Mit der VGS Banjo Ukulele Manoa B-CO-M findet ein exotisch anmutendes Instrument den Weg in das aktuelle Sortiment des Gitarrenherstellers VGS, und das (fast) pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum der Banjo-Ukulele. Anlass genug, mit ihr gleichzeitig eine kleine Testreihe mit Instrumenten der Manoa-Reihe zu starten, mit der VGS Guitars das aktuelle Produktsortiment im Bereich der Ukulelen um zahlreiche Modelle erweitert, die vom Einsteigerinstrument bis zur Profivariante reichen. Und den Anfang macht unsere Kandidatin, die man getrost unter das Firmenmotto: “Visions in Guitars” einordnen kann, unter dem nach Freude experimentiert wird. Heraus kommt in diesem Fall die Banjo-Uke, oder auch “Banjolele” genannt, ein Instrumententyp, der allerdings leider viel zu wenig Beachtung findet.
Tatsächlich gibt es die Banjo-Ukulele bereits seit 1917. Sie entstammt einem Versuch, der kleinen und handlichen Ukulele mehr Lautstärke zu verleihen. Vor allem Bühnenkünstler und Comedians bedienten sich der durchsetzungsstarken Banjo-Uke, um ihr Publikum zu unterhalten. Zu den bekanntesten Spielern gehörte der britische Schauspieler, Songwriter und Comedian George Formby. Die Banjo-Ukulele wurde sein Markenzeichen und als kommerziell erfolgreichster britischer Entertainer seiner Zeit machte Formby dieses Instrument weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Details
Erster Eindruck
Die VGS Banjo Ukulele Manoa kommt in einem gepolsterten Gigbag, das neben Ausstattungsdetails wie Tragegurt und Außentasche auch durch eine gute Verarbeitung überzeugt. Da der Markt fast keine Taschen, geschweige denn Koffer für die außergewöhnliche Form der Banjo-Uke anbietet, ist das gleich einmal ein dicker Pluspunkt. Sie macht einen robusten Eindruck und man muss nicht das Internet nach einem passenden Transportbehältnis durchsuchen. Nach dem Auspacken geht mir ein “Liebling, ich habe das Banjo geschrumpft!” durch den Kopf, denn beim ersten Anblick sieht das Instrument tatsächlich genau wie ein viersaitiges Tenorbanjo aus. Nur eben deutlich kleiner. Der erste Gedanke ist also ganz klar nicht “Ukulele”, sondern eher “Banjo” bzw. “Mini-Banjo”. Man kann sich sicher sein, dass man mit diesem Instrument auf jeden Fall die Aufmerksamkeit auf sich zieht, schon bevor man auch nur einen einzigen Ton gespielt hat. Ob die Verarbeitung, der Sound und die Bespielbarkeit genau so spektakulär sind, wollen wir uns jetzt anschauen.
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Konstruktion
Die Konstruktion der VGS Banjo-Ukulele Manoa hat viel mit dem typischen Banjo gemein: Wir haben einen Ahornkorpus, auf den ein Fell mit insgesamt 12 Spannschrauben gespannt ist. In diesem Fall handelt es sich um einen geschlossenen Korpus – bei normalen Banjos unterscheidet man zwischen den offenen “Open-Back” und den geschlossenen “Resonator”-Banjos. Da es an dieser Stelle aber um die Banjo-Ukulele geht, halten wir das Thema sehr kurz. Trotzdem ist eine Sache gut zu wissen: Das Open-Back Banjo klingt etwas weicher und sanfter. Mit dem zusätzlichen Boden und der geschlossenen Variante erreichen wir einen etwas durchsetzungsstärkeren Ton. So viel zur Theorie, denn wie es bei diesem Banjo-Ukulele-Modell aussieht, wird der Soundcheck offenbaren. Das Tolle am vorliegenden Modell ist, dass man hier die Korpusrückseite abnehmen kann. Sechs kleine Schrauben, die leicht zu öffnen sind, halten den Boden am Korpus fest – ein sinniges Detail, das den Einsatzbereich dieser Banjo-Ukulele sehr variabel macht. So kann man nämlich ganz einfach mit den daraus resultierenden unterschiedlichen Sounds experimentieren.
