Mit der VGS SkyCruiser VTC-100 Relic TSB, für die unverkennbar die Fender Telecaster Pate stand, präsentiert sich die Kopie eines Klassikers im Aged-Look zu einem recht attraktiven Preis. Der deutsche Vertrieb GEWA steht hinter der VGS-Serie, einer umfangreichen Auswahl an Saiteninstrumenten vom Akustikbass bis zur Ukulele.
Unsere Testkandidatin stammt aus der Select-Serie und weil sie sich nicht nur optisch am Klassiker orientiert, sondern auch in ihrer Ausstattung, bin ich gespannt, ob sie auch klanglich in dieselbe Kerbe schlägt.
Details
Aus der Anlehnung an ihr großes Vorbild macht sie wahrlich keinen Hehl, trotzdem schafft sie es, eine gewisse Eigenständigkeit in die Waagschale zu werfen. Der Korpus besteht aus Erle und trägt eine klassische 3-Ton-Sunburst-Lackierung. Die wurde nach der Fertigstellung einem künstlichen Alterungsprozess unterzogen und verfügt daher über einige Macken und Kratzer, die man nach der “Behandlung” wieder mit einer dünnen Schicht Klarlack versiegelt hat. Die Frage, die ich mir übrigens nicht nur bei dieser, sondern auch bei vielen anderen Relic-Gitarren immer wieder gestellt habe: Was muss ich als Gitarrist mit meinem Instrument eigentlich alles anstellen, um tatsächlich dort Gebrauchsspuren zu erhalten, wo sie zum Beispiel auch bei unserer Testgitarre sind? Mit der Realität haben sie wenig zu tun und sind auch nicht sehr glaubwürdig, aber echtes “Aging” ist eine Wissenschaft für sich und in dieser Preiskategorie nicht überzeugend machbar. Aber das ist natürlich Geschmackssache und da es weder Bespielbarkeit noch Sound beeinflussen sollte, werden wir uns auf die tatsächlichen Stärken und Schwächen der Gitarre konzentrieren.
Was die Hardware anbelangt, dürfte die Stegkonstruktion jedem bekannt sein, der sich schon einmal mit einer Telecaster beschäftigt hat. Bei unserer Kandidatin lassen sich alle Saitenreiter individuell einstellen, sämtliche dafür benötigten Schlüssel befinden sich im Karton, in dem das Instrument geliefert wird. Auch die beiden VGS Tuscon TFA-1 und VGS Tuscon TRA-1 Singlecoils befinden sich an gewohnter Stelle, einer am Steg und einer auf dem dreilagigen Schlagbrett. Alle Metallteile wurden so bearbeitet, dass sie aussehen, als seien sie seit 50 Jahren in Benutzung. So sieht Metall nach meiner Erfahrung eigentlich nur in Küstennähe aus, wo die Luft reichlich mit Salz angereichert ist. Für mich fühlt sich das leider nicht gut an, aber auch das fällt unter die Rubrik Geschmackssache.
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Ein Dreiwegschalter ermöglicht das Anwählen der Pickups und ein Volume- sowie ein Tone-Poti dürfen natürlich auch nicht fehlen und ermöglichen das individuelle klangliche Einstellen der Tonabnehmer. Allerdings schaben die Potis beim Drehen, da hat es wohl jemand zu gut gemeint und die Kappen zu tief justiert. Ein Problem ist das nicht wirklich, denn es müssen lediglich eine Schraube gelöst und die Potiknöpfe etwas höher arretiert werden. Allerdings sind solche kleinen Fehler üblicherweise typische Fälle für die Endkontrolle. Die Klinkenbuchse sitzt an gewohnter Stelle und nimmt den Klinkenstecker mit einem satten Einrasten auf. Ein Blick auf die Rückseite der 3692 Gramm schweren und in Indonesien gefertigten Gitarre zeigt lediglich die Hülsen, durch die die Saiten durch den Body eingefädelt und an den Ballends festgehalten werden.
Der Übergang zum Hals ist korpusseitig ein wenig angewinkelt, was die Bespielbarkeit in höheren Lagen erleichtert, sehr gut! Der Hals selbst sitzt von vier Schrauben fixiert bombenfest in der Halstasche. Apropos Hals: Der besteht aus einem Stück Ahorn, auf den ein Palisandergriffbrett mit 21 blitzblank polierten und sauber eingesetzten Medium-Jumbo-Bünden geleimt ist. Allerdings hätten die Kanten besser geglättet werden können. Nicht, dass man sich daran verletzten könnte, aber es stört beim Spielen. Natürlich ließe sich auch dieses Problem mit wenig Aufwand selbst beseitigen, aber bei einer neuen Gitarre (auch in dieser Preislage) sollte so etwas nicht vorkommen. Kleine weiße Punkte im Griffbrett und an der Halskante weisen auf die jeweilige Position hin und passen optisch sehr gut zum Gesamterscheinungsbild der Gitarre. Die Halsrückseite wirkt zwar schön holzig, allerdings ein wenig rau.
Der Steg besitzt eine Breite von 42 mm und die Mensur der Gitarre 648mm, also typische Fender-Maße, die eine entspannte Bespielbarkeit für die meisten unter uns sicherstellen sollten. Die Saiten laufen schnurgerade zu den Kluson-Type-Mechaniken, wobei die H und hohe E Saite von einem Saitenniederhalter heruntergedrückt werden, um in der richtigen Höhe auf die entsprechende Mechanik zu treffen. Falls der Halsstab bemüht werden muss, ist dieser sehr komfortabel zu erreichen. Sein Zugang befindet sich ebenfalls bei der Kopfplatte und ist nicht verdeckt. Der passende Schlüssel ist natürlich auch im Lieferumfang enthalten.