American Standard 1995 3B: Fender Hot Rod 52 Tele Bridge 3C: ABM 3455 Tele-Bridge 3D: Babicz FCH Tele Bridge C
Alle Replacement Tele-Brücken klingen hervorragend, welche man nimmt, hängt vom persönlichen Geschmack ab.
Alle Replacement Tele-Brücken klingen hervorragend, welche man nimmt, hängt vom persönlichen Geschmack ab.

Auch beim Halspickup zeigen sich deutlich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Brücken. Hier gefällt mit besonders gut die Fender Hot Rod 52 Tele Bridge, die einen sehr feinporigen, offenen Ton liefert. Die ABM-Brücke hat einen etwas komprimierteren und volleren Ton, wobei sie, ebenso wie die Fender Hot Rod 52, den Werkssteg klanglich um Längen schlägt. Ebenfalls besser als das Original ist das Modell von Babicz, das mir hier allerdings nicht so gut gefällt wie im Zusammenspiel mit den Stegpickup.

Soundbeispiel 4: Clean Amp – Neck Pickup

Audio Samples
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4A: Fender Werksbrücke American Standard 1995 4B: Fender Hot Rod 52 Tele Bridge 4C: ABM 3455 Tele-Bridge 4D: Babicz FCH Tele Bridge C

Kommen wir zu den verzerrten Sounds und einem tief gespielten Gitarrenriff im Zusammenspiel mit dem Stegtonabnehmer. Auch hier fehlt es der Werksbrücke an Charakter und Feinschliff. Die Fender AM Vintage HoT Rod Tele Bridge bringt für meinen Geschmack den offensten Ton aller Testbrücken und den besten Twäng.
Die ABM-Brücke bietet in dieser Disziplin den fettesten Sound, und zwar ohne den geringsten Anflug von Mulm. Gleichzeitig erhält der Ton so etwas wie eine weiche und natürliche Komprimierung.

Soundbeispiel 5: High Gain Sound – Riff und Chords

Audio Samples
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5A: Fender Werksbrücke American Standard 1995 5B: Fender Hot Rod 52 Tele Bridge 5C: ABM 3455 Tele-Bridge 5D: Babicz FCH Tele Bridge C

Soliert man mit dem Stegpickup in hohen Lagen, zahlt sich des Quäntchen “Fett”, das die ABM-Brücke bietet, unmittelbar aus, denn der Ton ist hier vergleichsweise rund. Aber auch das Modell von Babicz kann mit seiner konsequenten Strategie des “Entgiftens” punkten.

Soundbeispiel 6: High Gain Lick – Steg Pickup

Audio Samples
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6A: Fender Werksbrücke American Standard 1995 6B: Fender Hot Rod 52 Tele Bridge 6C: ABM 3455 Tele-Bridge 6D: Babicz FCH Tele Bridge C

Zu guter Letzt gibt es noch ein solistisches Soundbeispiel mit dem verzerrten Amp und dem Halspickup. Auch hier klingen alle Replacement-Brücken besser und kultivierter als das Original. Während die ABM-Brücke einen sehr direkten und fetten Ton liefert, kann das Modell von Fender durch Offenheit und Transparenz punkten. Die Babicz Bridge liegt für meinen Geschmack im Mittelfeld und klingt ebenfalls sehr ausgeglichen.

Soundbeispiel 7: High Gain Lick – Hals Pickup

Audio Samples
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7A: Fender Werksbrücke American Standard 1995 7B: Fender Hot Rod 52 Tele Bridge 7C: ABM 3455 Tele-Bridge 7D: Babicz FCH Tele Bridge C

WAV Download – Die Audios des Tests in vier Zips

Hier habt ihr die Möglichkeit, euch die Audios (WAV) des Tests in vier Zip-Files herunter zu laden.

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Profilbild von Gerard Mannigel

Gerard Mannigel sagt:

#1 - 18.01.2017 um 11:52 Uhr

0

Hallo liebe Leute von Bonedo :-)Ich hätte da mal ne Frage: Wenn eine Fender American Standard Tele der Probant dieser Testreihe gewesen ist, wie hat man dann die Vintage Brücken auf die Gitarre geschraubt bekommen um sie auf der Gitarre zu testen ??
Die Maße, bzw Anordnung/Anzahl der Bohrungen sind doch völlig unterschiedlich.Gruß ;-)

    Profilbild von Guido bonedo

    Guido bonedo sagt:

    #1.1 - 19.01.2017 um 11:49 Uhr

    0

    Hallo Gerard,
    da hast du sehr gut aufgepasst und vollkommen Recht. Wir haben die Am Std Tele, die ja von Haus aus über eine 3-Loch Bohrung für die Bridge verfügt, beim Gitarrenbauer gehabt, der sie dann mit 4 neuen Bohrungen für die Vintage-Bridges versehen hat. Wir hatten diesen Fact aber der Einfachheit halber nicht aufgeführt, da eine "normale, handelsübliche" Tele ja bereits über diese Bohrungen verfügt.
    Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
    Viele Grüße,
    Guido (bonedo)

    Antwort auf #1 von Gerard Mannigel

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    +1
Profilbild von McGill

McGill sagt:

#2 - 07.04.2023 um 09:01 Uhr

0

Danke für den Test, der die Erstausstattung deutlich disqualifiziert. Leo Fender hat seine Gitarren unter der Prämisse der Material- und Kostenersparnis (= Geiz) entwickelt. Diese Tradition setzt man fort mit billigen Einzelteilen an teuren Instrumenten. Auch „custom shop“ für 4.000€ macht da keine Ausnahme mit Schrott-Mechaniken und billigen Bridges.

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