Praxis
Inbetriebnahme
Der Besuch auf Abletons Website bringt kostenlose Updatemöglichkeiten auf Version 7.018 oder 8.09 mit sich. Frei nach dem Motto „Wenn lau, dann jau“ werden vermutlich wenige User mit der alten Fassung arbeiten wollen, wenn sie ein kostenloses Versionsupgrade bekommen. Daher testen wir in diesem Artikel mit der neueren Fassung. Die nachfolgende Installation verläuft sowohl auf dem Mac, als auch auf dem PC reibungslos
Ableton Live Vestax-Edition
Ableton Live bietet einen nicht-linearen Ansatz für die Komposition und den Live-Einsatz mit Echtzeit-Bearbeitung, Effekten, Tempo-Anpassung und kreativen Werkzeugen für Remixe und Mash-Ups. Es bietet ReWire-Support und hat viele intuitive Controller-Mappings an Bord. Nicht nativ unterstützte Hardware lässt sich anwenderfreundlich anlernen. Live unterstützt Effekte, Instrumente und Plug-ins im VST- und AU-Format und ermöglicht Aufnahmen mit maximal 32 Bit/192 kHz. Aufgenommene Songs können jederzeit editiert werden. Live 8 Vestax-Edition ist ein abgespecktes Live 8 und etwas mehr beschnitten als die Einsteiger-Ausgabe Live-Intro.
Beim ersten Programmaufruf ist zunächst ein kleiner Ausflug in die Voreinstellungen nötig, um VCM-400 als Kontrolleinheit zu aktivieren. Nachdem In- und Out-Ports geroutet wurden, mappt Live die vorprogrammierte Bedienoberfläche, weist jedoch nicht alle Hardware-Elemente zu.
Beispielweise fehlen die Kanalfilter. Dies hat weniger damit zu tun, dass anwenderspezifischen Filtergeschmäckern eventuell nicht vorweggenommen werden soll, sondern trägt der Tatsache Rechnung, dass die vorliegende Live-Vestax-Edition auf sechs Audio-Effekte limitiert ist. Diese sind komplett durch die Equalizer-Sektionen der ersten sechs Kanäle verbraucht . Aus diesem Grunde ist es nicht möglich zusätzliche sechs Audio-Filter der Konsolen-Beschriftung entsprechend in den Sequenzer zu laden. Schade.
Der Mixer bietet auch in der angepassten Vestax-Edition beide Returns, die als Master-Effekt-Slots unter den zuvor erläuterten Restriktionen fungieren. (mehr Audioeffekte bedeutet in diesem Zusammenhang auf EQs in den Kanälen zu verzichten). Die Effekte der Returns können über die Sends von allen Kanälen genutzt und hinsichtlich der Intensität individuell geregelt werden.
Die Effektsektion lässt sich sowohl mit Audio als auch mit MIDI-Effekten bestücken. Das verwertbare MIDI-FX Kontingent ist auf maximal vier beschränkt. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Anzahl der nutzbaren VST-Plug-ins. Insgesamt stehen dem Bundle acht Spuren und sechs Sessions zur Verfügung. Damit kann der Käufer durchaus erste Gehversuche unternehmen, den Controller aber in keinster Weise dem Layout entsprechend komplett nutzen. Wer mit dem Gedanken schwanger geht, sich den VCM-600 anzuschaffen, sollte die Kohle fürs Update (269 Euro) meiner Meinung nach am besten gleich einplanen. Machen wir das Fässchen Investition doch einmal auf. Für den bereits komplett ausgestatteten Anwender bedeutet die Anschaffung des VCM circa 777 Euro. Benötigt er ein zusätzliches Interface wie Audio8 von Native-Instruments, kommt er auf 1100 Euro. Fehlt noch das Live-Update auf insgesamt rund 1370 Tacken und mit einem bühnentauglichen Mittelklasse-Notebook ist man schnell bei etwa 2500 Euro angelangt.
Mit Live 8 lässt sich komfortabel arbeiten. Das EQ-Mapping der Vorgängerversion geladen, kann sich der Anwender TRACK-BANK zunutze machen und über volle zwölf statt acht Spuren hardwareseitig verfügen. Sobald er ein Filter lädt, sind die Regler für Resonanz und Frequenz aktiviert. Sie können direkt am Kanal manipuliert werden, alle anderen Attribute bedient er über die Effektsektion. Standardmäßig dirigieren sämtliche acht Regler immer den gerade ausgewählten Effekt, die Buttons schalten durch die jeweils nächsten acht Parameter. Auch die Return-Spuren lassen sich nun nach Herzenslust bestücken. Hier fehlt mir ein praktisches Navigationselement, wie man es an anderen DJ-MIDI-Controllern vorfindet, etwa ein Clickwheel oder ein Joystick. Dann müsste der Live-Act während des Gigs seltener zur Tastatur greifen, um beispielsweise durch die Device-Sektion zu manövrieren. Auch eine Möglichkeit zum Browsen und Laden von Instrumenten, Samples oder FX sucht man vergebens. Nicht nur in der Studioumgebung ist also nach wie vor die Tastatur zu benutzen.
