Der 6-stimmige und polyphone, Analogsynthesizer Crumar Bit One erblickte in 1984 das Licht der Welt. Folglich trat er damit in direkte Konkurrenz zur Roland Juno-Serie, zum Korg Polysix und zum Sequential Circuits Prophet 600. Wenig später folgten noch die Rack-Variante Bit 01 und die Weiterentwicklung Bit 99.
Der Stolz auf die neuen Sprösslinge der Familien Crucianelli und Marchetti (Crumar) war groß. War es doch nach den Erfolgen mit dem Performer, dem Trilogy und vor allem dem von Bob Moog, Jim Scott und Tom Rhea entwickelten Spirit erneut gelungen, außergewöhnliches Design mit außergewöhnlichem Klang zu verbinden. Mehr darüber in unserem Vintage Synth Special.
Castelfidardo – das Silicon Valley Italiens
Noch heute ist man im italienischen Castelfidardo stolz auf die Firmengeschichte und die technologischen „Meilensteine“. So stolz, dass sich die 19.000-Seelen-Gemeinde gerne als „Silicon Valley der Musikinstrumente“ bezeichnet (siehe www.crumar.it). Das mag ein wenig am italienischen Hang zur Übertreibung liegen, denn die Region ist vor allem für den Bau von Akkordeons bekannt. Doch schaut man ein wenig über den Tellerrand des beschaulichen Hügeldorfes hinaus, stellt man fest, dass sich in dieser Region seit den 60er Jahren neben Crumar zum Beispiel auch Farfisa, Elka und GEM als Orgel- und Synthesizerbauer einen Namen gemacht haben.
Vom Spirit und Synthex zum Crumar Bit
Mit den Erfahrungen aus der Entwicklung des Spirit ging es nun an den Bit. Damit auch dieser das Potenzial zu einem echten Knaller hat, sicherte man sich wieder Unterstützung von außen – diesmal aus der direkten Nachbarschaft. Mit Mario Maggi holte sich Crumar einen Synthesizer-Designer ins Haus, der bereits für den Sound des legendären Elka Synthex verantwortlich zeichnete. Kein Wunder also, dass mit dem Crumar Bit One Mitte der 80er Jahre ein weiterer – musikalisch gesehen – großer Wurf gelang.
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Yamaha DX7 – der Crumar (Bit) Killer
Wo Licht ist, ist auch Schatten: Zwei Jahre nach der Geburt des Bit One schloss die Firma Crumar ihre Pforten. Man „hatte fertig“. Ein weiteres Opfer der japanischen Neuentwicklung Yamaha DX7, die ein Jahr zuvor sowohl den Markt als auch die Klangerwartungen in neue Bahnen lenkte. Der DX7 kostete die Hälfte eines Bits und war dafür „State Of The Art“. Das Ende war schnell besiegelt. Zwar rühmt sich Crumar, dass die Synthesizer aus der heimischen Schmiede von zahlreichen Top-Musikern eingesetzt wurden: „In few years they became leaders in this sector developing hi-graded instruments played by the most important musicians of that period“ (Quelle: crumar.it). Allerdings war Crumar nie „Leader“. Und außer Duran Duran, Emerson, Lake and Palmer und Klaus Schulze (der immer auf Crumar geschworen hat) gibt es keine „most important musicians“ dieser Zeit. Mir selbst ist kein Song bekannt, der mit Crumar Bit Sound die Charts stürmte.
Kurzer Zwischengedanke
Dabei hätten Bit One, Bit 99 und die Rack-Version Bit 01 (die hier übrigens nicht getestet wurde) durchaus mehr verdient: Der Sound ist zweifellos erhaben, charakteristisch und auf Augenhöhe mit einem Juno-60, einem Polysix oder einem Prophet-600. Er hat sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Sound eines Oberheim Matrix 1000. Aber es gibt eben auch Sounds, die man nur mit einem Crumar Bit hinbekommt. Bei diesen „Tastronauten“ haben wir gleich vier Bits (2x Bit One; 2x Bit 99), schon um sicherzugehen, immer mindestens ein funktionierendes Bit zur Verfügung zu haben.
