Erstaunliches Gewicht, leichter Neck Dive
Die True-Tone-Maßnahme am Body in Form von kleinen Ausfräsungen macht sich erwartungsgemäß deutlich im Gewicht des Basses bemerkbar: Der Testbass bringt gerade einmal 3,6kg auf die Waage und ist damit einer der leichtesten Fünfsaiter, die ich jemals in Händen hatte. Das super niedrige Gesamtgewicht geht allerdings auf Kosten der Balance, die trotz der leichten Hipshot-Mechaniken leider nicht perfekt ist.
Aber keine Angst, die Kopflastigkeit bleibt absolut im Rahmen und wirkt sich letztendlich nicht wirklich negativ auf den Spielkomfort aus. Vor allem mit einem guten Gurt hängt der Bass prinzipiell in einer guten Spielposition vor dem Körper und lässt sich notfalls aufgrund des Fliegengewichts kinderleicht zurechtrücken.
Wieselflinker Hals, ausgezeichnetes Setup
Eine Hauptrolle in Punkto Spielkomfort spielt beim Vincent Metropol 5 in meine Augen der sehr gelungene Hals: Er fühlt sich dank des Öl-Finishs extrem natürlich und samtig an, sodass man absolut mühelos und ungebremst durch die Lagen flitzen kann. Ich mag außerdem das flache C-Profil – es liegt extrem angenehm in der Hand liegt und lässt sich über den gesamten Tonumfang des Basses komfortabel spielen. Dass der Hals am Sattel stattliche 49mm misst, ist mir in der Tat erst beim Blick in die Spezifikationen aufgefallen – beim Spielen merkt man davon erstaunlicherweise rein gar nichts!
Nichts zu meckern gibt es zudem beim Setup: Der Bass kam mit perfekt justiertem Hals und einer flachen und komfortabel zu spielenden Saitenlage bei mir an. Dank der perfekten Bundierung rasselt auf dem Bass trotzdem kein einziger Ton – so sollte es bei einem hochwertigen und Boutique-Bass ja auch sein!
Vincent Metropol 5: Sound
Johannes Pöhlmann verarbeitet bei seinen Bässe nur beste Materialien und optimiert die Konstruktion mit seinen True-Tone-Features, wie wir gelernt haben. Dass diese Rezeptur wirkt, kann man bereits beim Spielen ohne Amp wahrnehmen. Der Bass spricht extrem leicht an und die Töne schwingen in allen Lagen gleichmäßig ab. Deadspots sucht man vergeblich, lediglich das C auf der G-Saite klingt minimal stumpfer als die anderen Töne, was aber absolut vernachlässigbar ist.
Für dich ausgesucht
Da sollte am Amp eigentlich nicht viel schiefgehen können, zumal der Vincent Metropol 5 ja mit feinen Singlecoils des deutschen Pickup-Pabstes Harry Häussel bestückt ist. Ob dem so ist, hören wir uns jetzt anhand einiger Audiobeispiele an, für den ich den eleganten Fünfer ohne Netz und doppelten Boden (will sagen: ohne Preamps oder Plugins), sondern lediglich mit meinem Audio-Interface und Logic Pro X aufgenommen habe.
Los geht’s mit beiden Tonabnehmern und komplett offener Tonblende. Der Vincent Metropol 5 klingt wie ein guter 70’s Jazz Bass und liefert einen durchsetzungsstark-satten Sound mit wunderbar offenen und spritzigen Höhen. Der Metropol kommt allerdings nicht ganz so punchig und ungehobelt daher wie ein gutes Original aus dem Hause Fender, sondern klingt insgesamt etwas ausgewogener und feiner aufgelöst. An der H-Saite gibt es rein gar nichts auszusetzen – die tiefen Töne besitzen ein ordentliches Fundament und gute Definition!
Vielfältige Variationen stellt darüber hinaus die sehr gut abgestimmte Tonblende bereit – auf den letzten Millimetern kommen auch die Fans von Vintage-Sounds voll auf ihre Kosten.
Vincent Metropol 5: Fette Slapsounds!
Den 70’s Jazz Bass assoziiert man dank Marcus Miller wie kaum ein anderes Bassmodell mit satten Slapsounds, und natürlich überzeugt der Vincent Metropol 5 auch in dieser Disziplin. Klar, er klingt komplett nackt aufgenommen natürlich nicht so fett wie der aktive Fender-Bass von Herrn Miller, der knackige und drahtige Daumensound des passiven Metropol 5 kann sich aber mehr als hören lassen:
Ein weitere Stärke des Jazz-Basses und natürlich auch des Vincent Metropol 5 ist die hohe klangliche Flexibilität aufgrund der zwei Tonabnehmer. Komplett auf den Halstonabnehmer geblendet liefert der Fünfsaiter einen hervorragend definierten und warmen Sound mit Preci-Charakter, den man wunderbar in Pop- und Rockbands einsetzen kann.
Der Balance-Regler im Vincent-Bass hat seinen Namen übrigens wirklich verdient, denn er liefert auf jedem Millimeter andere Klangschattierungen, die aus verschiedenen Mischverhältnissen der beiden Pickups resultieren. Das habe in dieser feinfühligen Art bisher noch nicht oft gesehen – oder besser gesagt: gehört. Die meisten Balance-Regler funktionieren bekanntlich leider eher wie Pickup-Wahlschalter.
Mit leichten Einstreuungen muss man bei richtigen Singlecoils logischerweise leben; die Nebengeräusche halten sich beim Solobetrieb der Pickups aber in tolerierbaren Grenzen, und mit dem Balance-Regler in Mittelposition ist natürlich komplett Ruhe.
Coole Akkord- und Solosounds auf dem Steg-PU
Auf der anderen Seite des Jazz-Bass-Klangspektrums liegt der Stegtonabnehmer-Sound. Wie schon erwähnt, sitzt der hintere Singlecoil beim Vincent Metropol 5 ja im 70’s Spacing, also ziemlich nahe an der Brücke. Deshalb kann er zwangsläufig etwas weniger Bassfrequenzen abgreifen als der Bridge-Pickup eines 60’s Jazz-Basses.
Für Solospots oder Akkorde ist der extrem prägnante und trockene Sound natürlich ideal, in der Band würde ich den Sound allerdings mithilfe von Bässen und Tiefmitten seitens des Bassamps etwas aufmöbeln. Für die folgende Aufnahme habe ich die Höhen mit der Tonblende zu 50% abgesenkt, um etwas Schärfe aus dem Sound zu nehmen: