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Vestax VCI-100 MKII Test

Praxis

Installation
Bevor man sich für den MKII entscheidet, ist die eigene Prozessorarchitektur zu überprüfen, denn laut Herstellerangaben werden Atom-, Celeron- und AMD-Plattformen nicht unterstützt. Der verwendete Treiber ASIO4VCI-100 MKII sieht nach einer ASIO4All-Adaption aus, offeriert jedoch kein eigenes Panel und installiert eine C++ Laufzeitumgebung mit, die sich natürlich auch ein wenig Prozessorleistung abzwackt.

Traktor_Wizard

Nennenswerte Vorkommnisse gab es während der Installation nicht, allerdings fordert Traktor eine Online-Aktivierung über das Service-Center ein. Als Nächstes gilt es, die Konfigurationsdatei manuell einzubinden und das Audio-Routing vorzunehmen oder dem Setup-Wizard Auskunft zu geben. Nach wenigen Augenblicken ist es dann soweit. Kopfhörer anschließen und loslegen. Von Haus aus ist der MKII beim iMac mit vier Millisekunden Latenz eingestellt, die im Praxistest, soviel kann ich vorwegnehmen, einem störfreien Arbeitsablauf gewährleisten. Die himmelblau strahlenden Seitenstreifen erinnern ein wenig an den VCM-600, obwohl sie hier wohl eher dekorativen als beleuchtenden Charakter haben.

Service_Center

Software hat, der hat
Der Erfolg eines DJ-Controllers hängt bei Erstkäufern auch von der Beipack-Software ab, denn so sparen Interessenten unter Umständen einen dreistelligen Betrag ein. Und selbstredend ist auch die Kompatibilität zu gängiger Software ein entscheidendes Kaufargument. Wie zu erwarten wird der VCI-100 MKII – genau wie sein Vorgänger im Jahr 2007 – mit einer aktuellen Fassung von Traktor LE ausgeliefert.

Native-Instruments´ Traktor LE Vestax Edition bietet eine stabile, Club-erprobte Arbeitsumgebung mit grundlegenden Mixwerkzeugen. Die Software spielt Audiodateien in den Formaten MP3, AAC, WAV, AIFF, WMA, FLAC und OGG auf zwei virtuellen Decks ab. Diese versorgen den DJ mit songrelevanten Informationen wie BPM, ID3-Tags, Laufzeiten und Pitch-Werten und stellen auf Wunsch auch Plattencover dar. Die Player zeigen je eine klicksensitive Wellenformvorschau sowie eine vergrößerte Ausschnittsbetrachtung an, die von einem Raster (Beatgrid) durchzogen ist. Dieses dient als Referenz für die automatische Synchronisation der Musiktitel. Ein Zweikanal-Mixer mit Dreiband-EQ und eine kleine Kreativsektion mit Effekten und Loops sind weitere Kernkompetenzen des Berliner Treckers. Die Musikverwaltung teilt sich in eine zentrale Playlisten-Ansicht und eine Explorer-Leiste auf. Ein inkrementelles Suchfeld erleichtert das Auffinden von Audiodateien in umfangreichen Soundarchiven. Titel können anhand von über zwei Dutzend Kennzeichen sortiert werden, allerdings fehlt die Möglichkeit, zu kommentieren oder zu editieren schmerzlich. Diese Einschränkung ist allerdings softwareseitig und dem VCI-100 MKII nicht anzulasten. Zum vollen Vier-Deck-Vergnügen benötigt der DJ dennoch eine „Pro“-Lizenz, die aktuell mit 99 Euro zu Buche schlägt. Wir arbeiten in diesem Artikel mit beiden Versionen. Doch stelle ich mir die Frage, warum ein Pioneer-DDJT1 eine Vierdeck-fähige Traktor LE-Version im Gepäck hat. Ob es am doppelten Verkaufspreis liegt?