Details
Crumar Bit Technik
Auch wenn sich die Bits in mancher Hinsicht technisch leicht unterscheiden (siehe unten), haben sie doch eines gemeinsam: einen wunderbar warmen, analogen Sound. Wer eine Alternative zum typischen Roland- oder Korg-Sound sucht, wird beim Crumar schnell fündig. Uns ist es schon passiert, dass wir am Jupiter oder Propheten dumm und dämlich geschraubt haben und mit dem Bit auf Anhieb „den“ Sound bekommen haben, den wir bis dahin vergeblich gesucht haben. Ein Bit-Sound fügt sich oft wunderbar in das Gesamtklangbild ein und wirkt sich fantastisch auf den gesamten Mix aus. Und doch ist das eher überraschend, wenn man sich die Ausstattung anschaut. Denn das Innenleben lässt zunächst eher gewohnte Kost vermuten.
Weitere Technikdetails der Crumar Bit Synthesizer
Die Crumar Bit One, Bit 01 und Bit 99 sind 6-stimmige analoge Synthesizer, die zweifach multitimbral arbeiten. Sie verfügen über zwei Oszillatoren pro Stimme (also insgesamt 12 DCOs!), ein Filter, zwei LFOs (Sägezahn, Rechteck, Dreieck und Noise), zwei Hüllkurvengeneratoren (jeweils ADSR) und eine je nach Modell mehr oder weniger brauchbare MIDI-Implementierung. Damit waren die Crumar Bits die ersten echten MIDI-Synthesizer der Firma Crumar. Der Spirit hatte zwar schon eine MIDI-Buchse, die aber im Innern des Instruments ins Leere lief. Sie diente also mehr der Show als dem tatsächlichen Gebrauch. Bit One und Bit 99 hingegen hatten nicht nur MIDI-Buchsen – sie waren auch angeschlossen (!) und die Instrumente konnte man in ein MIDI-Setup einbinden. Der Bit 99 erkennt – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Bit One – alle 16 Kanäle und ist damit schon recht vielseitig einsetzbar.
Erwähnenswerte Besonderheiten
Was den Crumar ein wenig aus der Masse herausstechen lässt, sind beispielsweise die Anschlagdynamik und die Stereofunktion. Mit der Anschlagdynamik lassen sich verschiedene Werte über den Tastaturanschlag steuern, wie die Geschwindigkeit von LFO 1, die Pulsbreite von DCO 1, Amount und Attack jeweils für Filter und VCA. Wenn man das alles zusammenzählt, ist das schon eine ganze Menge. Ein Roland Juno-60 muss in dieser Hinsicht eindeutig passen.
Audiobeispiel
Hier eine Sounddemo mit unterschiedlicher Anschlagstärke bei hoher Keyboard Sensitivity. Der erste Ton ist leicht angeschlagen, der zweite mittelstark und der dritte stark.
Crumar Bit 99 – Stereo- und Double-Modus
Der Stereo-Modus erlaubt darüber hinaus sehr schöne klangliche Effekte. Einfach Sound einstellen, Stereotaste drücken und los geht’s. Der Crumar Bit 99 bestimmt dabei selbstständig, welche Tasten auf den linken und welche auf den rechten Kanal geroutet werden. Obwohl in diesem Modus die Anzahl der Stimmen halbiert wird, lassen sich interessante Effekte erzielen. Der Zufalls-Stereo-Modus ist übrigens ein Feature, das bereits vom Elka Synthex von Mario Maggi bekannt ist. Einen ähnlichen Effekt bietet auch der Sequential Circuits T8. Ein weiterer schöner „Effekt“ ist der Double-Modus, mit dem man zwei verschiedene Klänge übereinanderlegen kann. Besonders elegant wird es, wenn der gleiche Sound mit leicht verstimmten Oszillatoren traumhaft schwebende Flächen erzeugt.
Audiobeispiel
Es folgen Sounddemos mit Mono-, Double-, Stereo sowie Stereo- und Double-Einstellungen. Zunächst Sounds vom Bit 99.
Und nun einige Sounds vom Bit One.
Einen Sequenzer oder Arpeggiator sucht man bei diesem Synthesizer allerdings vergeblich. Aber genau für solche Anwendungen setzen wir den Bit gerne ein, MIDI macht’s möglich.
