Beim Vermona Mono Lancet hat man es mit einem typischen analogen, monophonen Synthesizer zu tun: mit 2 Oszillatoren, einem Lowpass Filter, einem VCA, einem Hüllkurvengenerator und einem LFO. Es gibt kein Display und keine Speicherplätze und außer der MIDI Schnittstelle hat hier nichts mit digitalen Daten zu tun.
Passend zum Klangschrauberkonzept findet man reichlich Armaturen: 16 leicht drehbare Potis aus cremeweißem Kunststoff und sieben metallene Kipphebelchen in Manier der Roland Synthesizer aus den 80ern. Dazu kommen noch zwei Trigger-Knöpfe aus schwarzem Kunststoff. Oben links am Gehäuse zeigt eine Status-LED an, ob der Mono Lancet eingeschaltet ist. In der VCA-Sektion informiert eine LED über eingehende MIDI-Befehle. Alles im Blick, alles unter Kontrolle.
Doch was man sieht, ist hier längst nicht alles, was man hat! Denn einige feine Funktionen sind nur per MIDI CC-Befehl aktivierbar bzw. nur per MIDI-Daten steuerbar. Beispielsweise aktiviert man die Anschlagsempfindlichkeit des Filters oder VCAs mit MIDI CC 87 bzw. CC 88, und der Wert der Pulsbreite wird per Modwheel eines MIDI-Keyboards erledigt. Einstellungen, die man mit CC-Befehlen vornimmt, bleiben im Übrigen auch aktiv geschaltet, wenn man den Mono Lancet ausschaltet. Auch der MIDI-Empfangskanal des Synthesizers ist auf ähnliche Weise frei wählbar.
Und so sieht das Panel aus:
Oszillator 1 kann die Schwingungsformen Puls (mit variabler Pulsbreite), Sägezahn und Dreieck in den Fußlagen 8“, 16“ und 32“ erzeugen.
Oszillator 2 verfügt über die Schwingungsformen Puls (mit variabler Pulsbreite) und Sägezahn in den Fußlagen 4“, 8“ und 16“. Rauschen kann hier alternativ als Klangquelle gewählt werden. Oszillator 2 kann außerdem stufenlos um bis zu 7 Halbtöne verstimmt werden.
Die Stimmung beider Oszillatoren kann von Hüllkurve und LFO mit positiver und negativer Auswirkung moduliert werden. Darüber hinaus steht stufenlos anwendbares Glide (Portamento) zur Verfügung. Mit dem MIDI CC-Befehl 89 lässt sich zusätzlich der Glide-Legato-Mode aktivieren. Der Gleiteffekt wird dann nur bei gebunden gespielten Tönen angewandt. Wie oben schon beschrieben, nimmt man die Einstellung der Pulsbreite mit dem Modulationsrad eines MIDI-Masterkeyboard vor. Bei genauem Hinhören ist jedoch eine Rasterung wahrnehmbar, 127 MIDI Werte sind hier für einen komplett stufenlosen Verlauf wohl zu wenig. Pulsweiten Modulation (PWM) ist nicht vorgesehen und aus gerade genanntem Grund auch mit MIDI schlecht kompensierbar. Wer auf dieses Feature nicht verzichten will, benötigt das Erweiterungsmodul „Modular Dock“. Oszillator-Sync ist leider selbst mit Letzterem nicht möglich. Mit dem Pitchwheel kann man stufenlose Bendings bis zu +/- vier Halbtönen erzeugen.
Im Mixer können die Signale der beiden Oszillatoren im ihrem Lautstärkeverhältnis geregelt werden.
Der Mono Lancet verfügt über ein 24dB Lowpass Filter mit regelbarer Filterresonanz und einem dreistufigem Filtertracking (aus, 50%, 100%). Die Filtereckfrequenz kann von LFO und Hüllkurve moduliert werden. Das tendenziell weiche und etwas mittig klingende Filter packt gut zu und arbeitet über den ganzen Regelbereich sehr ausgewogen. In seiner Grundeinstellung reagiert es auf Aftertouch, was man per MIDI CC 86 abschalten kann, mit CC 88 lässt sich die Modulation des Filters per Velocity aktivieren.
Einen Filter-Audioeingang gibt es am Mono Lancet nicht, und wer den Mono Lancet auch als Filterbank nutzen möchte, sollte sich dann die Erweiterung „Modular Dock“ zulegen. Dort gibt es den entsprechenden Audioeingang.
Der VCA besitzt drei Modi: Steuerung per Hüllkurve, Gate (unveränderbare, einfache An/Aus-Hüllkurve) und ständige Aktivität.
Mit den Druckknöpfen TRIG und SEQ startet man einzelne Töne oder interne Sequenzen. So hat man die Möglichkeit, dem Mono Lancet beispielsweise zu Testzwecken auch ohne MIDI-Signale von außen Töne zu entlocken. Eigene Sequenzen kann man jedoch nicht hineinladen. Auch hier hält die MIDI-Befehlsebene ein Leckerli bereit: Mit CC 87 kann der VCA abhängig von der Velocity arbeiten.
Der Hüllkurvengenerator (EG) verfügt über die Parameter Attack, Decay, Sustain und Release und kann zur Modulation der Oszillatoren, Filter und VCA herangezogen werden. Standardmäßig arbeitet dieser im Legato-Modus, was bedeutet, dass der Hüllkurvenverlauf bei gebunden gespielten Noten nicht erneut startet. Diese Betriebsart lässt sich jedoch per MIDI CC 90 auch abschalten. Die Hüllkurve selbst ist schnell genug für perkussive Klänge, für wirklich knackige Rhythmen ist sie aber nicht prädestiniert.
Der LFO bietet die Schwingungsformen Puls, Dreieck und Zufallswerte, seine Geschwindigkeit ist regelbar zwischen ca. 0,05 und 250 Hz.
Abschließend für die Beschreibung der Oberfläche seien noch die Regler für Master Tune und Master Volume genannt.
Auf der Rückseite findet man folgende Anschlüsse: Audioausgang (Klinke), MIDI In und Thru, einen Knopf mit der Bezeichnung „Overkill“ und eine Buchse für das externe Wechselspannungsnetzteil sowie den 25-poligen Anschluss „Extension“. Dieses Interface dient der Verbindung mit der Erweiterung Modular Dock, die zusätzliche Modulationsquellen, viele CV-Eingänge, Filtereingang sowie die Möglichkeit der Pulsbreitenmodulation bietet. Im Handel kostet das Modular Dock ca. 150,- Euro.
Noch ein Nachsatz zum „Overkill Knopf“. Auf Nachfrage bei Vermona bekam ich die Information, dass man den Namen „Overkill“ aufgrund eines neuen Energiespar-Gesetzes gewählt habe. Denn schaltet man den Synthesizer mit diesem Knopf aus, verbrauche das externe Netzteil ja immer noch Strom, und mit der Bezeichnung Power On/Off würde man laut Gesetzgeber Energieverschwendung begünstigen. Bei aller Sympathie für den bewussten Umgang mit Energieverbrauch, ob dieses Gesetz wirklich hilft, lassen wir mal dahin gestellt … Overkill heißt frei übersetzt „Übermaß“ oder „zu viel des Guten“. Ob Vermona darin wohl eine subtile politische Botschaft versteckt hat?