PRAXIS
Sinn und Zweck eines Amps mit wenig Leistung ist es, möglichst viel Endstufen-Sound bei moderater Lautstärke zu erzeugen. Und das bringt in der Regel eine organische Verzerrung mit sich. Auf der VHT-Website werden vollmundig die Durchsetzungsfähigkeit und vor allem die hohe Lautstärke angepriesen, die der 6-Watt-Amp erzeugen soll.
Das kann ich so nicht bestätigen. Ich habe den Special 6 mit einer 1×12“ und einer 2×12“ Box betrieben, wobei Letztere im Bandkontext definitiv mehr Sinn macht, da sie mehr Abstrahlfläche besitzt. Aber mal ehrlich: Wer stellt sich so einen Mini Amp in den Proberaum und glaubt, mit dem Schlagzeuger mithalten zu können? Es sei denn, es handelt sich dabei um eine Akustik Chill Band oder Ähnliches. Ich sehe sein Einsatzgebiet viel mehr im Studio oder als Jam-Amp in heimischen Gefilden.
Zum eigentlichen Check habe ich das Topteil unter Studio-Bedingungen an eine Marshall 2×12“ Box angeschlossen, ein SM57 vor die Pappe gestellt und das Ergebnis mit einem Neve Preamp in den Rechner gejagt. Als Gitarren kamen eine Fender Nocaster und eine Gibson Les Paul mit Seymour Duncan-Pickups zum Einsatz.
Die Lautstärke, die der Amp entwickelt, würde ich als angenehm bezeichnen. Clean ist im unteren Drittel des Volumen-Reglers möglich, was nicht wirklich viel Luft bewegt, dafür aber sehr angenehm klingt.
Aber hört selbst – die Klangregelung befindet sich – wie immer – in Mittelstellung.
In diesem Beispiel habe ich den Hals-Pickup der Tele verwendet und heraus kommt ein recht mittiger Sound, der ein wenig an Höhen vermissen lässt. Das lässt sich natürlich mit dem Tone-Regler ändern, mich interessiert jedoch im Augenblick in erster Linie die Grundeinstellung. Auch der Attack ist in diesem Setting eher durchschnittlich.
Im nächsten Beispiel verwende ich bei unveränderter Einstellung einmal die Lo und einmal die High Input Buchse – und das klingt so:
Pickup ist der Steg-Single-Coil und siehe da: Der Amp „kann ja doch“ Höhen…
Im Lo-Input entsteht ein fast vintagemäßiger Sound, der in den Mitten schön auflöst und dank des nicht zu aufdringliche Höhenbildes angenehm tönt. Natürlich erhöht sich der Zerrgrad im High-Input und bietet einen fast schon britisch anmutenden Crunch. Dabei addiert sich der eine oder andere Oberton und mischt sich angenehm in das Geschehen ein.
Ich ändere nichts an den Grundeinstellungen, drehe die Lautstärke voll auf und stöpsele eine Les Paul in den High-Input.
In Verbindung mit dem Humbucker am Steg bekommt der Sound so wesentlich mehr Punch als mit der Tele und er wird kompakter.
Im nächsten Beispiel habe ich wieder die Les Paul verwendet, jedoch im Clean-Channel den Boost aktiviert und den Texture-Schalter ins Spiel gebracht. Ich beginne mit der Mittelstellung, also 0, und arbeite mich pro Wiederholung durch das Angebot.
Es wäre sehr oberflächlich zu behaupten, dass sich unter dem Einsatz des Texture-Schalters lediglich das Höhenbild verändert, weil es je nach Einstellung entsprechend bedämpft wird. Tatsächlich verändert sich auch das Mittenbild und bietet so eine ganze Menge recht unterschiedlicher Grundsounds.
Als Nächstes schalte ich in den Ultra-Channel, drehe den Gainregler auf 9 Uhr und schalte wieder den Texture-Schalter von Null bis Zwei. Auch hier zeigt sich, wozu dieser tatsächlich imstande ist. Sehr schön lässt sich heraushören, wie der Sound “morpht“.
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Jetzt habe ich den Gainregler auf 15 Uhr gedreht und erzeuge mit der Les Paul in der Stegposition ein ordentliches Rockbrett. Bei diesem Beispiel lässt sich besonders gut heraushören, wie die verschiedenen Texture-Modi in das Klanggeschehen eingreifen.
So recht will mich dieser Sound aber nicht überzeugen. Dennoch ist der Special 6 sicherlich eine interessante Alternative zu den gängigen Amps und als Zusatz-Sound-Lieferant gut zu gebrauchen. Ich addiere jetzt den Boost.
So befeuert kommt eine ganze Menge Gain aus dem Speaker, der sich mithilfe der Texture-Option in alle möglichen Richtungen drücken lässt.
Abschließend noch ein kleines Lead-Beispiel, das ich mit dem Texture 1 Mode erstellt habe. Eine Prise Delay dient als Würze.
Seri sagt:
#1 - 08.12.2013 um 20:57 Uhr
So weit so gut! Im Clean Kanal mit einem vernünftigen Verzerrer oder Overdrive davor, macht er klanglich wirklich eine gute Figur.
Im Ultra Kanal fabriziert er, wenn etwas höher angesteuert wird, sehr hässliche kratzige Klänge, die nicht mehr harmonisch sind.
Daher ist der Ultra Kanal für meinen Geschmack
unbrauchbar!