Crumar Bit 01, Bit One und Bit 99 – die grundlegenden Unterschiede
Insgesamt gibt es drei verschiedene Crumar Bit Versionen, den Bit One (Mitte 1984), die Rack-Variante Bit 01 (1984) und den Bit 99 (1985). Grundsätzlich haben alle drei Bits die gleiche bzw. eine ähnliche Architektur. Die Unterschiede baulicher Art liegen zum Beispiel darin, dass für die ersten Bit One noch SSM-Chips (SSM2044) verwendet wurden, während die späteren Modelle mit Curtis Chips (CEM3328) ausgestattet sind. Ich konnte leider bisher noch keinen SSM-Bit mit einem Curtis-Bit im direkten Vergleich testen. Darum kann ich auch nichts darüber sagen, welche Version besser klingt oder ob es überhaupt spürbare Unterschiede gibt.
Klangliche Unterschiede der Crumar Bit Varianten
Bei einem direkten Vergleich aller verfügbaren Bits zeigen sich nur minimale Unterschiede im Klang (der Bit One klingt etwas rauer). Diese Unterschiede können auf leicht unterschiedliche Verstimmungen und Schwingungen zwischen den einzelnen Bits zurückzuführen sein. Ähnliche Erfahrungen habe ich bereits mit anderen Synthesizern gemacht, wie zum Beispiel mit drei Yamaha CS-5 aus verschiedenen Jahren. Obwohl sie den gleichen Soundcharakter haben, weisen sie leichte Variationen im Klang auf. Dies ist eine Eigenschaft von analogen Synthesizern, die sie zu Unikaten macht und in gewisser Weise mit Geigen oder Flügeln vergleichbar sind.
Der wichtigste Unterschied
Der Hauptunterschied zwischen dem Bit One und dem Bit 99 liegt in der verbesserten MIDI-Implementierung des Bit 99 (der Bit 01 verfügt „nur“ über einen MIDI IN-Anschluss). Darüber hinaus wurden auch einige Bedienelemente geändert. Der Bit One hat beispielsweise zwei Schieberegler, mit denen Detune und Noise direkt auf dem Panel eingestellt werden können. Beim Bit 99 befinden sich an dieser Stelle ein Drehregler für die Keyboard Sensitivity und ein Schalter für Program Chain. Der Bit One verfügt über einen Druckschalter, um in den Unison-Modus zu wechseln. Beim Bit 99 befindet sich an dieser Stelle der Druckschalter für den Stereo-Out. Es ist bedauerlich, dass der Unison-Modus beim Bit 99 fehlt, da man sich schnell daran gewöhnt und ihn beim Bit 99 vermisst.
Geänderte Menüführung
Auch die Menüführung hat sich geändert. Dies ist bereits aus der gedruckten Matrix ersichtlich. Bei Bit 99 war vor allem eine Sektion zur Einstellung von Split und Double hinzugekommen (Einstellung des Splitpunktes, Transpose-Funktion für die Upper-Sektion (!) und getrennte Volumenregelung für Upper und Lower). Die getrennten Einstellungen für Upper und Lower konnten auch als „Performances“ abgespeichert werden. Dafür stehen beim Bit 99 insgesamt 24 separate Speicherplätze zur Verfügung.
Crumar Bit Synthesizer und MIDI
Zudem befinden sich auf dem Bedienfeld des Bit 99 zwei Sektionen für die MIDI-Programmierung: MIDI-Receive und MIDI-Transmit. Damit kann man empfangene MIDI-Daten auf Pitch Bend, Modulation, Release und Program Change routen. Außerdem kann hier der Omni-Mode und der Kanal eingestellt werden. Die MIDI Transmit Funktion erlaubt ferner Einstellungen für die gesendeten Daten: Kanalauswahl, Keyboard-Modus und Programmwechsel. In ihrer Funktion lassen sich die Bits am ehesten in Bit One einerseits und Bit 01/Bit 99 andererseits unterteilen, wobei Bit 01 eine schlechtere MIDI-Implementierung hat als Bit 99.
