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Die Installation verlief easy-as-can-be. Zu meiner Überraschung unterstützt die amerikanische Mix-Software den simultanen Einsatz zweier Soundkarten. Ein Umweg über beispielsweise ASIO4ALL ist in einer solchen Konfiguration nicht nötig.
Beatmatching
Die Benutzeroberfläche teilt sich in drei Bereiche auf. Im oberen Bildschirmdrittel ist das sogenannte Rythm-Fenster platziert. Es stellt die Signalspitzen der Wellenformen in einer Ausschnittsbetrachtung vergrößert dar. Die momentane Abspielposition wird durch einen weißen Balken in der Mitte gekennzeichnet. Alles was links der Markierung steht, wurde bereits abgespielt, rechts werden die nächsten Sekunden der Tracks angezeigt. Ein Taktraster (CBG – Computed Beat Grid) in Form von kleinen Quadraten repräsentiert die einzelnen Beats und dient als visuelle Mixhilfe. Der Aufschlagtakt (Downbeat) wird zudem vergrößert dargestellt. Drei für den praktischen Einsatz besonders geeignete Zoomstufen sind über Schaltflächen am rechten Ende des Laufbandes direkt anwählbar. Alternativ lässt sich die Wellen-Auflösung per Schieber stufenlos skalieren. Betätigt der DJ den Pitch-Schieber, um die Geschwindigkeit eines Songs zu beschleunigen, hat dies eine unmittelbare Stauchung der Wellenform zur Folge.
Der Beatkeeper ist ein weiterer optischer Indikator der Taktysnchronität. Jedes Deck besitzt eine vierstufig unterteilte LED-Kette, die mit jedem Beat ein Kästchen fortschreitet. Liegen beide Rechtecke übereinander und bewegen sich parallel, laufen die Songs temposynchron.
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Im unteren Beispiel sind sowohl Beats als auch Tempo automatisch synchronisiert worden. Die Signalspitzen und das CBG liegen übereinander, die Beatkeeper Indikatoren sind deckungsgleich.
Geballte Panelpower.
Das Zentrum der Software passt seine Funktionsweise und Darstellung dem ausgewähltem Panel an.
Mixerpanel.
Der Softwaremixer bietet zwei vollausgestattete virtuelle Kanalzüge, dazu Vorhöre, Master- und Cue-Volume, Tonhöhenkorrektur und einen Crossfader. Über die rechte Maustaste werden Sonderfunktionen wie Killswitches oder Autogain aktiviert. PFL- and VU-Meter geben ein optisches Feedback zur Aussteuerung. Frequenen der Equalizer zeigt VirtualDJ nicht an. Mich hätte zumindest die Angabe des Cut/Boost interessiert. Atomix liefert hierzu allerdings weder auf der Website noch im Handbuch nähere Informationen.
Videopanel
Der Videomixer offeriert dem angehenden VJ jeweils eine Spur pro Deck für Bewegt- oder Standbilder. So lassen sich Audiotracks mit Grafiken aufpeppen oder die Lieblingsclips ineinander mixen und mit 16 verschiedenen Übergängen belegen, deren Intensität, abhängig von der jeweiligen Crossfaderposition, zu- oder abnimmt. Das Ergebnis wird in einem Vorschaufenster angezeigt und kann über einen zweiten Videostream ausgegeben werden. Der Mixer beherrscht manuelle und automatische Übergänge, Audio und Videospur lassen sich voneinander entkoppeln. So kann der DJ einen Song der Wahl mit einem beliebigen Video verknüpfen, vorausgesetzt die Dateien weisen eines der unterstützten Formate auf. Neben MP3, WAV, AIFF, M4A, AAC, AVI, MPEG, MOV, DIVX, WMV, M4V oder MP4 können weitere Container definiert oder importiert werden. Der Reiter „Codecs“ in den Preferences gibt einen Überblick über die werkseitigen Dateitypen und den von ihnen verwendeten Decoder.
Scratchpanel
Mit seinen horizontalen Wellenformen erinnert das Scratchpanel im Aufbau etwas an Serato Scratch Live und ist die Anzeige der Wahl, wenn mit Steuer-Vinyl am externen Mixer gearbeitet wird. Drei Schaltflächen wechseln im Betrieb zwischen absolutem, relativem und smartem Timecode-Betrie. CLONE dupliziert den aktuellen Song (tempo- und beatsynchron abspielend) auf das gegenüberliegende Deck. Beatlock soll diese im Gleichschritt halten, auch wenn am anderen Deck gescratcht wurde. Im Praxistest zeigt sich allerdings, dass der gescratchte Song nach Beenden des Manövers nicht direkt zum nächsten plausiblen Beat springt, sondern manchmal ein hörbares Timestretching vollzieht, bis das andere Deck den nächsten Takt aufgeholt hat. Wie sich herausstellt, ist dies nicht zwangsläufig der nächste Downbeat. Ein Taktversatz (Eins trifft auf Drei) ist daher durchaus möglich.
