Das Vox NT15H-G2 Topteil und der Vox NT15C1 Combo im bonedo-Test – Die Vox Night Train Modellreihe bietet eine Reihe unterschiedlicher Modelle, unter anderem auch den großen Bruder unserer beiden Testkandidaten, den Night Train 50H-G2. Während die Endstufe des 50 Watt-Boliden von EL34 Endstufenröhren angetrieben wird, sind bei unseren Probanden EL84 Glaskolben im Einsatz. Eine Tatsache, die besonders die Freunde der AC-Serie ansprechen wird, und dort besonders die des AC15. Der Amp, der als Vorgänger des legendären AC30 schon 1958 das Licht der Welt erblickte, ist wie sein berühmter Nachkömmling bis heute mit genau dieser Röhrenvariante bestückt, zwei Verstärker, die für ihre ausgeglichene Endstufensättigung bekannt sind.
Im heutigen Test haben wir mit dem NT15H-G2 und der Combovariante NT15C1 gleich zwei Kandidaten in der Mangel, die zeigen sollen, ob man tatsächlich eine klangliche Verwandtschaft zum Klassiker aus den 50ern ausmachen kann.
Details
Konzept
Die Verstärkerteile der beiden Testamps sind im Grunde identisch aufgebaut. Der NT15C1 hat im Gegensatz zum Topteil ein hölzernes Combogehäuse und ist mit einem 12“ Celestion G12M Greenback Speaker bestückt. Wegen des von hinten zugänglichen Bedienpaneels sind hier die Regler spiegelverkehrt angebracht, ihre Wirkungsweise ist aber gleich. Wie bereits erwähnt, kommen hier zwei EL 84 Endstufenröhren zum Einsatz, und obwohl beide Amps im Class A/B-Betrieb arbeiten, kommen die beiden Testkandidaten in der Disziplin der Endstufensättigung bei hohen Lautstärken dem klassischen Vox-Ideal näher als ihr großer Bruder, der Night Train 50H-G2. Aber dazu später mehr. Die Amps sind mit zwei Kanälen ausgestattet, die sich eine gemeinsame Klangregelung teilen.
Das Topteil
7,2 Kilo bedeuten, dass wir es hier mit einem recht handlichen Topteil zu tun haben. Das Chassis besteht aus einem zweiteiligen schwarzen Vollmetallgehäuse und die Haube mit Rautenlochungen gewährt einen Blick auf die Röhren, den Trafo und den Ausgangsübertrager. Mit dem an der Oberseite verschraubten Handgriff lässt sich der Amp bequem und sicher tragen. Festen Stand erhält er durch vier Hartgummifüße, die ihn vor dem allmählichen Verrutschen auf einer Lautsprecherbox schützen.
Der Combo
Der Combo wiegt knapp 17 Kilo und ist superkompakt konstruiert. Dabei ist er so bemessen, das gerade genug Platz für die Unterbringung des 12 Zoll Celestion Greenback Speakers und des Verstärkerteils bleibt. Mit seinem Äußeren, das an ein Röhrenradio aus den 50er Jahren erinnert, passt der NT15C1 bequem auf jeden Beifahrersitz. Das schwarze Gehäuse und der schwarze Vox-Lautsprecherbespannstoff verleihen dem Combo im farblichen Zusammenspiel mit den cremefarbenen Lüftungsgittern, dem Tragegriff und den Chickenhead-Potis einen edlen Vintage-Touch. Rückseitig ist das Gehäuse nicht komplett geschlossen, die Anschlüsse erreicht man von unten, sie befinden sich an der Bodenplatte.
Das Frontpaneel
Die Reise des Gitarrensignals beginnt beim Topteil auf der linken, beim Combo auf der rechten Seite, wobei die Bedienelemente bei beiden Ausführungen identisch sind. Gleich neben der Eingangsbuchse befindet sich der Gainregler des Bright-Kanals. Diesen Bereich als reinen Cleankanal zu bezeichnen, würde dem Amp nicht gerecht werden. Zusammen mit dem Mastervolume-Poti kann man hier bereits sehr gut abrocken. Für mehr Gain hat Vox dem Bright-Kanal eine Thick-Option in Form eines kleinen Zweiwege-Kippschalters hinzugefügt. Er ermöglicht bereits hier einen klassischen Rock/Blues-Sound, ohne dass man einen Booster oder Overdrive anschließen müsste.
Anschlüsse auf der Rückseite
Hinten geht es eher gesittet zu, und das ohne besondere Extras. Der Effekteinschleifweg besteht aus jeweils einer Send- und einer Returnbuchse. Da er seriell ausgelegt ist, verlangt er nach guten Effektgeräten, um die Dynamik des Amps zu erhalten. Mit dem optional erhältlichen VFS2A-Fußschalter kann man zwischen den unterschiedlichen Modi und den beiden Kanälen hin- und herschalten.
Drei Lautsprecherbuchsen erlauben den Anschluss unterschiedlicher 8 bzw. 16 Ohm Lautsprecher. Das Verstärkerteil darf, wie üblicherweise jeder andere Röhrenverstärker, nie ohne angeschlossenen Lautsprecher oder einen entsprechenden Lastwiderstand betrieben werden. Ich kann auf eigene leidvolle Erfahrung zurückgreifen, weil ich mein Marshalltopteil vor ein paar Jahren auf diese Art und Weise innerhalb von wenigen Minuten zur Strecke brachte.
Zu guter Letzt bleibt noch der Netzkabelanschluss und ein merkwürdiger kleiner Schalter mit der Bezeichnung „ECO“ zu erwähnen. Dabei handelt es sich um eine Ausschaltautomatik, die den Verstärker deaktiviert, wenn über einen Zeitraum von zwei Stunden kein Eingangssignal anliegt. Ich habe zwar noch nie vergessen, meinen Amp auszuschalten, bevor ich in Urlaub gefahren bin, aber es gibt nichts, was es nicht gibt. Falls allerdings ein Brummen oder Feedback anliegt, schaltet sich der Amp nicht aus.
Guenter aus E sagt:
#1 - 05.02.2014 um 15:22 Uhr
Danke für das Review!Wie verträgt sich den der Amp mit vorgeschalteten Pedalen?Und wie gut ist der FX Loop z.B. in Bezug auf Pegeltreue, Rauschverhalten, Signaltreue/Klangverfärbung)?
Robby Mildenberger sagt:
#2 - 08.02.2014 um 21:48 Uhr
Hallo Günter aus E,
Ich gehe davon aus, dass es dir um Booster- und Verzerrerpedale geht. Grundsätzlich hat mir der Amp am besten ohne Booster und Verzerrer aller Art gefallen. Wenn überhaupt, dann würde ich nur den Bright Kanal mit Pedalen verwenden. Vor dem Girth Kanal würde ich persönlich außer einem Wah Wah kein zusätzliches Pedal anschließen. Der Bright Kanal reagiert wie ein puristischer Röhrenamp und kommt mit Overdrive- und Fuzzpedalen gut klar. Sehr gut funktionieren auch Boosterpedale, wie der Fulltone Fat Boost und der Sex Drive von Durham.In den Einschleifweg habe ich meinen Eventide Timefactor gehangen und keine Klangeinbußen festgestellt. Bei einem seriellen Einschleifweg ist die Qualität des verwendeten Effektgerätes ausschlaggebend. Gute Geräte gibt es von Eventide, TC Electronic, Digitech, Lexicon...usw.Gruß Robby