Das Bedienfeld der Crumar Bit Synthesizer
Das Panel ist, wie es damals üblich war, extrem schlicht gehalten. Es gibt weder die üblichen Dreh- noch irgendwelche Schieberegler (mit Ausnahme von Volume bzw. Detune/Noise beim Bit One). Dafür präsentiert sich das Instrument als nahezu glatte, pflegeleichte Oberfläche. Das kennen wir auch von einem Roland JX-8P, einem Sequential Circuits Sixtrak, einem Akai AX-73 oder eben einem Yamaha DX7. Der Crumar Bit ist also definitiv kein Schraubersynthesizer. Nahezu alle Parameter sind ausschließlich über die Matrix programmierbar, die erfreulicherweise groß auf dem Panel aufgedruckt ist. Beim Spielen muss man sich mit nur wenigen Reglern zufriedengeben.
Rundgang über die Bedienelemente
Starten wir ganz links. Hier liegen ein Mod- und ein Bend-Wheel. Daneben liegt die Lautstärkeregelung für Lower- und Upper-Voices. Es folgt die Programmiersektion, die aus vier LED-Displays besteht. Hier zeigen zwei Fensterchen den Status für die Lower- und für die Upper-Sektion an. Daneben sind das Address-Display, das anzeigt, welchen Parameter man gerade verändert und das Value-Display, das darüber informiert, in welchem Umfang man die Veränderung vornimmt. Unterhalb dieser Fenster liegen die Wahltasten für die Presets und darunter die zu den Displays gehörenden Wahltasten für Address, Upper und Lower. Zur Soundbearbeitung wählt man beispielsweise ein vorher gespeichertes Preset für die Lower-Sektion. Über Address kann man nun einen Parameter auswählen. Angenommen, man möchte LFO1 auf Sägezahn umschalten, dann wählt man mit dem Address-Schalter die auf der Matrix angezeigte Nummer 1 und schon lässt sich über Value der Wert verändern (+/- oder „On“ und „Off“). Genauso geht es mit dem Upper-Sound.
Weitere Bedienelemente
Bei Crumar Bit One und Bit 99 folgt dann eine Reihe von vier Schaltern: Park / Write, mit denen Sounds gespeichert werden können (auch extern). Compare ist eine sehr nützliche Funktion, mit der man ausgesprochen einfach Parameteränderungen hörbar machen kann. Ab der ersten Klangänderung kann man durch Drücken des Compare-Buttons den gespeicherten Klang mit dem veränderten vergleichen. So kann man sicher sein, dass man nicht versehentlich einen guten Sound überschreibt. Split / Load. Diese Taste teilt das Keyboard in zwei Bereiche. Die Doppelfunktion der Taste dient dem Empfang von Sounddaten über die „Tape“-Eingangsbuchse auf der Rückseite. Double / Save. Hier können Upper- und Lower-Sounds übereinandergelegt oder im Stereomodus getrennt auf die beiden Ausgänge gelegt werden. Die Save-Funktion dient zum Abspeichern der Sounds auf einem externen Medium.
Die rechte Seite der Bedienfelder
Auf der rechten Seite befinden sich je nach Crumar Bit Modell entweder die Regler für Detune, Noise, Unison und Tape (Bit One) oder Keyboard Sensitivity, Program Chain, Stereo Out und Tape (Bit 99). Den größten Teil des Panels nimmt die aufgedruckte Matrix ein, die leicht verständlich und übersichtlich ist.
Die Rückseiten der Crumar Bit One und Bit 99 Synthesizer
Ein Blick auf die Rückseite von Crumar Bit One und Bit 99 zeigt die Unterschiede (von links nach rechts):
Crumar Bit One: Lower Out – Upper Out (Mono) – 3xMIDI – Trigger Out – Pitch – Dynamic Sens – Tape In – Tape Out – Memory Protect Schalter – Release Pedal – Phone
Crumar Bit 99: Lower Out – Upper Out – 3xMIDI – Pitch – Tape In – Tape Out – Memory Protect Schalter – Release Pedal – Program Advance – Phone
Beim Bit 99 gibt es also keinen Trigger Out mehr (dank MIDI überflüssig) und auch keinen Dynamic Sens, der hier unter Keyboard Sens auf dem Panel zu finden ist. Dafür ist eine Buchse für das Program Advance Pedal vorhanden, mit dem die Programmkette weitergeschaltet werden kann.
