Die Neuauflage als Plug-out Synthesizer für das Roland Aira System-1 hat das Interesse am analogen Roland Promars MRS-2 wieder aufleben lassen. Im Original ist dieser Vintage-Synthesizer von 1978 allerdings eher selten anzutreffen. Aber nicht nur seine optische, sondern auch seine technische Verwandtschaft mit dem legendären Jupiter-4 verspricht theoretisch Großes.
Der Roland Promars MRS-2 und der Jupiter-4 kamen zu einer Zeit auf den Markt, als Speicherplätze für Presets noch absoluter Luxus waren. Möglich machte das der brandneue Intel-Mikroprozessor 8084 – der damit aber anscheinend auch ziemlich ausgelastet war: Denn einmal abgespeicherte Presets ließen sich nämlich nicht mehr verändern. Und die Abtastauflösung der Parameter war auf 64 Schritte begrenzt – was natürlich das Gegenteil von „HD“ ist. Vintage, Baby!
Details
Worum handelt es sich beim Roland Promars MRS-2
Der Roland Promars MRS-2 ist ein klassisch aufgebauter, monophoner Analogsynthesizer. Er verfügt über zwei VCOs, ein resonanzfähiges VCF-LowPass-Filter mit eigener ADSR-Hüllkurve, ein zusätzliches Hochpassfilter und eine VCA-Verstärkersektion mit den üblichen ADSR-Hüllkurvenparametern. Im Gegensatz zu den digital gesteuerten DCOs späterer Roland-Hits wie zum Beispiel den Junos, schwebt der Promars noch richtig schön analog, was natürlich auch eine weniger exakte Stimmung mit sich bringt. „Digitalen Komfort“ bieten, wenn überhaupt, die acht Speicherplätze und zehn heute eher niedlich klingende Werkspresets. Nicht zu vergessen: Der Promars MRS-2 hat einen deutlich besser ausgestatteten LFO als die kleineren SH-09, SH-2 oder der SH-101! Was daran so toll ist? Dieser LFO lässt sich von ultralangsam bis in den hörbaren Bereich einstellen! Aber der Reihe nach.
Roland Promars MRS-2: LFO, Delay und Bend
Beim Roland Promars MRS-2 stehen nicht nur die oft üblichen zwei, sondern gleich vier Wellenformen (Sinus, Rechteck, Sägezahn, Sägezahn fallend) zur Verfügung. Mit den links neben dem LFO befindlichen Reglern Delay Time und LFO Bend (sowie den Range-Schaltern „Narrow“ und „Wide“) kann man aus diesem LFO Erstaunliches herausholen. Der Regelbereich reicht laut Servicehandbuch von 0,1Hz bis über 80Hz. Damit kann man VCOs, Filter oder VCAs modulieren und richtig kranke Sounds erzeugen: angefangen bei der klassischen Laser-Attacke bis hin zu metallischen FM- oder AM-artigen Sounds. Der LFO erweitert zudem das Spektrum dieses Synthesizers erheblich. Leider fehlt eine Sample & Hold-Funktion. Delay- und Bend-Einstellungen werden ebenso wie die Einstellungen des zweiten VCOs bedauerlicherweise nicht in den Presets gespeichert.
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Audiobeispiele
Die folgenden Audiobeispiele zeigen die LFO-Wellenformen, gefolgt von Beispielen für Normal- und Wide-Range-Einstellungen. Zuletzt ein Sound mit extremer LFO-Einstellung.
Die Roland Promars MRS-2 Oszillatoren: Dual VCO Lite
Beim Roland Promars MRS-2 gibt es einige umstrittene Design-Entscheidungen, vor allem im VCO-Teil. Wie bereits erwähnt, war der verwendete Mikroprozessor vermutlich bereits mit der Verwaltung der acht Speicherplätze ausgelastet. Es war wohl kein Platz mehr vorhanden, um die Einstellungen für den zweiten Oszillator zu speichern. Also machte man ihn kurzerhand zum „Slave“. Das heißt: Alle Einstellungen bis hin zur Fußlage sind identisch. Lediglich die Stimmung kann man über ein über der Tastatur angebrachtes Bedienfeld einstellen – das aber völlig frei und mit einem Umfang von mehr als einer Oktave in beide Richtungen. Das ist zwar etwas fummelig, aber immerhin hat man ja per Schalter zwei „Presets“. In der Mittelstellung ist der zweite Oszillator ausgeschaltet.
Wie funktioniert der Dual VCO?
