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Violet Design The Atomic Test

Praxis

Warm, aber detailliert

Ein Frequenzgang kann ja viel ausdrücken, voraussehen, wie ein Mikrofon klingen wird, kann man dadurch allerdings nicht. The Atomic von Violet Design ist dafür ein gutes Beispiel. Eher präsent, mit Höhen, die einem Kleinmembraner nicht unähnlich sind, so würde man den Klang des Mikrofons erwarten. Auch sein Äußeres verheißt eher Frische und britzelige Detailliertheit. Das mit der Detailtreue stimmt, denn die etwas kleinere Membran vermag Transienten naturgetreuer wiederzugeben, als dies eine 1“ oder größere Kapsel kann. Allerdings zeigt sich das Atomic nicht beißend, spritzig und brillant, sondern durchaus angenehm warm. Das ist kein Gegensatz und hilft, Signale gut im Mix unterbringen zu können, ohne direkt mit Shelf oder gar Cut in den Höhen aufräumen zu müssen. Die leichte Erhöhung in den Präsenzen ist durchaus erkennbar, das Mikrofonsignal ist dadurch schön griffig – und nicht so übertrieben wie bei vielen anderen modernen Mikrofonen, dass sich mehrere mit diesem Mikro aufgenommenen Instrumente später um die Vorherrschaft in diesem Frequenzbereich prügeln müssten. Es wird schnell klar: Das Atomic ist ein Arbeitstier für den (Projekt-)Studioalltag. Es hat einen angenehmen, oft passenden Grundcharakter, drückt aber nie sein klangliches Siegel in die Signale. Ich fühle mich teilweise an das Neumann KM 184 erinnert, welches ausreichend detailliert ist, aber eine gewisse Wärme zeigt. Interessant ist der Vergleich allemal, denn das 184 ist ein Kleinmembranmikrofon.

Audio Samples
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Violet Design The Atomic 10 cm Violet Design The Atomic 30 cm Violet Design The Atomic 70 cm Oktava MK-012 10 cm Oktava MK-012 30 cm Oktava MK-012 70 cm

Was das Atomic nicht mag: P-Laute und Nähe

Nun klingt ja bislang alles sehr positiv – das Dargestellte ist es auch. Es gibt jedoch auch kleinere Aspekte, die es abzuwägen gilt, die möglicherweise nicht ganz so gut schmecken: Die Membran des Atomic ist plötzlichen Schallfronten recht schutzlos ausgeliefert, weshalb Windgeräusche, besonders aber Popplaute durch die menschliche Stimme zu Problemen führen können. Klar: Schließlich ist die Kapsel in erster Linie mechanisch geschützt und verfügt über keinen Gaze-, Schaumstoff- oder sonstigen Schutz. Vielleicht aber ist dies auch als Hinweis zu verstehen, sich mit dem Violet-Mikrofon der Schallquelle sowieso nicht allzu sehr zu nähern und es tendenziell er in Richtung des Diffusfelds zu positionieren: Da es sich bei der Nierenkapsel um einen Gradientenempfänger handelt, greift der Nahbesprechungseffekt, welcher eine umso stärkere Bassanhebung bewirkt, je näher Schallquelle und Kapsel sich sind. Was bei Großmembranern angenehm kräftig und kernig klingen kann („Bierwerbungsstimme“!), klingt beim Atomic etwas dröhnig, künstlich und schnell nervig.

Die Membrangröße hat ihre Vorzüge und ihre Nachteile.
Die Membrangröße hat ihre Vorzüge und ihre Nachteile.

Entfernung von der Schallquelle: kein Problem

Die soeben angesprochene Entfernung von der Schallquelle ist aus mehreren Gründen nicht problematisch: Zum einen belegen nicht nur die Daten, sondern auch tatsächlich die Überprüfung des Signals einen sehr guten Rauschspannungsabstand. Selbst bei geringen Pegeln liegt das Rauschen in einem so geringen Bereich, dass es schon eines sehr cleanen, hochwertigen Preamps bedarf. Zum anderen ist es keine Selbstverständlichkeit, dass die Nierencharakteristik über einen weiten Bereich stabil bleibt. Rauminformationen werden also angenehm ungefärbt übertragen. Jenseits der 90° und 270° wird die Übertragung jedoch „bunt“, allerdings ist ab dann der Pegel auch deutlich geringer.

Das Atomic kann gut mit weiten Abständen umgehen: Patternkonstanz und geringes Rauschen machen es möglich.
Das Atomic kann gut mit weiten Abständen umgehen: Patternkonstanz und geringes Rauschen machen es möglich.

Violets kleines Atomic zeigte an der Akustikgitarre, deren Signale ich hier mangels ausreichender spielerischer Sicherheit vorenthalten will, und auch vielen anderen Instrumentensignalen eine hervorragende Eignung. Also nochmal: Das Atomic ist ein hervorragendes Allroundermikrofon. Wer überlegt, es als einziges Mikrofon anzuschaffen, macht bestimmt nichts falsch, sollte aber zumindest die Anschaffung eines ordentlichen Poppfilters mit einkalkulieren. Für Freunde naher Besprechung ist das Violet eher weniger geeignet, wer also kernige Rap-Vocals oder gehauchte Whisper-Stimmen aufnehmen möchte, sollte sich woanders umsehen. Alle anderen machen mit dem Atomic ein Schnäppchen.

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