Praxis
Handhabung der Crumar Bit Synthesizer
Der Crumar Bit ist kein echter Synthesizer zum Schrauben. Aber die gesamte Bedienung ist sehr intuitiv und teilweise verständlicher als bei einem Synthesizer mit Drehreglern. Man hat hier die Routingmöglichkeiten aufgedruckt vor sich. Zudem zeigt das Display immer die exakten Werte an, sodass man Klänge sehr leicht rekonstruieren kann. Die Compare-Funktion, die meines Wissens für die damalige Zeit einzigartig war, erleichtert die Arbeit ungemein. Als Studio-Instrument ist das Bit eine Wucht: In kürzester Zeit kann man dem Biest tolle Sounds entlocken. Im Live-Setup haben wir den Bit allerdings noch nicht eingesetzt. Auf der Bühne zu schrauben, würde meiner Meinung nach weder Sinn noch Spaß machen. Es sei denn, man hat die gewünschten Sounds vorher programmiert und ruft sie im Live-Betrieb per Programmkette ab. Die einzige Möglichkeit, den Bit-Synthesizer live-tauglich zu machen, wäre eine Modifikation, bei der die benötigten Parameter als Dreh- oder Schieberegler zur Verfügung gestellt werden.
Crumar Bit Modifikationen
Wir haben selbst noch an keinem Crumar Bit gewerkelt. Aber wir haben mal einen modifizierten Bit One gekauft. Der Vorbesitzer hatte auf dem Gehäuse einen Cutoff- und einen Resonance-Regler anbringen lassen. Das sind die naheliegendsten Eingriffe in ein Bit-Panel, denn mit diesen Reglern kann man den Klang schon deutlich beeinflussen. Alternativ kann man natürlich auch den gewünschten Parameter im Adress-/Value-Feld aufrufen und im Spielbetrieb verändern. Allerdings lassen sich die Werteänderungen über die Drucktaster nicht so fein einstellen, wie es mit den Drehreglern möglich ist. Das macht sich vor allem beim Filtersweep bemerkbar.
Audiobeispiel
Hier ein Klangbeispiel, wie der Sweep mit dem Drehregler unseres modifizierten Crumar Bit One klingt. Gespielt übrigens im Unisono-Modus.
Im Vergleich dazu zwei Sweeps vom Crumar Bit 99.
Mit dem Stereo- und Double-Mode oder über eine Modulation kann man den 99er übrigens noch ein wenig variieren
Eine wichtige Erkenntnis
Natürlich kann man sich auch andere sinnvolle direkte Regelmöglichkeiten vorstellen, wie z. B. eine ADSR-Steuerung. Es wäre zweifellos interessant, einen Crumar Bit zu spielen, bei dem alle wesentlichen Parameter als Drehregler implementiert sind. Aber mal ehrlich: Es wäre dann jedoch kein Bit mehr und bei der Vielzahl der Routingmöglichkeiten ist es durchaus denkbar, dass dies auf Kosten der Übersichtlichkeit ginge. Ein Crumar Bit ist eben ein Crumar Bit.
Audiobeispiele
Um einen Eindruck von der Klangvielfalt und natürlich auch von den Unterschieden zwischen den Crumar Bit Synthesizern zu erhalten, hier noch einmal einige Klangbeispiele von Bit 99 und Bit One.
Welche Vorteile bietet der Crumar Bit One?
Die Befürworter des Bit One haben schlagkräftige Argumente für dieses Modell. So ist beispielsweise die Unison-Taste, die der Bit One noch hat, beim 01 und beim Bit 99 verschwunden. Hinzu kommen die bereits erwähnten Schalter für Noise und Detune, die man nur beim Bit One findet. Beim Bit 01 und Bit 99 können diese Parameter ausschließlich über die Matrix eingestellt werden, was im Live-Betrieb undenkbar ist. Wer sich die Sound-Demos anhört, wird auch feststellen, dass der Bit One etwas roher klingt. Das muss nicht immer ein Vorteil sein. Manchmal bevorzugen wir den etwas klareren Sound des Bit 99.
