Die MFB-501 Drum Machine von MFB (Manfred Fricke Berlin), einem heute noch existierenden und sehr aktiven Unternehmen, wurde 1980 auf den Markt gebracht. Das analoge Rhythmusgerät verfügt über 64 Preset-Rhythmen und ist, abgesehen vom An- und Abschalten einzelner Sounds, nicht programmierbar.
Dank ihres bezaubernden Analog-Sounds und der Synchronisationsfähigkeit macht sie auch heute noch viel Spaß. Im Rahmen unseres Vintage Drum Machine Specials stellen wir die MFB-501 einmal im Detail vor.
Details
Die äußere Erscheinung der MFB-501
Die MFB-501 wirkt optisch wie die Abschlussarbeit eines Elektronik-Lehrlings: Ein schmuckloses Kunststoffgehäuse, ein paar Schalter mit eher kryptischer Beschriftung, ein paar LEDs – man fühlt sich mehr an ein Laborgerät als an ein Musikinstrument erinnert. Der Begriff “Tempo” auf der Frontplatte ist auch der einzige Hinweis darauf, dass dieses Gerät eventuell mit Musik zu tun hat. Allerdings lässt die Skalierung des dazugehörigen Reglers von “1” bis “7” dabei jeglichen musikalischen Praxisbezug vermissen.
Die Anschlüsse der MFB-501
Auf der Rückseite der MFB-501 findet man dann aber doch einige untrügliche Beweise dafür, dass man das Gerät an anderes Musikequipment anschließen sollte. Dafür stehen dann je ein Trigger-Ein- und Ausgang zur Verfügung, sowie ein Stereo-Ausgang (L/MONO – R). Zusätzlich verfügt die MFB-501 über Fußschalteranschlüsse für Start/Stop und zum Auslösen von Fill-Ins. Das Netzteil wird über einen kleinen Mikroklinkenstecker angeschlossen, den man besser nicht verliert. Neben dem Stecker ist auch die ungewöhnliche Spannung von 18 Volt zu beachten. Die MFB-501 bietet außerdem keine Einzelausgänge für die verschiedenen Sounds und im Jahr 1980 gab es natürlich auch MIDI noch nicht.
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Das MFB-501 Bedienfeld
Das Bedienfeld der MFB-501 besteht hauptsächlich aus kleinen Kippschaltern. Mithilfe der neun Schalter in der oberen Reihe kann man die einzelnen Instrumente ein- und ausschalten. Dies hat natürlich nur Auswirkungen, wenn der entsprechende Sound im ausgewählten Preset-Rhythmus überhaupt vorkommt. Insgesamt bietet die MFB-501 zehn analoge Sounds: Bassdrum (BD), Snaredrum (SD), Tom (TT), Bongo Low und High (LB, HB), Holz 1 und 2 (H1, H2), Hi Hat geschlossen (HH) sowie Long und Short Cymbal (LC, SC) – bei letzteren gibt es noch einen gemeinsamen Schalter für beide.
Auswahl von Patterns bei der MFB-501
Die sechs Schalter in der unteren Reihe dienen zur Auswahl der Patterns. Die Switches F-A, die jeweils auf „1“ oder „0“ gestellt werden können, dienen der Eingabe eines sechsstelligen Binärcodes zur Auswahl eines der 64 Preset-Rhythmen (2^6 = 64). Jeder möglichen Kombination dieser sechs Schalter entspricht genau ein Preset. Sechs LEDs zeigen dabei an, welche Schalter auf „1“ stehen. Warum zwei der LEDs rot und die restlichen vier grün sind, erschließt sich mir nicht vollständig. Herr Fricke hatte jedoch bestimmt einen Grund dafür. Dieses Auswahlverfahren ist natürlich alles andere als intuitiv. Um einen bestimmten Rhythmus zu wählen, muss man den entsprechenden Code in einer Tabelle nachschlagen – diese findet man mittlerweile an verschiedenen Stellen im Netz – und die sechs Schalter entsprechend einstellen. Andererseits passiert beim Umlegen einiger Schalter auch manchmal genau das Unerwartete, das einen auf neue Ideen bringt.
Temporegelung und Auto-Fill
Rechts befindet sich noch der Drehregler für das Tempo mit seiner Laborskala von 1 – 7. Daneben liegt der Startschalter und solange er eingeschaltet ist, läuft die Maschine. Der Anfang des Patterns wird dabei von der LED darüber angezeigt, sie blinkt jeweils auf der “1” kurz auf. Es fehlt jetzt noch der Schalter ganz rechts oben, der über drei Stellungen mit “I”, “II” und “IV” beschriftet ist. Dahinter verbirgt sich die Auto-Fill-Funktion der MFB-501. In der Stellung „I“ läuft das Pattern ohne automatische Fills. Wenn der Schalter auf “II” gestellt wird, erzeugt die MFB-501 automatische Fill-Ins in jedem zweiten Takt. Bei “IV” passiert dies in jedem vierten Takt. Sofern ein Fußtaster an die Fill-In-Buchse angeschlossen ist, ist dieser Schalter ohne Funktionalität. Fills werden dann manuell ausgelöst. Die MFB-501 hat übrigens keinen Lautstärkeregler. Es gibt auch keine Möglichkeit, das Lautstärkeverhältnis der einzelnen Sounds einzustellen.
