Praxis
Vox verspricht, dass der NT15C1-Cl in der Lage sei, eine breite Palette an Sounds abzudecken, eine Aussage, die wir nicht unkommentiert übernehmen wollen. Für das erste Soundbeispiel habe ich den Speaker ganz klassisch mit einem SM 57 abgenommen, mit einem Tube Tech Preamp verstärkt und das Signal mit einem Avid HD i/o in den Rechner gewandelt.
Wie immer geht es mit dem Clean-Kanal los. Als Gitarre kommt eine Strat zum Einsatz, der Hals-PU ist aktiviert.
Der Combo bietet einen warmen, unauffälligen Cleansound, dem er keinen allzu persönlichen Stempel aufdrückt. Auch arbeitet der Hall relativ verdeckt, was ich aber sehr positiv finde, denn so lässt er sich recht feinfühlig regeln und verleiht dem Signal einfach nur etwas Tiefe.
Ich aktiviere jetzt den Thick-Schalter.
Auch hier ist die Strat mit Hals-Pickup im Einsatz und langsam kommt Leben ins Spiel. Der Sound wird antrittsschneller, das Mittenbild verändert sich und es wird insgesamt etwas rauer. Mal hören, was passiert, wenn ich den Gainregler voll aufdrehe.
Oha! Da kommt ja richtig Freude auf! Das nenne ich mal einen frechen, typisch britischen Blues-Sound. Das Ganze zeigt viel Charakter und deutet an, dass der Verstärker tatsächlich in vielen verschiedenen Situationen einsetzbar ist. Ich bin begeistert! Vielleicht erscheint der Sound im ersten Moment etwas dünn und quäkig, aber sicher ist, dass er einem Titel seinen Stempel aufdrücken kann und sich außerdem hervorragend durchsetzt. Toll!
Den Dark-Schalter der Master-Abteilung hatte ich im Clean-Kanal aktiviert, aber keinen wirklichen Unterschied ausmachen können, daher jetzt der zweite Versuch im Girth-Channel, den die gute alte Les Paul absolviert. Ich spiele das Riff zwei Mal, einmal mit dem Hals- und dann mit dem Steg-Pickup. Der Gainregler befindet sich auf zwölf Uhr, also genau in der Mitte.
Für dich ausgesucht
Der Amp macht genau da weiter, wo er beim Bright Channel mit maximalem Gain aufgehört hat. Allerdings besitzt der Sound jetzt insgesamt mehr Bässe und die Frequenzen sind “vollständiger“, sprich, der Sound wird voller. Heraus kommt ein Vintage-Crunchsound, der Anhänger klassischer Rocksongs begeistern dürfte.
Ich erhöhe jetzt den Zerrgrad, drehe den Gainregler auf ca. drei Uhr und verwende wieder den Steg-Humbucker der Les Paul.
Wie erwartet, verdichtet sich der Sound, aber die eigene Note bleibt erhalten. Hier lässt sich wunderbar heraushören, was gute Röhrenamps mit dem Anschlag machen. Ein “Nöck“ addiert sich und lässt Attacks förmlich nach vorne schnellen. Und jetzt das Ganze noch einmal mit aktiviertem Dark-Schalter.
Der Klang färbt sich tatsächlich dunkler, was sicherlich durch das veränderte Mittenbild zustandekommt. Insgesamt erhält das Klangbild mehr Cojones und passt so besser zu klassischem Hardrock, der typische Sound beim Anschlag bleibt zum Glück erhalten.
Abschließend noch ein kleines Solo mit voll aufgedrehtem Gainregler.
Der Vox Night Train NT15C1-Classic bietet mit diesem Setting einen guten, dichten Rocksound, der nicht einfach alles zubrät, sondern Luft zum Atmen lässt – absolut wichtig für authentische, klassische Rocksoli. Der Ton steht lange und bietet genug Spielraum, der es erlaubt, feinfühlig Nuancen aus dem Instrument herauszukitzeln. Insgesamt erzeugt der Combo eine satte Lautstärke, die für einen normalen Clubgig oder eine Probe vollkommen ausreicht, aber auch leise klingt er ganz hervorragend!
Die Klangregelung ist nicht besonders aufregend, sie greift eher sachte ins Klanggeschehen ein, und der Grundsound als solcher bleibt immer bestehen. Entweder man mag ihn oder eben nicht, daran ändert der EQ nicht besonders viel.