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Korg Delta Vintage Synth

Der Korg Delta ist ein vollpolyphoner Analogsynthesizer, der von 1979 bis 1984 produziert wurde und in die Kategorie der „String-Machines“ fällt. Bis heute hat der Delta mit dem Ruf zu kämpfen, kein vollwertiger Analogsynthesizer zu sein. Dabei muss er sich im Synthesizer-Regal keineswegs verstecken. Nicht umsonst hat es der Japaner auf Alben von The Human League, Bitch Cassidy, Ladytron oder Zensor geschafft.

Korg Delta Vintage Synthesizer.
Korg Delta Vintage Synthesizer. (Quelle: Bonedo)

Während viele Vintage-Synthesizer heute für horrende Summen den Besitzer wechseln, ist der Korg Delta meist günstig zu haben und gilt mit seinen synthetischen Extras längst als Geheimtipp unter den String-Machines. In diesem Vintage Synth Special haben wir uns den Korg Delta einmal im Detail angeschaut.

Details

Die Geschichte des Korg Delta

Wenn wir heute weiche, authentische Streicherklänge brauchen, drücken wir auf unser digitales Keyboard oder unseren Computer und erhalten sehr schnell die authentische Simulation eines Streicherensembles oder Orchesters. Was aber tun, wenn die Erschließung dieser noch völlig unbekannten digitalen Welt keine Option ist und der Hunger nach „portablen“ Streichern dennoch groß ist? In den 1970er Jahren war das der Fall, und im Zuge der aufkeimenden Synthesizer-Euphorie wollten verschiedene Hersteller auch die Streicher-Fans bedienen. Am besten natürlich kompakt, bühnentauglich und bezahlbar.

Nicht nur Synth-Sounds, auch String-Sounds waren gefragt

Um diesen Hunger nach Streichersounds zu stillen, brachten verschiedene Hersteller sogenannte “String-Machines” auf den Markt, also analoge Synthesizer, die auf Streichersounds spezialisiert waren. Am bekanntesten wurde das ARP Solina String Ensemble, aber auch andere Hersteller wie Moog, Crumar und Siel waren mit String-Synthesizern erfolgreich. Ähnlich wie beim Fender Rhodes, das ja auch nicht wie ein echtes Klavier klang, hatte der Sound der String-Machines kaum etwas mit einem echten Streichorchester zu tun. Dennoch wurde dieser Klang wurde zu einer besonderen Marke. Das bereits wegen (s)einer ganz eigenen Wärme und Klangcharakteristik, die sich bald in diversen Produktionen und auf den Bühnen der Popwelt wiederfand. Korg durfte da natürlich nicht fehlen und stellte mit Delta, Sigma und Lambda eigene String Machines vor.

Der Korg Delta erschien 1979 und war auf Streichersounds spezialisiert.
Fotostrecke: 4 Bilder Der Korg Delta erschien 1979 und war auf Streichersounds spezialisiert.

Korg Delta – Bedienfeld und Klangerzeugung

Im Prinzip funktioniert die Klangerzeugung des solide und robust gebauten Korg Delta wie bei vielen String-Machines und Orgeln dieser Zeit mit einer Frequenzteilerschaltung. Dabei erzeugen 12 Rechteck-Master-Oszillatoren die oberste Oktave des Klangs, während die Frequenzteilung die darunter liegenden Oktaven bildet. Diese Technik ermöglicht dem Delta die volle Polyphonie. Kurz gesagt, alle 49 Tasten können gleichzeitig gespielt werden. Leider handelt es sich dabei nicht um 49 unabhängige Synthesizerstimmen, da für alle gespielten Töne nur eine Hüllkurve zur Verfügung steht. Somit kann man die Stimmen nicht unabhängig voneinander ansteuern, was beispielsweise das Spielen von gelegten Arpeggios oder sich aufbauenden Flächenklängen einschränkt. Die Klangerzeugung des Korg Delta ist übrigens in zwei Sektionen aufgeteilt, die zunächst getrennt voneinander arbeiten: Synthesizer und Strings.

Bedienfeld des Delta mit Modulationseinstellungen
Fotostrecke: 3 Bilder Auf der linken Seite befinden sich die Modulationseinstellungen.

Synthesizer-Sektion des Korg Delta

Die Synthesizer-Sektion nimmt viel Raum auf dem Bedienfeld des Korg Delta ein, was vor allem an den vielen Fadern liegt, mit denen man die Lautstärken der einzelnen Oktaven des Synth-Sounds mischt. Dieses Prinzip ist der Frequenzteilung geschuldet und für „normale“ Analogsynthesizer ungewöhnlich, außerdem erinnern die Fader eher an Orgelregister. Durch das stufenlose Mischen kann man jedoch die unterschiedlichsten Klangfacetten erzeugen. Weitere Fader in der Synthesizer-Sektion dienen zur Steuerung der ADSR-Hüllkurve, die gleichzeitig für VCA und VCF zuständig ist. Das Filter kann zwischen Tiefpass und Bandpass umgeschaltet werden und verfügt über einen Fader für Cutoff und einen Drehregler für Resonanz. Zudem kann man die Hüllkurve des VCF per Drehpoti von negativ bis positiv einstellen. Ein einstellbares White Noise und ein optionaler Keyboard Follower sind ebenfalls an Bord.

