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Erstkontakt
Was sich da aus dem Paket schält, würde ich ohne zögern als ordentlichen Brocken robuster Ingenieurskunst bezeichnen. Und wie es sich für einen Battlemixer gehört, besticht er mit viel Platz, vor allem in der Fadersektion. Da kann sich der DJ richtig auszutoben, ohne dass ihm störende Elemente den Spaß verderben. Das technische Innenleben residiert gut geschützt in einem Panzer aus Hochglanz-lackiertem Metall. Selbst die Bodenplatte ist recht massiv ausgefallen und verbiegt sich kaum, wenn man den Burschen auf den Kopf stellt und einen Drucktest wagt. Auch kräftiges Schütteln beeindruckt ihn nicht, hier klappert nichts, was nicht klappern sollte. Ein- und Ausgangsbuchsen für die externen Zuspieler sitzen fest an den Anschlussfeldern und die haptische Beschaffenheit der Bedienelemente auf der Mixeroberfläche gibt beim Trockenlauf keinen Anlass zur Kritik. Während der Sessions steht der Japaner rutschsicher auf vier Gummifüßen, on-the-road erweisen sich zwei Tragegriffe an der Vorderseite als nützlich. Die Konstruktion von Battlemixern hat mittlerweile eine lange Tradition im Hause Vestax. Ich selbst habe noch einen PMC-06 Pro-A im Studio, der seit fast zehn Jahren bereitwillig seinen Dienst verrichtet, allerdings aufgrund seines Alters schon mal den einen oder anderen Fader eingefordert hat. Wer will es ihm verdenken. Dennoch muss ich zugeben, das schicke schwarzglänzende Pro-IV Design mit den dezent silbergrauen und roten Zierelementen und das schnieke MIDI-Board wissen zu gefallen. Und wenn ich meinen Sechser so direkt neben dem neuen Vestax Battle-Flaggschiff aufbaue, dann wirkt seine goldschwarze Optik doch schon etwas angestaubt und seine Ausstattung recht spartanisch. Der Zahn der Zeit nagt an meinem alten Freund. Aber zurück zum Thema: Was sonst noch im Karton war? Ein USB-Kabel, ein Netzteil, ein Benutzerhandbuch und ein Austausch-Faderpanel.
Die Reise beginnt vorn…
Auf der Frontseite sind je eine Mini- und eine „Maxi“-Klinkenbuchse für den Kopfhörer verbaut. Die PMC-Serie hat sich während ihrer 15-jährigen Karriere einen guten Ruf in Sachen Klangqualität erarbeitet. Da verwundert es nicht, dass der Kopfhörervorverstärker des PMC-05 Pro-IV einen satten clubtauglichen Pegel ausgibt. Beide Ausgänge teilen sich den Verstärker, was zu einem minimalen Lautstärkeabfall im Simultanbetrieb auf den angeschlossenen Headphones führt. Der Vorteil einer dualen Konstruktion: Deejays müssen keinen Adapter ins Gigbag packen und bei einem fliegenden Wechsel kann sich der nächste Akteur mühelos ins laufende Geschehen einklinken. Teamplayer freuen sich über die Möglichkeit, gemeinsam ihre Künste zu präsentieren, ohne andauernd die Bügel tauschen zu müssen. Daumen hoch.
Drei griffige große Drehregler dirigieren die Kurvencharakteristiken der Flachbahnregler. Die Linefader blenden stufenlos von sanft bis steil mit optional umkehrbarer Regelrichtung. Auch der Crossfader besitzt einen „fließenden“ Curve-Controller, dessen Poti in Linksstellung weiche Überblendungen, auf 17-Uhr-Scratchposition hingegen Hardcuts ermöglicht. Ein Hamster-Switch vertauscht die beiden Crossfaderpole, sodass PGM1 rechts anstatt links anliegt. Obendrein stehen ihm zwei kleine Cut-in Potis zur Seite, mit denen sich der „Einschlagspunkt“ ziemlich exakt regulieren lässt. Da lacht das Herz des Turntablisten.
… und führt über die Rückseite…
Am hinteren Anschlussfeld sind die Steckplätze zur Verbindung mit dem restlichen Equipment platziert. Der Mikrofonkanal ist als XLR-Klinken-Kombibuchse ausgelegt, kann obendrein per Cinch mit einem Line-Signal gefüttert werden und liefert einen authentischen Klang. Beide Hauptkanäle verfügen über insgesamt vier Stereo-Cinch- Buchsen, von denen je zwei als Line- und Phono/Line-Inputs deklariert sind. Die übrigen beiden sind für die Verbindung mit dem DVS-System vorgesehen. FROMBOX nimmt den MP3-Song aus dem Interface entgegen. TOBOX leitet das Timecode-Signal an die Soundkarte weiter. Dieser Konstruktion gilt ein besonderes Lob, denn durch den zusätzlichen Dip-Switch kann der DJ im Betrieb entscheiden, ob die angeschlossenen CDJs oder die Plattenspieler als Lieferant für das zeitcodierte Signal dienen sollen. DVS-Artisten vollziehen einen Wechsel, ohne dass externe Zuspieler abgeklemmt und neu angestöpselt werden müssen – The Show must go on! Besonders zu erwähnen sind auch die beiden beachtlich großen Erdungsschrauben, die das Anbringen der erforderlichen Massekabel fast zu einem Vergnügen werden lassen. Anhand der nachstehenden Hörproben könnt ihr einen Vergleich der PMC-Preamps zu aktuellen und bewährten Konkurrenten ziehen.
