Der Roland Juno-60 ist ein sechsstimmig polyphoner, analoger Synthesizer, der im Jahr 1982 als Nachfolger des Juno-6 erschien. Seine Klangerzeugung ist identisch mit der des Vorgängers. Aber erst der Juno-60 konnte mit Speicherplätzen aufwarten und verhalf der Serie damit zu ihrem überragenden Erfolg. Der Klang prägte eine ganze Epoche und heute gehört der Juno-60 zusammen mit seinem Nachfolger Juno-106 zu den begehrtesten Vintage Synthesizern.
Dank der mit ca. 30.000 Exemplaren verhältnismäßig großen Stückzahl und der soliden Fertigung ist es durchaus noch möglich, einen Juno in gutem Zustand zu ergattern. Auch wenn die Preise mittlerweile in astronomische Höhen geklettert sind. Wir stellen den Roland Juno-60 in unserem Vintage Synth Special vor.
Juno vs. Jupiter
Anders als die Jupiter-Serie rund um Jupiter-4 und Jupiter-8 sind die Junos mit DCOs ausgestattet. Dabei handelt es sich um analoge Oszillatoren, deren Stimmung digital überwacht wird. Das ständige Nachstimmen, das bei den VCOs vieler anderer zeitgenössischer Synthesizer nötig war, gehörte damit der Vergangenheit an. Viele sagen auch dem Juno-60 nach, er klinge besser als der sehr ähnlich aufgebaute Nachfolger Juno-106. Den Diskussionen darüber, ob das stimmt oder doch eher Einbildung ist, werden wir hier kein Ende bereiten können. Letztlich darf das jeder für sich selbst entscheiden. Allerdings hat dieser Ruf dazu geführt, dass der Juno-60 heute noch eine Spur begehrter und teurer ist als sein Nachfolger. Allerdings ist dieser ab Werk bereits mit MIDI ausgerüstet. Vor allem mit MIDI nachgerüstete Exemplare des Juno-60 werden hoch gehandelt.
Details
Roland Juno-60: Aufbau
Die Struktur der Klangerzeugung ist bei allen drei klassischen Junos gleich. Wie seine Brüder ist der Juno-60 sechsstimmig polyphon und verfügt pro Stimme über einen DCO mit den Schwingungsformen Sägezahn und Puls, einen hinzumischbaren Suboszillator sowie einen Rauschgenerator. Danach folgen ein in vier Stufen einstellbares Hochpassfilter, ein resonanzfähiger Tiefpass mit 24 dB/Okt. Flankensteilheit und ein VCA. Zur Modulation stehen eine ADSR-Hüllkurve und ein LFO mit einer Dreieckschwingung zur Verfügung. Als Spielhilfen gibt es einen Bender-Hebel, der auch das Filter steuern kann, obendrein einen Arpeggiator, der allerdings nicht so umfangreich ausgestattet ist wie beim Jupiter-8. Noch heute ist die Juno-Serie für den integrierten Chorus berühmt, der zwar deutlich vernehmbar rauscht, aber klanglich eine Wucht ist. Neu im Juno-60 waren die 56 Programmspeicherplätze, die den Synthesizer enorm praxistauglich machten und ihm den Weg auf die Konzertbühnen ebneten.
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Gehäuse des Roland Juno-60
Der Roland Juno-60 steckt in einem massiven Gehäuse aus Holz und Metall mit stattlichen 12 kg Gewicht. Dennoch war er zum Zeitpunkt seines Erscheinens sehr kompakt für einen polyphonen Synthesizer. Zusammen mit dem Zeitgenossen Korg Polysix bildeten die Junos damals eine neue Generation transportabler, live-tauglicher Polysynths. Das Gehäuse ist sehr stabil, wodurch es noch viele Junos gibt, die äußerlich in einem guten Zustand sind. Nur das Pressholz der Seitenteile und das aufgeklebte Furnier sind etwas anfällig für Beschädigungen. Hier beklagt man häufig kleine Dellen und Abplatzer. Auf der Rückseite prangen übergroß der Roland-Schriftzug und der stolze Titel „Programmable polyphonic Synthesizer“. Die Tastatur des Roland Juno-60 umfasst 61 Tasten ohne Anschlagdynamik und lässt sich sehr gut spielen. Von der fehlenden Velocity einmal abgesehen gefällt mir die Klaviatur des Juno-60 tatsächlich auch im Vergleich mit heutigen Synthesizern noch gut. Anders als beispielsweise das daneben recht klapperig anmutende Keyboard des Polysix.
