Die Firma Vic Firth ist mittlerweile der weltgrößte Hersteller von Drumsticks, und ein Grund für den Erfolg dürfte – neben der Qualität der Stöcke – auch die Tatsache sein, dass man ständig neue Produkte entwickelt. Erst kürzlich kamen vier interessante neue Signature-Modelle zum Portfolio hinzu. Die Skillet-Schlagzeugerin Jen Ledger gehört ebenso zu den Auserwählten, die sich ein persönliches Schlagwerkzeug auf den Leib, beziehungsweise an die Hände schneidern lassen durften, wie Korn-Drummer Ray Luzier und Trommelwunder Chris Coleman.
Drei Dinge haben die drei Pärchen gemeinsam: Erstens sind sie zu den durchaus kräftigen Vertretern ihrer Art zu zählen, zweitens sind ihre Namensgeber Vic Firth Endorser, und drittens leben diese alle noch. Nichts davon trifft auf den Außenseiter unseres Tests, den Keith Moon Signature Stick zu. Keith Moon, Exzentriker, legendärer Drummer der britischen Band The Who und Endorser für Premier-Sticks, starb bereits 1978 an einer Medikamentenüberdosis. Dass ausgerechnet der Mann, der es liebte, Hoteltoiletten mit Dynamit zu sprengen, den mit Abstand zierlichsten Stock zu diesem Test beisteuert, darf als kuriose Randnotiz gelten. Mal sehen, wie sich die vier Paare im Test schlagen (lassen).
Details & Praxis
Jen Ledger Signature Stick
Aus Hickory hergestellt und klar lackiert, würde ich den Jen Ledger Stick als verlängerte 5B Variante mit etwas dickerem Schaft-Tip-Übergang beschreiben. Mit 41,9 Zentimetern Länge ist er der längste Stock in diesem Test. Auffälligstes Merkmal ist die Konstruktion der Spitze, die als stark gestauchte und verdickte Tropfenform daher kommt. Die Sticks liegen kräftig und ausgewogen in der Hand, für rockige Backbeats muss man kaum mehr tun, als die Hand auf die Snaredrum fallen zu lassen. Auf Ride-Becken erzeugen sie eine Art Loudness-Effekt, da die recht geringe Aufschlagfläche den Ping stärker hervortreten lässt, während das Gewicht die tieferen Frequenzen betont.
Gewicht pro Stock: jeweils 58 Gramm
Länge: 41,9 Zentimeter
Ray Luzier Signature Sticks
Wer die Band Korn und ihren Drummer Ray Luzier kennt, ahnt schon, dass die entsprechenden Signature Sticks vermutlich nicht in die Essstäbchen-Kategorie fallen werden. Mit satten 64 Gramm lackierten Hickorys sind hier massive Statements möglich. Ein ovaler, kräftiger Kopf sorgt für großen Stick/Instrument-Kontakt. Der Stock ist etwas dünner als ein Classic Rock Modell von Vic Firth, sein kurzer Schaft-Tip-Übergang sorgt allerdings für starke Kopflastigkeit. Damit muss der Spieler also wenig tun, der Stock übernimmt – zumindest auf der „Hinfahrt“ – einen Großteil der Arbeit. Klanglich ist er dabei sehr konkret, breit und „saftig“, ohne zur übermäßigen Belastung für die Felle zu werden. Die Sticks sind eine Empfehlung für laute Spieler, denen die ganz dicken Rock-Versionen zu klobig und 5B Modelle zu wenig kopflastig sind.
Gewicht pro Stock: jeweils 64 Gramm
Länge: 40,9 Zentimeter
Chris Coleman Signature Sticks
Ehrlich gesagt hätte ich den Chris Coleman Stick im Blindtest sicherlich nicht Chris Coleman zugeordnet. Anatomisch ähnelt er stark dem Ray Luzier Modell, ist allerdings mit 41,6 Zentimetern etwas länger. Gleichzeitig verfügt er aber über einen etwas kleineren Kopf und einen schmaleren Schaftübergang. Insgesamt fühlt er sich schon recht massig in der Hand an, und ein Blick auf Chris Coleman’s beeindruckende Oberarme lässt seine Wahl denn auch wieder logisch erscheinen. Chris selbst beschreibt seine Kreation als Allrounder, ich wäre da vorsichtiger, denn dass der klassische Fusion-, Funk- oder gar Jazz-Trommler mit diesen doch schon recht opulenten Werkzeugen glücklich wird, wage ich zu bezweifeln. In kräftigeren musikalischen Kontexten dürfte der Stick allerdings insbesondere für Drummer passen, die einen nicht allzu schweren, allerdings etwas verlängerten Stock mögen.
Gewicht pro Stock: jeweils 61 Gramm
Länge: 41,6 Zentimeter
Für dich ausgesucht
Keith Moon Signature Sticks
50 Gramm und 40,2 Zentimeter Länge sprechen eine recht deutliche Sprache, zumindest, wenn man sich vorher mit den drei anderen Paaren beschäftigt hat. Im Grunde handelt es sich bei den Keith Moon Stöcken um insgesamt leicht vergrößerte 7A-Modelle mit einem etwas schmaleren und längeren Kopf. Des Rätsels Lösung für diese doch recht zierliche Anatomie dürfte im Umstand zu finden sein, dass Vic Firth den Stock genau nach jenem Premier-Modell gefertigt hat, das Keith hauptsächlich gespielt hat. Damals waren Sticks insgesamt schlanker, eine große Auswahl kräftiger Rock-Modelle gab es noch nicht. Unser Testobjekt ist nicht kopflastig, sondern ausgewogen und klingt besonders auf Becken sehr fein. Besonders viel „Wumms“ erzeugen die Stöcke von sich aus erwartungsgemäß nicht. Ich würde sie als dynamisch sehr gut kontrollierbare Allrounder für Trommler bezeichnen, denen ein 5A etwas zu schwer ist.