PRAXIS
Der TB18C1 ist mit einem Kanal ausgestattet und besitzt als “moderne” Features im Grunde genommen nur den Einschleifweg und, weil er digital erzeugt wird, auch den Reverb. Er klingt geradeaus und absolut ehrlich und erweist sich schon ab dem ersten Ton als ein Werkzeug für den puristisch angehauchten Saitenquäler. Im Umkehrschluss sind Amps dieser Art auch recht gnadenlos – man sollte sein Instrument also einigermaßen beherrschen, denn sie fördern nicht nur die spielerische Raffinesse ihres Benutzers zutage, sondern auch jede seiner Unzulänglichkeiten. Zu Hause offenbart der Amp einen wohldosierten Klang, dem es im Grunde genommen an nichts fehlt.
Im cleanen Bereich orientiert man sich ja gerne an Fenderamps, unter denen besonders der Twin Reverb dafür bekannt ist, im Obertonbereich ganz schön zu nerven, wenn man nicht vorsichtig genug mit dem Trebleregler umgeht.
Das Problem kennt der TB18C1 nicht, auch mit komplett aufgedrehtem Poti bleiben die schneidenden Höhen aus. Mir persönlich könnte der Amp sogar eine Spur mehr Biss haben, aber das ist reine Geschmackssache – muffig klingt der TB18C1 in keinem Fall. Die Potis der Klangregelung beeinflussen sich gegenseitig und man muss schon eine Weile herumprobieren, bis man seinen Sound gefunden hat.
Der Amp macht eine besonders gute Figur bei klassischen Rocksounds, die hier allerdings eher nach Southern Rock schmecken und nicht wie bei vielen anderen in Richtung AC/DC- oder Van Halen gehen. Dieses Soundideal ist zwar alles andere als typisch britisch – was der Name Vox ja eigentlich vermuten lässt – aber der klanglichen Erweiterung des Vox-Sortimentes tut dies meiner Meinung nach sehr gut. Dank des sehr effektiven Volume (Gain)-Reglers lassen sich schon bei Zimmerlautstärke wirklich schöne Rocksounds in allen Abstufungen einstellen, ohne letztlich bei einem Metallbrett zu enden.
Dreht man den Amp weiter auf, klingt das Ganze immer homogener, weil die Endstufe zu leben beginnt. Mit 18 Watt befindet man sich in einer Zwischenwelt von Übungsamp und Proberaumcombo. Die Hersteller werben zwar gerne mit der schnellen und natürlichen Endstufenzerre, was ja auch irgendwie stimmt. Was aber, wenn man die gar nicht will und den Amp ohne Kompression einfach nur clean genießen möchte? Je nach Probelautstärke bekommt man das mit einem 18-Watt-Amp gar nicht hin und die Endstufe ist ständig am Limit, auch wenn der Amp im Wohnzimmer einen gewaltigen Lärm produzieren kann.
Neben dem heimischen Üben und dem Proben mit einer gezähmten Band kann ich mir den Amp, gerade wegen seiner schnellen Endstufensättigung bei relativ kleinen Lautstärken, auch für Aufnahmesessions im Tonstudio gut vorstellen. Soundlich bietet er wirklich gute Qualitäten und eine sehr vielseitige, aber eigene Charakteristik. Einzig mit dem “Dark”-Regler kann ich persönlich nichts anfangen, mit ihm wird mir der Sound einfach zu höhenarm und undefiniert.
Bernie sagt:
#1 - 07.02.2015 um 23:38 Uhr
Wahrscheinlich einer der am meisten unterschätzten Amps. Für die VOX Traditionalisten ist er zu amerikanisch und für die Fender Fraktion zu britisch. Ich bin ausnahmslos begeistert. Ein toller Amp, der auch leise bzw. mit moderater Lautstärke gut klingt und harmonische Zerrungen produziert. Für Hi Gain braucht's Pedale, mit denen sich der Bruno bestens verträgt.