In der letzten Folge des Voicing-Workshops haben wir uns mit unserem ersten Voicing-Tool, den Dreiklängen, beschäftigt. Du hast gelernt, wie man Dreiklänge bildet und wie man sie umkehrt.
Danach haben wir die Akkorde miteinander verbunden und dabei gelernt, wie man eine gute Stimmführung erreicht. Hast Du alle Übungen dazu gemacht? Okay, dann kann es jetzt weitergehen.
VOICINGS IN DER PRAXIS
In den Notenbeispielen des ersten Workshop-Teils haben wir die Dreiklänge mit der rechten Hand gespielt. Die linke Hand übernahm den jeweiligen Grundton des Akkords. Diese Spielweise kannst du sowohl innerhalb einer Band, als auch fürs Solopiano oder Gesangsbegleitungen nutzen.
Zum Bandspiel möchte ich dir noch einen gut gemeinten Ratschlag ans Herz legen: Sobald du mit einem Bassisten zusammenspielst, solltest du unbedingt auf die Lautstärke deiner Basstöne achten. Spiele sie nicht zu laut, so dass sie nicht mit der Linie des Bassisten in Konkurrenz treten! Oder lasse die Basstöne einfach ganz weg. Meistens brauchst du die andere Hand im Bandspiel sowieso für eine zusätzliche Linie oder einen zweiten Sound. Vielleicht willst du ja auch den Kellner heran winken?! Wenn du die Basstöne dennoch mitspielen möchtest, denke immer daran: Sparsamkeit ist angesagt. Dieses heikle Thema hat schon so manche heftige Diskussion im Proberaum entfacht. Das Allerwichtigste ist ohnehin: hör den anderen zu!
Übrigens sei auch gesagt: die Aufteilung „Dreiklang rechts und Basston links“ ist kein Muss, es ist eine vieler Möglichkeiten zu spielen. Du solltest auf jeden Fall auch die Umkehrungen mit der linken Hand spielen können. Die Regeln bleiben die gleichen. Übertrage deshalb die Übungen aus dem letzten Workshop auch auf die linke Hand. Auf diese Weise kannst du zum Beispiel die rechte Hand begleiten, während sie eine Melodie oder ein Solo spielt. Es ist wichtig, dass du das erste Voicingtool für beide Hände gleichermaßen beherrschst.
DREI GEGEN EINEN
Als nächstes wird es Zeit, die Kombinationsmöglichkeiten von Basstönen mit Dreiklängen zu erweitern. Spiele einen G-Dur Akkord in einer beliebigen Umkehrung mit der rechten Hand. Welche Töne könntest du außer des Grundtons noch mit der linken Hand spielen? Höre dir doch mal an, wie der Akkord über die Terz oder die Quinte im Bass klingt. Hinweis: Die Terz von G-Dur ist der Ton H, die Quinte ist das D.
Zur Akkordsymbolik: Weicht der Basston vom Grundton des Akkords ab, wird das mit einem Querstrich (/) zwischen Akkord und Basston dargestellt. G/H (sprich: G über H) bedeutet also, dass ein G-Dur Akkord über den Basston H erklingen soll. Im Englischen bezeichnet man diese Akkordtypen als Slashchords.
Und das Beispiel in Moll:
Stellt sich automatisch die Frage, wie sich das in die Praxis übertragen lässt ? Schauen wir uns doch nochmal das Bandbeispiel der letzten Folge an. Die Akkordfolge bleibt die Gleiche, allerdings habe ich die Basstöne an einigen Stellen verändert.
Ausnotiert könntest du zum Beispiel diese Voicings spielen:
Für dich ausgesucht
Hier die Noten als PDF zum Downloaden und Ausdrucken
Und so klingt es:
Klingt auch nicht schlecht, oder? Doch was genau ist verändert worden? Der zweite Akkord D-Dur hat jetzt die Terz F# im Bass, der vierte Akkord G-Dur das D, die Quinte und der sechste Akkord G-Dur klingt über der Terz H. Wenn du jetzt nur die Stimmführung der Basslinie betrachtest, fällt Dir vielleicht auf, das die Linie kleinere Intervallschritte geht. G, F#, E, D, C, H, A,D.
TIPP: Überlege dir, wie du alternative Basstöne in deine eigenen Akkordfolgen einbauen kannst. Und sprich die Änderungen auch mit deinem Bassisten ab! Letztlich ist das richtig, was für euch gut klingt. Also experimentiert ruhig damit!