Die Vorteile des Crumar Bit 01 / Bit 99
Auch die Fans des Crumar Bit 01 und Bit 99 haben ihre Gründe. Der vielleicht wichtigste ist die deutlich verbesserte, komplexere und gleichzeitig stabilere MIDI-Integration. So erkennt der Bit 99 nicht mehr nur den Omni-Mode, sondern alle 16 MIDI-Kanäle einzeln. Modulation oder Pitchbend können über MIDI gesteuert werden. Außerdem lässt sich die maximale Modulationstiefe des Mod-Wheels programmieren, die Lautstärke der Patches einstellen und die Einstellungen für Lower und Upper abspeichern. Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit, den Splitpunkt zu verschieben. Für manche ist es auch eine interessante Möglichkeit, verschiedene Patches per Program-Chain nacheinander durchlaufen zu lassen.
Audiobeispiele
Zum Schluss noch ein paar kurze Tracks, um die Unterschiede im Mix noch einmal zu verdeutlichen. Zuerst wird eine Sequenz auf Crumar Bit 99 abgespielt, dann auf Bit One.
Eine weitere Sequenz zeigt noch mal den Bit 99 bei der Arbeit.
Und – last but not least – der modifizierte Bit One, bei dem ich, während die Sequenz läuft, kräftig Gebrauch von den nachträglich eingebauten Cutoff- und Resonanz-Reglern gemacht habe.
Fazit
Egal welchen Crumar Bit man gerade unter den Fingern hat, es ist immer wieder erstaunlich, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten sind. Der Bit bietet tolle Basssounds, satte Leads sowie schöne Strings und Pads. Er ist nicht brachial wie ein Moog oder ein Jupiter-8, aber wer würde das auch von ihm erwarten. Die Anschlagsdynamik erlaubt ein dynamisches Spielen der Sounds und der Stereo-Modus ist für mich ein klangliches Highlight. Es gibt Sounds, die ein wenig nach Matrix 1000 klingen. Andere erinnern an den typischen Roland-Sound. Aber meistens klingt es wohltuend anders und unverwechselbar.
Pro
- Sound (z.B. Stereo-Mode)
- Preis (in etwa halb so viel wie ein Juno-60 oder Polysix)
- Wertigkeit (Gehäuse aus Metall)
- Dynamisches Spiel durch Anschlagdynamik
Contra
- Bedienung fast nur über Drucktaster
- MIDI-Einbindung beim Bit One und Bit 01
Black Forest sagt:
#1 - 01.03.2013 um 00:54 Uhr
Schöner Bericht über den Crumar Bit one, der 1984 für ca. 2.300 DM zu haben war(2 Monate Lieferzeit trotz Vorkasse!). Ein Yamaha DX7 war teurer (ca. 4.000 DM)und klanglich vielseitiger. Ich konnte mir den DX7 aber nicht leisten und hatte später günstiger den Casio VZ1 erworben. Der Bit One hatte einen schönen warmen Klang und wurde von mir zusammen mit einem Wersi E-Piano eingesetzt. Den Bit One habe ich heute noch und ich erinnere mich vor allem an die Möglichkeit die Anschlagsdynamik auch auf weitere Klangmerkmale anwenden zu können. Die Bedienung, Parameter rauf und runter war ganz schön fisselig, aber für meinen ersten Synth (er musste unbedingt polyphon sein mit zwei Oszilatoren pro Stimme - hier digital kontrollierte DCO) ein tolles Erlebnis. Im "Trial and Error" Verfahren habe ich durch die gute grafische Aufdrucke die subtraktive Synthese schnell begriffen. Beim Casio VZ1 (PD-Synthese) war dann alles viel komplizierter und man kaufte sich die Sounds auf Karten(später genauso beim günstigeren Yamaha SY55). Ja der Bericht hat mich gleich an meine Anfänge erinnert(30 Jahre!) und der Bit One hat mir gut gefallen. Werde ihn mal wieder aus dem alten Case hervorholen - schauen ob die Pufferbatterie noch lebt - wenn nicht mit einem TapeDeck die alten 64 Sounds wieder aufspielen oder anhand der Parameterblätter(man hat damals kopiert und Zahlen eingetragen!) schauen, was ich damals so für Ideen hatte. Vielen Dank!