Roland Juno-60 Anschlüsse
Die Rückseite des Roland Juno-60 bietet einen Stereo-Ausgang (2x Klinke) mit Pegeleinstellung per Schalter in drei Stufen und einen Stereo-Kopfhörerausgang. Die Klangerzeugung ist zwar mono, aber der Chorus macht daraus aber ein Stereo-Signal. Es folgen drei Pedalanschlüsse. Die Buchse VCF CONTROL dient zur Steuerung des Filter Cutoffs durch Steuerspannung, ursprünglich durch den Anschluss eines CV-Pedals. HOLD PEDAL akzeptiert einen Fußtaster als Sustainpedal, und mit einem weiteren Fußtaster an der Buchse PATCH SHIFT werden Programme umgeschaltet. Über die Buchse ARPEGGIO CLOCK IN kann man den Arpeggiator zu analogen Impulsen synchronisieren, was heute wieder ein gefragtes Feature ist. Per Tune-Regler kann der Roland Juno-60 überdies zu anderen Instrumenten gestimmt werden. Daneben liegen die beiden Buchsen des Tape Interface, mit dem Programme auf einem Tonband – oder heute eben als Audio-File in der DAW- gesichert und wieder hergestellt werden. Ein kleiner Schiebeschalter aktiviert die Speicherschutzfunktion, um Programme nicht versehentlich zu überschreiben.
Kein MIDI im Roland Juno-60
MIDI kannte der Roland Juno-60 noch nicht, es zog erst beim Nachfolger Juno-106 in die Juno-Serie ein. Allerdings findet man bei ihm im Gegensatz zum Juno-6 einen DCB-Port (Digital Control Bus). Der von Roland entwickelte, proprietäre DCB war ein Vorläufer von MIDI, an dessen Entwicklung Roland ebenfalls einen bedeutenden Anteil hatte. Dieser ermöglichte die Übertragung von Note On/Off-Befehlen, Program Changes und Signalen zur Filter- und VCA-Steuerung. Das kurzlebige Interface fand außer im Juno-60 nur im Jupiter-8 Anwendung, außerdem gab es noch einige DCB-kompatible Sequencer.
Roland Juno-60 nachträglich mit MIDI ausrüsten
Ein DCB-to-MIDI-Interface wie etwa das Kenton PRO-DCB Mk3 ist eine Möglichkeit den Roland Juno-60 mit MIDI auszustatten, ohne das Gehäuse zu öffnen und an der Elektronik herumzubasteln. Viele Besitzer des Juno-60 entscheiden sich aber für ein permanentes MIDI Kit, mit dem die MIDI-Buchsen direkt in den Synthesizer eingebaut werden. Diese Kits gibt es von verschiedenen Anbietern, unter anderem von Kenton und CHD Electroservis, und sie sind in vielen auf dem Gebrauchtmarkt erhältlichen Juno-60 bereits eingebaut. Die Modifikation Juno-66 von tubbutec geht ein paar Schritte weiter und fügt dem Juno-60 nicht nur MIDI hinzu, sondern auch etliche neue Funktionen wie weitere Spielmodi, Portamento, zusätzliche LFOs, eine zweite Envelope und Detuning.
Praxis
Roland Juno-60: Bedienfeld und Klangerzeugung
Das großzügig angelegte Bedienfeld des Roland Juno-60 besteht aus Kipp- und Druckschaltern sowie den charakteristischen Schiebereglern und zeichnet sich durch eine sonst nur selten erreichte Übersichtlichkeit und Geradlinigkeit aus. Neben dem Power-Schalter findet man links die Knöpfe für Transposition und Hold. Daneben folgt der Arpeggiator mit einem Schalter für die Aktivierung, zwei Kippschaltern für den Modus (Up, Up/Down, Down) und den Oktavumfang (1–3) sowie ein Fader für das Tempo (RATE). Dann beginnt der eigentliche Syntheseteil des Roland Juno-60 mit dem LFO, der mit Schiebereglern für RATE und DELAY TIME und einem Schalter für den Triggermodus aufwartet. In der Stellung AUTO läuft der LFO frei, stellt man ihn auf MAN, so kann man den LFO mit dem entsprechenden Button links von der Tastatur manuell triggern.