Das Dual VCO Bedienfeld des Roland Promars MRS-2 regelt also immer beide Oszillatoren. Zur Verfügung stehen Fußlagen von 4″, 8″ und 16″ sowie zusätzlich ein Oktavshift per „Oktave Down“ Schalter links neben der Tastatur. Ein zuschaltbarer Suboszillator mit Rechteckwelle liegt überdies fest eine Oktave darunter. Es folgen ein Pitchmodulations-Fader sowie die Schaltung für manuelle oder LFO-Modulation. An Wellenformen stehen Sägezahn, Rechteck und Pulswelle zur Verfügung. Die Breite der Pulswelle ist ferner über den links neben dem Wellenformparameter befindlichen Schalter in vier Stufen (50 %, 40 %, 20 %, 10 %) einstellbar.
Erkenntnisse zwischendurch …
Einen Mischer wie in den Oszillatorsektionen der SH-Synths vermisst man beim Roland Promars MRS-2 allerdings schmerzlich: Selbst das weiße Rauschen in der Noise-Sektion kann man nur ein – oder ausschalten. Am Anfang dachte ich auch: „Oh, warum nur …“. Aber unterm Strich klingt der Oszillator sehr gut und liefert auch den typischen Sound der alten Roland Analogsynths – mit eben diesem durch die Einschränkungen verursachten Twist. Mit aktivem Suboszillator und VCO 2 als Quinte dazwischen gestimmt sowie VCO 1 oben drüber wird es jedoch ordentlich fett. Freude kommt aber auch auf, wenn man die Pulswelle moduliert und VCO 2 auf die Fußlage des Suboszillators stimmt.
Audiobeispiele
Die folgenden Audiobeispiele präsentieren die Rohwellenformen mit offenem Filter, am Ende PWM mit Oktave und Suboszillator.
VCF Filtersektion des Roland Promars MRS-2: Ebenfalls dual!
Der Roland Promars MRS-2 bietet ein resonanzfähiges 24 dB Tiefpassfilter (20 Hz – 20 kHz) und zusätzlich noch ein Hochpassfilter (40Hz – 5 kHz). Die anderen Roland-Monosynths aus dieser Zeit mussten sich allerdings (bis auf den SH-1) mit nur einem Tiefpassfilter begnügen. Im Vergleich dazu bietet der Promars also mehr Möglichkeiten, den Klang zu feilen. An Regelmöglichkeiten stehen zudem je ein Fader für HPF Cutoff, LPF Cutoff und Resonanz zur Verfügung. Keyboard Follow ist allerdings nur als Schalter ausgeführt, aber immerhin mit vier Stellungen versehen. Es folgen noch Fader für LFO- und Envelope-Modulation, ein Schalter für die Filterpolarität und ein eigener ADSR-Envelope für die Filtersektion.
Audiobeispiele
Im ersten Audiobeispiel hört man einen Filter-Sweep, der von der VCF-Hüllkurve des Roland Promars MRS-2 gesteuert wird – schön glatt und analog, wie man es erwartet. Im zweiten Beispiel habe ich den Cutoff von Hand bewegt – hört man das Steppen? Verantwortlich dafür ist vermutlich die geringe 8-Bit-Auflösung des Compuphonic-Prozessors, von denen zwei Bit für die Schalter und sechs Bit für die Reglerabtastung verwendet werden. Da bleiben pro Fader nur 64 Schritte übrig. Das haben wir übrigens auch beim Test der AIRA Plug-out Version festgestellt. Anscheinend hat Roland das Verhalten der Originalversion per ACB-Modeling exakt in Software nachgebildet. Das nennt man wohl Liebe zum Detail.
Roland Promars MRS-2 – VCA Amplifier
Alles wie immer, könnte man sagen: Der Roland Promars MRS-2 bietet Regler für Attack, Decay, Sustain und Release. Hinzu kommt ein Level-Regler mit Overload-LED. Der Ausgangspegel wird ganz links neben der Tastatur oberhalb der Spielhilfen am Volume-Regler eingestellt. Die Envelopes sind sehr schnell, sodass sich auch perkussive Sounds gut einstellen lassen. Im Vergleich zum Plug-in (siehe weiter unten) ist mir aufgefallen, dass die Abklingzeiten noch etwas länger justiert werden können. Laut Bedienungsanleitung sind die Regelbereiche der Envelopes wie folgt: Attack Time (0,6 ms – 3 sec), Decay Time (14 ms – 10 sec), Sustain Level (0 – 100 %), Release Time 14 ms – 10 sec).
