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Vestax VCI 100 Test

Ausgepackt
Mit 3,8 kg ist der VCI etwas schwerer als ein Standard-Notebook, hat aber ungefähr die gleiche Größe. Der massive Controller macht einen äußerst stabilen Eindruck. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet und das schlüssige Layout ermuntert zu einem ersten Drehen und Ziehen an den Fadern und Knöpfen. Alles sitzt akkurat, nichts wackelt unnötig und kein Schräubchen lugt zu weit aus seiner Einlassung hervor. Nachdem die beigelegte Software installiert und das eigene Soundinterface in Traktor konfiguriert wurde, ist unser Testkandidat ready-to-rock. Ein Blick ins Handbuch war während der Installationsphase nicht nötig.

Massive Steuereinheit mit Software für den mobilen DJ
Massive Steuereinheit mit Software für den mobilen DJ

Angeklickt
Die im Lieferumfang enthaltene Software Traktor 3 LE soll für ein unkompliziertes Vergnügen im Zusammenspiel mit der Testhardware sorgen. Alle Funktionen des digital gesteuerten DJ-Sets lassen sich daher mit Fadern, Knöpfen und Tastern direkt von der Konsole bedienen. Itunes-, Musik-Ordner und Traktor-Kollektionen sind per Mausklick importierbar und ebenso leicht anhand ihrer ID3-Tags über die datenbankgestützte Suchfunktion aufzufinden. Individuelle Zusatzinformationen und Kommentare können bei Bedarf mitgespeichert werden. Die integrierte Dateianalyse wertet das digitale Soundarchiv aus, um anhand der errechneten Daten die Basisinformationen für die automatische Beat- und Temposynchronisation zu stellen. Eine optische Kontrollmöglichkeit bietet das Phasenmeter oberhalb des Wellenfensters.  Selbstverständlich darf auch der Key-Lock nicht fehlen, um eventuelle Mickeymaus-Effekte beim Pitchen abzufangen. Zwischen den Decks sind die Mixer- und Effektsektion untergebracht. Auch hier sind alle Parameter über die Konsole zugänglich, so erübrigt sich in der Regel der Kontrollblick zum Notebook. Die vorliegende Software bietet kein MIDI-Remapping an, der reduzierte Funktionsumfang macht dies im Zussamenspiel mit dem VCI-100 auch nicht unbedingt erforderlich.

Traktor 3 LE haucht dem VCI-100 Leben ein
Traktor 3 LE haucht dem VCI-100 Leben ein

Jeder, der schon einmal mit Vestax-Produkten gearbeitet hat, kennt die von Ein- und Ausgängen gezierten Backplanes. Der VCI-100 als reine USB-Steuereinheit besitzt jedoch lediglich einen rückseitigen Standard-USB-Anschluss und eine Netzteilbuchse, sowie Einstellrädchen für die Crossfader-Kurvensteilheit und die Sensibilität der Touch-Level Sensoren.

VCI-100 Backplane – weniger ist mehr
VCI-100 Backplane – weniger ist mehr

Opulent
Deutlich üppiger ausgestattet präsentiert sich die Oberfläche: Auf einem Raum von 36 x 25 cm bringt der Hersteller insgesamt 19 Drehregler, 41 Taster, fünf Fader und zwei Jog-Dials unter. Unser Prüfling ist damit in der Lage, 90 Parameter von verschiedenen Softwaretypen zu steuern und hat, meiner Meinung nach, sein physisches Knopflimit erreicht, ansonsten würde es zu eng und unübersichtlich werden.
Die Potis sind allesamt griffig, ausreichend groß und lassen eine sanfte, präzise Handhabung zu. Einzig die fünf 5mm-Potis für Master-Sektion und Kanal-Balance sind viel zu klein und dadurch leider auch ungenau zu bedienen.