Raus geht’s über zwei symmetrische XLR-Weibchen, zwei 6,3 Millimeter-Klinken und die obligatorischen Cinchbuchsen. Master, Monitor und Aux zum Mitschneiden. Zudem ist jeder Ausspielweg getrennt regelbar. – DJ-Herz, was willst du mehr!? Damit sollte der Vestax professionelle Club-Anlagen und Studio-PAs genau so souverän anfahren wie die heimische Stereoanlage oder die Endstufe im Proberaum. Am Backpanel sind außerdem noch eine Typ-B-Buchse für den USB-MIDI-Betrieb, ein 12-Volt-Netzteil-Anschluss und ein Power-Switch angebracht.
…zu den Dreh- und Angelpunkten
Um die gewünschten Eingangsquellen in den Kanal zu routen, besitzt jeder Channel einen Dreifachschalter. Die Hauptkanäle verfügen über Dreiband-EQs mit Isolator-Funktion. Der jeweilige Boost liegt bei +10 dB, dreht der DJ nach links, wird das entsprechende Frequenzband vollständig abgesenkt. Die gummierten Regler weisen einen angenehmen Widerstand auf und ermöglichen sehr feine Eingriffe in die Klangfarbe. An der linken oberen Flanke ist die Mikrofonsektion untergebracht. Hier werkelt ebenfalls ein Dreibänder mit den gleichen Klangeigenschaften. Mute nimmt das Signal störfrei von der Summe. Nachfolgend haben wir für euch Hörbeispiele der Mikrofonsektion und der EQs aufgezeichnet.
Scratch DJs stellen generell sehr spezielle Anforderungen an einen Mixer und beanspruchen den Crossfader enorm. Vestax verbaut ein besonderes Schmankerl in Form des neuen digitalen 45 Millimeter CF-X2. Er ist wirklich butterweich und gehört zu den sanftesten Konstruktionen, die mir bisher unter die Finger gekommen sind. Auch wenn ich aufgrund technoider Vorlieben absolut nichts gegen längere Regelwege habe: Für ihr primäres musikalisches Einsatzgebiet sind die 45-Millimeter Linefader natürlich absolut passend. Mit dem zwölfschrittigen Levelmeter (-30/+10DB), der entweder den Master oder die einzelnen Kanäle anzeigt, ist ein genaues Abstimmen der Lautstärken kein Problem. Die großen, umkehrbaren Transform-Switches machen nicht nur mächtig Eindruck, sondern lassen sich auch hervorragend bedienen.
Auf der linken Außenseite steuern Send- und Return die Effektschleife. Zur Rechten ist die Vorhöre platziert – traditionell mit Cue- und Volume-Fader. Sie sind 20 Millimeter lang und gleiten funktionsbedingt etwas schwergängiger als ihre Kollegen, aber nicht minder praxisgerecht. Die Quellenauswahl für den Kopfhörer geschieht über den Vestax-typischen Drehregler. Neben PGM1/2 gibt es eine Abhörmöglichkeit für die Mikrofongruppe (SUB), die Effektschleife (RTN) und den Hauptausgang (Master).
MIDI-Board zum Software-Surfen
Die interessanteste Neuerung steckt für mich in der blau leuchtenden MIDI-Sektion. Passende Einrichtungsdateien für Scratch-Live und Serato bietet Vestax als kostenlosen Download auf seiner Homepage an, sodass dem User eine eigene Konfiguration erspart bleibt. Wie die genaue Belegung für Scratch live und Traktor Scratch Pro aussieht, verraten wir im Praxisteil. Die Kommandobrücke selbst besteht aus zwei gleichen Einheiten a sechs Buttons und einem Push-Encoder pro Kanal. Zudem ist eine SHIFT-Taste eingebettet, die den Schaltflächen Doppelfunktionen zuweist. Ist die zweite Arbeitsebene aktiv, leuchtet das ganze Bataillon rot statt blau. Betätigt der DJ eine Schaltfläche, erfolgt eine optische Rückmeldung, indem ihre Beleuchtung kurzzeitig aussetzt. Insgesamt kommt der Testkandidat auf 24 Button-Befehle, aber lediglich auf zwei unterschiedliche Encoder- und Push-Kommandos, weil diese keine zweite Funktion über Shift erhalten haben. Hier hätte ein wenig Luft für einen Ultraknob-FX nicht geschadet. Vielleicht kommt das ja über ein zukünftiges Firmware-Update. Falls nicht, bietet Vestax mit dem VFX-1 einen gelungenen Serato FX-Controller an. Wir hatten ihn seinerzeit mit ITCH auf die Piste geschickt (Test hier). Nun wird er auch von Scratch Live unterstützt.