Jogwheels und Pitch
Berührungsempfindliche, blau illuminierende Jog-Wheels mit regulierbaren Touch-Sensoren sind schon fast zu einem Markenzeichen aktueller Vestax-Controller geworden. Sie haben eine sehr  gute Qualität und lösen präzise auf. Auch die neuen Jog-Plates gefallen mir besser als am MK1. Mit einem Durchmesser von 125 Millimetern bieten sie eine ausreichend große Angriffsfläche für Scratch-Attacken, zudem ist die geriffelte Auflage schön griffig. Drückt der Akteur auf die Oberfläche, schaltet sich Scratching ein und die Beleuchtung schwenkt auf Rot. Wer nicht „kratzt“, dreht den rückseitigen Touch-Adjust-Regler nach links und unterdrückt so den Auslöser. Selbst der physische Drehwiderstand der Dials lässt sich durch Verstellen der inneren Schraube nach eigenem Gusto justieren. Ihre weit reichenden Einstellmöglichkeiten sorgen nicht nur für ein persönliches Gefühlserlebnis, sondern schaffen obendrein Sicherheit gegen Vibrationen in basslastigen Umgebungen. Eine runde Sache. Bevor ich es vergesse: Das Gerät  steht auch bei heftigeren Einlagen rutschsicher auf sechs Gummifüßen.

Die Pitchfader sind mit einer Länge von 50 Millimetern wahrlich keine Hünen, lösen aber in einem Bereich von 0,1 BPM präzise auf. Falls ihr euch fragt, warum ich nichts über Pitchbend-Taster schreibe: Ganz einfach, es gibt keine. Ooops!

Neues vom Schwingschleifer
Der VCI-100 MKII verzichtet auf einen manuellen Schleifenbaukasten zugunsten von Auto-Loops, was mich persönlich nicht stört. Allerdings sieht das nicht jeder so, und wer ohne manuelle Loops nicht leben kann, benötigt mindestens Traktor Duo zum Nachrüsten. Vielleicht hätten sich ja die MOVE-Buttons angeboten, statt sie vom Shift-Prozess auszuschließen und unbelegt zu lassen. In traditioneller VCI-Manier wird der Loop-Divider über Schaltflächen statt Encoder gesteuert, ferner gehören Keylock und Autosync zum Programm. Obendrein spendiert Vestax jedem Deck ein Poti für das Kombi-Filter, dem eine einrastende Nullstellung und Key-Transpose via Shift nicht geschadet hätten.

Audio Samples
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Traktors Loopdivider Traktors Highpassfilter Traktors Lowpassfilter

Flügelwechsel, Effekte und Co.
Mit den Kippschaltern wechselt der DJ auf die Decks C und D. Die Aktion wirkt sich auf die Jog-Wheels, die Transport-Sektion und alle fokusabhängigen Kreativfunktionen aus. Damit es nicht zu ungewollten Werteverschiebungen kommt, wird ein Pick-Up-Modus aktiviert. Springt der DJ  auf den vorherigen Befehlssatz zurück, sind die alten Werte der Fader und Potis abzuholen, bevor sie erneut reagieren. Die einzelnen Decks werden über eigene MIDI-Kanäle angesprochen, was den VCI auch für andere Softwares prädestinieren sollte, aber dazu später mehr. Damit der Arbeits-Layer auch in dunklen Umgebungen problemlos identifiziert wird, verwendet Vestax ein spezielles Beleuchtungskonzept. Für die Schaltflächen gilt: Blau kennzeichnet A und B, Grün markiert C und D. Die Effekt-Racks 3 und 4 werden mit separaten Tastern angesprochen. Unterm Strich ermöglicht die Bedienoberfläche einen komfortableren Zugriff auf Traktor´s Decks, Loops und Effektsektionen, sei es mit zwei oder vier Units, sei es im Einzel- oder Gruppen-Modus. Auch das Auswechseln der Effekt-Typen erfolgt bequem von der Hardware. Sehr schön. Nur für den Betriebsmodus (Chained/Advanced-Mode) müsste der User eine eigene Taste zuweisen oder über die Voreinstellungen in der Software gehen. Nach mehreren Betriebsstunden unter Traktor Pro muss ich hinzufügen, dass es wirklich viel Spaß macht, mit dem (zugegebenermaßen minimal rekonfigurierten) „Vestax´schen“-Controller zu arbeiten. Laden, Einstarten Synchronisieren, Mixen und Remixen – alles läuft wie geschmiert und die Zeit vergeht wie im Flug. Nachfolgend habe ich zwei Effekte des DJM600 den Traktor Pro FX gegenübergestellt.