Oszillatoren des Roland Juno-60
Danach folgt die Oszillatorsektion. In ihrer Mitte liegen drei Druckschalter für die Aktivierung der Schwingungsformen Puls und Sägezahn sowie den Rechteck-Suboszillator, der eine Oktave unter dem DCO klingt. Alle drei Buttons können gleichzeitig aktiv sein. Zur Regelung der Lautstärken des Suboszillators und des Rauschgenerators gibt es jeweils einen Fader, die Schwingungsformen Sägezahn und Puls können nur ein- oder ausgeschaltet, aber nicht getrennt in der Lautstärke geregelt werden. Am linken Rand der DCO-Abteilung findet man die Optionen zur Modulation: Mit dem Regler LFO wird eine Frequenzmodulation per LFO eingestellt, während der Regler PWM die Pulsbreite bzw. die Intensität der Pulsbreitenmodulation steuert. Die Pulsbreite kann per LFO oder Envelope moduliert oder manuell eingestellt werden, was durch den daneben liegenden Kippschalter ausgewählt wird.
Roland Juno-60 Filtersektion
Weiter rechts folgen die beiden Filter. Das Hochpassfilter verfügt nicht über Resonanz und lässt sich mit einem Schieberegler in vier Stufen einstellen. Es ist eher zur leichten Abschwächung störender Bassfrequenzen gedacht als ein zupackendes, klanggestaltendes Filter – und selbst in der Maximalstellung lässt es noch recht viele tiefe Frequenzen passieren. Danach kommt der Tiefpass mit Schiebereglern für Cutoff und Resonanz. Der Juno-60 verwendet den gleichen Filter-Chip wie der Jupiter-8. Die Modulation per Envelope wird mit einem Fader eingestellt, die Auslenkung der Hüllkurve kann man mit einem Kippschalter umschalten. Für die Modulation per LFO gibt es ferner einen weiteren Schieberegler, ein letzter steht zur Regelung des Keytracking zur Verfügung.
VCA-Bereich & Chorus im Juno-60
Beim VCA kann man mit einem Schalter wählen, ob er der Hüllkurve folgt oder mit dem Keyboard Gate einfach an- und ausgeht. Eine eigene, zweite Hüllkurve kann das nicht ersetzen, aber es ist besser als nichts. Mit einem Schieberegler lässt sich das Level einstellen, wodurch man die Lautstärken verschiedener Sounds unabhängig von der Gesamtlautstärke abspeichern kann. Nun fehlt noch die einzige Hüllkurve, die über vier Fader für Attack, Decay, Sustain und Release verfügt. Sie wirkt auf das Tiefpassfilter und auf Wunsch auch auf den VCA und / oder auf die Pulsbreite. Der berühmte Chorus schließt die Klangerzeugung ab. Er bietet die drei Taster OFF, I und II. Die Typen I und II unterscheiden sich in ihrer Intensität und Modulationstiefe, beide arbeiten in Stereo. Drückt man beide Knöpfe gleichzeitig, so erhält man einen dritten Chorus, der recht stark eiert und ganz entfernt an einen Leslie-Effekt erinnert. Der ist allerdings Mono.
Programme speichern und mehr
Rechts wird das Bedienfeld von der Memory-Abteilung abgeschlossen. Hier gibt es eine zweistellige 7-Segment-Anzeige, die die gewählte Programmnummer darstellt. Wenn der Sound gegenüber dem gespeicherten Patch verändert wurde, weisen leuchtende Punkte im Display darauf hin. Mit fünf Tastern für die Bänke und acht für die Patches wählt man Sounds aus. Die Bänke 6 und 7 werden erreicht, indem man den Bank-Taster 5 gedrückt hält und dann einen der Bank-Taster 1 oder 2 betätigt. Rechts davon findet man die Knöpfe für das Tape Interface (Save, Tape Verify und Load), einen Manual-Knopf, der den Sound auf die tatsächliche Stellung der Regler des Bedienfelds setzt, und einen WRITE-Button.
