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Vintage Synth Focus: Yamaha CS1x

Yamaha brachte im Jahr 1996 den CS1x. Er passte zur Techno/Dance-Produktion, kostete wenig und führte Einsteiger per Tutorial Book ans Sound/Song-Programming heran. Dabei erinnert der Yamaha CS1x eher an ein hässliches Entlein unter den Synthesizern. Unter seinen Federn liegen auch nur einfache Features versteckt.

Yamaha CS1x: Einsteiger-Synth.
Der Yamaha CS1x ist als Kult-Objekt angenehm unspektakulär. Mit ihm tanzt man zu den Anfängen des Techno und Dancefloor der 90er Jahre.

Nicht das Gerät selbst war der maßgebende Faktor. Die Weichen für den Erfolgskurs stellte Yamaha Europa in Rellingen. Gert Drögemüller, damals als Produktmanager verantwortlich, erinnert sich an die Gründe, weshalb der Yamaha CS1x zu einem der meistverkauften Synthesizer der 90er Jahre wurde:

„In dieser Zeit hatte Yamaha besonders in Deutschland und anderen europäischen Ländern das Ohr sehr nah an der Synthesizer-Klientel. Es wurden mehrfach japanische Entwickler zur Berliner Loveparade eingeladen. Sie verstanden die Bedürfnisse der Dance- und Techno-Jünger schnell und brachten in weniger als einem Jahr einen bezahlbaren Synthesizer, der technisch vielseitig und zudem sehr nah am Zeitgeist war.“

Yamaha CS1x: Presse.
Der Yamaha CS1x in der Presse: Europa ist ein Standort für die Entwicklung von Yamaha-Synthesizern (Quelle: Keys 07/96).

Mit einem Listenpreis von 1.290 DM (heute wären es maximal 700 Euro) trifft dieser blaue, kompakte und leichte Tastatur-Synthesizer genau den Nerv der Generation Y. Als Teenager konnte man mit ihm damals preiswert in die elektronische Musik einsteigen. Die zum Lieferumfang des CS1x gehörende Lektüre „Blue Book“ vermittelte dazu alle wichtigen technischen Basics.

Yamaha CS1x: Blue Book.
Das Tutorial „Blue Book“ erklärte den Yamaha CS1x perfekt für den Einstieg in die Musikproduktion.

Aus heutiger Sicht locken drei Argumente zum Kauf des Vintage-Synthesizers Yamaha CS1x:

Pro 1: Günstige Preise für eine leichte solide Hardware
Pro 2: Blue Book – Tutorial für Einsteiger
Pro 3: 90er Sounds für Techno und Dancefloor

Was das genauer bedeutet, klären wir in diesem Feature. Natürlich behalten wir auch verwandte Yamaha-Produkte im Auge.

Yamaha CS1x: Farbiges Konzept und Design

Ob hässlich oder doch irgendwie hübsch: Der „Dance Synthesizer“ Yamaha CS1x sah damals mit seiner markanten blauen Farbe und den sechs Echtzeit-Drehreglern auf seinem Panel cool aus. Genau diesen Look gab es nur bei Yamaha. Im gleichen Chassis steckt der virtuell-analoge Yamaha AN1x, der ein Jahr später erschien. Bei der Farbgebung hatten sich die Entwickler am Sampler Yamaha SU10 orientiert.

Yamaha CS1x: Display.
Im Zentrum des Yamaha CS1x liegt das kleine LC-Display.
Yamaha CS1x: Control Knobs.
Die Regler des „Control Synthesizer CS1x steuern lediglich die interne Klangerzeugung und geben keine MIDI-Daten heraus.

Der CS1x ist ein Performance-Instrument mit 128 Speicherplätzen für jeweils vier Voice-Layern und zwei Scene-Speicher zum schnellen Speichern der Regler-Positionen.
Dank seines 16-fachen Multimode und insgesamt 32 Stimmen wurder er auch gerne für Musikproduktionen im Home- oder Projektstudio eingesetzt.

Yamaha CS1x: MIDI.
USB war noch kein Thema. Das klassische MIDI-Trio und der serielle To-Host-Anschluss dienten zur Kommunikation mit dem Computer.

Yamaha Sample-Player auf Basis der XG-Norm

Machen wir uns nichts vor: Der Yamaha CS1x ist ein recht einfacher Sample-Player mit einem 4,5 MB kleinen Speicher. Im Multimode warten 480 GM/XG-Voices auf ihren Einsatz. Die XG-Norm ist eine von Yamaha weiterentwickelte Spezifikation des General-MIDI-Standards und diente hauptsächlich zur Wiedergabe von MIDI-File-Songs.

Das Antasten macht den Unterschied: Die gebotene Soundauswahl fühlt sich beim Yamaha CS1x seinerzeit „aktuell wie analog“ an. Mit elektronischen Drumkits und vor allem mit einem Arpeggiator wird das Bild der fähigen Producer-Maschine quasi perfekt.

Yamaha CS1x: Matrix.
Die Programmierung am Yamaha CS1x läuft über eine Matrix – leider ohne Schraubspaß.

Der Arpeggiator öffnet samt Effekte neue Türen

Man mag es kaum glauben, aber erst der CS1x bot damals als erster preiswerter Yamaha-Synthesizer einen Arpeggiator, der in den Factory Presets zum Tragen kommt. Er ist dreiteilig aufgebaut: Type, Tempo, Subdivide. Vorhanden sind eine Hold-Funktion und sogar ein Arpeggiator Split. Der Arpeggiator kann per MIDI Clock zum Songtempo synchronisiert werden. Unter den 30 Arpeggio-Typen finden sich nicht nur einfache Auf- und Ab-Muster, sondern auch einige speziellere „technoide“ Figuren.