Strings-Sektion des Korg Delta

Die Strings-Sektion des Korg Delta ist etwas reduzierter aufgebaut. Hier stellt man die Oktavanteile per Mix-Poti zwischen 8“ und 16“ ein, zudem bietet die Hüllkurve nur Attack und Release. Auch ein Filter fehlt, stattdessen kann man den String-Sound zusätzlich per Bass/Treble-EQ manipulieren. In beiden Bereichen kann man zudem noch zwischen Single- und Multitrigger wählen. Damit steuert man, ob die Hüllkurve beim Legatospiel bei jedem Ton neu getriggert wird (Single-Trigger) oder ob das Legato beispielsweise mit einer Melodielinie mitläuft (Multi-Trigger).

Modulationsmöglichkeiten der String-Machine

Ein globaler Frequenz-LFO/Vibrato, dessen Bedienelemente sich auf der linken Seite des Panels befinden, verschmilzt die beiden Bereiche des Korg Delta modulationstechnisch. Überdies lassen sich Filter und LFO-Amount intuitiv mit dem damals sehr innovativen Korg-Joystick kombinieren und editieren. Um den erfreulich stimmstabilen Delta mit anderen Instrumenten in Einklang zu bringen, steht im linken Bereich ein Tuning-Regler zur Verfügung.

Delta in Rückansicht
Fotostrecke: 2 Bilder Der Korg Delta von hinten betrachtet

Korg Delta: Anschlüsse

Obwohl die beiden Sektionen, der Synth und die Strings, zunächst unabhängig voneinander bearbeitet werden, werden sie am Ende der Kette doch zusammengeführt. Das gemischte Signal wird dazu über den „Mix Out“-Ausgang ausgegeben, dessen Anteile per Fader separat regelbar sind. Zusätzlich gibt es Einzelausgänge für beide Sektionen, die interessante Stereo-Sounds oder separate Effektwege ermöglichen. Auch ein Trigger In/Out und ein Filter CV Input sind vorhanden, über den man das Filter beispielsweise extern sequenzieren kann. Der Delta arbeitet zudem auch gerne mit zwischengeschalteten Effekten und profitiert von ihnen enorm. Es sei jedoch angemerkt, dass er zu früh auf den Markt kam, um mit MIDI ausgestattet zu sein. Aufgrund seiner speziellen Frequenzteiler-Technik gibt es deswegen auch leider keine offizielle MIDI-Nachrüstung. Praktisch ist übrigens das fest installierte Stromkabel, sodass man nie Angst haben muss, ein Netzteil zu vergessen oder zu verlieren. Ein typisches Merkmal klassischer analoger Synthesizer aus den 1970er Jahren.

Praxis

Das Filter der Synthesizer-Sektion im Korg Delta

Dreh- und Angelpunkt der Synthesizer-Sektion des Korg Delta ist das herausragende Filter, bei welchem zwischen Low- und Bandpassfilterung wählt. Selbst das zeitgenössische Korg-Flaggschiff Trident hatte seinerzeit lediglich Optionen für High- und Lowpass-Filter, die Bandpass-Erweiterung ist deswegen sehr originell. Das Filter klingt überdies weder zu aggressiv, noch zu weich. Vielmehr hat es einen sehr homogenen Verlauf. Deswegen fügt es sich auch in Zusammenarbeit mit der Resonanz wunderbar in den Mix einer Musikproduktion ein. Durch den Octave-Down Schalter ergeben sich zudem saftige Bässe. Aber auch warme Analog-Pads oder funky Clavinet-Grooves haben eine sofortige Gültigkeit. 

Audio Samples
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Bass Filter Synth Pad Clavinet Grooves

Vielseitige Klangmöglichkeiten in der Synthesizer-Sektion

Die Frequenzteiler-Technik erschwert im Kog Delta wabernde Solo-Leadsounds. Mit einem externen Hall– und Delay-Pedalen kann man hier aber einiges kaschieren und mithilfe des Joysticks sogar in Theremin-artige Gefilde abtauchen. Ein interessantes Sound-Update bietet auch der eingebaute LFO. Warum? Normalerweise beeinflusst er lediglich die Frequenz des Oszillators und wirkt damit wie ein Vibrato. Erhöht man jedoch die Filter-Amount am Korg-Joystick, so wirkt der LFO auch auf das Filter. Stellt man überdies die „Vibrato“-Depth auf 0, wirkt der LFO über den Joystick nur auf das Filter, wie man in den folgenden Audiobeispielen hört.

