Praxis
Wichtig: Zum besseren Verständnis der Audio-Beispiele noch ein Wort zu den beiden Schaltmöglichkeiten der Pickups. Diese werden vom Hersteller Lead- und Clean-Mode genannt. Ich habe diese Bezeichnung bei den Hörbeispielen übernommen. Lasst euch nicht irritieren, wenn auf einmal der Clean-Mode verzerrt klingt.
Wir beginnen wie immer mit der harmlosen Abteilung, den Cleansounds. Hier werden wir zuerst die sechs verschiedenen Grundsounds, die man mit dem CoAxe-Pickups erzeugen kann, unter die Lupe nehmen. Der Halspickup erzeugt in der Lead-Einstellung des Modus-Schalters einen runden Ton mit warmen Bässen, aber auch noch ausreichend Höhen, um nicht muffig und matt zu klingen. Im Clean-Mode klingt er einen Hauch brillanter, verliert aber nur gering an Pegel, anders als man es bei Humbucker-Split-Sounds sonst gewohnt ist.
Am Steg wird es dann wesentlich brillanter, die Bässe sind stark reduziert. Die Lead-Einstellung klingt kraftvoll und scharf, bei der Clean-Schaltung wird der Ton etwas weicher und die Höhen kommen seidiger aus den Speakern.
Die goldene Mitte erhält man bei der Wahl beider Pickups. Hier gibt es einen schönen Zwischenpositions-Sound, in der Lead-Einstellung etwas kraftvoller in Richtung Les Paul, im Clean-Mode eher in die schlanke Tele-Richtung. Allerdings immer noch mit einem eigenen Charakter, keine bloße Kopie eines Originals.
Den Clean-Mode mit beiden Pickups kann man hervorragend für attackreiche Rhythmus-Sounds im Clean-Bereich einsetzen. Die Ansprache der Gitarre ist auch angenehm direkt und die Bässe kommen extrem knackig rüber. Ganz egal, ob man sich mit dem Bassbereich oder bei Akkorden mit den hohen Saiten beschäftigt, in dieser Einstellung eignet sie sich hervorragend für Funk-Grooves aller Art.
Für dich ausgesucht
Bei gleicher Amp-Einstellung kann man mit dem Hals-Pickup im Lead-Mode und etwas zurückgedrehtem Tonregler das Gegenteil erzeugen, einen weichen Jazz-Sound mit viel Bassvolumen. Was hier schon extrem positiv auffällt, wenn man noch einmal in Ruhe beide Beispiele vergleicht, ist die sehr starke Tonwiedergabe und Klangvielfalt, die nie ihren eigenen Charakter verliert. Der Pickup gibt das dynamische Spektrum sehr gut wieder, leise Töne kommen auch als solche am Amp an. Damit hat man ein gutes Werkzeug an der Hand, das die eigenen Spielnuancen sehr gut an den Verstärker überträgt.
Nachdem die Cleansounds überzeugen konnten, werden wir uns jetzt den etwas schmutzigeren Klängen widmen. Der Marshall Plexi wartet schon ungeduldig und mit einer leicht verzerrten Einstellung am Amp kommt aus der Vox-Gitarre folgender Sound, zuerst mit dem Hals-, dann mit dem Steg-Pickup gespielt (Lead-Mode).
Da gibt es klanglich nichts zu meckern, auch bei diesen Sounds wird die gute Tonübertragung hörbar. Das kann zwar manchmal fatal werden, denn auch alle Unsauberkeiten beim Greifen oder Anschlagen werden weitergeleitet, aber es erhöht auch den Spannungs- und Spaß-Faktor. Etwas gewöhnungsbedürftig für mich ist die Position des Pickup-Wahlschalters. Ich weiß, ich bin jetzt extrem pingelig, aber es ist mir gerade beim schnellen Wechsel auf den anderen Pickup aufgefallen, dass es etwas umständlich ist, über den Volume-Regler zuzugreifen und schnell umzuschalten. Aber man hat sich sicher schnell daran gewöhnt und wenn nicht, muss man sich eben etwas Zeit zum Umschalten nehmen.
Die Ausgangsleistung der Pickups ist sehr gut, man kann einen Verstärker damit auf jeden Fall zum Schwitzen bringen. Wenn er dann noch eine gute Dynamik aufzuweisen hat, ist die SSC-33 die ideale Partnerin. Beim nächsten Beispiel habe ich zuerst nur sehr leicht angeschlagen (Sound fast clean) und dann hart (verzerrter Sound). Das funktioniert erstklassig, man kann die Verzerrung mit dem Anschlag steuern.
Auch mit dem Volume-Regler lässt sich die Verzerrung am Amp extrem gut steuern. Hier ist wirklich alles sehr gut aufeinander abgestimmt. Beim Herunterdrehen geht die Zerrung leicht zurück, die Lautstärke bleibt aber noch ausreichend stark, sodass kein drastischer Pegeleinbruch zu verzeichnen ist. Damit lässt es sich extrem gut arbeiten und den Verzerrungsgrad von der Gitarre aus steuern. Beim nächsten Beispiel habe ich das Volume-Poti zuerst auf 4, dann auf 10 und zum Abschluss wieder zurück auf 4 gestellt. Dabei gefällt mir ausnehmend gut, dass man das Herunterdrehen des Potis beim ausklingenden Akkord überhaupt nicht bemerkt – sehr effektiv, aber total unauffällig.
Eine leichte Schwachstelle ist bei den Hi-Gain-Sounds zu verzeichnen. Diese werden bei stärkeren Verzerrungsgraden im Höhenbereich etwas kratzig, schmatzige Lead Sounds sind nicht die stärkste Disziplin der Vox SSC-33. Ihr hört zuerst den Halspickup, dann den Steg-Tonabnehmer, beide im Lead-Mode.
Für den Einsatz in Metal-Gefilden würde ich das Instrument auch nicht unbedingt als erste Wahl nehmen. Hier klingt es bei Mid Scoop-Sounds etwas kraftlos, die Pickups erzeugen für diesen Zweck nicht genügend Power. Aber ich finde das nicht weiter schlimm, denn warum sollte man von einem Instrument wirklich alles erwarten können? Mir ist eine Gitarre mit Charakter, die ihren klar definierten Aufgabenbereich sehr gut erledigt, wesentlich lieber als ein Chamäleon, das zwar alles bedienen kann, aber keinen Charakter hat. Bisher ist mir auch noch keine Gitarre in die Finger gekommen, die alle Aufgabenbereiche und Stilistiken bravourös gemeistert hätte.
Der Wirkungsgrad des Tone-Potis erweist sich als sehr gut. Hier werden Frequenzen ab ca. 2,5 kHz sanft abgesenkt, wodurch sich warme Klangfarben in linearen Abstufungen erzeugen lassen. Ihr hört beim nächsten Beispiel die vier verschiedenen Extrem-Einstellungen bei einem verzerrten Sound, die einen Überblick über Klangbreite geben:
1. Hals Pickup (Lead-Mode) – Tone auf ´0´
2. Hals Pickup (Lead-Mode) – Tone auf ´10´
3. Steg Pickup (Lead-Mode) – Tone auf ´0´
4. Steg Pickup (Lead-Mode) – Tone auf ´10´