Ins Rollen kommen die Arpeggio-Phrasen mit der internen Effekt-Sektion. Beim Yamaha CS1x hat man Zugriff auf drei separate Effekt-Blöcke: Hall, Chorus und Variation.

So klingen die Factory Presets des Yamaha CS1x

Zunächst gibt es drei Demos des Factory Content, anschließend live auf der Tastatur gespielte Passagen. Der Eindruck kurz formuliert: Mäßig, mittig und nichts für den Klangfetischisten. Der Yamaha CS1x hat aber seinen eigenen Charme. So klingt eben kein Plugin und auch kein anderer Synth.

Audio Samples
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Demo Fridge Demo ArpTech Demo KnobTech Carpet Kirmes Bassline Sequenza ObibeSeq CSpace Doves Howler Airy

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Mehr Informationen

Yamaha CS1x Tutorial „Blue Book“ – mehr als Promotion

Wie den kleinen analogen CS01 von 1981 sah Yamaha den CS1x als Einsteiger-Synthesizer. In Japan war man davon überzeugt, dass der Synthesizer-Novize am CS1x ans Thema herangeführt werden soll. So entstand das zweisprachige Tutorial „Blue Book“, das schon beim Verkaufsstart des Yamaha CS1x ausgeliefert wurde und Sound/Seq-Daten auf zwei Disketten enthält.

Presse, Händler und schließlich auch die Kunden waren angetan. Endlich gab es eine praktische und auch noch kostenlose Einführung in die Musikproduktion mit einem Synthesizer – Influencer auf YouTube gab es 1996 noch nicht. Am CS1x kann man die Klangbausteine eines Synthesizers, den Einsatz des Arpeggiator, Grundlagen der Songproduktion und vieles mehr erlernen.

Yamaha CS1x: Tutorial.
Das Blue Book gibt viele Tipps und Tricks zur Songproduktion – auch inklusive Beispiele mit Sequenzer- und Sounddaten.

Das Beste: Das Blue Book ist zeitlos. Man bekommt es heute als PDF und kann am Yamaha CS1x die Arbeit mit Sounds und Sequenzen praktisch erlernen. Unten der Link.

Yamaha QS300: Mehr Rave als der CS1x

Die XG-Tonerzeugung liegt auch weiteren Yamaha-Geräten zugrunde. Während der Yamaha CS1x keinen Sequenzer integriert, bietet der Yamaha QS300 sogar einen Arranger. Er kam 1995 und somit ein Jahr vor dem CS1x. Yamaha vermarktete ihn im Zuge der Techno-Bewegung als „Raver’s Babe“. Dazu gab es das Promotion Pack namens „Dance Machine“ mit Sounds und Patterns im Rave Style. Es wurde von Peter Krischker und Kollegen entwickelt. Schon ein bisschen kurios: Dance/Techno-Tracks per Begleitautomatik zu spielen oder zu arrangieren ist noch immer ein besonderes Feeling. Inzwischen sind Arranger-Keyboards aber selbst in diesen Genres besser ausgestattet.

Elektronische Musik mit dem Arranger-Keyboard Artikelbild
Elektronische Musik mit dem Arranger-Keyboard

Ein Arranger-Keyboard verfügt neben vielen tanzbaren Styles über eine profunde Klangausstattung. Du kannst sie sogar wie bei einem Synthesizer verwenden und eigene Sounds entwickeln.

12.06.2020
5 / 5

Größeres Sound-Potenzial: Yamaha CS2x und CS6x

Natürlich ist der QS300 nicht die einzige Alternative aus den 90er Jahren zum Yamaha CS1x. Soll die Klangerzeugung mehr hergeben, sind der Yamaha CS2x und CS6x besser. Der CS6x und seine Rackversion CS6R sind übrigens sounddaten-kompatibel zum Yamaha S30. Angesichts der Mehrkosten von 200 bis 300 Euro gegenüber dem CS1x sollte man sich den CS6x holen, wenn es um authentische Sounds und Phrases der 90er geht. Auf Wunsch lässt sich dieser digitale Vintage-Synthesizer noch mit zwei PLG-150-Boards um FM-Synthese oder Physical Modeling erweitern.

Yamaha S30: Vintage Synth im Focus Artikelbild
Yamaha S30: Vintage Synth im Focus

Der Yamaha S30 ist ein Sample-ROM-basierter Allround-Synthesizer aus dem Jahr 2000. Zusammen mit dem S80 und CS6x/R gilt er als Wegbereiter großer Workstation-Serien von Yamaha.

23.05.2024
5 / 5

Heutige Alternativen zum Yamaha CS1x

Wer mit einem Keyboard elektronische Musik produzieren möchte, sollte eines dieser Produkte wählen

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Es sind aber heute andere Zeiten. Es soll kompakt wie stylish sein soll und eine 61er Tastatur spielt keine Rolle? Eine Groovebox ist sicherlich die Lösung.

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Fazit

Der Yamaha CS1x aus dem Jahr 1996 weckt heute Erinnerungen. Er ist als Zeitdokument und als „Tutorial Maschine“ noch immer heiß. Nicht selten bekommt man den blauen Synth gebraucht kostengünstig offeriert. Allerdings ist das Synthese-Potenzial dürftig. Alle Nachfolger des CS1x bieten mehr fürs Sounddesign bei Techno, Trance und Co. So realistisch sollte man am Ende bleiben.

Pro

  • Solide Techno-Sounds
  • Kompaktes Live-Instrument
  • Tastatur und Drehregler
  • Blue Book Tutorial
  • gebrauchte Exemplare preiswert

Contra

  • Control-Regler senden keine MIDI-Daten

PDF Download: Yamaha CS1x Bedienungsanleitung (Deutsch)

PDF Download: Yamaha CS1x Blue Book (Deutsch)

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