In den USA ist 2022 das passiert, was sich über die letzten Jahre angekündigt hat. Es wurden erstmals seit 1987 mehr Schallplatten als CDs verkauft.
Bei den Umsätzen hat die Schallplatte die Compact Disc (CD) schon 2020 überholt. 2022 wurden allerdings auch mehr Vinyl-Einheiten im Vergleich zu CDs verkauft. Laut der Recording Industry Association of America (RIAA) gingen im letzten Jahr 41 Millionen Schallplatten bzw. 33 Millionen CDs über die Ladentheke. Laut dem Bericht stellt das ein “bemerkenswertes Wiederaufleben” des physischen Musikformats dar. Laut der RIAA machte Vinyl insgesamt 70 Prozent aller physischen Musikverkäufe aus und brachte einen Gesamtumsatz von 1,2 Milliarden US-Dollar ein.
Es ist das erste mal seit 1987, dass die Schallplatte wieder an der Spitze der physischen Musikverkäufe steht. Damals revolutionierte die CD den amerikanischen Musikmarkt. Die Umsätze sorgten Jahr für Jahr für neue Rekorde und hatten um die Jahrtausendwende ihren Höhepunkt (siehe Abbildung unten). Mit dem Aufstieg des MP3-Formats und der Streamingplattformen ging es dann ab stetig bergab. Überraschenderweise wurde der Negativtrend 2020 gestoppt und seitdem steigt die CD wieder leicht.
Vinyl-Comeback durch junge Menschen angetrieben
Für die Aufstockung der Vinyl-Sammlungen gibt es mehrere Gründe. Vor allem das wachsende Interesse der jüngeren Bevölkerungsgruppen wie der Generation Z und der Millennials hat großen Einfluss auf die Umsatzzahlen. Laut dem Jahresbericht 2022 von Luminate kauft die Generation Z mit 25 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Schallplatten als der durchschnittliche Musikhörer.
Auch die Pandemie spielte eine Rolle bei der Wiedererweckung des Vinyls. Laut Jason McGuire, Geschäftsführer des Plattenlabels Stones Throw, suchten die Amerikaner neue Hobbys und wurden im Vinyl-Markt fündig. “Viele Leute saßen zu Hause fest, weil sie arbeiteten, oder sie bekamen zu Beginn der Pandemie Fördergelder und konnten diese nicht für die gleichen Dinge ausgeben wie zuvor, also investierten sie in ihre Wohnräume und in die heimische Musikanlage, einschließlich Plattenspieler und Hi-Fi-Anlagen”, sagte McGuire. “Ich glaube, das hält auch heute, fast zwei Jahre nach der Pandemie, noch an”.
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In dieser Grafik sieht man die verschiedenen Musikmedien der USA im langjährigen Vergleich.
An Streaming kommt niemand vorbei
Zwar stiegen sowohl die Stückzahlen als auch Umsätze von physischen Tonträgern zuletzt wieder leicht. Im Vergleich zum digitalen Markt bleibt es jedoch ein kleiner Anteil. Der Streaming-Markt dominiert immer mehr und wird auch in Zukunft den größten Marktanteil behalten. In den USA betrugen die Streaming-Umsätze 2022 laut Branchen-Angaben 12,6 Milliarden Euro. Das macht 84 Prozent aller Umsätze aus.
Auch die Nutzerzahlen im Streaming sind in den USA weiter gestiegen. Alleine 2022 um 9,6 Prozent auf 92 Millionen. Der gesamte US-Musikmarkt wuchs um 6,1 Prozent auf 14,83 Milliarden Euro. Die Umsätze könnten in den nächsten Jahren noch größere Sprünge machen. Vor allem wenn Anbieter wie Spotify und Apple Music die monatlichen Abogebühren anheben. Das ist durchaus wahrscheinlich, wenn man die Wachstumsstrategien in anderen Streamingbereichen betrachtet. Sowohl im Filme und Serien-Bereich (Netflix, Disney), als auch im Sportstreaming-Markt (DAZN) wurden die Abopreise deutlich angehoben.
Erst kürzlich forderte der neue CEO von Warner Music höhere Abo-Preise. Laut Robert Kync ist Musik im Vergleich zu anderen Unterhaltungsformen “unterbewertet”. Vor allem bei der Monetarisierung schöpfe der Musikmarkt nicht sein volles Potenzial aus. Schließlich höre “jeder auf der ganzen Welt” Musik.
Deutschland bleibt der CD treu
Die USA war beim Comeback der Schallplatte der westliche Trendsetter. Es wurden folglich auch in Europa deutliche höhere Vinyl-Umsätze erwirtschaftet. In Deutschland ist allerdings weiterhin die CD auf Platz 1 der physischen Musikmedien. Auf 19,4 Millionen verkaufte CDs kamen im vergangenen Jahr 4,3 Millionen Vinyl-LPs.