Audio Samples
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Traktor Pro Flanger Flux DJM 600 Flanger Traktor Pro Filter 92 Pulse DJM 600 Filter Traktor Beatmasher

Was noch?
Ganz wichtig: Das 16Bit-Audiointerface klingt transparent und druckvoll. Der Ausgangspegel ist hoch genug, um damit die Stereoanlage im heimischen Partykeller, die PA in der Kiezbar oder die Beschallungsgerätschaften des nächstgelegenen MIDI-Fight-Clubs anzufahren. Zwar ist der Kopfhörerausgang für meinen Geschmack etwas leise geraten, aber er spielt einen glasklaren Sound aus und ist zudem ziemlich übersteuerungsfest.

Preview

Das Dirigieren der Anderen
Bevor es ans Fazit geht, noch ein kleiner Ausflug in die Welt der virtuellen Plattenteller. Ich wünschte, ich könnte etwas anderes berichten, doch zum Testzeitpunkt sieht es ziemlich mau um die native Einbindung des brandneuen Fernost-Controllers aus. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass sie nicht lange auf sich warten lassen sollte. Wie auch immer. Mixvibes Cross 1.5 zeigt momentan keine Spur vom VCI-100 MKII. Gleiches gilt für Deckadance 1.8 und DJAY3. Parallelen zum MK1 in 2007 tun sich auf. Lediglich Virtual DJ-7.02 hatte ein Mapping im Gepäck (was mich nicht verwundert, denn VDJ7 kann ebenfalls vier und mehr Decks abspielen). Ich habe den Burschen also für ein paar Runden ins Bootcamp geschickt, wo er auch unter VDJ seine Vierdeck-Qualitäten unter Beweis stellen konnte. Tracks laden und einstarten, manuell oder automatisch synchronisieren, Frequenzen schrauben – alles kein Problem. Dazu Effekte abfeuern, Loops setzen und in den Mix filtern – klappt. Unter Berücksichtigung der VDJ-typischen Besonderheiten gestaltet sich der Arbeitsablauf weitestgehend so, wie man es von den Beschriftungen am Gerät erwartet. Bedauerlicherweise unterstellte VDJ auf Mac OS X (10.6) dem Kandidaten, er sei ein Typhoon, was folglich im Zusammenspiel zu Fehlinterpretationen führte. Nachdem ich die richtige Konfigurationsdatei manuell ausgewählt habe, lässt er weiterhin keine vernünftige Steuerung zu. Da aber VDJ, wie auch die anderen hier genannten Programme, eine Lernfunktion besitzt, lässt sich der Controller mit etwas Zeitaufwand zu Fuß anpassen.

Aktuell scheint sich der Markt, was neue Controller-Konzepte angeht, primär auf Vierkanäler mit separaten Kanalzügen zu konzentrieren. Wer nun der Meinung ist, dass dieses Layout heutzutage ein Muss für einen adäquaten Traktor-Controller ist, und dass es ihm obendrein gut zu Gesicht stehen würde, vier simultan bedienbare FX-Racks abzubilden: Ich gebe zu bedenken, dass damit eine sehr spezielle Zielgruppe angesprochen wird und viele Anwender mit zwei Units sehr gut leben können. Zum einen, weil Humanoide nur zwei Hände haben, zum anderen bleibt die Konsole somit kompakt und übersichtlich. Ich denke beim VCI stimmt die Mischung aus Bedienkomfort und Portabilität weitestgehend. Das nachstehende Foto soll dies noch einmal verdeutlichen.

Vergleich_VCI_DDJT1
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