Details
TR1 Co-Producer Hiroshi Watanabe, so der bürgerliche Name, wurde 1971 in Tokio geboren und ist ein japanischer Techno- und Trance-Musiker. In Deutschland wurde er vor allem durch seine Veröffentlichungen auf dem Kölner Label “Kompakt” unter dem Pseudonym „Kaito“ bekannt. Er studierte am “Tokio College of Music” Kontrabass. Am amerikanischen “Berkeley College of Music” erlangte er einen Abschluss in Komposition. Mitte der 90er spielte er als DJ in New Yorks legendären Clubs Twilo und Tunnel, wo Szene-Legenden wie David Morales, Junior Vasquez oder Danny Tennaglia sich die Scheiben in die Hand gaben. Neben eigenen Techno-Tracks produziert Watanabe TV-Jingles und Musik für Theaterstücke.
Kontaktaufnahme
Das Erste, was mir beim Befingern der 55 Millimeter hohen metallgebürsteten Kommandozentrale für angehende Effektdirigenten einfällt, ist: Beinhart wie n Rocker. Die 2,6 kg schwere Konsole ist absolut solide verarbeitet, zudem sehr kompakt für einen Vier-Deck-Controller und wirkt zu keinem Zeitpunkt überladen. Schuld daran sind zwei Kippschalter, die während des laufenden Betriebes Decks C und D aktivieren und ihnen die gesamte Bedienoberfläche zur Verfügung stellen. Traktor LE ist bereits im Lieferumfang enthalten. Ich habe ehrlich gesagt berechtigte Bedenken, dass die Software sämtliche Controllerfeatures voll ausreizen kann. Der Praxistests wird’s zeigen. Außerdem förderte der Karton das Benutzerhandbuch, einen Satz Aufkleber und ein USB-Kabel ans Tageslicht.
Das Backpanel offeriert einen USB-Port zum Anschluss an den Computer sowie eine Buchse für ein externes Netzteil, was besonders wichtig ist, wenn die USB-Steckplätze am Rechner etwas schwach auf der Brust sind. Zum Wechseln der Versorgungsquelle ist löblicherweise ein Schalter verbaut, der die Kontrolleinheit auch komplett abschalten kann. Seltsam, dass es noch immer Manufakturen gibt, die von dieser Art Anwenderfreundlichkeit nichts zu halten scheinen.
Bedienelemente
359 x 200 Millimetern mißt die Oberfläche meines heutigen Prüflings. Hier bringen die Produktdesigner 23 Drehregler, vier 60-Millimeter-Fader, einen Joystick, zwei Kippschalter, 37 normale Buttons, 2 Shift-Buttons und 10 Mikrotaster unter. Dazu kommen noch zwei frontseitige Mini-Drehregler. Der Linke passt die Flankensteilheit der Linefader-Kurve an, der Rechte steuert die Intensität der LEDS. Das ist besonders in strobobefeurten, aber ansonsten stockdusteren Spelunken von Vorteil. Warum? Der DJ muss keine Bergbau-Taschenlampe zur besseren Identifikation der Bedienelemente auf dem Kopf tragen. Er kann stattdessen einfach den Kontrast der Button-LEDs erhöhen und dadurch für eine gewisse Grundbeleuchtung der Schaltflächen im Off-Status sorgen. Praktisch.
TR-1 sendet mit 81 Bedienelementen bis zu 160 MIDI-Parameter. Falls es während der Performance partiell zu einer weniger filigranen Behandlung kommt, keine Panik. Der Effekt-Akrobat steht rutschsicher auf vier gummierten Füßen. Sollte das Verbindungskabel trotzdem einmal versehentlich entfernt werden, schützt traktorseitige Hotplug-Erkennung zwar nicht vor kurzzeitigem Kontrollverlust, bindet TR-1 aber nach erneutem Anstöpseln direkt wieder ins Spielgeschehen ein.
Was die Qualität der Bauteile angeht, hat sich Vestax im Vergleich zu den Vorgängermodellen noch einmal kräftig ins Zeug gelegt. Der Durchmesser der fingerfreundlichen Potikappen ist etwas größer als bei den Geschwistermodellen, sie sind zudem feiner geriffelt und griffiger. Das Design erinnert stark an die PMC-06 Pro-A Battlemixer Pendants, denn sie unterscheiden sich lediglich in der Farbgebung um Nuancen. Auch die äußerst sanft gleitenden Fader, denen ein gebührender Regelweg von 60 Millimetern zugesprochen wurde, hinterlassen einen rundweg positiven Eindruck. Die Schieber sind handlich, ihr Spiel ist marginal, die Kappen sitzen fest. Diese Fader gehören zu den Besten, die mir bisher bei DJ-MIDI-Controllern unter die Finger gekommen sind. Im Zusammenspiel mit Traktor Pro liefern sie pitchseitige Feinabstufungen von etwa 0,05 Prozent.
Vestax spendiert der Kaito-Edition vier unterschiedliche Buttontypen. Größen, Andrucktiefen und Druckpunkte der stabilen Kunststoffknöpfe sind gut an die einzelnen Funktionen angepasst. Bis auf die kleinen, schwarzen Mikrotaster sind sämtliche Schaltflächen beleuchtet und geben ein optisches Statusfeedback. Die Kippschalter zum Wechseln der Decks bedürfen eines gewissen Kraftaufwandes, was ein versehentliches Umlegen erschwert.
Statt eines Clickwheels verbauen die Japaner einen Joystick, der, im Gegensatz zu den Turntable- oder CD-Varianten, eine integrierte Button-Funktion vorweisen kann. Das Stäbchen besitzt eine angenehme Rückfederung und ein durchaus gangbares Druckverhalten, hat man die Handhabung einmal adaptiert.
Layout
Das Gesamtlayout orientiert sich traditionell an einem Standard DJ-Set, indem es die Mixersektion im Zentrum arrangiert und an ihren Flanken Abspielsektionen und Kreativabteilungen positioniert. Die Pitchfader sind an die äußeren Enden verlagert. Leider haben die Konstrukteure auch beim vorliegenden Modell nicht an eine Vorrichtung für einen Schutzdeckel gedacht. Wer das Kistchen fest ins Studio integriert, muss also eine selbst angefertigte Staubschutzhülle verwenden. Der reiselustige Notebook-DJ sollte auf jeden Fall eine geeignete Transporttasche anschaffen, die TR1 gegen ein Verbiegen der Temposlider schützt. Schade, dass die Konsole nicht auch mit Interface verkauft wird. Eigentlich spricht doch nichts dagegen zwei Versionen zu fertigen, so wie Numark und Hercules dies bei ihren aktuellen Controller-Generationen umsetzen. Gerade wer einzig mit Controller und Laptop auflegt, könnte so einiges an Verkabelungsaufwand und zusätzlichen Fehlerquellen durch die externe Audio-Lösung vermeiden. Vielleicht hat diese Entscheidung aber auch mit einer optionalen Traktor-Scratch Verwendung zu tun. Denn grundsätzlich lässt sich das MIDI-only Modul auch im Timecode-gesteuerten Mehrdeck-Betrieb verwenden. Egal ob mit zwei oder vier Plattenspielern. Egal ob mit internem oder externem Mischpult. Und in der Regel besitzen Traktor Scratch User bereits ein Native-Instruments-Interface. Trotzdem schade.