Praxis
Zum Betrieb des VCI-100 wird ein externes Soundinterface benötigt. In unserem Praxistest verwenden wir ein bereits eingerichtetes ESI U-46 SE an einem IBM Thinkpad T42 mit Pentium M 1.83 GHZ Prozessor und 1 GB Arbeitsspeicher. Um höchstmögliche Stabilität zu gewährleisten, werden Controller und Soundkarte mit einem externen Netzteil betrieben. Das Setup hat ein Gesamtgewicht von circa 6500 Gramm inklusive Kabeln. Dies entspricht einem 2-kg-schweren Alu-Köfferchen, gefüllt mit etwa 20 Schallplatten à 200 Gramm.
Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten.
Der Quicktest des einsteigerfreundlichen Bundles verläuft erwartungsgemäß gut. Der Controller wird sofort erkannt, alle Bedienelemente sind automatisch gemappt, lediglich die Analyse von 16 Housetracks in zwei Minuten und 26 Sekunden führte zu einer überraschend knapp bemessenen Selters-Pause. Das Zusammenspiel erweist sich als ausgereift, Latenzen sind nicht zu bemerken, die Haptik ist einfach klasse. Grundlegende Mix-Mannöver gelingen im Nu. Lediglich der Ramp-Up-Effekt trübt das zuvor erwähnte Wässerchen: Weil das Touch-Sensor Signal, welches die Hardware bei loslassen sendet, von der mitgelieferten Software nicht verarbeitet wird, erreicht der Track nicht direkt sein ursprüngliche Tempo, sondern erst nachdem das Jogwheel zum Stillstand gekommen ist. Der Song bremst also ab, um dann plötzlich wieder auf das Originaltempo zu beschleunigen. Hieraus resultiert ein Leiereffekt, der gerade bei Flächen oder Stimmen deutlich auffällt. Für Mix-DJs, die den Scratchmodus nicht so häufig benutzen, ist dies wahrscheinlich nicht so dramatisch wie für die Scratch-Fraktion. Seit Traktor 3.3 und Firmwareupdate 1.2 soll der Ramp-Up-Effekt behoben sein. Ein Test mit zwei unterschiedlichen Geräten, eines aus 2007 und eines aus 2009, an Traktor Pro und anderen DJ-Softwares ergab Gegenteiliges.
Hat man einige Zeit mit dem Bundle verbracht und die vorgegebenen Möglichkeiten ausgereizt, steigen naturgemäß die Anforderungen an Hard-und Software. Vier Master-Effekte können schnell langweilig werden, ein Loop-/Cuepoint ist zu wenig für das Jugglerherz. Mehr produktiver Spielraum tut Not. Zudem möchte manch Einer die Zuweisungen der Bedienelemente den eigenen Vorlieben unterwerfen. Das ist mit der beigelegten Applikation nicht möglich. Unser Test ergab, dass viele hochwertige DJ-Programme den VCI-100 nativ unterstützen und automappen. Deckadance bietet bereits ab 79 Euro Effekte, Loops, Sampler-Resampler, MIDI-Learn und die Einbindung von VST-Plugins. Traktor-Pro bringt mit dem 99 Euro Upgrade MIDI-Mapping, mehr Effekte, erweiterte Loop- und Cuefunktionen, Modifier sowie Broadcasting. Mixvibes hat ab 129 Euro Loop- und Cuefunktionen. VDJ und Cue5 schlagen mit 244 Euro zu Buche, bieten aber zusätzliches Videomixing. Besitzt man jedoch eine der oben genannten Lösungen, kann der VCI-100 seine Stärken klar ausspielen. Durch die ohnehin schon hohe Anzahl an Bedienelementen lassen sich bei Doppelbelegung Effekte, Loops, Sampler und Plugins steuern, Beat- und Cuejuggling stellen aus technischer Sicht kein Problem dar. TORQ und ITCH bleiben als hardwaregebundene Systeme bei dieser Betrachtung außer Acht.
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Im Studio steht bereits seit der Erstauslieferung ein Exemplar und eigentlich ist nur wenig an diesem zu beanstanden. Die Fader und Knöpfe haben noch immer nahezu die gleiche Haftung wie am ersten Tag, doch obwohl das reiseerprobte Gerät immer in einer Neopren-Tasche transportiert wurde, gab es nach rund einem Jahr Abrieb auf den Potikappen. Ersatzkappen gibt es im Internet, mich stört dieser kleine kosmetische Mangel indes nicht. Man sollte jedoch die Schrauben unterhalb der Plexiglasplatte in regelmäßigen Abständen kontrollieren und bei Bedarf nachziehen, um Ungenauigkeiten in der Steuerung vorzubeugen. Besonders in Clubs mit ordentlichem Druck auf den Boxen können zudem Bassvibrationen Einfluss auf die Jog-Dials nehmen. Um ungewollten Tempoänderungen entgegenzuwirken, hat Vestax im Firmware-Update 1.2 einen Jog-Cancel-Mode integriert, mit dem sich diese durch gleichzeitiges Drücken der VINYL-MODE-Tasten deaktivieren und durch erneutes Drücken wieder einschalten lassen.
Das doppelte Lottchen
Das Firmware-Update 1.2 bringt die Möglichkeit, zwei VCI-Einheiten gleichzeitig zu steuern. Dazu muss die zweite Einheit über einen anderen MIDI-Kanal senden. Wenn man beim Einschalten den oberen schwarzen Taster betätigt, schaltet das getriggerte Exemplar auf MIDI-Kanal zwei. Nach einem Neustart ist der Ausgangszustand wieder hergestellt. Unser doppeltes Lottchen liefert eine hervorragende Ausgangsbasis für den 4-Deck-Betrieb, kostet aber – richtig geraten – das Doppelte.
Momentan etwas preiswerter gestaltet sich eine Kombination von VCI-100 und VCM-100. Zwar können wegen des im VCM integrierten 2/2-Interfaces die vier Decks, respektive vier Kanäle, nicht einzeln an einen externen Mixer angeklemmt werden. Doch auch hier ist die Steuerung über den internen Mixer, mit Zugeständnissen an die reduzierten Bedienelemente des VCM-100, durchaus komfortabel. Mit zwei VCIs und einer weiteren Soundkarte, in diesem Fall eine MAYA44, sowie dem ASIO4ALL Treiber ließ sich jedes Deck einzeln auf den externen Mixer routen. Innerhalb von drei Stunden gab es nicht einen Aussetzer – 4-Way-Play-Test bestanden. Leider bieten weder Vestax noch NI ein 4-Deck-2-Einheiten Mapping für Traktor-Pro an. Wir haben es daher angelegt und zum Download bereitgestellt.