Virtuelle Plattenteller:
Übersichtlich und kontraststark präsentieren sich die Decksektionen. Sämtliche Schaltflächen liefern eine zum jeweiligen Player einheitlich gestaltete Farbgebung (Deck A in Rot, Deck B in Blau) mit Statusrückmeldung. CUE, PAUSE und STUTER/PLAY entsprechen dem gängigen Standard für Transportsektionen. SYNC löst computergesteuertes Beatmatching aus. Ein virtuelles Vinyl rotiert, wenn das dazugehörige Deck spielt. Klick´nMove über dem virtuellen Plattenteller lässt den Maus-DJ scratchen, der umgebende Leuchtkranz repräsentiert den Song-Fortschritt. So kann der User mit einem Blick aufs Deck bereits grob einschätzen, wie viel Zeit ihm für den nächsten Übergang bleibt. Zieht er eine neue Datei in einen der Player, setzt VDJ dort auf Wunsch Pitch, EQ und Effekte zurück, gleicht das Tempo an, normalisiert den Track per Auto Gain auf 0dB und parkt ihn am ersten Cuepunkt. Das spart Zeit, die sich in kreative Aufgaben oder Small Talk investieren lässt. Wer die grafische Benutzeroberfläche nicht mag, kann alternative Skins wählen, zum Beispiel mit animierten Plattenspieler-Tonarmen oder CDJ-400 Optik. Mir persönlich reichen die Songinformationen aus. Leider sind die Skins auflösungsabhängig. Auf dem Notebook-Display (1366 x 768) sah der Fullscreen-Modus immer verzerrt aus. Das trägt nicht gerade zum Spaßfaktor bei. Das Auge isst schließlich mit.
6, 8, 10, 12, 20, 25, 33, 50, 100
Was auf den ersten Blick aussieht, wie die Zahlenfolge bei einem Bingoabend, ist in Wirklichkeit die neunstufig skalierbare Auflösung des Pitchfaders. Betätigt der DJ die Schaltfläche Null in der Mitte des Sliders bringt VDJ die Geschwindigkeit des Audiomaterials behutsam auf das Originaltempo zurück. Ein Doppelklick hat einen abrupten Reset zur Folge. Die beiden Pitch-Bend Pfeile unter dem Schieberegler ändern das Tempo des gespielten Tracks kurzzeitig und schubsen ihn, je nach Fähigkeiten des DJs, hoffentlich in den Takt. Ist Keylock eingeschaltet, wird die Tonhöhe dabei nicht verändert, ein Timestretching-Algorithmus interpoliert. Der DJ kann die Intensität der Berechnung und somit die Prozessorlast den eigenen Wünschen entsprechend anpassen. Voreingestellt ist die ressourcenschonende Variante SCHNELL. Erhöht er die Komplexität, werden die Ergebnisse genauer, die Berechnungen benötigen aber mehr CPU-Zeit und -Leistung. Bei weniger „vollem“ Audiomaterial, wie zum Beispiel beatlastiger elektronischer Musik reicht oftmals ein einfacher Algorithmus aus, da zwischen den Drums nicht selten leere Sektoren sind. Hier könnt ihr euch selbst ein Bild von der Qualität des Keylock machen.
Für einen Techno-Track mit leeren Bereichen reicht ein einfacherer Stretch-Algorithmus als bei vollem Material
Die Tonhöhenanpassung im Mixerpanel arbeitet genau entgegengesetzt. Sie verändert die Tonlage ohne das Tempo zu beeinflussen. Der aktuelle Keywert kann jederzeit im Übersichtsfenster abgelesen werden. Hier findet der Anwender auch die nötigen Informationen zu Titeln und Laufzeiten sowie BPM-, Gain- und Pitchwerte. Eine klick-sensitive Wellenübersicht im oberen Teil ermöglicht schnelle Navigation im Track und zeigt die Positionen von Hotcues an. Schade, dass es an dieser Stelle keine Option auf quantisiertes Wellenklicken gibt. Tap bringt manuelle Tempoerfassung ins Spiel, falls die interne BPM-Erkennung daneben liegt.
Die Tonhöhenanpassung verändert die Tonlage eines Songs ohne das Tempo zu ändern.
Browserbereich.
Ungefähr die Hälfte der Benutzeroberfläche nimmt die gelungene Trackverwaltung ein. Der Dateibaum gewährt Zugriff auf Laufwerke und Verzeichnisstruktur. Zusätzlich erstellt VirtualDJ automatisch eine Genreliste auf Basis der ID3-Tags bereits abgespielter oder importierter Tracks, HISTORY speichert die Song-Reihenfolge der letzten Sitzungen. Auch die Integration von iTunes ist geglückt. Sollte während einer WG-Party mal im Hintergrund eingekauft werden, genügt RELOAD und das frische Audio- oder Videomaterial steht sofort zur Verfügung. Neben iTunes- und Benutzer-Playlisten gibt es ferner die von SSL bekannten Crates sowie Favoriten-Shortcuts und virtuelle Verzeichnisse. Besonders interessant sind die sogenannten Filter-Folder. Voreingestellt sind selbst befüllende Ordner für „Meist gespielt“, „kompatible Songs“ und „neu hinzugefügt“. Da sich die Filter-Attribute verknüpfen lassen, können so auch Ordner im Stile von „Housetracks des Jahres 2009, die länger als 30 Tage nicht gespielt wurden und zwischen 120 und 125 BPM aufweisen“ erstellt werden. Eine inkrementelle Suchfunktion findet Dateien auch in umfangreichen Datenbeständen zügig anhand von 12 Filtern.
Viele digitale Plattendreher versehen ihre Musikdateien mit eigenen Kommentaren. Mein Testkandidat speichert diese Tags in einer eigenen Datenbank statt in der Datei selbst. Dies ist besonders wichtig, wenn der Besitzer mit unterschiedlichen Mix-Programmen arbeitet. Würden die Tags direkt im Audiofile aktualisiert und dadurch ihre Prüfsumme verändert, könnten andere Programme die Musikstücke unter Umständen nicht wiederfinden. Umgekehrt überprüft CHECK die Gültigkeit der VDJ Datenbankeinträge und repariert diese bei Bedarf. Fehlende Song-Grafiken lädt die Software auf Wunsch lokal oder über das Internet nach, Puristen schätzen die Möglichkeit Cover-Flow abschalten zu können.