Praxis
Wie klingt die MFB-501?
Die 10 analogen Klänge des MFB-501 klingen tatsächlich so wie analoge Begleitmaschinen aus den 1980er Jahren geklungen haben: Die Drums etwas pappig und „topfig“, die Hi-Hat und Becken spitz und rauschig. Eigenschaften wie „knackig“, „durchsetzungsfähig“ oder „punchy“ assoziiere ich jedenfalls nicht mit der MFB-501. Allerdings hat die Maschine irgendwie Charme. Die Sounds passen zudem gut zusammen und ergeben einen stimmigen, nostalgischen Gesamtsound. Und das nicht nur für Retro-Produktionen. Die Einzelsounds der MFB-501 gibt es hier zu hören.
Preset Patterns der MFB-501
Die 64 Preset-Patterns der MFB-501 lassen kaum etwas aus. Neben Standards wie Walzer, Cha-Cha-Cha und Marsch kann die Maschine auch Rock (sogar „Punk Rock“!), Boogie, Disco und Latin. Außerdem sind einige außergewöhnliche Taktarten mit dabei: “Jazz Rock 3” ist beispielsweise ein 11/8-Takt und “Funk Rock 8” ein 15/8-Takt. Das Auswahlsystem ist zwar etwas kryptisch, allerdings zieht sich ein gewisses System durch die Codierung. Bei verwandten Rhythmen sind die ersten 4 – 5 Stellen des Binärcodes oft identisch strukturiert, was ein gewisses System in der Codierung erkennen lässt. Durch Experimentieren mit den letzten beiden Schaltern findet man oft recht schnell einen ähnlichen Rhythmus bzw. eine Variation. Patterns werden nach dem Umschalten auf die erste „1“ gewechselt. Zusätzliche Varianten lassen sich leicht erzeugen, indem man einzelne Instrumente stumm schaltet. Im Folgenden sind einige voreingestellte Patterns der MFB-501 zu hören.
Die “501” mit anderen Geräten synchronisieren
Mit den Sync-Ein- und Ausgängen kann man die MFB-501 mit anderen Geräten kombinieren. Die Maschine verwendet dazu 5V-Impulse. Sobald die Sync-In-Buchse belegt ist, befindet sich die 501 im Slave-Modus und spielt nur, wenn ein Sync-Signal ankommt. Dies funktioniert reibungslos, wie erwartet. Allerdings ist die Synchronisation alles andere als akkurat und “nagelnde” Beats sollte man von der MFB-501 nicht erwarten.
Fazit
Die MFB-501 ist eine analoge Rhythmusmaschine mit Preset-Patterns. Programmieren ist nicht möglich, ebenso wenig können die Sounds verändert werden. Das schränkt den praktischen Nutzen in einem heutigen Kontext natürlich stark ein. Wer selbst Beats bauen möchte, braucht dazu eine andere Maschine. Allerdings haben die Sounds der MFB-501 viel Retro-Charme, obwohl sie verglichen mit manch anderer analoger Maschine aus jener Zeit eher schwachbrüstig sind. Zudem kann man die MFB-501 mit anderen Geräten synchronisieren. Damit kann man auch heute noch viel Spaß haben. Dieses Laborgerät mit seiner Bastel-Aura und kryptischen Patternauswahl hat irgendwie etwas Besonderes.
MFB-501 Samples zum Download
Unser MFB-501 Sample-Paket enthält die einzelnen Sounds der Drum-Machine als WAV-Dateien. Die Daten können hier heruntergeladen werden.
Pro
- 64 Preset-Patterns, jeweils mit Fill-In
- Synchronisierbar
- Auto-Fill-Funktion
- Fußschalteranschlüsse für Fill und Start/Stop
Contra
- Nicht programmierbar
- Kryptische Patternanwahl über Binärcode
- Sounds nicht in der Lautstärke regelbar
- Eigenwillige Stereoverteilung der Sounds
Features
- Erscheinungsjahr: 1980
- Klangerzeugung: analog
- Sounds: 10
- Preset-Rhythmen: 64 + 64 Fill-Ins
- Auto-Fill-Funktion
- Anschlüsse: Stereo Out (L/mono – R), Sync In/Out, Start, Fill-In
- Stromversorgung: 18V DC Netzteil