Vestax VCM 100 Test

Details
Nachdem ich bereits das Nachfolgemodell testen konnte, war ich ein wenig skeptisch, ob es sich mit dem weit weniger komplexen Brüderchen sinnvoll arbeiten lässt. Die erste Überraschung erlebte ich gleich beim Auspacken. Das Testobjekt war besser verarbeitet und zudem etwas schwerer als ich erwartet hatte. Die hochwertigen mechanischen Bauteile saßen in einer solide wirkenden Metallkiste von 35×13 mm. Das Design überzeugte mich auf Anhieb, allen voran die zwei großen Rotary-Fader der Mixersektion. Weiteres Stöbern im Karton brachte das englisch-japanische Benutzerhandbuch, USB-Kabel, die beigefügte Software Traktor 3 LE und die Treiber-CD auf den Tisch.

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Rund um die Software
Da unser Test-Netbook kein optisches Laufwerk mitbringt, wurden alle nötigen Files vorher auf einen USB-Stick geladen. Man kann natürlich auch, so vorhanden, ein externes CD-ROM Laufwerk benutzen. Nachdem der Interface-Treiber installiert und die USB-Verbindung eingerichtet ist, erkennt Windows unser Gerät automatisch. Traktor 3 LE fragt zunächst die Seriennummer ab und bietet an, das zur Aktivierung erforderliche Servicecenter mit auf die Festplatte zu schaufeln. Nach erledigter Registrierung und Installation des neuesten Updates, muss Traktor 3 LE online aktiviert werden, ansonsten ist das Programm nur 30 Tage lauffähig. Wenn man Traktor zum ersten Mal benutzt, mag einem das alles unnötig kompliziert vorkommen, zumal es auch durchaus anders geht, wie unser VCI-300-Serato Test kürzlich ergab. Bei NI ist das Prozedere jedenfalls so. Basta. Die Alternativinstallation unter Dual-Core-Vista hatte Probleme mit der beigelegten Versionsnummer 3.0.0.1 – Sie hängte sich mehrfach beim Start auf. Erst das Update auf die Versionsnummer 3.2.2.010 brachte die Programmoberfläche zum Vorschein. Unser Netbook hingegen hatte keinen Grund sich zu beklagen und startete Traktor ohne Widerstände.

Traktor-Light, das limitierte Basiswerkzeug für den DJ
Traktor 3 Limited Edition ist zu seinem großen Bruder vor allem im Funktionsumfang ein Fliegengewicht. Es verzichtet unter anderem auf MIDI-Learn, erweiterte Effekte, oder Broadcasting und hat nur zwei Decks statt vier. Diese bieten jedoch die wichtigsten Steuermöglichkeiten für das digitale Soundarchiv. Um Mixmanöver zu erleichtern, besitzt Traktor eine kombinierte Beat- und Temposynchronisation nebst Keylock, der sich allerdings nicht von der Hardware aus steuern lässt. Wer möchte, kann das Tempo alternativ manuell eintappen oder tippen. Das Phasenmeter oberhalb des Auschnitt-Wellenfensters zeigt die Synchronität der Tracks an. Ein weiteres Feld ist für die Wellenübersicht reserviert. Auch eine Loop-Funktion wurde implementiert, diese setzt jedoch ausschließlich einen 4-Bar-Loop, der nicht weiter modifiziert werden kann.

Im Zentrum der Applikation warten Klang- und Kanalregler auf ihren Einsatz. Als besonderen Leckerbissen spendiert NI der Limited-Editon einen aus Filter, Hall, Delay, und Flanger auswählbaren Master-Effekt nebst Steuerknöpfen. Leider lässt sich auch dieser nicht mit dem VCM-100, sondern nur mit der Maus bedienen.

Komfortabel gestaltet sich hingegen die Trackverwaltung. Ganze Traktor-Kollektionen, Musik- oder Itunes-Ordner lassen sich im Handumdrehen importieren. Mit der tag-orientierten Kategoriesuche durchstöbert man bequem die Musikbibliothek. Sollen Trackinformationen durch eigene Kommentare oder Keys erweitert werden, legt Traktor hier keine Steine in den Weg. Einmal angelegte Playlisten lassen sich zudem schützen. Ein zusätzliches kleines Preview-Deck schafft nötigen Vorhör-Freiraum.

Dass man nicht viel grafischen Spielraum auf unserem Netbook-Monitor hat, versteht sich bei einer Auflösung von 1024×600 von selbst. Traktors Fullscreen-Modus ist jedoch übersichtlich genug, um damit vernünftig zu arbeiten. Allerdings sollten Playlisten bei so kleinen Displays im Vorfeld angelegt werden, Improvisation geht dann immer noch. Jeden Track einzeln im laufenden Betrieb zu suchen, ist aufgrund des 10-Zoll-Displays nicht ratsam.

