MIDI-Controller und iPad – zwei Dinge, die bis zur Veröffentlichung von IOS 4.2 auf Kriegsfuß miteinander standen. Dann hielt die Mac-Schnittstelle Core-MIDI Einzug in das mobile Betriebssystem und legte für die mobile Apfel-Armada den Grundstein, auch in Musikerkreisen auf (wachsende) Akzeptanz zu stoßen. Seit der Einführung von Multi-Audio-Support in iOS6 strahlen auch DJ-Apps in einem helleren Licht, sah man sich zuvor doch zum Mono-Split genötigt, wollte man einen Vorhörkanal deklarieren. Prima, doch weder hat das iPad für diese Anwendungsszenarien eine MIDI- noch eine USB-Buchse verbaut. Was also tun, um dem musikalischen Treiben ein taktiles Werkzeug unter die Finger zu geben? Den Umweg über das offiziell nicht dafür vorgesehene Camera Connection Kit gehen oder lieber gleich zu einer aus Cupertino abgesegneten Lösung greifen? Diese Entscheidung möchte uns nun das neuste iOS-Tool von Vestax erleichtern.
V-MIDI ist ein kompaktes Core-MIDI-Interface, das sich an iOS-Beschaller wendet, die nach einer unkomplizierten Lösung suchen, ihr Studio-/DJ- und/oder Bühnen-Equipment anzuschließen. Weil das iPad in Sachen Ausgangspegel bekanntermaßen ein wenig schwach auf der Brust ist, integriert Vestax neben der MIDI-Schnittstelle zudem einen Analog-Verstärker, der die magere Lautstärke des Mobilgerätes aufbohrt. Ist das Teil somit auch für DJ-Anwendungen eine Option? Das gilt es herauszufinden, aber ganz billig ist der Spaß nicht, denn das gute Stück wandert erst nach einer Investition von aktuell 169 Euro (Street) über den Ladentisch. V-MIDI muss es obendrein mit einigen Konkurrenten aufnehmen, wie das i/O-Dock von Alesis, Griffins DJ-/Studio-Connect oder dem iRig-MIDI, die im Detail konzeptionell sicherlich abweichen, aber ebenfalls auf die musizierende und partyrockende Klientel abzielen.
Details
Der Aufbau des perlweißen MIDI-Ufos ist schnell erklärt. An der Rückseite – oder besser gesagt hinten – ist das fest installierte Dock-Kabel zu finden. Links außen residiert die Netzteilbuchse, die nicht nur den V-MIDI und den angeschlossenen Controller mit Betriebsspannung versorgt, sondern auch das iOS-Gerät und dieses praktischerweise gleich auflädt. Der Protagonist muss sich also während seiner Darbietung keine Sorgen um einen eventuell auftretenden Akku-Notstand machen. Einen Einschaltknopf vermisse ich an dieser Stelle jedoch sehr, denn so bin ich gezwungen, nach jeder Session die Stromversorgung zu unterbrechen.
Vorn sitzen die Mini-DIN-Buchse für Controller („MIDI zu USB-Typ-B Strippe“ im Lieferumfang) und der Klinkenausgang, wo sich ein Kopfhörer direkt einstöpseln lässt. Zwei zusätzlich Kabel für diesen Signalweg legt Vestax gleich mit ins Paket und zwar einen Klinke-Line-Adapter zum Anschluss an einen Verstärker oder Mixer sowie einen Split-Adapter, der beispielsweise im DJ-Kontext einzusetzen wäre. Oben sehe ich einen großen, griffigen Lautstärkeregler und drei rote LEDs, die Auskunft über die ordnungsgemäße Spannungsversorgung sowie ein- und ausgehende MIDI-Kommandos geben.
Die Verarbeitungsqualität des japanischen Befehlsübermittlers ist in der Summe als gut einzustufen. Die Kabel sitzen fest in den Anschlussbuchsen, allerdings sind die Formteile des Gehäuses nicht an allen Stellen nahtlos bündig, was den fingernagelbreiten Spalt an der Netzteilschutzklappe und an der MIDI-Schnittstelle erklärt. Dem Drehknopf für die Lautstärke ist leider keine Skaleneinteilung zuteil geworden und er gibt zudem etwas nach, wenn ich kräftiger auf einen der Seitenränder drücke, was mich dazu veranlasst, ihn vom Achsenzapfen zu zupfen, der sich als Plastik-Konstrukt herausstellt. Überhaupt setzt Vestax beim V-MIDI auf viel Kunststoff. Diese Tendenz konnte ich in letzter Zeit auch vermehrt bei ihren DJ-MIDI-Controllern bemerken (VCI-100 MK2, Spin2), was natürlich dem Transportgewicht „on the road“ zugute kommt. Andererseits macht so ein Aluminiumknopf frisch von der Drehbank in einem mit Stahl verkleideten Gehäuse, wie etwa beim Pioneer SDJ-O5W, auch was her.