Spielhilfen des Roland Promars MRS-2
Wie der Jupiter-4 verfügt auch der Roland Promars MRS-2 über Bending- und LFO-Intensitätsregler, die über eine Schaltmatrix aus drei Kippschaltern separat auf VCO, VCF und VCA gelegt werden können. Dies jedoch immer nur alternativ. Die Modulation erfolgt dann über den Roland-typischen Bender. Rechts daneben kann das Portamento in der Geschwindigkeit reguliert oder ganz abgeschaltet werden. Über einen Kippschalter kann man die Oktavlage der Tastatur um eine Oktave nach unten verschieben, was auch Auswirkungen auf die externe Steuerung des Synths über CV/GATE hat. Oberhalb dieser Sektion befindet sich der Volume-Regler und „Brilliance“, ein sehr effektiver Regler mit Mittenrasterung, mit dem man Sounds schnell heller oder dunkler regeln kann. Diese Einstellung wird allerdings nicht gespeichert – what you see is what you get! Hier befindet sich auch der Hold-Button.
Roland Promars MRS-2: Presets und Compu-Memory
Neben acht Speicherplätzen für eigene Sounds bietet der Roland Promars MRS-2 zehn feste Werkspresets, die bis auf den letzten in Namen und Reihenfolge mit denen des Jupiter-4 identisch sind. Mit diesen Sounds fühlt man sich in die späten 70er Jahre zurückversetzt, auf eine Tanzveranstaltung im Landgasthof. Die Sounds mögen ihren Reiz haben, aber bis auf Bass und Voice habe ich sie noch nie einsetzen können. Ein gravierender Nachteil des Promars und des Jupiter-4 ist, dass sowohl Presets als auch eigene gespeicherte Sounds nicht mehr verändert werden können. Das heißt, wenn man einen abgespeicherten Sound aufruft und am Filter oder einem anderen Regler dreht, passiert nichts! Ausnahmen sind nur die Parameter, die nicht gespeichert werden können, nämlich VCO2-Tuning, LFO-Einstellungen und der „Brilliance“-Regler. Dieser ist übrigens wirklich brillant und kann Sounds mit einem Dreh nach links oder rechts erheblich verändern.
Abspeichern von Klängen
Das Abspeichern der Sounds erfolgt durch gleichzeitiges Drücken der beiden roten Taster und anschließendes Drücken der gewünschten Speicherposition – also die 3-Finger-Kralle! Im Inneren sorgt ein NiCD-Akku für die Stromversorgung des Speichers. Diesen sollte man nach über 30 Jahren unbedingt austauschen (lassen), falls noch nicht geschehen. Bei meinem Promars ist der Akku wohl mal ausgelaufen und wurde deshalb schon ausgebaut. Glücklicherweise wurde nichts beschädigt. Mit wenig Aufwand kann man das System auch auf heute handelsübliche Backup-Akkus umrüsten, denn die alten Akkus werden nicht mehr hergestellt.
Audiobeispiele
Hier die 10 Preset-Sounds des Roland Promars MRS-2. „Synth 2“ ist völlig unbrauchbar, keine Ahnung, was das sein soll. Zuerst hört man ihn in der Grundstellung, dann mit hinzugefügter Brilliance. Bei den Strings habe ich in der Wiederholung auch den zweiten Oszillator zugeschaltet, bei Voice und Trumpet ging es einfach nicht ohne Hall (die trockene Variante folgt in der Wiederholung).
Anschlüsse des Roland Promars MRS-2
Die Rückseite des Roland Promars MRS-2 bietet neben CV- und GATE Ein- und Ausgängen einen Eingang zur Steuerung des Bender sowie einen Kopfhörer- und einen Lineausgang mit drei Pegelstufen. Die Steuerspannung beträgt 1V/Oktave, das Gate hat +10V. Der Promars funktioniert übrigens mit vielen handelsüblichen CV/MIDI-Interfaces: ob von Kenton, Doepfer, Arturia oder mit dem Korg SQ-1. Eingänge für Filter-CV, externes Audio oder LFO Clock sind leider nicht vorhanden.
Praxis
Die Klangeigenschaften des Roland Promars MRS-2 und weitere Erkenntnisse
Der Roland Promars MRS-2 klingt typisch Roland analog sowie eher sauber und elegant als schmutzig und kantig. Der LFO und die Möglichkeit, den VCA-Ausgang zu übersteuern, lassen aber auch Experimente zu. Wie beim Juno-60 klingt fast jede Einstellung gut, wobei ich den Juno-Grundsound rauer und brachialer finde. In der Bedienung ist der Promars schnell erfasst – ein gutmütiger Klassiker eben. Seine Stimmstabilität ist allerdings aufgrund der VCO-Technologie nicht mit den späteren DCO-Synths von Roland zu vergleichen. Ich habe meinen Promars extra zum Service geschleppt (14 kg!), damit eine Oktave auch wirklich eine Oktave ist. Danach klingt er sahnig, rund und warm. Anders als bei den analogen Roland-Synths ohne Presets geht das Signal nicht direkt durch die Fader, sondern der Computer tastet die Einstellungen ab und gibt dann die umgewandelten Werte an die analogen Schaltungen zurück. Der Vorteil, es knistert nichts beim Einstellen. Der Nachteil, man hört das „Knacksen“ beim Verschieben!
