VirtualDJ sechs macht einen insgesamt ausgereiften Eindruck und braucht sich hinsichtlich des Funktionsumfangs nicht hinter den Platzhirschen zu verstecken. Loop- und Effektsektionen sind solide programmiert. Letztgenannte klingt etwas harmlos, lässt sich jedoch durch Plugins erweitern. Der 12 Slot Sampler weiß zu gefallen. Er bringt kreativen Mehrwert, den ich mir für jedes DJ-Programm wünschen würde. Die Dateiverwaltung ist ebenfalls gut gelungen. Intelligente Ordner, M3U-Playlisten und nahtlose iTunes-Integration erleichtern den DJ-Alltag, doch es fiel störend auf, dass die Benutzeroberfläche je nach Auflösung verzerrt.
Das “Vinylfeeling” ist insgesamt als gut zu bezeichnen. Schade fand ich nur, dass die Selection-Tracks der getesteten Vinyls nicht funktionieren und der Griff zur Tastatur so leider nicht ausbleibt. Was den MIDI-Controller-Support angeht: Vierzig unterstützte Geräte kann sich wirklich sehen lassen, allerdings fehlen mir ein paar Klassiker wie VCM-100 oder Allen & Heath Xone:1D.
Denon S1200 und Hercules Control-Steel machten im Test eine gute Figur, benutzerdefinierte Konfigurationsdateien sind dank integrierter Scriptsprache und LEARN-Funktion ebenfalls möglich, wenn auch etwas umständlich. Atomix hat die Zeichen der Zeit erkannt und stattet seine Vorzeigeapplikation mit interessanten Web-Features aus. Music Groups integriert eine Online-Community, die Anregungen zu eigenen Playlisten liefert. NetSearch bringt Internet Streams in den Mix, was besonders bei kleineren Partys schnell zum Knaller avancieren kann. Vor allem, wenn ein Beamer angeschlossen wird und Videofiles ins Spiel kommen. Im Umgang mit Bewegtbildern zeigt sich VDJ kompetent, HD-Material bedarf aber aktueller Hardware. VirtualDJ besitzt lediglich zwei Decks. Mit einer 4/6-Karte, wie Hercules DJ-Trim für 199 Euro kommt der Käufer so mitsamt Timecode-Vinyl und Verkabelung auf einen Gesamtpreis von circa 490 Euro. Dafür bekommt man auch komplette DVS-Packs „aus einer Hand“ wie Mixvibes Cross oder Reloop-Spin. Sie können aber nicht so viele Features aufweisen und bieten auch keine Videounterstützung.
Bedauerlicherweise fehlen am Mac Elemente wie Karaoke, Webcamintegration, Netzwerksynchronisation oder Videorecording. Das ist schade. VirtualDJ ist nicht für jeden DJ und jedes Genre die Ideallösung, 219 Euro sind in meinen Augen trotzdem nicht zu hoch gegriffen. Besonders, wenn man bedenkt, dass der Besitzer bei Bedarf neues Futter, zum Beispiel Effekte, Samples oder Skins, von der Herstellerwebsite nachladen kann.
- Offenes System
- Videomixing
- Integrierter Sampler
- Auto Beatgridding
- Solide Timecode-Performance
- Eigene Scriptsprache
- CoverFlow und Itunes Unterstützung
- Inkrementelle Suchfunktion
- Broadcast für Shoutcast- und Icecast-Server
- Playlist Export im M3U-Format
- Umfangreicher Audio- und Video-Support
- Vielfältige Browser und Playlist Features
- VST-Schnittstelle
- Austauschbare Skins
- Nur zwei Decks
- Fehlende Features am Mac
- Etwas schwache Tonhöhenkorrektur
- Harmlose Effektabteilung
- Oberfläche verzerrt in manchen Auflösungen
- Skinabhängige Featurenutzung
- Etwas umständliches MIDI-Editor
- Keine quantisierte Wellennavigation
- Weder Record Level noch Kontrollpegel
- Teilweise lückenhafte Dokumentation
- Keine separaten Effekte am Sampler