DETAILS
Was die Fertigungsqualität angeht, kann ich die eingangs gestellte Frage beim visuellen Schnell-Check mit „Ja“ beantworten: Wie man es von Vestax erwartet, zeigt das teilweise metallene, teilweise aus Kunststoff hergestellte Party-Werkzeug eine hohe Fertigungsqualität. Fader, Knöpfe und Buttons bringen mir praxisdienliche Widerstände entgegen, alle Bedienelemente und Buchsen wurden für meine Begriffe fest verbaut. Das Layout zeigt ein für Controller typisches teilsymmetrisches Deck-Mixer-Deck-Layout. Dies ist nicht nur für Umsteiger leicht zu adaptieren, sondern es bietet in diesem Fall auch ausreichend Raum auf der Kommandobrücke, um vor ungewollten Fehlbedienungen weitgehend geschützt zu sein. Mit einem Gewicht von 3,5 Kg kann er sich noch in die Kategorie „Weggefährte für den urbanen Wander-DJ“ einreihen. Maße von 427 (B) x 60 (H) x 304 (T) Millimetern fordern ein passendes Gigbag oder Case zum Transport ein, denn in einen Rucksack, wie meinen NAMBA-Remix-Backpack, passt der Bursche nicht mehr hinein.
Eine horizontale Drehung um 180 Grad und ich blicke auf das Backpanel, an dessen linker Seite zwei Mikrofoneingänge als Klinke und XLR arrangiert sind. Was den Klang angeht, zeigen sie sich rauscharm und eignen sich grundsätzlich für gelegentliche Ansagen. Moderatoren könnte es jedoch an einer Talkover-Funktion fehlen, MCs und Konsorten an einem Equalizer und Mike-EFX. Zudem hätten mir zwei Kombi-Buchsen an dieser Stelle besser gefallen. Dann geht es auch schon weiter mit den wahlweise im Phono- oder Line-Modus operierenden Stereo-Chinch-Eingängen für Kanal A und B, denen eine regelbare Vorverstärkung zuteilwurde. Die Erdungsschraube schützt bekanntermaßen vor Brummgeräuschen beim Turntable. Für die Verkabelung mit der Beschallungsanlage sahen die Entwickler symmetrische XLR-Master-Ausgänge und einen separaten, rückseitig einstellbaren Cinch-Booth für eine Monitoranlage vor. Den Abschluss bilden USB- und Netzteilbuchse, Powerswitch und eine Diebstahlschutz-Ausfräsung für ein Kensington-Schloss.
Wenn ich mir so die vier winzigen Regler zur Justierung der Touch-Sensor-Sensibilität, vor allem der Cross- und Linefader-Kurven auf der linken Seite des Frontpanels anschauen, muss ich leider sagen: Die sind mir zumindest fürs Crossfadertuning zu fummelig. Gegenüber sehe ich zwei Kopfhörerbuchsen in Form einer Standard- und einer Miniklinke, denen ein Lautstärkeregler und ein zweites Potenziometer für den Cue-Mix zur Seite stehen – beide in adäquater Größe, gummiert und griffig ausgefallen. Geblendet wird traditionell und stufenlos zwischen Preview gemäß Cue-Buttons und Master. Das Kopfhörersignal auf dem angeschlossenen Audio Technika ATH-Pro 700 MK2 (Test hier) möchte ich als druckvoll, laut und zerrfrei beschreiben und dem Kandidaten somit das Prädikat absolut clubtauglich verleihen. Wer möchte, kann den Kopfhörer-Output sogar noch in der Software um ein paar dB zu übersteuern, was jedoch – der Name ist Programm – zerren kann. Soweit, so gut! Bei einem Zweikanäler ist nicht unbedingt damit zu rechnen, dass er von zwei DJs gleichzeitig beackert wird. Dennoch möchte ich der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass beim Anschluss eines zweiten Kopfhörers ein leichter, jedoch nicht sonderlich gewichtiger Pegelabfall wahrzunehmen ist.
Das Herzstück der Konsole bildet der Dual-Mode-Mixer. Vollausgestattet mit Trim und mittengerasteten Dreiband-Equalizern, die unter Itch mit wahlweise 6 dB oder 12 dB arbeiten, wobei die Nullstellung durch eine weiße Linie gut zu erkennen ist. Der maximale Cut/Boost im Mixermodus ist nicht dokumentiert. Dazwischen sitzen zwei Betriebsartschalter (PC- oder Mixer-Modus) und der Master-Regler für die Ausgangslautstärke. Etwas weiter südlich sind die Werkzeuge zur Navigation im digitalen Musikbestand und die Cue-Buttons zum Abhören des Signalpfades (Pre-Fader) auf dem Kopfhörer platziert. Ein zwölfstelliges Stereo-Display informiert über die Pegelverhältnisse von Decks und Master. Es wird eingefasst von zwei sanft gleitenden 45 -mm-Linefadern und dem zarten CFX2-kompatiblen (optional erhältlich, etwa 109 Euro) 45-mm-Crossfader.