Performance-Controller des Roland Juno-60
Links von der Tastatur gibt es noch einige Performance-Controller. Hier findet man den beschriebenen Button zum Triggern des LFO sowie den Bender-Hebel, dessen Form den charakteristischen Roland-Stick späterer Jahre vorwegnahm. Mit zwei Fadern kann man einstellen, wie stark der Hebel auf die Oszillatorfrequenz und/oder den Filter-Cutoff wirkt. Außerdem sind hier der Drehknopf für die Gesamtlautstärke und ein Schalter für die Oktavlage (Down, Normal, Up) platziert. Durch letzteren kann der Juno-60 sehr tief klingen, was er dem Jupiter-8 voraus hatte und was ihn auch als Bass-Synthesizer interessant macht.
Klangeigenschaften des Roland Juno-60
Dass der Roland Juno-60 ein außergewöhnlich gelungener Synthesizer ist, darüber herrscht in der Fachwelt weitgehende Einigkeit. Auf die Frage, warum das so ist, gibt es jedoch so viele Antworten wie Fans. Für mich persönlich ist es die Kombination aus der klaren, einfachen Struktur mit minimaler Verzettelungsgefahr und einem dennoch vielseitigen und charakterstarken Sound. Auch hat der Juno-60 für mein Empfinden eine besondere Art von Musikalität, denn er glänzt nicht mit umfangreichen Features und komplexen Modulationen. Dennoch passen seine Sounds immer und fügen sich überall nahtlos ein, wie eine Art musikalischer Lieblingspullover. Besondere Stärken sind die berühmten Pads und Strings, die auch mit einem Oszillator weniger durchaus wie ein Jupiter klingen können. Die profitieren natürlich in erheblichem Maße vom integrierten Chorus, wie auch orgelähnliche Sounds.
Weitere Stärken und Schwächen des Juno-60
Auch die Hüllkurven des Roland Juno-60 sind schnell genug für so manchen knackigen Bass und perkussive Sounds. Und wer dann die Pulsbreitenmodulation, den Suboszillator und den Chorus kombiniert, erhält breite, wabernde Bassmonster, die gerade heute wieder von bemerkenswerter Aktualität sind. Eine weitere Stärke des Synthesizers ist das Filter. Es klingt warm und fett, oszilliert bei viel Resonanz mühelos von allein und eignet sich in Verbindung mit dem Rauschgenerator vorzüglich für resonante Sweep-FX. Lead-Sounds gehören hingegen nicht unbedingt zu den Kernkompetenzen des Synthesizers. Für ausdrucksstarke Leads fehlen dem Roland Juno-60 beispielsweise eine Portamento- und Legato-Funktion. Auch gegenüber monophonen Synths mit zwei bis drei Oszillatoren, Sync und FM zieht er klar den Kürzeren. Aber für die eine oder andere Melodielinie ist er trotzdem immer gut!
Roland Juno-60 Arpeggiator
Dem Arpeggiator des Roland Juno-60 fehlt im Vergleich zum Jupiter-8 die Random-Funktion, was mehr als schade ist. Hier stehen nur die drei üblichen Modi UP, DOWN und UP&DOWN zur Verfügung. Dennoch ist der Arpeggiator ein schönes Feature, das heute wieder aktueller denn je ist. Mit dem externen Trigger-Input kann man den Arpeggiator zu externen Impulsen synchronisieren. In Zeiten, in denen viele analoge Synthesizer und Drum Machines wieder CV/Gate Ein- und Ausgänge oder gleich komplexe Steckfelder haben, sind hier die Möglichkeiten auch ohne MIDI wieder sehr vielseitig.
Roland Juno-60 oder Juno-6?
Die Schönheit des Roland Juno-60 liegt für mich ganz klar in der Einfachheit. Er kann beileibe nicht alles, aber was er kann, das kann er richtig gut. Außerdem hat man es in Nullkommanichts zurecht geschraubt. Deshalb sind auch die fehlenden Speicherplätze des Vorgängers Juno-6 kein Beinbruch. Wer anstatt eines Roland Juno-60 einen Juno-6 zu einem guten Preis erstehen kann, kann hier ebenso bedenkenlos zugreifen, denn kaum ein anderer Synthesizer ist so schnell und spontan zu programmieren.