Ob es nun sinnvoll ist, eine Einsteigerversion von Live beizulegen oder nicht, darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein. DJs, die Live ihr Eigen nennen, können bestimmt auf die Beipack-Software verzichten. Das könnte wiederum eventuell den Controllerpreis etwas drücken. Ob gänzlich unerfahrene User gleich einen so hochwertigen Controller mitsamt Update kaufen, wo es inzwischen durchaus kostengünstigere Einstiegs-Lösungen gibt, möchte ich nicht beurteilen. Doch wenn man die vorgegebenen Features ausreizt und mit den maximal 48 Clips auskommt gibt das Paket ein durchaus interessantes Einsteigerset ab. Plug & Play ist hier quasi wörtlich zu nehmen und das unmißverständliche Layout sorgt für eine minimale Einarbeitungszeit. Gerade wenn man aus der auflegenden Zunft kommt, freut man sich zudem vielleicht über die spezifischen EQ-Kontrollen und Kanal-Filter.
Multitrack Remix-Controller…
… bedeutet nicht zwangsläufig Sequenzing. Mit Scratch-Live-2 Effekten, vier Decks und the Bridge könnte der Titel dieses Absatzes in Hinblick auf den vorliegenden Controller zu neuen Ehren kommen. Vorausgesetzt Serato mauert nicht in der MIDI-Unterstützung. Bis es allerdings soweit ist, wenden wir uns zwei anderen DJ-Applikationen zu, die kreative Entfaltungsmöglichkeiten seit längerem unterstützen. Denn auch in Verbindung mit „klassischer“ DJ-Software macht der Testkandidat eine gute Figur. Zumindest in Genres, wo der Akteur auf Jogdials verzichten kann.
VCM-600 mit Traktor und Deckadance
Mit seinen zahlreichen Bedienelementen kann VCM-600 sämtliche vier Traktor Decks mit Effekten und Loops bequem über den zweiten Hardware-Layer steuern. Kanäle 1-4 bedienen jeweils ein Traktor Deck. Die Equalizer machen ihren gewohnten Job, die Killswitches muten das selektierte Frequenzband. Layer Zwei dirigiert Effekte, Pan regelt dann den Dry-/Wet-Anteil. MUTE/ SOLO aktivieren FX-Units eins und zwei. Der SEND steuert Loops in Position und Größe, die durch CF-ASN aktiviert werden. Das Frequency-Poti ersetzt den Pitchfader. Da die Effekteinheit im Masterbereich durch Doppelbelegung der EQs frei geworden ist, kann sie alternativ gemappt werden. Die oberen Riegen könnten für jeden Kanal Keycorrection und bipolares Filter übernehmen. Die vier Regler darunter kontrollieren GAIN, Tempo regelt die Kopfhörer-Lautstärke, FINE den Cue-Mix. Nudge schubst das Fokus-Deck, Fokus und Master werden mit den darüberliegenden Buttons gesetzt.
In einem anderen Szenario dirigiert die erste Bank Klangregelung mit bipolarem Kanalfilter und Keycorrection. Wechselt der DJ die Ebene, kommt er in den Loop- und Juggle-Modus, dem dann ebenfalls der ganze Kanal mit Ausnahme der Transportsektion und der Fader zur Verfügung steht. Die FX werden von der rechten Seite abgefeuert. Erlaubt ist was gefällt. Der DJ kann sich die Oberfläche dem eigenen Workflow entsprechend einrichten. Traktor Pros Lernfunktion macht`s möglich.
Deckadance bietet zwar nur zwei Decks, trumpft aber mit VST-Unterstützung (Instrumente und Effekte) und einem achtspurigen Sampler auf. Hört sich nach allerhand Potenzial für den frickelbewussten Plattenverdreher an. Ein Beispiel: Die ersten beiden Slots bedienen Abspielsteuerung und Frequenzmixen. CFN und CLIP nudgen, TRACK synchronisiert, FREQ pitcht. Die obere rechte Hardwaresektion gibt Zugriff auf Effekte und Loops, Kanäle drei bis sechs bedienen vier Sampler-Slots. Durch Hardwareshifting fassen Züge sechs bis zwölf vier VST-Effekte und zwei VST-Instrumente. Mit der Lernfunktion ist alles In einer guten Stunde gemappt. Auch hier kann ich nur sagen: Da geht was. Wer VCM-600 in Kombination mit Deckadance ausprobieren möchte, kann sich auf Image Lines Website eine Demoversion herunterladen.