Eine Eigenheit des VCI-100 ist der 4 Band-EQ. Daran merkt man, dass NI kräftig bei der Konzeption mitgewerkelt hat, steht bei Traktor-Pro doch mit XONE eine leistungsfähige Simulation des ALLEN&HEATH 4-Bänders zur Verfügung. In Traktor LE dient der Regler lediglich ab einer bestimmten Position als LOW-CUT, Zwischenwerte werden nicht übermittelt. Der EFFEKT-Button in der Mixersektion wird aufgrund fehlender Kanal-Effekte seinem Namen ebenfalls nicht gerecht. Stattdessen setzt er den in Traktor 3LE nicht weiter zu verwendenden Fokus auf das jeweilige Deck. Cue-, Balance-, Pan- und Trim- Regler komplettieren die Mixersektion. Links daneben sind die Elemente zum Durchsuchen der Musiksammlung arrangiert. Dabei stehen für Browsertree, Playlisten und Preview-Deck separate Taster zur Hand. Auf der rechten Seite ist die Effektsektion untergebracht. Vier Drehregler und Buttons bieten Kontrolle über den Master-Effekt,  beziehungsweise den zugeordneten Filter, Delay, Reverb oder Flanger.

Übersichtliche Navigationselemente erleichtern die Arbeit mit Tastatur und Maus
Übersichtliche Navigationselemente erleichtern die Arbeit mit Tastatur und Maus

Minimal
Betrachtet man die lediglich daumengroße Master-Sektion, lässt sich nur schwer von einer luxuriösen Umsetzung sprechen. Sie bietet neben dem Effekt-Einschalter jeweils einen Regler für die Lautstärke von Master- und Monitorkanal sowie den Signal-Anteilregler (PGM/CUE) für den Kopfhörer. Wer während eines DJ-Sets das Vorhörlautstärke oder gar den Masterpegel verändern muss, hat ziemlich schlechte Karten. Die unbeleuchteten Regler sind mit 5 x 5 mm unglaublich viel zu klein geraten. Sie selbst und ein Großteil der Gerätebeschriftungen sind in dunklen Umgebungen schwer zu erkennen. Da hilft nur, sich die Tasten-Funktionen, besonders bei individuellen Mehrfachbelegungen, gut einzuprägen und eine Taschenlampe einzupacken. Die obere Hälfte unserer Steuerkonsole wird durch die am äußeren Rand angebrachten 45-mm-Pitchslider abgeschlossen. Sie sind ein wenig schwergängig und neigen, aufgrund des höheren Widerstandes, beim Andruck zu verspringen. Die beiden 45-mm-Fader haben eine einrastende Nullstellung und einen Kontrollraum von +/-10 Prozent. Dies entspräche einem Wert von +/- 4 Prozent, gemessen an den Längenverhältnissen eines Technics SL-1210 MK2 oder Vestax PDX2300. Oder einfacher gesagt: Sie sind für meinen Geschmack etwas kurz geraten. Bedauerlicherweise lässt sich die Auflösung erst in der teureren Traktor Pro-Version anpassen. In der unteren Hälfte findet man an klassischer Stelle zwei sanft gleitende 60-mm-Kanalfader und den digital justierbaren 45-mm-Crossfader. Er erinnert im Handling an den im PMC06 Battlemixer verbauten und ist angenehm leichtgängig, ohne zu kratzen.

Der VCI-100 bringt neben einer etwas klein geratenen Mastersektion eine dedizierte Effektzone mit.
Der VCI-100 bringt neben einer etwas klein geratenen Mastersektion eine dedizierte Effektzone mit.

Sofort ins Auge springen die eleganten 115-mm-Jog-Dials mit der grauen, berührungsempfindlichen Metallscheibe, die auf einem Plexiglasring liegt. Das Verhalten von Turntables zu imitieren, also seitliches Anschieben und oberes Anfassen, um zu Scratchen, hat Vestax mit dieser Konstruktion recht gut umgesetzt. Zudem wird der bei ausreichend Druck aktivierte Scratchmodus durch temporäres Umschalten der Beleuchtung von blau nach rot unübersehbar visualisiert. Lässt man den Metallring los, sollte man eigentlich direkt wieder in den Pitchbend-Modus gelangen.Wäre da nicht der Ramp-Up-Effekt, auf den wir im Praxisteil näher eingehen. Die Plexi-Dials sind zum Trackschubsen herrvorragend geeignet. Allerdings ist die Metallscheibe ein wenig rutschig, gerade wenn man umfeldbedingt feuchte Fingerspitzen hat.
Die Transportsteuerung liegt gut erreichbar unter den Jogs. Darüber sind die gesonderten Steuerknöpfe für LOOP, KEY, SYNC UND VINYL-MODE platziert.

Komm her und lass Dich mal drücken – Jog-Dials, die spüren, was du mit ihnen anstellst
Komm her und lass Dich mal drücken – Jog-Dials, die spüren, was du mit ihnen anstellst
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