Juno-60 – ein fast universelles Genie
Durch den fehlenden zweiten Oszillator sind die Möglichkeiten des Roland Juno-60 gegenüber einem Roland Jupiter Synthesizer klar eingeschränkt. Das ist in vielen Fällen allerdings nicht weiter tragisch, sondern manchmal sogar vorteilhaft: Man kommt beim Juno niemals in Versuchung, unnötig komplexe Sounds zu kreieren, die sich später im Mix womöglich nur schwer einbetten lassen. Auch Effektheischerei ist dem Roland Juno-60 fremd. Er ist vielmehr ein solider Teamplayer, der in ganz vielen Fällen ohne viel Suchen genau den Sound liefert, den ein Track braucht. Zudem trägt sein Charakter mit viel Wärme und unaufdringlichem Charme zum Gesamtsound bei.
Geheimtipp: Unison Mode im Roland Juno-60
Übrigens verfügt der Roland Juno-60 – anders, als oft angenommen – über einen Unison-Modus, der alle sechs Oszillatoren monophon zusammenschaltet. Dieser ist allerdings „versteckt“ und nur über Umwege zu erreichen: Man muss beim Einschalten des Synthesizers den Button KEY TRANSPOSE gedrückt halten und den Synthesizer damit in einen Testmodus versetzen, der eigentlich zur Fehlersuche dient. Wenn man dann den Schalter ARPEGGIO MODE auf UP stellt, werden alle sechs Stimmen der zuletzt gespielten Note zugewiesen: Der Synthesizer ist jetzt im Unison Mode. Wegen der sehr stimmstabilen DCOs ist der Unison aber weniger eindrucksvoll als bei VCO-basierten Synthesizern wie etwa dem Jupiter-8 oder dem Korg Polysix. Für mein Empfinden wird der Sound hauptsächlich etwas lauter und nasaler, aber nicht wirklich fetter.
Vintage-Alternative Korg Polysix
Bei der Frage nach Alternativen kommt ganz klar der bereits erwähnte Konkurrent Korg Polysix in den Sinn, der sich noch besser verkaufte als der Roland Juno-60. Die Features sind im Wesentlichen vergleichbar, mit dem nicht ganz unwichtigen Unterschied, dass der Polysix über VCOs statt DCOs verfügt. Dafür fehlt ihm allerdings der Stereo-Chorus. Außerdem ist der Polysix im Rückblick etwas anfälliger, denn die Speicherbatterie ist nicht besonders geschickt platziert und kann auslaufen und somit die Elektronik zerstören. Und auch das Gehäuse sieht bei vielen Polysix‘ nach mehr als 30 Jahren nicht mehr so schön aus wie bei den meisten Junos. Bei der Anschaffung ist also Vorsicht geboten, während die meisten Junos auch heute noch einwandfrei funktionieren und oft auch noch ganz gut aussehen.
Weitere Vintags-Alternativen zum Juno-60
Der ältere Roland Jupiter-4 bietet gegenüber dem Roland Juno-60 den Vorteil einer zweiten Hüllkurve. Allerdings muss man dafür auf zwei Stimmen und die Speicherplätze verzichten und sich mit allerhand Tuning-Problemen herumschlagen. Wer bereit ist, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, kann natürlich zu einem Jupiter-6 oder Jupiter-8 greifen. Die trumpfen beide mit je zwei VCOs pro Stimme und mehr Modulationsmöglichkeiten auf und sind unter dem Strich zweifellos die deutlich potenteren Synthesizer. Beide gehören allerdings zum illustren Kreis jener Analogsynthesizer, für die heute besonders astronomische Preise aufgerufen werden. Außerdem muss man großes Glück haben, um ein erschwingliches und gleichzeitig gut erhaltenes Exemplar zu ergattern.
Moderne Alternativen zu Roland Juno-60
Die beste und beliebteste Software-Emulation des Juno-60 (Stand: 2016) ist der TAL U-NO-LX und sein kostenloser Vorgänger U-NO-62. Letzterer galt lange Zeit als einer der „Must-have“-Freeware-Synthesizer, wird aber mittlerweile nicht mehr weiterentwickelt. Außerdem erschien er nie in einer 64-bit-Version für OS X. TALs Emulation des Juno-Chorus ist als Freeware TAL-CHORUS-LX auch einzeln erhältlich, sodass man ihn auf beliebigen Signalen einsetzen kann. Die TAL-Emulationen klingen sehr gut und treffen den Charakter des Juno-60 ziemlich genau. Zu einer wirklich authentischen Wiedergabe des Analogsounds fehlt im direkten Vergleich aber doch noch ein Stück.
