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Vermona DRM1 MKIV Test

Praxis

All-In

Bevor ich nun lange herum philosophiere und blumig die Parameter definiere, hören wir uns die unterschiedlichen Instrumente einfach mal im Video an. Besonderen Wert auf eine „akademische Vollständigkeit“ habe ich nicht gelegt, denn das würde unser Video bei der Menge an Parametern sehr in die Länge ziehen und das will keiner – in dem Sinne: Feuer frei!

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Ja, ich fühle mich sofort heimelig. Der grundsätzliche Sound ist wie beim Vorgänger, minimale Abweichungen mag es geben, haben aber nur minimale Relevanz. Subjektiv fällt mir recht flink die Verbesserung der Kick auf, welche jetzt durchaus etwas edler bzw. weniger struppig wirkt. Fun Fact 1: Erst später habe ich erfahren, was verbessert wurde und das deckte sich zum Glück mit meinen Gefühlen und wagen Erinnerungsvermögen: Der Sinus wurde sauberer und damit die Kick runder und auch tiefer. Wer den Wave-Parameter allerdings weiterhin voll auf brutzelt, kann auch immer noch das Gegenteil haben, so ist es nicht …

Hate it or love it

Apropos Wave – damit kann man die Grundschwingung von Sinus zu Rechteck morphen, was sich in den meisten Fällen als Overdrive bemerkbar macht und den Sounds Kante gibt, aber eben auch schnell zu viel des Guten wird und den Sound bassmäßig leider ausdünnt. Ist aber auch Geschmacksache. Gleiches gilt für die „Kontroverse“ Snare und Clap die wiederum für mich absolut geile Highlights sind – so wie sie sind und zwar besonders durch das lange Decay sowie den Noise-Reverb, der sie eben so schön dirty macht.

Der Wave-Parameter sorgt für einen "kantigeren" Sound.
Der Wave-Parameter sorgt für einen “kantigeren” Sound.

Die Hats sind ebenfalls lecker, lassen sich für meinen Geschmack aber nicht tief genug tunen. And I need it low! Im Vergleich zu den HiHats und der Clap ist die Snare außerdem besonders laut – und die Kick ist etwas zu leise, sodass man eigentlich alle Sounds im Volume runter drehen muss, um sie dann laut genug zu bekommen. Aber das kann man auch von der anderen Seite sehen: Wenn man beispielsweise Snare-Sounds ohne Noise nutzt – was ich niemals tun würde –, wird man froh über den vorhanden Gain-Hub sein. Und so muss man auch hier wieder mal sagen: Allen kann man es ohnehin nicht recht machen. Die Vermona ist eben ne Charakter-Sau mit tollem rohem Sound.
Grundsätzlich lässt sich der generelle Sound meiner Einschätzung nach so einfangen: Es ist schon alles erst mal irgendwie putzig und der ursprüngliche Charakter einer 80er Begleitmaschine lässt sich nicht leugnen. So brachial wie eine 909 rotzt die DRM per Default erst mal nicht los, ihr Charakter ist zurückhaltender und keineswegs mit überproduzierten Samples einer NI Maschine oder Ähnlichem vergleichbar – und das ist auch gut so! 

Happy little accidents

Klar, man kann die Maschine direkt aus der Box verwenden und sie kann auch nach einer ungezwungenen Kennenlern-Phase durchaus druckvoll auftrumpfen, wenn man denn weiß, wie es geht. Denn die Sweetspots in denen sie ballert, sind eher eng. The real Magic entsteht aber ohnehin immer erst mit weiterem Outboard, Processing bzw. einem bunten Potpourri aus Bodentretern oder dergleichen.

Audio Samples
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DRM1MK4 – Electro DRM1MK4 – Drum´No Bass DRM1MK4 – Cliky DRM1MK4 – Lazy DRM1MK4 – Stampf

Die konsequente Ausführung mit reichlich Einzelausgängen, insbesondere den Inserts sowie die Möglichkeit, Einzelausgänge auch in Verbindung mit dem Master zu nutzen, sind allerdings eher rar bei Drum Machines und damit ein ganz klares Plus für die „Box aus der Zone“. TR8S, Jomox und Co. verzichten beispielsweise alle auf Summeneinspeisung, sobald die Einzel-Outs bemüht werden. Fun Fact 2: Die Möglichkeit, Einzelsignale durch die Wahl des Kabels (TR bzw. TRS) vom Main-Out zu entfernen ist übrigens kein erdachtes Feature, sondern schaltungstechnische Konsequenz durch den Einsatz einer Insert-Buchse – und ja, das nimmt man dankend mit.

To trigger or not

Die Trigger-Eingänge sind nun Dynamik-empfindlich und können somit die Lautstärke beeinflussen, sogar Accent ist möglich. Das geht auch über MIDI-Velocity. Die Möglichkeit ist also eine nette Option für alle, die analoge Pads verwenden oder Modular unterwegs sind. Im Prinzip funktioniert das Ganze auch als Trigger-Interface, da man die Trigger von der Klangerzeugung abkoppeln kann und dann nur noch MIDI via MIDI-Out und USB-MIDI erhält. Zwar wird sich keiner das Ding allein als Trigger-Converter zulegen, aber wenn man die Vermona einmal besitzt, kann man sich eventuell was anderes sparen – ein nettes Gimmick also.

Clap und Snare verfügen über eine Art Reverb, welcher von einem zusätzlichen Envelope aus der Noise-Quelle abgeleitet werden.
Clap und Snare verfügen über eine Art Reverb, welcher von einem zusätzlichen Envelope aus der Noise-Quelle abgeleitet werden.

Schade ist, dass der MIDI-Out ansonsten tot bleibt. Ich hätte mir gewünscht, auch via Trigger-Taster MIDI-Noten senden zu können – inklusive “Local-Off” – um sich externe Spielhilfen im Verbund mit DAW bzw. Sequenzer sparen zu können. Klar, dynamisch wäre das nicht – aber besser so halb als gar nicht.
Auf Rückfrage wurde mir erklärt, dass man daran durchaus gedacht hätte, es aufgrund des verhältnismäßig hohen Aufwandes mit Hinblick auf „wer das wirklich nutzt“, gelassen hätte. Die Trigger sind nämlich direkt mit der Sound-Engine verbunden und hätten extra mit dem Mikrocontroller vor und zurück verkabelt werden müssen, der dann auch noch freie Kapazitäten haben müsste bzw. man dann komplett neu entwickeln müsste. Kurzum: Es ist nicht immer alles so einfach, wie man denkt – das Vermona damit aber so offen umgeht finde ich wiederum sehr charmant.

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Falk sagt:

#1 - 03.06.2021 um 15:50 Uhr

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Mit dem Autor stimme ich da hundertprozentig überein. Für mich ist das mal eine genial puristische Klangquelle für analoge Drumssounds, ohne Sequenzer, externem Netzteil, Miniklinke & Co.

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