Der Saitenhalter ist sehr einfach, aber zweckmäßig ausgesucht und hält alle handelsüblichen Ukulele-Saiten. An das Saitenende wird einfach ein Knoten gemacht und dann wird die Saite durch das Loch im Saitenhalter geführt. Das ist auch für Laien ganz einfach zu bewerkstelligen. Das leicht aufgeraute Fell hat einen Durchmesser von gut 20 cm. Falls man es einmal austauschen sollte, empfehle ich, zu den 8″ Fellen der diversen Markenhersteller zu greifen. Auf dem Fell befindet sich der Steg, über den die Saiten laufen. Dieser sitzt immer aufgrund der Saitenspannung auf dem Fell und kann in seiner Position verändert werden. Durch den Transport oder einen Stoß gegen das Instrument kann sich dieser also verschieben oder im schlimmsten Falle sogar herausfallen. Deshalb sollte man nach dem Auspacken gleich einmal mit Bleistift die Position des Stegs auf dem Fell markieren. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass dieser an der richtigen Stelle sitzt. Das lässt sich allerdings sehr leicht überprüfen, ohne technisch zu sehr in die Tiefe gehen zu müssen. Man misst den Abstand vom Sattel zum 12. Bund. Und genau dieses Maß müssen wir dann am 12. Bund anlegen und auf dem Fell markieren, denn genau dort muss der Steg hin. Oder anders gesagt: Der 12. Bund liegt genau in der Mitte zwischen Sattel und Steg. Bei diesem Modell beträgt die Mensur 38 cm. Man kann also auch einfach vom Sattel diese 38 cm abmessen und dann an der entsprechenden Stelle auf dem Fell die Stegeinlage positionieren. Bei dem Banjo Ukulele Modell von VGS wird eine Schablone mitgeliefert, mit der man den Steg passgenau einsetzen kann, falls dieser verrutscht oder sich verschiebt. Dass wir das richtige Maß einhalten, ist wichtig, da ansonsten die Intonation nicht passt. Die Mensur von 38 cm ist übrigens das typische Konzert-Ukulelenmaß. Deshalb trägt dieses Modell auch die Bezeichnung “CO”, was für Concert steht. Wir haben es also mit einer Banjo-Ukulele in der Konzertgröße zu tun.
Bespielbarkeit
Der Hals kann im Winkel zum Korpus eingestellt werden. Unter dem Fell befindet sich nämlich der zugehörige Einstellstab und das passende Werkzeug liegt auch bei. Beim vorliegenden Testmodell war sowohl die Halskrümmung, der Halswinkel und die daraus resultierende Saitenlage von angenehmen 2 mm am 12. Bund sowie die Intonation ausgesprochen gut. Für das Setup gibt es also auch einen ganz dicken Pluspunkt, denn das Instrument kann nach dem Auspacken und dem Stimmen direkt gespielt werden. So soll es sein und deshalb gibt es hier beide Daumen nach oben für die Qualitätssicherung von VGS Guitars. Auch die Bundkantenenden sind angenehm weich und schmeicheln der Greifhand. Dafür sorgen auch das griffige C-Profil und das angenehm matte Finish. Zur Orientierung finden wir erwartungsgemäß Bundmarkierungen an der Griffbrettseite und als optisches Schmankerl auch schwarze Blockeinlagen auf dem Griffbrett. Zusammen mit dem schwarzen Griffbrett-Binding sorgen diese für einen schönen optischen Kontrast zum sonst sehr hellen Instrument.
Für alle Anfänger auf diesem Instrument sei noch gesagt, dass ein Gurt die Bespielbarkeit deutlich erleichtert. Hier kann man zu gewöhnlichen Banjo-Gurten greifen oder einen einfachen Lederriemen festzurren. Denn selbst für erfahrene Ukulele-Spieler ist die Haltung und das Handling des Instruments recht ungewöhnlich. Das liegt ganz einfach an der Korpusform. Die Sattelbreite von 35 mm ist uns Ukulele-Spielern dagegen vertraut, sodass man sagen kann, dass die Bespielbarkeit der einer Konzertukulele sehr ähnelt und man direkt auf dem Instrument zurechtkommen sollte. Aufgrund der Ukulele-typischen Besaitung und Stimmung kann man also gleich loslegen. Ein paar kleine Intonationsschwächen vor allem in den höheren Lagen will ich nicht unerwähnt lassen, allerdings sind die im Rahmen und werden den Spielspaß mit den Grundakkorden nicht mindern.
Peter Friedrich sagt:
#1 - 11.12.2019 um 11:47 Uhr
Soeben die bestellte Manoa B-CO-M unterm empf. Richtpreis von 139,- neu bekommen. Klang für´s erste noch eindringlicher nach Banjo klingend als in den Hörbeispielen. Muss sie natürlich erst richtig einspielen, also ist zu erwarten, dass sie sich noch schöner entfaltet. Verarbeitung 1A; dass da und dort ein paar Bünde sehr knapp mit dem Hals abschließen und einen Hauch überragen, kann nachgesehen werden. Dabei ist eine gute Gigbag, ein Schlüssel zum Justieren der Spannschrauben und des Halsstabes, und eine Mensurlehre.
Peter Friedrich sagt:
#1.1 - 25.01.2020 um 16:42 Uhr
Fortsetzung:
nach einigen Wochen Spielens der kleinen Banjo Uke (Anfänger/Fortgeschrittenenlevel) mit Sound und Möglichkeiten ungetrübte Freude! Jedoch - es ist vlt. dem erweiterten Akkordinventar geschuldet: Barrégriffe gingen wegen der scharfgratigen Bundstäbchen nur eingeschränkt. Daher habe ich jetzt dem Instrument eine Schleifkur verpassen lassen müssen. Der Gitarrenbauer meinte: "Bei so preisgünstigen Instrumenten ist das Augenmerk auf wirklich gut abgelagertes Holz nicht so primär. Durch Austrocknen des Halses arbeiten sich die Bundstäbchen weiter vor und wir haben scharfe Kanten." Kein großes Problem, aber dennoch wäre da mehr Aufmerksamkeit des chin. Erzeugers hilfreich. Übrigens steckt in der Gigbag bei mir immer ein Feuchtigkeitsspender, gerade jetzt in der kalten Jahrezeit mit sehr trockener Raumluft.
Antwort auf #1 von Peter Friedrich
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