Weitere moderne Juno-60 Alternativen
Im Zuge der derzeitigen Retro-Welle hatten viele gehofft, dass Roland einen neuen, analogen Juno herausbringen würde. Dazu ist es (noch) nicht gekommen, aber der Boutique JU-06 emuliert den Klassiker mithilfe Rolands anerkannter ACB-Technologie auf virtuell-analogem Wege – allerdings stand hier ein Juno-106 Pate. Der Roland JU-06 ist derzeit wohl die authentischste Emulation des Juno-Sounds, aber er ist leider nur vierstimmig und das Miniatur-Kistchen mit den Miniknöpfen ist nicht jedermanns Sache. Gar nichts mit dem klassischen Juno zu tun haben hingegen die „neuen“ Roland Juno Synthesizer wie Juno-Di, Juno-Gi und Juno-DS. Bei ihnen handelt es sich um digitale Synths auf Sample-Basis, die einen völlig anderen Ansatz verfolgen und sich nur mit dem berühmten Namen und ein paar Design-Zitaten schmücken.
Fazit
Der Roland Juno-60 zählt mit seinen Geschwistern Juno-6 und Juno-106 zu Recht zu den großen Synthesizer-Klassikern. Zum Erfolg der Serie haben mehrere Faktoren beigetragen. Neben den verhältnismäßig kompakten Abmessungen, der Speichermöglichkeit (außer Juno-6) und der einfachen Bedienung ist der Hauptgrund sicherlich der immer gute Klang. Trotz simpler Struktur mit einem Oszillator und einer Hüllkurve deckt der Juno-60 eine große Sound-Bandbreite ab und ist einfach zu bedienen. Er ist diese besondere Mischung aus gutem Sound und einfachster Handhabung. Der Roland Juno-60 ist immer da, wenn man ihn braucht, und steuert seine breiten Flächen, fetten Bässe und Arpeggios bei. Er ist kein Jupiter-8, aber seine Anpassungsfähigkeit und Musikalität wiegen die fehlenden Features in vielen Fällen auf. Obwohl sich die Junos gut verkauften, werden auch sie leider immer knapper und teurer. Denn, wer einmal einen hat, der gibt ihn so schnell nicht wieder her. Wer die Gelegenheit erhält, sollte also zugreifen!
PRO
- Warmer, musikalischer Analogsound
- Sehr gutes Filter
- Suboszillator
- legendärer Stereo Chorus
- einfachste Bedienung
- Extern triggerbarer Arpeggiator
- 56 Speicherplätze
- Haltbar und vergleichsweise wartungsarm
CONTRA
- Nur ein DCO
- Lautstärken der DCO-Schwingungsformen nicht getrennt regelbar
- Nur eine Hüllkurve
- Modulationsmöglichkeiten nicht besonders flexibel
- Kein MIDI serienmäßig (kann aber nachgerüstet werden)
FEATURES
- Erscheinungsjahr: 1983
- Klangerzeugung: analog, subtraktiv
- Polyphonie: 6 Stimmen
- Oszillator: pro Stimme ein DCO mit Sägezahn und Puls (PWM) und ein Suboszillator (Rechteck)
- Rauschgenerator
- Filter: Hochpassfilter (4 Stufen), Tiefpass 24 dB/Okt. mit Resonanz
- 1 LFO (Sinus)
- 1 Hüllkurve (ADSR)
- 1 VCA
- Stereo Chorus (aus, I, II, I+II)
- Anschlüsse: Stereo Line Out (mit dreistufigem Pegelschalter), Kopfhörer, VCF Control, Pedal Hold, Patch Shift, Arpeggio Clock In, Tape Load / Save, DCB
- MIDI: nicht vorhanden
Eugen Schrader sagt:
#1 - 23.05.2023 um 09:14 Uhr
Zum Juno ist alles gesagt ! Das imho beste Upgrade für den Juno-60 ist das Minerva-Kit vom Lazlo. Hat fast alle Features von Tubbotec - aber mehr Speicherplätze ! http://midipolis.blogspot.com/p/minerva-manual.html