Der VOX Night Train NT15C1-Cl im bonedo-Test – Wenn es um den Markennamen geht, den auch unser Testkandidat, der VOX Night Train NT15C1 in seiner Bezeichnung trägt, dann bedarf es eigentlich keiner größeren Erklärung: Es gibt wohl kaum einen Gitarristen, der den britischen Traditionshersteller Vox nicht kennt. Kein Wunder, denn die Amps mit dem einprägsamen Logo haben Musikgeschichte geschrieben und sind tatsächlich überall auf der Welt anzutreffen. Und das seit 1958!
Vor dem aktuellen Trend der Miniaturverstärker konnte auch der britischen Hersteller die Augen nicht verschließen und startete vor einigen Jahren mit der Night Train Serie eine eigene Linie, die sich recht schnell großer Beliebtheit erfreute. Der Vox Night Train NT15C1, ein Combo mit 15 Watt, gehört zur aktuellen Generation der Serie, die insgesamt überarbeitet wurde und sich entsprechend neu positioniert.
Details
Äußerlich orientiert sich der Vox Night Train NT15C1-Cl Combo am Klassiker schlechthin, dem AC 30. Die charakteristische Lautsprecherbespannung, die Chickenhead-Potis und vieles mehr sprechen eine deutliche Formensprache, und die steht in der Tradition des britischen Urahns. Das war nicht immer so, und zumindest was die Optik anbetrifft, ging man auch innerhalb der Night Train Serie mit untypischen Gehäusedesigns neue Wege. Nicht so bei dem vorliegendem Modell – der Zusatz Cl = Classic ist hier der entscheidende Faktor. Optisch gibt es also keine Überraschungen, und mit 495 x 410 x 260 mm und einem Gewicht von 17,5 kg ist der Verstärker nicht nur recht komfortabel zu transportieren, er sollte auch auf der übersichtlichsten Bühne noch seinen Platz finden. Das Gehäuse ist mit schwarzem Tolex überzogen, ein weißes Piping auf der Vorderseite passt sehr gut zur Lautsprecherbespannung und dem goldenen Logo.
Das Bedienfeld des zweikanaligen Combos liegt auf der Oberseite und bietet einiges an Regelmöglichkeiten. Die beiden Kanäle nennen sich Bright (Clean) und Girth (Verzerrt) und teilen sich eine Klangregelung mit Bass, Middle und Treble. Der Girth-Kanal verfügt über Gain- und Lautstärkeregler, der Clean-Kanal lediglich über ein Gain-Poti. Beide durchlaufen letztlich aber die Master-Einheit, in der die Gesamtlautstärke bestimmt und bei Bedarf auch ein Reverb hinzugemischt werden können. Bei Letzterem handelt es sich um die digitale Variante, die von Vox selbst entwickelt wurde. Mit einem kleinen Kippschalter lassen sich die Kanäle händisch schalten, natürlich geht das auch per Fußschalter, der aber leider nicht zum Lieferumfang gehört und zusätzlich erstanden werden muss. Ist der Bright Channel aktiviert, wird dies durch eine grüne LED angezeigt, Girth zeigt seinen Status in Rot. Erwähnen sollte ich noch zwei weitere Kippschalter. Dabei handelt es sich zum einen um “Thick“, der nur auf den Bright-Kanal zugreift, dort den EQ deaktiviert und einen Gain-Schub bewirkt. Dieser lässt sich übrigens auch mit dem VFS2A-Fußschalter von Vox neben der Kanalumschaltung fernbedienen. Der Dark Switch wirkt wiederum auf beide Kanäle und senkt die Höhen insgesamt ab, was eine weitere Klangfarbe ermöglichen soll. Die beiden Kippschalter an der linken Seite stehen in alter Röhrentradition als Power- und Standby-Schalter bereit und aktivieren den Verstärker bzw. versetzen ihn in den Bereitschaftsmodus.
Und da es sich bei unserem Testkandidaten tatsächlich um einen Vollröhren-Verstärker handelt, kommt natürlich auch die Frage nach der Röhrenbestückung auf. Drei 12 AX7 arbeiten in der Vorstufe, zwei EL84 sorgen für die Verstärkung, also eine klassische Vox-Bestückung, die sich so auch im AC30 findet. Bei der Lautsprecherbestückung haben die Briten ebenfalls zum altbewährten Celestion G12M Greenback gegriffen, wie er beim großen Bruder verbaut ist. Ein Blick auf die Rückseite zeigt eine schmale Öffnung, die den Blick auf den Speaker freigibt, und ein Anschlusspaneel, das diese Nische nach oben zurückgesetzt und auf dem Kopf stehend abschließt. Will oder muss man dort tätig werden, geht das nur mit gekipptem Amp, was auf der meist mager beleuchteten Bühne unter Umständen einige Akrobatik und auf jeden Fall eine Taschenlampe oder im Notfall ein Feuerzeug erfordert. Ansonsten sind die Send- und Return-Buchsen des Einschleifwegs, die Lautsprecheranschlüsse – es lassen sich zusätzlich noch eine 8 oder zwei 16 Boxen betreiben – und der Netzanschluss lediglich zu ertasten. Für einen stabilen Stand sorgen vier Gummifüße, und insgesamt kann man dem Verstärker eine tadellose Verarbeitung bescheinigen. Auch wenn fernöstliche Hersteller oft diversen Vorurteilen ausgesetzt sind: Bei unserem Testkandidaten wurde ganze Arbeit geleistet! Alles sitzt passgenau, Schlampereien oder Ungenauigkeiten wie fehlerhafte Verklebungen etc. sucht man hier vergebens.