Serato Itch
Serato Itch dürfte vielen Lesern sicherlich ein Begriff sein, denn wir haben schon seit der ersten Versionsnummer im Zusammenhang mit DJ-Controller-Tests regelmäßig über die neuseeländische Software berichtet. Aktuell ist sie bei Fassung 2.2 angelangt und bringt zunächst einmal die Basiswerkzeuge mit, die bei einer modernen DJ-Software zum Pflichtprogramm gehören. Also Abspiel-, Scratch-, Nudge- und Sync-Funktionen, unterschiedliche Wellenformbetrachtungen und einen Browser mit iTunes-Integration, virtuellen Plattenkisten, Filtern und Playlisten. Nach wie vor vermisse ich bei Serato jedoch ein Rating-System, das nun wirklich nicht sonderlich schwer zu implementieren sein sollte. Kreative Werkzeuge gehören mittlerweile ebenfalls zum guten Ton. Hier lässt sich das Bundle nicht lumpen und trumpft mit folgenden Features auf:
- Eine dedizierte Effektsektion pro Kanal
- Pad-FX, die via Aftertouch dirigiert werden
- SP6 Sample-Player mit bis zu vier Bänken a sechs Samples.
- Fünf Performance-Modi (Hotcue, Auto Loop, Slicer, Roll, Sampler)
Ein Arsenal, das sich gewaschen hat. Dem entsprechend präsentieren sich die Außenflanken zweigeteilt, mit den erwähnten Features im oberen Teil und zwei großen Jogwheels in der unteren Hälfte.
Jogwheels
Die Jogwheels messen erstaunliche 135 Millimeter im Durchmesser und können im Beatskip- oder Scratch-Modus operieren. Neu bei diesem Modell ist die integrierte LED im Teller, die ihre Laufrichtung und Position mit dem Itch-Deck synchronisiert. Sie lassen sich im Pausenmodus zur Slowmo- oder Turbo-Navigation im Musikstück und sogar für das Browsen in der der Bibliothek einsetzen. Mittlerweile Standard bei Vestaxs Top-Line: Die Dials können mittels einer Nabenkonstruktion unabhängig voneinander hinsichtlich ihres haptischen Widerstand justiert werden. Ganz feststellen lassen sie sich beim VCI-380 nicht, doch die Option, die Schräubchen in basslastigen Umgebungen etwas anzuziehen, ist keine schlechte. Obendrein können die Teller so an die eigenen Scratch- und Nudge-Vorlieben angepasst werden. Auch die Empfindlichkeit des Touch-Sensors ist variabel. Weiterhin wird der Auslöser durch ein rotes Lämpchen optisch unterstützt.
Darunter liegt die jeweilige Transportsektion – ein Dreigestirn aus Play, Cue und Sync in unterschiedlicher Farbgebung, welche zwar ausreichend hell sind, jedoch nicht vom Anwender angepasst werden können. Ich hätte gern ein flexibles Grundleuchten für alle milchig trüben Buttons gesehen, gerne auch softwareseitig in ihrem Dim- und On-Status regulierbar.
Pitching
Die Pitchfader sitzen an den oberen Außenflanken. So war es beim Einhunderter, beim Dreihunderter, beim Vierhunderter und beim Spin – so ist es auch diesmal. Standardmäßig sind acht Prozent Pitch eingestellt. Die Bandbreite kann über RANGE auf 16 oder 50 umgeschaltet werden. Mit dem 60-Millimeter-Fader lassen sich sehr feine Angleichungen vornehmen. Er arbeitet beim 123-BPM-Track und +/-8 mit einer Auflösung von rund 0,03 Prozent oder 0,05 BPM. Das sollte ausreichen. Wobei anzumerken ist, dass manuelle Pitch-Vorgänge am DJ-Controller ja seltener anzutreffen sind, da diese ja meist eine Software mit Autosync im Schlepptau haben. Aber was tun, wenn der Beatcounter sich mal eben um ein paar BPM verschätz hat und das Grid aussieht, als wäre es einer Meisterschaft im Kugelstoßen entsprungen? – Richtig, den Tap-Button bemühen. Doch den gibt es hier nicht – obwohl es eben dieser ist, der einem zeitweilig gut aus der Patsche helfen kann. Tja, gut, dass der altgediegene Tempofader bei Herstellern wie Vestax noch zur Grundausstattung gehört, oder?
Eigentlich ist es in diesem Kontext etwas schade, dass mein Proband keine Pitchbend-Tasten verabreicht bekommen hat. Gerade, wenn man das Jogwheel, während zwei Tracks im Mix laufen, zweckentfremdet. Bei all dem Herumgeschubse ist es ferner wichtig, dass die Zuhörer keine unliebsamen Tonhöhenschwankungen wahrnehmen, wenn Titel im Tempo aufeinander abgestimmt werden (Sync oder Pitch – eine Frage der Philosophie?). So kommt auf Wunsch der Keylock ins Spiel. Itch unterscheidet im Übrigen zwischen relativem Pitch (Differenz zum Master bei eingeschalteter Sync-Funktion) und absolutem Pitch.
jelco sagt:
#1 - 23.07.2012 um 17:58 Uhr
wie oft stellt man denn den crossfader ein, damit man einen größeren regler braucht ?
Peter sagt:
#2 - 25.07.2012 um 12:01 Uhr
Hallo jelco,
wer öfters am Curve-Regler dreht, weil er seine Scratches und Cuts während der Session in unterschiedlichen Lautstärken einspielt, ohne die Lines/Gain verstellen zu wollen (und somit auch die Gesamtlautstärke bei Kurvenspitze), kann ein Lied davon singen.