Der analoge, sechsstimmig polyphone Synthesizer Korg Polysix zählt ohne Zweifel zu den großen Klassikern der Synthesizergeschichte. Er erschien im Jahr 1981 ungefähr zeitgleich mit dem Roland Juno-6 und gehörte damit zu den ersten bezahlbaren polyphonen Synthesizern. Auch Speicherplätze waren damals ein Novum und trugen ihren Teil zur Popularität des Polysix bei. In den letzten Jahren erschienen im Zuge des Analogrevivals mehrere Emulationen des Klassikers, etwa als PlugIn im Rahmen der Korg Legacy Collection oder zuletzt als iPad-App iPolysix.
1/4 Der Klassiker: Korg PolySix, der analoge mit vielen Knöpfen!
2/4 Mehr 80er geht nicht: Korg Poly-61 mit “ohne Knöpfe”!
3/4 Beim PolySix bringt das Soundschrauben Spaß.
4/4 Beim Poly-61 muss man zwar eher Sounds tippen – aber es lohnt sich.
Doch kaum waren polyphone Analogsynthesizer erschwinglich geworden, da drohten sie schon wieder obsolet zu werden: Die digitale Revolution zog am Horizont auf, und die heute wieder so geschätzte Direktprogrammierung über viele Drehpotis galt als hoffnungslos veraltet. Korg ging mit der Zeit, eliminierte 1983 beim Nachfolgemodell Poly-61 fast alle Drehknöpfe und ersetzte sie durch ein fortschrittliches (lies: umständliches) Taster-Display-Programmierverfahren mit teilweise sehr groben Parameterabstufungen. Aus heutiger Sicht ist es kaum vorstellbar, dass das mal als erstrebenswert galt. Unter der Haube des Poly-61 steckt aber eine mit dem Polysix eng verwandte analoge Klangerzeugung, und wegen der komplett unerotischen Programmierung ist der Synthesizer heute zum absoluten Schnäppchenpreis zu haben. Lohnt sich also vielleicht auch die Anschaffung des „hässlichen Entleins“ Poly-61, oder sollte man lieber sparen und ein Vielfaches für einen gut erhaltenen Polysix auf den Tisch legen? Wir haben beide Synths für euch noch einmal angeworfen, auf ihre Stärken und Schwächen getestet und miteinander verglichen.
Bevor wir beide Synthesizer im Detail betrachten, gibt es schon mal was zu hören. Die folgenden Sounds habe ich auf beiden Instrumenten – soweit möglich – exakt gleich programmiert, und sie zeigen ganz gut die unterschiedlichen Charaktere der Probanden. Der Poly-61 sieht nämlich nicht nur „80er-mäßiger“ aus, er klingt auch so – vor allem, weil ihm statt der VCOs digital überwachte und extrem stimmstabile DCOs eingepflanzt wurden. Bei polyphonen Pads halten sich die klanglichen Unterschiede noch in Grenzen, wobei schon hier deutlich wird, dass der Poly-61 „sauberer“ und härter klingt als der Polysix:
Der Polysix ist zu Recht berühmt für seinen fetten Unison-Sound. Hier kann der Poly-61 nicht mithalten – seine DCOs sind viel zu stimmstabil, um einen breiten Unison zu erzeugen.
Wer jedoch auf etwas 80er-Trash steht, der wird mir vielleicht darin zustimmen, dass der unscheinbare und auf den ersten Blick unattraktivere Poly-61 seinem berühmten Vorgänger bei einem solchen „drahtigen“ Sound nicht nur das Wasser reichen, sondern sogar den Sieg davon tragen kann.
Damit haben wir die Charaktere der beiden Geschwister, die so viel gemeinsam haben und doch unterschiedlicher nicht sein könnten, schon einmal grob umrissen. Doch schauen wir uns die beiden jetzt einmal gründlich an.
Dass man die Parameter beim Poly61 live nicht wirklich verändern kann, stimmt so nicht ganz. Der zuletzt bearbeitete Parameter wird auch im Preset-Modus angezeigt und man kann diesen mit den Up/Down Tasten bearbeiten, die Parameternummer wird beim Umschalten beibehalten. Drückt man Up/Down gleichzeitig, springt der Synth zum ursprünglich gespeicherten Wert zurück. Das ist nich viel, aber praktisch, wenn man z.B. mit Pads die Sonne aufgehen lassen möchte.
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p_greendale sagt:
#1 - 14.01.2016 um 13:10 Uhr
Dass man die Parameter beim Poly61 live nicht wirklich verändern kann, stimmt so nicht ganz. Der zuletzt bearbeitete Parameter wird auch im Preset-Modus angezeigt und man kann diesen mit den Up/Down Tasten bearbeiten, die Parameternummer wird beim Umschalten beibehalten. Drückt man Up/Down gleichzeitig, springt der Synth zum ursprünglich gespeicherten Wert zurück. Das ist nich viel, aber praktisch, wenn man z.B. mit Pads die Sonne aufgehen lassen möchte.