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Lead Sound LFO Variationen

Zusätzliche Freude mit dem Delta-Filter kommt auf, wenn man mit dem Filter-Input herumspielt. Mit einem externen Sequenzer lassen sich knackige Grooves und Soundcollagen basteln. Die String-Sektion dient dabei als solide Basis, da der Filter hier nicht eingreift.

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Filter Sequenz

Die Korg Delta Strings-Sektion

Der Grundklang der String-Sektion des Korg Delta wiederum ist erhaben, vor allem wenn man etwas Release oder einen externen Hall hinzufügt. Durch Möglichkeiten wie EQ oder verschiedene Oktav-Mischverhältnisse lassen sich die Strings äußerst präzise in einer Klangwelt platzieren. So können sie deutlich über anderen Instrumenten hervortreten, sich aber auch sanft und unauffällig in einen Gesamtklang einfügen. Lediglich mit den Mitten muss man in bestimmten Lagen etwas aufpassen, da diese gerne sehr präsent sind.

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Strings

Besonders interessant wird der Delta, wenn beide Sektionen gemischt werden. So kann man beispielsweise Synth-Bässen durch tiefe Streicher noch mehr Druck verleihen oder Synth-Pads in Streicherflächen hinein filtern.

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Bass und Strings (erst nur Bass, dann Bass+Strings) Synth und Strings (+ Synth-Pad mit Filter-Öffnung)

Alles in allem …

Der Korg Delta bietet viele Möglichkeiten, zusätzliche Spannung und Volumen zu erzeugen, wenn ein Song beispielsweise auf einen Höhepunkt oder Refrain zusteuert. Gerade im dynamischen Bandkontext ist die String-Machine damit sehr gut einsetzbar. Mithilfe des LFOs lassen sich zudem leicht wabernde Verstimmungen erzeugen, die dann eine oft geliebte Frickeligkeit in den Sound bringen. Auf diese Weise wird der Delta schnell zu einem mystischen, erhabenen Flächenriesen.

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Vibrato Flächen

Fazit

Durch seine technischen Limiterungen ist der Korg Delta weniger flexibel als beispielsweise der Trident oder gar der Polysix. Dennoch mausert er sich in den letzten Jahren immer mehr zum preiswerten Geheimtipp in der Welt der Vintage-Synthesizer. Dafür sorgen nicht zuletzt das samtige Filter und die kompakte, schnell verständliche Klangerzeugung. Hier erhält man ohne langes Schrauben einzigartige Vintage-Sounds, die sich bestens mit zugeschalteten Effekten vertragen und weit über das Repertoire klassischer String-Machines hinausgehen.

Der Korg Delta heute

Die kostenlose VST-Software „The Nabla“ bietet neben Sampling den wohl einzigen Versuch, den Korg Delta digital zu emulieren und zu verewigen. Die Software ist überdies für Windows- und Mac-Plattformen zu haben. The Nabla ist sehr beliebt und kommt dem Original sehr nahe, auch wenn logischerweise etwas mehr Feenstaub auf dem Klang des originalen Delta liegt. Dieser Sound ist (Stand 2017) für ca. 500 € auf dem Gebrauchtmarkt zu haben. Es bleibt abzuwarten, wie lange sich dieser käuferfreundliche Preis halten wird. Auf den großen Konzertbühnen dieser Zeit ist der Delta eher selten zu sehen, dafür gehört er bei einigen namhaften Produzenten und Keyboardern zum festen Studio-Inventar – und ist immer wieder für eine Überraschung gut.

Der Korg Delta, die analoge String-Machine aus dem Jahr 1979.
Der Korg Delta, die analoge String-Machine aus dem Jahr 1979. (Quelle: Bonedo)

Pro

  • Filter-Klang und Grundsound
  • Volle Polyphonie
  • Intuitive Bedienung durch Korg-Joystick
  • Mix-Möglichkeiten zwischen String- und Synthesizersektion
  • Trigger/Filter-Eingang
  • Robuste Verarbeitung bei angenehmem Gewicht

Contra

  • Frequenzteiler-Technik
  • Hang zu mittenlastigem Sound
  • Begrenzte Modulationsmöglichkeiten

FEATURES

  • Erscheinungsjahr: 1979
  • Klangerzeugung: analog, subtraktiv mit Frequenzteiler-Schaltung
  • Polyphonie: voll-polyphon, aber nur eine Hüllkurve
  • White-Noise Generator
  • Filter: Lowpass/Bandpass-Filter
  • 1 LFO (Sinus)
  • Eine Hüllkurve pro Sektion
  • Anschlüsse: Mix-Output (High/Low), Phones-Out, Trigger In/Out, Filter-In, Einzelausgänge für jeweilige Sektionen
  • Kein MIDI
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22.01.2023
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von Tom Gatza

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