Plug-out und Promars MRS-2: Wie schlägt sich das System-1 im Vergleich zum Original?
Über den Roland Promars Plug-Out Synthesizer haben wir bereits einen ausführlichen Test veröffentlicht. Da der Promars MRS-2 eher selten ist, konnten wir seinerzeit leider keinen direkten AB-Vergleich anstellen. Dies hole ich nun im Rahmen dieses Artikels nach. Dabei habe ich mich auf die für mich relevanten Aspekte konzentriert: Ob eine Hüllkurve oder ein Filter in den Einstellungen vielleicht etwas anders aussieht, oder ob das Filter in der 7. Oktave mit seinem unangenehmen Kreischen irgendwie mein Gehör zerstört, ist mir eigentlich egal. Vielmehr interessiert mich, ob der Klang für den Alltagsgebrauch in Ordnung ist. Also habe ich ein paar Bässe, Sequenzerläufe etc. auf dem Roland Promars MRS-2 eingestellt und versucht, sie möglichst genau so auf das SYSTEM-1 zu bekommen.
Das Ergebnis kann sich hören lassen
Kurz gesagt: Das kommt dem Original verdammt nahe! Übrigens habe ich auch versucht, die ersten drei Soundbeispiele aus dem Plug-Out-Test nachzubilden. Sie sind im Hauptplayer dieses Artikels zu finden. Im Vergleich dazu kann man dem neuen SYSTEM-1 vielleicht eine Idee (!) weniger klangliche Tiefe und mehr „Stabilität“ nachsagen. Aber sowohl einzeln als auch im Playback klingt der Neue verdammt gut – und ist natürlich viel flexibler. Hier ein paar direkte A/B-Vergleiche.
Fazit
Wer einen analogen Synthesizer mit klassischem Roland-Sound sucht, findet im Roland Promars MRS-2 einen guten Vertreter. Vor allem der LFO und die schnellen Hüllkurven sind echte Highlights. Nachteilig sind die Einschränkungen beim zweiten Oszillator und etwas Rauschen sowie Nebengeräusche – was ich einem über 35 Jahre alten Instrument aber nicht anlasten möchte. Die ungewöhnlichen Design-Entscheidungen finde ich eher reizvoll, weil die dadurch bedingten Einschränkungen zu anderen Sounds führen. Am meisten stört mich, dass die einmal gespeicherten Presets nicht mehr editierbar sind.
MIDI- und Patch-Upgrade hilft
Hier gibt es jedoch Abhilfe: Für den Jupiter-4 steht ein MIDI- und Patch-Upgrade zur Verfügung, das aufgrund der Verwandtschaft auch mit dem Promars kompatibel ist. Damit bekommt man auch 64 statt 8 Patches und alle Sounds (auch die Presets) können nachträglich editiert werden. Das Upgrade heißt „IO“ und wurde von Kővári László aus Ungarn entwickelt. Man kann das MIDI- und das Patch-Upgrade aber auch einzeln kaufen. Ich habe meinen Promars mit letzterem ausgestattet, da mir für einen Monosynth CV/Gate zur Steuerung ausreicht. Man tauscht einfach den Prozessor aus, der übrigens bei vielen Promars gesockelt ist, fertig! Nur beim Speichern der Sounds hakt es jetzt etwas. Da muss ich nochmal nachfragen, weil es nicht immer klappt – man muss den Speichervorgang mehrmals wiederholen.
Preisentwicklung des Roland Promars MRS-2
Der Gebrauchtpreis des Roland Promars MRS-2 steigt außerdem stark an – ich habe schon welche für 1.500 EUR und mehr bei E-Bay gesehen. Ähnliches ist auch schon mit dem Jupiter-4 passiert, der mittlerweile gerne mal 2.500 EUR kostet (ehrlich gesagt: zu viel!). Wenn es also nur um den Sound geht, würde ich heute eher zum SYSTEM-1 mit dem sehr gelungenen Promars Plug-Out raten. Inzwischen liefert Roland auch eine schicke Overlay-Karte mit, die das Promars-Feeling noch verstärkt.
Pro
- Zwei Oszillatoren, LPF und HPF Filter
- LFO mit Range bis in den Hörbereich
- Sehr schnelle Hüllkurven
- 10 Presets und 8 Speicherplätze
Contra
- Presets nach Speicherung nicht mehr veränderbar
- Geringe Auflösung der Parameter (steppen)
- Gebrauchtpreis inzwischen oft nicht mehr angemessen
- Keine Eingänge für extern Audio, Filter CV und LFO-Clock