Die GUI von Traktor 3 LE
Die GUI von Traktor 3 LE

Hardware

Flotte Biene in heißer Maschine
Der VCM-100 besitzt eine integrierte Maya 44 USB-Soundkarte und somit vier analoge Ein- und Ausgänge mit vergoldeten Chinch-Buchsen. Durch mitgelieferte ASIO-Treiber ist, neben Traktorsteuerung, ebenfalls eine Verwendung als externes Recording-Interface möglich. So lassen sich mit den Eingängen des VCM-100 auch zwei voneinander unabhängige Stereospuren aufnehmen. Ob sie auch die Signale von Timecode-Vinyls verarbeiten können, werden wir im Praxisteil untersuchen. Ausgangsseitig stehen Master und Monitor bereit, an der Vorderseite des Gerätes ist zusätzlich ein softwareseitig regulierbarer Kopfhörerausgang angebracht.

Fotostrecke: 2 Bilder Das alt bekannte Maya-Interface

Um die bestmögliche Performance und Stabilität zu erreichen, empfiehlt es sich, das Gerät mit einem externen Netzteil zu betreiben. Ein Schalter am Backpanel ermöglicht zwischen drei fest implementierten Betriebsmodi, deren genaue Belegungen im Handbuch dokumentiert sind, zu wechseln. Alle Anschlüsse sind beschriftet und die Verarbeitung ist vorbildlich. Die Maya-Soundkarte hat ja nun schon einige Jahre auf dem Buckel, wird aber noch immer vertrieben, und das aus gutem Grund – sie klingt transparent und druckvoll genug, um mit ihr die eine oder andere Party zur rocken. Außerdem lief sie im Test problemlos mit 5ms Latenz, selbst mit unserem vermeintlich schwachbrüstigen Atom-Chipsatz.

Trotz geringer Tiefe eines halben Laptops, ermöglicht das simple Layout eine auf den ersten Blick schlüssige, intuitive Handhabung. Auf der Zwölf-Uhr-Position befindet sich die Mastersektion mit drei Potis. Master und Monitor-Level steuern die Ausgangssignale. Monitor-Select regelt das Mischungsverhältnis zwischen dem Vorhörsignal und dem Hauptsignal, damit der entstehende Mix zunächst im Kopfhörer geprüft werden kann. Vier kleine schwarze Funktionstaster direkt darunter dienen zum Vor- oder Zurückspulen der Songs. Mit dem Clickwheel gelingt die Navigation in der Trackverwaltung sehr zügig, und weder Maus- noch Tastaturwechsel stehen dem Mixvergnügen im Weg. Da keine Linefader vorhanden sind, muss man den 45-mm-Crossfader für harte Cuts einsetzen, doch leider lässt sich dessen Kurvensteilheit nicht einstellen. Somit fallen einige Mixtechniken unter den Tisch, die Übergänge zwischen den Decks sind nichtsdestotrotz nahtlos.

total

Auf Drei- und Sechs-Uhr-Position sind zwei identisch ausgestattete Kanalzüge ins Material eingearbeitet. Statt Channelfadern verbaut Vestax hier große Rotary-Fader, die nicht nur sofort ins Auge fallen, sondern auch ein ungemein genaues Steuern und minutenlange sanfte Übergänge ermöglichen. Doch auch die deutlich kleineren Knöpfe von 3-Band-EQs, Trim und Balance sind leichtgängig und sehr präzise, lediglich etwas mehr räumliche Distanz untereinander täte ihnen gut. Sämtliche Buttons innerhalb der Kanalsektion, mit Ausnahme von FINE, sind orange beleuchtet und wechseln ihre Farbe nach blau, wenn sie aktiv sind. So sind die Schaltzustände auch in dunklen Umgebungen jederzeit gut ablesbar. Die weißen Taster haben einen klaren Druckpunkt, die insgesamt acht schwarzen Mini-Taster haben für meinen Geschmack geringfügig zu viel Spiel. Einzig unangenehm fielen die Tempo-Slider an den äußeren Rändern auf. Sie orientieren sich stark an der Turntable-Reihe des eigenen Hauses und besitzen eine einrastende Null-Stellung. Vestaxtypisch sind sie etwas schwergängiger als die Kanalfader, doch die hier verbauten Fader kratzen derart heftig, dass manch ein tafelkreide-kratzempfindlicher Zeitgenosse eine Gänsehaut bekommen würde. Die letzten beiden Taster der Decksektion beschleunigen oder bremsen den Track bei Bedarf. Insgesamt verfügt unser Testkandidat über 42 Bedienelemente und kann mit diesen 60 Parameter auf vier Ebenen steuern. Seine Betriebsbereitschaft und die ausgehenden MIDI-Signale werden durch leuchtende LEDs visualisiert.

Die rechte Kanalsektion des VCM 100
Die rechte Kanalsektion des VCM 100
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