Der amerikanische Drumstick-Hersteller Vic Firth greift mit seinen American Concept Freestyle Drumsticks auf Erkenntnisse aus dem Skateboard-Bereich zurück und stellt eine neue Kollektion an Schlagzeugstöcken vor, die gegenüber den Standardmodellen allesamt um ein Zoll verlängert sind. Die Vorteile, die sich hierbei ergeben, sollen vergleichbar mit den Vorzügen von Longboards gegenüber herkömmlichen Skateboards sein.
Die fünf gängigsten Drumstick-Größen standen Pate für die Neuentwicklungen, allerdings beziehen sich die Unterschiede nicht nur auf die Länge. Wir haben alle fünf Modelle für euch in die Hand genommen und ausgiebig getestet.
DETAILS & PRAXIS
Den Anfang machte seinerzeit der Signature Stick des „The Roots“-Drummers Questlove, der mit 17 Zoll genau ein Zoll länger war als die Mehrzahl der herkömmlichen Drumsticks. Da es offenbar reichlich Zuspruch für dieses Konzept gab, entschied man sich nun, auch weitere Modelle der Verlängerungskur zu unterziehen. 7A, 85A, 5A, 55A und 5B sind die Modelle, die es ab sofort in der American Concept Freestyle Variante gibt. Der Begriff Freestyle soll darauf hindeuten, dass sich der Sweet Spot – wie die Standfläche auf einem Longboard – durch das Übermaß verlängert, was zur Folge hat, dass sich durch kürzeres oder längeres Greifen des Stockes das Spielgefühl vielfältig variieren lässt. Bei einer bloßen Verlängerung hat man es allerdings nicht belassen, denn ein verlängerter Schaft hätte lediglich zur Folge, dass sich der Schwerpunkt nach vorne verlagert. Um dem entgegen zu wirken, entschieden sich die Produktentwickler bei Vic Firth dazu, auch den Taper – das ist die Länge, über die sich der Stock von der Spitze zum Schaft hin verbreitert – zu verlängern, um zu verhindern, dass die Sticks allzu kopflastig werden. Zudem wurden die Spitzen leicht variiert. Bei den Freestyle Sticks handelt es sich um Hybrid Tips, während die herkömmlichen Stöcke der American Classic Serie über Teardrop-Spitzen verfügen. Die Hybrid Tips sind oval geformt, fallen gegenüber den klassischen Oval Tips, die Vic Firth bei einigen Modellen verwendet, aber etwas schlanker aus.
Zur Verarbeitung der fünf Testpaare gibt es nur Gutes zu berichten. Die Gewichtsabstimmung innerhalb der Paare ist hervorragend, in vier Fällen sind die Stöcke aufs Gramm genau identisch, in einem Fall beträgt die Differenz ein Gramm. Auch Ausreißer in Form von verzogenen Stöcken sind nicht zu vermelden, allerdings verwundert es etwas, dass der 5A Stock leichter ausfällt als die dünneren 7A und 85A Modelle. Die Lackierung ist bei allen Sticks gleichmäßig und relativ dünn aufgetragen, sodass die Stöcke griffig in der Hand liegen.
7A Freestyle
Der 7A ist eigentlich ein klassischer Jazz-Stock und allgemein geeignet für Drummer, die eher leise Musik machen und filigrane Sticks bevorzugen. Da gerade im Jazz viel mit Rimclick Sounds gearbeitet wird, bin ich nun gespannt, inwieweit sich die Verlängerung bei dieser Spieltechnik bemerkbar macht. Das Ergebnis ist ein deutlich kräftigerer Rimclick Sound sowie ein größerer nutzbarer Bereich für die Stockauflage. Auch beim Beckenspiel ergeben sich Vorteile, denn die zusätzlichen zweieinhalb Zentimeter erlauben es, den Rebound auf dem Ride-Becken zu variieren, was gerade bei häufig wechselnden Tempi ein Vorteil ist. Gegenüber herkömmlichen 7A Sticks ist allerdings – und das gilt für alle Testmodelle – eine Umgewöhnung erforderlich, denn trotz des verlängerten Tapers fühlen sich die Sticks kopflastiger an als die Standardmodelle.
Durchmesser: 1,37 cm (.540“)
Gewicht pro Stock: 51/51 g
85A Freestyle
Etwas mehr Durchmesser als der 7A bietet der 85A Stock. Interessanterweise spielt er sich für mich geringfügig leichter und „schneller“ als das 7A Modell. Tatsächlich ist er ja, zumindest in Relation zum Durchmesser, auch leichter. Das Einsatzgebiet würde ich ähnlich einordnen wie beim 7A, durch den größeren Durchmesser wirken die Rimclicks noch etwas prägnanter.
Durchmesser: 1,41 cm (.555“)
Gewicht pro Stock: 50/51 g
5A Freestyle
Der 5A ist ein klassischer Allround-Stick, der sich quer durch alle Genres, die im unteren und mittleren Lautstärkebereich angesiedelt sind, großer Beliebtheit erfreut, und vermutlich kennt jeder Drummer das Spielgefühl dieses Modells. Greift man nun zum 5A Freestyle, so fühlt sich das Ganze doch sehr unterschiedlich an. Ein kürzeres Greifen des Sticks verändert zwar die Balance, allerdings stellt sich das gewohnte Spielgefühl dennoch nicht ein. Das muss keineswegs ein Nachteil sein, es soll nur deutlich machen, dass die Freestyle Modelle eben auch nicht die „eierlegende Wollmilchsau“ sind, mit denen alles möglich ist. Mir gefällt der recht leichtgewichtige und schön ausbalancierte 5A Freestyle insgesamt sehr gut.
Durchmesser: 1,45 cm (.570“)
Gewicht pro Stock: 48/48 g
55A Freestyle
Satte zehn Gramm mehr als der 5A bringt der „große Bruder“ 85A auf die Waage. Dadurch wirkt er zunächst deutlich schwerfälliger, bietet aber dabei auch ordentlich Masse für ein kraftvolleres Spiel und satte Backbeats. Mit diesem Modell kann es also auch schonmal lauter zur Sache gehen, und gerade Rockdrummer, die gerne viele Trommeln und Becken um sich herum haben, freuen sich womöglich über die größere Reichweite, die die Freestyle Modelle ermöglichen.
Durchmesser: 1,49 cm (.585“)
Gewicht pro Stock: 58/58 g
5B Freestyle
Noch einmal deutlich schwerer als der 55A ist der 5B Freestyle, sozusagen die Long Version des klassischen Rocksticks. Hier kommt vom Spielgefühl her schon fast 2B Feeling auf. Die Sticks fühlen sich gegenüber dem 5B Standardmodell deutlich kopflastiger an und entwickeln dadurch einen extremen Zug nach vorne, was sie aber für meinen Geschmack auch eher schwerfällig wirken lässt. Aber die Geschmäcker sind ja verschieden, und Power lässt sich mit diesen Sticks zweifelsfrei generieren.
Durchmesser: 1,52 cm (.600“)
Gewicht pro Stock: 68/68 g